Kapitel 9 - Wahrheit oder Pflicht

"Endlich!", rief Sirius, als er als Erster aus McGonagalls Büro hüpfte. "Eine Woche lang jeden Abend bei McGonagall rumzugammeln war echt nichts, was ich gern wiederholen würde."

James, der die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ, lachte herzlich auf. "Das sagst du jedes Mal!" Remus kicherte. "Ach ja, wann musste ich denn jemals zuvor nachsitzen? Ich bin der reinste Engel!", entrüstete sich Tatze und stemmte die Hände in die Hüften, die Augen groß wie Quaffel. "Jaja, pass mal lieber auf, dass dir dein Heiligenschein nicht auf den Kopf fällt!", bemerkte ich grinsend.

Just in diesem Moment miaute etwas direkt über uns und eine Millisekunde später landete Mrs Norris mit einem lauten 'Rumms!' auf Sirius' heißgeliebten Haaren. Dieser ging zu Boden und versuchte, kreischend wie ein Mädchen, die Katze aus seiner 'perfekten Frisur', wie er immer sagte, zu bekommen. Doch Mrs Norris fauchte nur und verhedderte sich mit ihrer wilden Strampelei noch mehr.

Während dieses (zugegebenermaßen sehr lustigen) Schauspiels, lugte hinter den ringenden Kreaturen Marlenes vom Lachen verzerrte Gesicht um die Ecke. "Merlin, ich dachte ihr wärt McGonagall!", brachte sie zwischen zwei Lachanfällen hervor und hielt sich den Bauch. "Mrs Norris war eigentlich für sie bestimmt. Aber so ist es auch ganz lustig.", stellte sie fest und kam näher zu uns.

Sirius kämpfte noch immer verzweifelt mit Filchs Katze, doch er machte es im Grunde nur noch schlimmer. "Wie Hund und Katz.", bemerkte James und erntete dafür Lacher von allen außer Marlene und natürlich Sirius.

Meine beste Freundin sah ein wenig verwirrt drein und Remus warf James einen warnenden Blick zu, der Marlene zum Glück entging. James allerdings auch, denn er war eifrig dabei, Sirius auszulachen.

"Tatze, du besitzt einen Zauberstab, warum benutzt du ihn nicht?", fragte er grinsend und bekam dafür von Sirius einen ganzen Haufen Beleidigungen an den Kopf geworfen.

Schließlich befreite ihn sein bester Freund doch noch, aber James musste auf die harte Tour lernen, dass der Aufrufezauber dafür nicht sonderlich geeignet war. Jetzt hatte Krone Mrs Norris im Gesicht, die ihm einen Kratzer an der Wange verpasste und dann so schnell wie möglich maunzend die Flucht ergriff.

"Bei Merlins Unterhose, so ein Biest!", fluchte James und sah der Katze verärgert nach. "Du hast gut reden, Krone, du Kameradenschwein!", murrte Sirius, dessen Haare, vermutlich zum ersten Mal in seinem Leben, aussahen wie ein Vogelnest.

"Oh Merlin, Tatze, du siehst aus wie 'ne Vogelscheuche!", kicherte Peter und hielt sich die Hand vor den Mund um nicht laut loszulachen. "Warte, was?", kreischte Sirius und rannte zur nächsten Toilette.

Ein Schrei erfüllte den gesamten Korridor, kurz nachdem Tatze den Raum betreten hatte. "Heilige Scheiße, ich seh aus wie James!", kam es gedämpft aus dem Klo. "Hey, nimm das sofort zurück!" James stürmte in die Toilette und schien Sirius zu bedrohen. "Okay, ich geb's zu, meine Frisur ist momentan noch schlimmer als deine. Und jetzt nimm den Zauberstab weg und hol mir was vom Haargel deines Vaters,", verlangte Sirius, "mich kriegst du hier so nicht raus."

Nach der knurrenden Drohung Sirius' James in ein Murmeltier zu verwandeln (er war definitiv dazu imstande), tat er wie geheißen und holte etwas vom Haarzaubertrank seines Vaters Fleamont, der allein durch dieses Haargel zu Reichtum gelangt war.

Nach einer weiteren halben Stunde, in der keiner außer James die Toilette betreten durfte und Marlene und ich bei jedem Gedanken an den Katzenangriff wie zwei durchgeknallte Walrosse auf dem Boden nach Luft schnappten, weil uns die beim Lachen einfach ausgegangen war, sah Tatzes Haar wieder aus wie immer: Glänzend und perfekt. Er grinste, als er aus dem Klo trat. "Ich würde sagen, ich bin wieder der bestaussehendste Junge der Schule. Auch wenn ich selbst mit Katzenangrifffrisur natürlich weit über dem Durchschnitt lag.", sagte Sirius selbstgefällig und sah aus wie diese Tussi Dorcas Meadowes, als er seine Fingernägel ganz genau betrachtete.

"Vielleicht über dem Durchschnitt bei Vogelscheuchen, mein Lieber.", meinte Remus und lachte in sich hinein, während die 'Vogelscheuche' ihn gespielt (oder doch nicht?) beleidigt ansah.

Abends saßen wir, das heißt, Sirius, James, Remus, Peter, Marlene und ich, noch bis spät in die Nacht im Gemeinschaftsraum, quatschten und tranken von James besorgen Feuerwhiskey. Dieser war, milde formuliert, hackedicht, und diese Beschreibung kam von Sirius Black, der selbst nicht im Entferntesten mehr nüchtern war.

Marlene hatte sich ebenfalls ziemlich abgeschossen und lag mittlerweile kichernd mit dem Kopf auf meinem Schoß.

Ich hatte mich zwar zurückgehalten, war aber trotzdem mehr als nur leicht angeheitert und mein Bruder war nach dem ersten Glas Whiskey auf dem Teppich vor dem Kamin eingeschlafen.

Remus war, für seine Verhältnisse, ziemlich betrunken, trotzdem aber noch der Nüchternste von uns allen. Er war auch derjenige gewesen, der gemeint hatte, mit 16 bereits so viel zu trinken, wäre keine gute Idee, er hatte seine Prinzipien jedoch ziemlich schnell in den Wind geschossen.

Ganz anders Lily, die so circa um elf bei uns vorbei schaute, um zu sehen, wo ich und Marlene blieben. James hatte ihr ein Glas Feuerwhiskey angeboten, doch sie hatte es mit einem 'Wenn du deine wenigen Gehirnzellen mit sowas töten willst, bitte sehr, aber ich trinke keinen Schluck von diesem Zeug!' abgelehnt. Geblieben war sie trotzdem, mit der Begründung, sie wolle nicht allein mit den schlafenden anderen Fünftklässlerinnen dort oben hocken. Versteh einer dieses Mädchen, geht jeden Tag James Potter geflissentlich aus dem Weg und jetzt das.

Nun saßen wir vor den Kaminen, einige Meter vom fest schlafenden Peter entfernt, und spielten 'Wahrheit oder Pflicht'. "Krone, Wahrheit oder Pflicht?", fragte Sirius mit einem Blick, der nichts Gutes verhieß. "Pflicht natürlich!", rief James und Sirius rieb sich erwartungsvoll die Hände.

"Alsoooo... Küss Lily." Ich drehte meinen Kopf so schnell zu besagtem Rotschopf, dass ich mir, glaube ich, einen Halswirbel brach. Lily saß da wie vom Donner gerührt und sah abwechselnd Sirius und James ungläubig an.

"Was...? Niemals! Keine Chance!", stotterte sie und schüttelte wild den Kopf. Doch ehe sie weitere Einwände bringen konnte, war James schon breit grinsend aufgestanden und hatte sich neben sie gesetzt. Lily rückte demonstrativ ein Stück von ihm weg. "Tja, so geht das Spiel, Lily! Du hast dich drauf eingelassen, als du dich zu uns gesetzt hast, jetzt musst du's ausbaden!" Sirius zuckte lächelnd mit den Schultern und zwinkerte seinem besten Freund zu.

Stöhnend verdrehte Lily die Augen. "Also gut. Aber nur EIN Kuss und der bedeutet rein gar nichts, klar, Potter?" James' Grinsen wurde breiter. "Mit Zunge?", fragte er an Sirius gewandt und Lily neben ihm schnappte entsetzt nach Luft. "Klar.", antwortete Sirius knapp.

Wir alle hielten die Luft an, als Lilys und James' Köpfe einander zuwandten und ihre Lippen sich sanft berührten. Der Kuss dauerte gut dreißig Sekunden, während denen Marlene, die nun wieder kerzengerade neben mir saß, verzückt fiepte. Als die beiden sich lösten, pfiff Sirius und Lily, die furchtbar rot geworden war, rückte zwei Handbreit von James weg.

"Wie gesagt, keinerlei Bedeutung, Potter. Ich mag dich immer noch nicht.", fauchte sie, als sie James' grinsendes Gesicht erblickte.

So, ich habe mich mal dazu durchringen können, etwas unter dieses Kapitel zu schreiben. Sonderlich viel fällt mir an dieser Stelle gar nicht ein, außer dass ich hoffe, dass euch die Geschichte bisher gefallen hat. Ich werde nicht regelmäßig schreiben, Schule und so, aber ich sehe zu, dass jede Woche mindestens ein Kapitel kommt.
Alles Liebe,
siriuslybarkingmad

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