Kapitel 2 - Kissenschlacht
SIRIUS' POV
Erschöpft ließ ich mich auf ihr Bett fallen. James stellte sich vor mich und grinste mich breit an. "Was?", fragte ich und zog eine Augenbraue hoch. "Du magst sie.", stellte James feixend fest. "Wen?" "Na Hailey natürlich! Du hast die Augen kaum von ihr lassen können, gib's doch zu!" Mein bester Freund setzte sich auf sein Himmelbett und entledigte sich gelassen seiner Schuhe. Er hatte schon Recht, Hailey war einfach atemberaubend. Sie war so wunderschön, hatte eine unglaubliche Ausstrahlung und war trotzdem intelligent und witzig. Sie war kein Prinzesschen in dem Sinne, auch wenn sie in mancher Hinsicht einen Hang zur Überdramatisierung hatte, und hatte es faustdick hinter den Ohren. Ich hatte noch nie jemanden getroffen, der mir so ähnlich war. Und im Nu hatte sie das geschafft, was vor ihr noch nie ein Mädchen geschafft hatte: Ich war an ihr interessiert. Und damit meinte ich richtig interessiert, nicht nur für ein paar Stunden oder Tage, nein, ich hatte mich ein wenig in sie verguckt. Aber ob meine Gefühle nur freundschaftlich oder romantisch waren, das musste ich erst noch herausfinden. "Okay, ich gebe zu, ich mag sie. Sie ist... Wow. Einfach wow.", gestand ich. James grinste wie ein Honigkuchenpferd. "Sie ist dir sehr ähnlich.", bemerkte er und sprach damit aus, was ich mir vorher schon gedacht hatte. "Sie hat eine große Klappe, macht gelegentlich aus einer Mücke einen Elefanten, sieht extrem gut aus und ist eine Herzensbrecherin.", fuhr James fort und ich musste unwillkürlich grinsen. "Du hast gerade indirekt gesagt, dass ich extrem gut aussehe.", stellte ich zufrieden fest. "Ich habe auch indirekt gesagt, dass du eine Schlampe bist.", erwiderte James und bekam dafür mein Kissen an den Kopf. Es entwickelte sich eine riesige Kissenschlacht, an der auch Peter und Remus teilnahmen, und ich war gerade dabei, James mit Peters rotem Plüschkissen zu erdrosseln, als die Tür aufsprang. Herein kam eine verdutzte Hailey, schon im Schlafanzug und verwuschelten Haaren. Sie begann zu grinsen.
HAILEYS POV
Als ich die Tür öffnete, konnte ich zunächst meinen Augen nicht trauen. Ich dachte, dass nur Mädchen Kissenschlachten machten. Doch wie sehr man sich doch irren konnte. "Peter, hast du zufällig meine Zahnbürste eingesteckt?", fragte ich meinen Bruder, der sich die Hände vor Remus grausamen Plüschangriff schützend vor das Gesicht hielt. Er nickte und rannte zu seinem Koffer, noch immer mit erhobenen Händen, doch das wäre gar nicht nötig gewesen. Die Schlacht war beendet. "Hi, Hailey!", kam es von Sirius und James beinahe gleichzeitig. Die beiden sahen sich kurz an und gaben sich dann ein High-Five. "Wenn es niemanden stört, dann ziehe ich mich mal um, ja?", sagte Sirius und zog sich sein T-shirt über den Kopf. Er war ziemlich muskulös, er hatte erzählt, dass er Treiber in der Quiddichmannschaft von Gryffindor war. Sirius zog die Augenbrauen hoch. "Gefällt dir, was du siehst?" Doch anstatt rot zu werden, antwortete ich einfach. "Ja." Sirius sah mich kurz erstaunt an, lachte dann aber. "Dann bist du jetzt dran.", forderte er. Ich lachte schallend. "Das hättest du wohl gern." Sirius grinste. "Ja.", wiederholte er meine Worte. Er war mir wirklich sehr ähnlich. Er wurde nicht rot und sprach aus, was er dachte. Es war verrückt, als wären wir irgendwie seelenverwandt. Dabei glaubte ich eigentlich nicht an solche kitschigen Dinge wie Seelenverwandtschaft. Ich verwarf diesen Gedanken schnell wieder. "Ich glaube Peter wäre damit nicht wirklich einverstanden, Sirius." Er lächelte leicht und kam einen Schritt auf mich zu. "In diesem Fall wäre mir das total egal." Doch in diesem Moment kam besagter Peter herein, in der Hand meine Zahnbürste, und sah mich und Sirius mit aufgerissenen Augen an. Erst jetzt fiel mir auf, wie dicht wir beieinander standen. Sirius war über anderthalb Köpfe größer als ich, wie mir nun auffiel. Ich konnte die Struktur seiner Haut erkennen, so wenig Platz war zwischen uns. Doch Peter zog mich an der einen Hand ein Stück von Sirius weg und drückte mir die Zahnbürste in die Hand. "Gute Nacht, Hailey.", sagte mein Bruder und seine Freunde taten es ihm gleich. Ein wenig verwirrt wünschte auch ich eine gute Nacht, drehte ich mich um und ging durch die Tür aus dem Jungenschlafsaal hinaus.
SIRIUS' POV
"Was war das denn eben?", fragte Peter aufgebracht und sah mich vorwurfsvoll, beinahe wütend an. "Was denn?", stellte ich eine Gegenfrage, doch ich hatte kaum zu Ende gesprochen, da hatte Peter schon wieder angefangen zu reden. "Du flirtest mit Hailey? Sirius! Erstens ist sie meine Schwester!" "Hey, du sagtest, sie hätte oft was mit irgendwelchen Jungs. Weshalb machst du deshalb jetzt so einen Aufstand?", fragte ich Peter verständnislos. "Weil...weil sie, zweitens, noch nie richtig... Sie hat noch nie mehr getan, als diese Jungs zu küssen, verstehst du? Aber sie genießt es, unsere Eltern auf die Palme zu bringen, deshalb tut sie so, als ob sie eine richtige Sch...ulmatratze wäre. Und du... Ich kenne dich Sirius.", erklärte Peter. Er war ganz rot angelaufen, teils aus Wut, teils aufgrund der Heikelkeit des Themas. Er war schon immer ein wenig verklemmt gewesen. Ich überlegte kurz. Er dachte so von mir, wie es die meisten taten. Ein Aufreißer, der sich Mädchen für eine Nacht sucht. Doch auch in diesem Punkt waren einige Ähnlichkeiten von Hailey und mir zu erkennen. "Bei mir ist es dasselbe.", sagte ich und starrte in die Leere. "Was?" Peter sah mich verwirrt an. "Ich hab noch nie... Du weißt schon." Sein Gesichtsausdruck änderte sich zuerst zu überrascht, dann zu verärgert. Nun war es an mir, verwundert dreinzublicken. Doch die Situation wurde recht schnell von James aufgeklärt, der Peter seine Hand hinstreckte, damit dieser ein paar Silbersickel hinein legen konnte. "Ihr habt gewettet?", fragte ich James empört. "Jup. Ich hab gesagt, dass du noch nie aufs Ganze gegangen bist, Peter hat dagegen gehalten.", erklärte mein bester Freund lässig und verstaute das Geld in seiner Sparsocke. Er hatte diesen selbstgefälligen Gesichtsausdruck aufgesetzt, der mich dazu veranlasste, den Spieß umzudrehen. "Ich hätte aber die Möglichkeit dazu gehabt. Du hingegen wirst nicht mal mit dem Arsch angeguckt von deiner Lilyyyyyy!" Die letzten Worte schrie ich James förmlich entgegen, er war mit Peters lebensgroßem Teddybären auf mich zu gerannt und hatte mich damit geschlagen. Die Kissenschlacht begann von Neuem und der Vorfall war schnell vergessen.
HAILEYS POV
Als ich den Mädchenschlafsaal betrat herrschte eiserne Stille. Alle vier Mädchen sahen mich gebannt an. "Was?" Lily Evans, das Mädchen am Gryffindortisch, zu dem der Slytherin so verträumt herüber gesehen hatte und von James mehr als nur ein- oder zweimal erwähnt wurde, kam auf mich zu. "Naja... Anscheinend gab's da drüben Ärger, zumindest hat sich das so angehört. War das Peter, der da geschrien hat?", fragte Lily mich ungläubig. "Ja. Aber was ist so besonders daran? Es ist sicher nicht das erste Mal dass sie sich streiten." Ich sah sie verwirrt an. "Das nicht. Aber Peter schreit nie. Es ist wirklich erstaunlich, er ist oft verärgert oder beleidigt, aber er brüllt nie jemanden an. Er hat in den vier vergangen Schuljahren kein einziges Mal jemanden aus Wut angeschrien. Also, was ist so schlimmes passiert, was ihn hat ausflippen lassen?" Lily grinste nun schief und legte mir ihre Hand auf die Schulter. Sie schien wirklich gespannt auf die Antwort zu sein. Und sie hatte Recht, Peter schrie wirklich selten. "Er... er hat sich mit Sirius gestritten. Wegen mir.", antwortete ich nachdenklich. "Erzähl, erzähl, erzähl! Was hat Sirius gemacht?" Marlene McKinnon war ebenfalls näher zu mir getreten und bugsierte mich zu einem der Betten. Wir setzten uns und auch die anderen Mädchen gesellten sich kichernd zu uns. Und das Gekichere und Gekreische hörte auch nicht auf, als ich alles haargenau erzählt hatte.
Am nächsten Morgen kam ich eine Viertelstunde zu spät zum Zaubertrankunterricht. Ausgerechnet am ersten Schultag musste ich gleich verschlafen, Professor Slughorn würde gar nicht erfreut sein. Ich klopfte dreimal und öffnete dann die Tür. Der Zaubertranklehrer sah in der Tat nicht gerade glücklich über mein verspätetes Erscheinen aus. "Entschuldigung Professor, ich habe verschlafen.", erklärte ich leise. Slughorn nickte verständnisvoll. "Es ist dein erster Tag, nicht wahr?", fragte er und ich nickte. Er zog mir keine Punkte ab und ich setzte mich auf den Platz, den mir Peter frei gehalten hatte. Ich stellte mich als wahres Naturtalent für Zaubertränke heraus. Der Trank, den wir brauen mussten, gelang mir perfekt und zudem auch noch als eine der ersten. Nur Severus Snape und Lily waren schneller. Severus Snape - Sirius und James hatten sich während der Fahrt nach Hogwarts über ihn lustig gemacht. Ihnen zufolge war er ein ekliger Schleimbeutel, der sich dringend einmal die Haare waschen sollte. Letzteres konnte ich auf jeden Fall bezeugen. Nach Zaubertränke hatten wir Verwandlung bei Professor McGonagall. In ihrem Klassenzimmer angekommen setzte ich mich in die letzte Reihe neben Peter zu meiner Linken und Sirius zu meiner Rechten. Sie begann von vielen verschiedenen Verwandlungen zu erzählen, doch ich hörte kaum hin. Ich dachte lieber darüber nach, was ich heute gern zu Mittag essen würde. "Miss Pettigrew, da Sie ja so aufmerksam zuhören können Sie doch bestimmt die Verwandlung einer Schnecke in eine Teekanne vorführen, nicht wahr?" McGonagall sah mich streng an, doch ich verzog keine Miene. Stumm deutete ich mit meinem Zauberstab auf die Schnecke vor mir und vollführte den Zauber. Die Teekanne war aus feinstem Porzellan, hatte einen Goldrand und war über und über mit dekorativen Blumenmustern übersät. McGonagall sah mich verbüfft und beeindruckt zugleich an. Sie hatte wohl nicht erwartet, dass ich das konnte, obwohl ich offensichtlich doch kein Wort von dem gehört hatte, was sie erzählt hatte. "Nun, Miss Pettigrew, das...ist eine Glanzleistung. Zehn Punkte für Gryffindor." Ich grinste und lehnte mich in meinem Stuhl zurück während mir einige Schüler neidische Blicke zuwarfen. Ich war talentiert, besonders im Bereich Verwandlung. Sirius sah mich überrascht an. "Ich hätte nicht gedacht, dass du aufgepasst hast.", sagte er mit unverkennbarer Verwunderung in der Stimme. "Hab ich auch nicht, aber ich bin begabt in Verwandlung.", erwiderte ich lässig und verschränkte meine Arme hinter meinem Kopf. "Hmm..." Sirius schien nachzudenken und drehte sich dann zu James, um mit ihm etwas im Flüsterton zu besprechen. Als die beiden ihren Plausch beendet hatten wandte sich Sirius wieder mir zu. "Du kannst uns vielleicht helfen. Komm heute um sieben in den Gemeinschaftsraum, wir erklären dir dann alles." Sirius grinste mich an und ich nickte freudig. Diese Geheimnistuerei hatte mich neugierig gemacht und ich freute mich bereits auf heute Abend.
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