Coffee Shop
Hi, I'm still alive (sadly) :D
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„Love is in the air and it smells like coffee."
Gelangweilt stand Lance hinter dem Tresen des kleinen Coffee Shops. Die Welle der morgendlichen Kunden, die hauptsächlich aus gestressten Businessmännern und übermüdeten Studenten bestand, hatte sich gelichtet und lediglich eine ältere Dame, die in Ruhe ihre Zeitung las und ihren Latte Macchiato trank, befand sich in dem kleinen Geschäft. Sogar Allura, Lance' Chefin, war außer Haus um einige Einkäufe zu machen und der Braunhaarige war sich sicher, dass er noch nie in seinem Leben so gelangweilt war. Uninteressiert ließ der gebürtige Kubaner seinen Blick durch den Raum schweifen. Im ganzen Geschäft verteilt standen graue Holztische, auf denen Allura kleine Pflanzen als Deko platziert hatte. Auf der von Lance aus gesehenen linken Seite zog sich eine lange Fensterfront durch den Shop, die den Blick auf die Straße und die vorbeilaufenden Menschen freigab. Einige der Tische waren entlang dieser Fensterfront angereiht und der Raum wurde mit warmem Sonnenlicht geflutet. Auf der gegenüber liegenden Seite des Tresens war eine Backsteinwand, an der an einem schwarzen Metallgitter hunderte von Pflanzen hingen und dem Shop etwas frisches, idyllisches verpassten. Ebenfalls hinten an der Wand, jedoch in der rechten Ecke, befand sich ein dunkles Sofa, vor dem ein kleiner grauer Couchtisch stand und kein großer, wie im Rest des Ladens. An der kompletten rechten Wand entlang waren Bilder aufgehangen. Allura meinte, ihr Freund hätte sie ihr zur Eröffnung des Shops damals geschenkt und Lance musste zugeben, dass der Mann Talent besaß. Die Bilder waren wunderschön, zeigten meistens die raue Natur und wie so oft fragte sich Lance, wie es wäre, jetzt dort im Grünen zu stehen und nicht hier, mitten in der Großstadt, in dem kleinen Coffee Shop.
Unterbrochen wurden die Gedanken des Blauäugigen durch das Klingeln der Eingangstür und überrascht schoss Lance' Blick zu der Person, die soeben den Laden betreten hatte. Und -wow- wenn Lance eben meinte, dass die Bilder wunderschön waren, dann war der Typ noch viel schöner als alle Bilder zusammen. Der Fremde hatte rabenschwarzes, leicht lockiges Haar, dass ihm halb über die Augen fiel. Seine Augen waren sturmgrau und zogen den Braunhaarigen fast in ihren Bann. Der Mann war groß, nicht viel größer als Lance, aber groß. Seine langen Beine wurden umrahmt von einer schwarzen Skinny Jeans, die an den Knien ausgefranste Löcher hatte. Sein Shirt war vorne in die Hose gesteckt und wenn der Blauäugige sich richtig entsinnte, war es von einer Band namens ‚My Chemical Romance'. Über dem Shirt trug der Fremde eine schwarze Lederjacke und seinen Rucksack hatte er sich locker über die Schulter geschwungen.
Als der Typ dann vor Lance am Tresen stand und ihn leicht verwirrt anschaute, kam der gebürtige Kubaner endlich aus seiner Trance und fragte mit leicht brüchiger Stimme: „Willkommen im Voltron, was möchten Sie bestellen?" Dazu rang sich Lance ein freundliches Lächeln ab, während er sich innerlich über seine Stimme ärgerte. Er war kein Teenager mehr, warum benahm er sich dann so schüchtern? Denn wenn Lance etwas war, dann sicher nicht schüchtern. Besonders nicht in der Gegenwart von hübschen Mädchen oder gutaussehenden Typen.
„Ich hätte gerne einen Cappuccino", riss die tiefe rauchige Stimme des Schwarzhaarigen Lance dann wieder aus seinen Gedanken und -fuck- wenn man sich in eine Stimme verlieben konnte, dann hatte der Braunhaarige das soeben getan. „Verstanden, Sie können sich schon einmal einen Platz suchen, Sir. Ich bringe Ihnen ihre Bestellung dann.", gab Lance erneut lächelnd zurück und sah zu, wie der Fremde sich an den hintersten Tisch an die Fensterfront setzte und seinen Laptop auspackte. Ohne den Blick von dem neuen Kunden abwenden zu können, machte der Blauäugige sich daran, den Cappuccino fertig zu stellen. Nur wenige Minuten später trat Lance hinter dem Tresen hervor und lief durch den kleinen Shop auf den Grauäugigen zu. Vorsichtig, um ja nicht zu verschütten, stellte er die Tasse neben dem Laptop auf dem Tisch ab. „Bitte sehr, Sir." „Danke!", erwiderte der Größere und ein Schauer lief Lance' Rücken hinab, als er die tiefe Stimme jetzt noch viel klarer vernahm.
Mit einem letzten Blick auf den Fremden und seinen Laptop lief der gebürtige Kubaner wieder an seinen Platz zurück und atmete dort erst einmal all die Luft aus, die er unwissentlichen gehalten hatte. Dann vielen ihm die vielen Sticker auf dem Laptop auf, die er soeben entdeckt hatte und er fragte sich, ob sie wohl alle von Bands stammten oder von anderen Dingen, an denen der Schwarzhaarige vielleicht interessiert sein könnte. Bevor er allerdings weiter darüber nachdenken konnte, rief die ältere Dame nach ihm, weil sie bestellen wollte. So verließ der Blauäugige erneut seinen Platz hinter dem Tresen, verabschiedete die alte Dame, brachte das dreckige Geschirr weg und wischte den Tisch sauber.
Danach vergingen einige Stunden, in der hin und wieder ein Kunde vorbeikam und etwas zum Mitnehmen bestellte, aber die meiste Zeit waren Lance und der Fremde allein in dem kleinen Shop. Erst, als zur Mittagszeit die nächste Welle an Kunden anrollte, ging der Grauäugige und ließ Lance durch das rege Treiben im Geschäft keine Chance, sich wirklich zu verabschieden.
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Einige Tage später stand Lance neben Allura hinter dem Tresen und übte Muster in den Milchschaum des Kaffees zu gießen. Die Weißhaarige erzählte ihm über den Film, den sie am Wochenende mit Freunden im Kino gesehen hatte und zeigte ihm nebenbei das neue Blumenmuster, dass sie sich ausgedacht hatte. Ihm Café war es relativ ruhig, obwohl ein Pärchen und eine Gruppe Jugendlicher an den grauen Holztischen saßen. Draußen kämpfte sich die Sonne immer wieder ihren Weg hinter den Wolken durch und der Berufsverkehr hatte gerade nachgelassen. Der Tag schien recht unspektakulär zu werden, dass war es zumindest, was Lance bis zu diesem Moment gedacht hatte. Doch dann klingelte die Glocke an der Eingangstür und kündigte einen neuen Besucher an.
In der Annahme, es wäre niemand besonderes, sah der Braunhaarige nicht von seinem Kaffee auf, sondern konzentrierte sich weiterhin auf das Muster. Erst, als er eine nur allzu bekannte rauchige Stimme hörte, zuckte er zusammen und verschüttete fast die Milch in seiner Hand. Lance' Blick schoss nach oben und, tatsächlich, dort stand der wunderschöne Fremde und unterhielt sich mit Allura. Der gebürtige Kubaner beäugte das Ganze misstrauisch, hörte mit an, wie der Schwarzhaarige etwas bestellte und sah dann zu, wie er sich an denselben Tisch wie vor ein paar Tagen setzte. Immer noch unfähig seinen Blick abzuwenden, starrte Lance dem Typen hinterher.
„-nce? Lance? Hallo?", holte ihn dann Alluras Stimme zurück in die Gegenwart und ertappt schoss der Blick des Blauäugigen zu seiner weißhaarigen Freundin. „Sorry-", murmelte Lance leise. „Was war den das eben? Du hättest fast die Milch verschüttet!" „Ich weiß, tut mir leid, tut mir leid! Es ist nur, der Typ da, also, das ist der von dem ich dir erzählt habe.", meinte der Jüngere verlegen. „Was?! Echt?", fragte Allura ungläubig, „Das ist ja krass! Aber du hattest Recht, er ist wirklich verdammt heiß." Lance spürte ein leichtes Stechen in seiner Brust bei den Worten seiner besten Freundin. Eifersucht? Aber warum? Allura hatte lediglich gesagt, dass der Typ gut aussah und das konnte ja nun wirklich jeder sehen. Zudem war es ja nicht so, als hätte Lance irgendetwas am Laufen mit ihm, er kannte ja nicht einmal seinen Namen. Er hatte also nun wirklich keinen Grund dazu, eifersüchtig zu sein. Und dennoch verspürte der Braunhaarige dieses beklemmende Gefühl in sich.
„Ja, das ist er.", erwiderte Lance, „Ich hatte um ehrlich zu sein auch nicht damit gerechnet, ihn je wieder zu sehen." „Naja, anscheinend wollte das Schicksal es gut mit dir.", meinte die Ältere grinsend und sah zwischen ihm und dem Fremden hin und her. „Jetzt musst du aber auch etwas unternehmen! Ansonsten ist er wieder weg und du siehst ihn tatsächlich nie wieder." „Bist du dir sicher? Ich kenne ihn doch gar nicht. Ich weiß weder seinen Namen, noch sein Alter und vor allem weiß ich nicht, ob er wenigstens teilweise vom anderen Ufer ist.", sagte der Kubaner und sah zweifelnd über den Tresen hinweg. „Ach komm, was kann schon Schlimmes passieren? Im schlimmsten Fall sagt er halt nein, na und? Dann ist das eben so und du musst nach dem nächsten Leckerbissen Ausschau halten." „Ich weiß nicht, Lu. Ich bin immer noch nicht überzeugt davon." „Aber irgendetwas musst du machen! Er muss sich wenigstens an dich erinnern können." „Hmm...", war das Einzige, was der Braunhaarige ihr noch zweifelnd entgegnete, bevor ein neuer Kunde das Gespräch der beiden unterbrach.
Nachdenklich starrte der Blauäugige auf die Tasse mit dem zerstörten Muster, die vor ihm auf der Arbeitsplatte stand und dann auf den kleinen Zettel mit der Bestellung des mysteriösen Fremden und plötzlich kam Lance eine Idee. Ohne groß weiter darüber nachzudenken bereitete er den Cappuccino vor und zeichnete ein kleines Herz in den Milchschaum des Getränks. Zufrieden mit seiner Arbeit schnappte er sich die Tasse und kam hinter dem Tresen vor. Mit schnellen Schritten lief der gebürtige Kubaner auf den Grauäugigen zu und stellte die Tasse nervös neben dem Laptop ab, den der Fremde auch heute wieder mit dabeihatte. Ohne auf irgendeine Reaktion seines Gegenübers zu warten, flüchtete Lance wieder hinter den Tresen und vermied dann für den Rest der Zeit so gut es ging den Augenkontakt mit dem Größeren.
Erst, als Allura ihn leicht von der Seite anstupste und ihm zu flüsterte, dass der Fremde wohl langsam bezahlen wollen würde, sprang Lance über seinen Schatten und ging auf den Schwarzhaarigen zu. „Entschuldigung, Sir. Kann ich Ihnen noch etwas bringen oder wollen Sie bezahlen?", fragte der Kubaner und bemühte sich dabei um eine feste Stimme und ein nettes Lächeln. „Ich würde in der Tat gerne bezahlen." Lance sog den tiefen Klang seiner Stimme fast schon auf und teilte dem Fremden dann den Preis seiner Bestellung mit. Während der Grauäugige sein Geld raussuchte, checkte ihn Lance erneut ab und zu seinem Erstaunen fiel ihm auf, dass der Mann tatsächlich einen Mullet hatte. Etwas, was ihm beim letzten Mal überhaupt nicht aufgefallen war. „So, müsste passend sein.", sagte der Schwarzhaarige und Lance beugte sich leicht runter, um die Münzen vom Tisch aufzusammeln und die leere Tasse mitzunehmen. Als er sich jedoch wieder aufrichten wollte, umfasste der Fremde sanft, aber bestimmt seinen Unterarm und hielt den jungen Barista zurück.
„Übrigens mochte ich den Cappuccino sehr, Süßer. Mein Name ist Keith, erfahre ich vielleicht auch deinen?" Der Blauäugige spürte, wie seine Wangen warm wurden und sich die Röte auf seiner gebräunten Haut breit machte. Der Fremde -Keith- hatte ein neckendes Lächeln auf den Lippen und in seiner Stimme lag ein fast schon zärtlicher Unterton. „L-Lance. Mein Name ist Lance.", stotterte der gebürtige Kubaner peinlich berührt. „Na dann, danke, Lance.", meinte der Grauäugige, schenkte dem Kleineren noch ein umwerfendes Lächeln und ließ den Arm des Baristas wieder los. Dieser richtete sich schnell auf, räusperte sich peinlich berührt und murmelte ein: „Kein Problem!", bevor er mit dem Geld und der Tasse wieder hinter den Tresen verschwand und Keith dabei zusah, wie er seine Sachen einpackte und mit einem selbstsicheren Grinsen den Shop verließ. Erst dann viel dem Braunhaarigen auf, wie schnell sein Herz schlug und er seufzte schwer, während er die Glastür anstarrte, durch die der Größere soeben verschwunden war. Lance wünschte sich, er würde umdrehen und wieder zurückkommen.
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Seitdem war es zur Gewohnheit geworden, dass Keith die ersten drei Tage der Woche am Vormittag in dem Coffee Shop saß und an seinem Laptop arbeitete, während er am Donnerstag und Freitag immer nur am Nachmittag kam. Wie Lance mittlerweile erfahren hatte, war Keith Student (was auch der Grund für seine Besuchszeiten war, da der Schwarzhaarige Vormittags- und Nachmittagslesungen hatte), lebte in einer eigenen Wohnung -jedoch direkt neben seinem Halbbruder und dessen Verlobten- und war tatsächlich vom anderen Ufer. Natürlich war das nicht das Einzige was der Braunhaarige in den letzten Wochen über Keith erfahren hatte. Die beiden hatten schon stundenlange Gespräche geführt, wenn der Shop mal wieder nicht so voll war und der Blauäugige würde sagen, dass er und der Größere mittlerweile so etwas wie Freunde waren.
Wenn Lance ehrlich war, freute er sich, seit dem Keith den Laden besuchte, viel mehr auf die Arbeit als zuvor. Es war einfach immer wieder schön, sich mit dem Schwarzhaarigen über Alles und Nichts zu unterhalten, ihm beim Lernen zuzusehen und -auch, wenn Lance es ungern zugab- seine vielen Flirtversuche zu ertragen. Versteht den Kubaner nicht falsch. Er liebt es, wenn Keith dieses breite Grinsen auf den Lippen hatte und dem Kleineren sagt, wie gut er heute doch aussehe. Doch für Lance, der all sein Leben lang immer der Selbstbewusste, der, der flirtet war, war das alles neu.
Dieses Kribbeln in seinem Bauch, wenn er an den Grauäugigen dachte, die Röte, die sich auf seinen Wangen breit machte, wenn Keith ihn wieder bei einem der vielen Spitznamen nannte und das Bedürfnis, dem Anderen unbedingt zu gefallen. All das war so neu. Lance würde auch nicht sagen, dass er noch nie verliebt war, aber die Sache mit Keith? Das war etwas ganz Anderes, als alles zuvor. Der Barista hatte das Gefühl, dass das Ganze viel tiefer ging. Und dabei war er sich sogar sicher, dass er noch nicht einmal vollständig verliebt war. Ja, er würde es sogar eher als eine Art verknallt ansehen und die Realisation, dass die Gefühle noch so viel stärker werden könnten, machte ihm fast schon ein wenig Angst. Das Gefühl, dass ihm eine Person so viel bedeuten könnte, machte ihm Angst.
Und so war der Braunhaarige direkt besorgt, als Keith diesen Morgen das Café betrat und lediglich ein leises ‚Wie immer' murmelte, bevor er sich an seinen Tisch setzte und zu arbeiten begann. Das eben noch breite Lächeln auf den Lippen des gebürtigen Kubaners fiel und das Stechen in seinem Herzen, als der Schwarzhaarige ihn nicht einmal ansah, war so unerträglich, dass Lance auf der Stelle hätte anfangen können zu weinen. Doch der Blauäugige war kein kleines Kind mehr und so straffte er die Schultern und machte sich daran, die ausstehenden Bestellungen fertigzustellen. Seine Gedanken allerdings kreisten weiter um den Grauäugigen und was wohl passiert sein musste. Hatte Keith nur einen schlechten Tag? War etwas in der Uni geschehen? Hatte er sich mit seinem Bruder gestritten oder war vielleicht sogar jemand gestorben? Jede einzelne dieser Möglichkeiten raste durch Lance' Kopf und verzweifelt suchte der Barista nach einer Möglichkeit, den Anderen wieder etwas fröhlicher zu stimmen. Wenn Keith ihm nur wenigstens einmal dieses umwerfende Lächeln schenken könnte, was Lance jedes Mal zum Schmelzen brachte, dann wüsste er wenigstens, dass es nichts allzu Schlimmes ist.
Und dann kam dem gebürtigen Kubaner ihre erste richtige Interaktion von vor ein paar Wochen in den Sinn. Es hatte einmal geklappt, um die Aufmerksamkeit des Studenten zu erhalten, dann würde es sicherlich auch noch ein zweites Mal klappen, nicht? In der Hoffnung, dass seine Annahme stimmte bereitete Lance den Cappuccino vor, nahm sich die Kanne mit der Milch zur Hand und schrieb mit beeindruckender Präzision ‚Smile :)' auf die Oberfläche des Getränks. Dann nahm er die Tasse extra vorsichtig hoch und trug sie zu Keith's Tisch. Wie gewohnt stellte er sie neben dem Laptop ab, drehte sich dann wieder zum Gehen und streichelte dem Größeren einmal aufmunternd über den Rücken. Danach sammelte er vom Nachbartisch das dreckige Geschirr ein und begab sich wieder an seinen Arbeitsplatz. Während er dort das Geschirr spülte beobachtete er den Schwarzhaarigen genau, welcher noch keinen einzigen Blick auf seinen Kaffee geworfen hatte, zu vertieft in was auch immer er dort auf seinem Laptop laß.
Enttäuscht wollte der Blauäugige schon seinen Blick abwenden, als Keith doch noch zu der beigefarbenen Tasse griff, um einen Schluck des heißen Getränks zu nehmen. Für einen kurzen Moment hatte Lance Angst, der Andere würde nicht auf den Cappuccino achten und das Muster einfach zerstören, doch zu seinem Glück schaute der Student noch rechtzeitig nach unten, bevor etwas geschehen hätte können. Der Schwarzhaarige realisierte fast schon in Zeitlupe, was dort auf dem Kaffee stand und dass dieses Mal überhaupt etwas auf dem Kaffee stand, anstelle des üblichen Herzes. Einen Moment dauerte es, bevor Keith dann von seiner Tasse aufsah und sich sein und Lance' Blick kreuzten. Zum Erstaunen des Baristas bildete sich dann tatsächlich ein liebevolles Lächeln auf den Lippen des Grauäugigen, welches Lance nur zu gern erwiederte. Danach wand der Größere sich wieder seinem Laptop zu, das Lächeln auf seinen Lippen jedoch blieb.
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Lance war mies drauf. Nein, stopp, das war noch eine riesige Untertreibung. Der Braunhaarige hätte am liebsten die Tasse genommen, die er gerade abtrocknete und sie gegen die nächste Wand geschmissen. Heute Morgen war er aufgestanden und musste feststellen, dass seine Waschmaschine kaputt war, auf dem Weg zur Arbeit hatte es angefangen zu schütten und natürlich hatte der Kubaner keinen Regenschirm dabei, auf der Arbeit dann, war ihm die Bestellung eines Kunden runtergefallen und er hatte nicht nur die Scherben der Tasse aufsammeln, sondern auch den Boden wischen müssen. Und um das Alles noch zu toppen, hatte er kaum geschlafen und wollte einfach nur wieder in sein Bett. Zusammengefasst war heute also wirklich nicht Lance Tag. Dementsprechend hatte der Blauäugige nicht einmal mitbekommen, dass ein neuer Kunde den Shop betreten hatte, bis er eine vertraute tiefe Stimme wahrnahm.
„Schlechter Tag, Cutie?" „Hm?", Lance schaute erschrocken von seiner Tasse auf und erblickte Keith, „Oh, ja, kann man so sagen." „Das tut mir leid." „Ach, schon okay. Du kannst ja nichts dafür. Also, so wie immer?" „Ja, so wie immer.", bestätigte der Schwarzhaarige und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Der Barista dagegen machte sich direkt an die Arbeit und brachte dem Grauäugigen kurz darauf seine Bestellung. Keith hätte am liebsten mit Lance geredet, darüber, was passiert war und über irgendwelche belanglosen Dinge, die den anderen auf andere Gedanken brachten, doch eine große Gruppe Menschen die das Geschäft betraten machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Lance, der daraufhin alle Hände voll zu tun hatte, weil er heute mal wieder alleine im Shop war, kam also erst recht nicht dazu, sich mit dem Größeren zu unterhalten. Leicht frustriert seufzte der Student und nippte an seinem Cappuccino.
Über die letzten Monate hinweg waren er und Lance gute Freunde geworden. Der Barista war immer gut gelaunt, brachte die schlechtesten Witze (über die Keith dennoch lachte, einfach, weil sie von Lance kamen) und es gab wahrscheinlich niemanden auf der ganzen Welt, mit dem der Schwarzhaarige so ungezwungen reden konnte, wie mit dem Blauäugigen. Zudem war Lance womöglich die schönste Person, die Keith je gesehen hatte. Seine braunen Haare lagen immer wild durcheinander, obwohl der Kubaner sich stark darum bemühte, dass sie genau das nicht taten. Seine blauen Augen schienen so tief wie der Ozean und manchmal hatte Keith das Gefühl, er könnte in ihnen ertrinken. Der Barista war nicht unbedingt klein, aber kleiner als Keith und so musste er immer leicht zu dem Grauäugigen aufschauen. Und hatte Keith sein Lächeln vergessen? Denn -verdammt- wenn der Braunhaarige vor ihm auf einem Stuhl saß, die Nachmittagssonne auf seine gebräunte Haut schien, die kleinen Sommersprossen auf seiner Haut sichtbar wurden und sich seine plumpen Lippen zu diesem breiten, einzigartigen Lächeln verzogen hatte Keith tatsächlich das Gefühl, er wäre diesem Gott vor sich unwürdig.
Und die Aktion von vor ein paar Wochen? Als es Keith war, der einen schlechten Tag hatte und Lance ihn innerhalb von wenigen Minuten so viel besser gemacht hatte? Ja, der Größere hatte keine Ahnung, wie er so jemanden wie Lance überhaupt verdient hatte. Noch nie zuvor hatte jemand so etwas für ihn getan und er wollte sich revanchieren. Er wollte den Blauäugigen unbedingt ebenfalls besser fühlen lassen. Nicht nur heute. Er wollte, dass der Andere an jedem restlichen Tag seines Lebens glücklich ist. Er wollte derjenige sein, der dafür sorgte. Er wollte an Lance Seite sein, für heute, morgen und für immer. Und er wollte, dass Lance das weiß.
Das war es, was ihn auf die perfekte Idee brachte, wir er den Tag des Baristas doch noch etwas verschönern konnte. Oder zumindest hoffte er, dass dies der Fall sein würde. Mit einem letzten großen Schluck leerte er also seine Kaffee Tasse und schnappte sich dann einen kleinen Zettel aus seinem Rucksack. Mit einem Kugelschreiber schrieb der Schwarzhaarige dann seine kleine Botschaft nieder und klemmte sie unter die leere Tasse. Danach packte er sein Zeug zusammen und verließ den gut besuchten Coffee Shop. Im Wissen, dass Lance sein Gehen noch nicht bemerkt hatte, aber auch im Wissen, dass ihr Wiedersehen nicht allzu lang dauern würde.
Der Braunhaarige dagegen war tatsächlich noch mit all den anderen Kunden beschäftigt, die auf den Freitagnachmittag im Laden ein und aus gingen. Erst gute zehn Minuten später kam etwas Ruhe in den kleinen Raum und Lance hatte Zeit durchzuatmen. Gestresst und müde suchte er das Café nach vertrauten schwarzen Locken ab, wurde jedoch nicht fündig. Verwirrt lief der Blauäugige auf den Stammplatz des Studenten zu und musste mit erschrecken feststellen, dass dieser bereits gegangen war. Lediglich seine leere Tasse und das passende Geld lagen auf dem grauen Holztisch und Lance' Laune sank mit einem Mal noch ein Stück weiter.
Enttäuscht hob der gebürtige Kubaner also die beigefarbene Tasse an, nur um unter ihr einen kleinen gefalteten Zettel zu finden. Neugierig stellte er das Geschirr wieder bei Seite und nahm das Stück Papier zur Hand. Vorsichtig faltete er es auseinander und erkannte sofort Keith's Schrift auf dem Zettel. Schnell überflog er die Zeilen, nur um danach den Zettel auf den Tisch fallen zu lassen und sich erschrocken die Hände vor den Mund zu schlagen. Gerade so konnte der Braunhaarige sich noch ein hohes Quietschen verdrücken, dann schloss er die Augen und atmete tief durch. Ein breites Grinsen schlich sich auf seine Lippen und mit einem Mal schien der Tag doch noch gut zu werden. So wie viele weitere hoffentlich.
„Hey Lance, ich wollte mich noch einmal dafür bedanken, dass du mich neulich aufgemuntert hast. Allerdings kann ich dich ebenfallsnicht traurig sehen, Sweetheart. Deswegen warte doch bitte nach Schichtende draußen vor dem Shop auf mich, okay? Ich würde dich gerne auf ein Date ausführen ;)
Und jetzt sei nicht mehr traurig, sondern lächle, Cutie! Bis später, dein Keith."
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Well, after half a year here's something again :D
Had a really really bad phase a few months ago, that's why I didn't uploaded. It was better for a while, now it's getting worse again, but oh well, that's just how it is-
Der OneShot hier hat sich auf jeden Fall fast wie von selbst geschrieben, in..3 Stunden? Ja, ich denke das kommt hin.
Ich hoffe er gefällt euch!
(Ich hoffe auch, dass das hier überhaupt noch irgendwer ließt lmao)
Stay safe, guys <3
Ps: Wattpad verhaut mir immer meine Formatierung, also sorry, wenn irgendwo Fehler drinnen sind, die ich nicht gefunden habe.
- 3669 Wörter
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