♧ The Jack Of Clubs
Etwas unsicher blieb ich vor seinem Zimmer stehen. Konnte ich wirklich einfach so in ein fremdes Zimmer eines fremdem Mannes gehen? Und dazu noch in ein Penthouse?
Kai: "Worauf wartest du?"
Rief Kai mir aus seiner Wohnung zu. Die Tür stand weit offen.
"I-Ich komme!"
Langsam betrat ich das Penthouse, wobei mich direkt ein warmes Gefühl im Eingangsflur willkommen hieß.
"So schön..."
Flüsterte ich leise, während ich still mit meinen Händen am Türrahmen klebte.
"Willst du noch lange da rumstehen?"
Nun kam Kai diesmal in mein Blickfeld und sah mich mit müden Augen an, seine Arme verschränkt. Wie immer ziemlich emotionslos.
"Nein, Entschuldigung, ich komme rein."
Sanft schloss ich die Tür und folgte Kai ins Wohnzimmer. Ich betrachtete mir jedes feinste Möbelstück gründlich. Ein sehr schönes Penthouse. Als ich wieder zu Kai guckte, lag der bereits leise schnarchend auf der Couch. Ich stand einfach nur so da. Na toll, und was jetzt?
"E-Ehm...."
Kai: "Du kannst dich da hinsetzten. Stör mich nicht. Ich bin müde."
Ich tat, wie er es mir angeboten hatte und setzte mich auf die Couch gegenüber von ihm. Alles was uns trennte war der Glastisch. Sein Gesicht war zu mir gewandt. Er hatte leichte, zarte Wimpern, seine Backen wie die eines Babies, seine Lippen voll. Es dauerte nicht lange bis ich wieder sein leises, taktvolles Atmen hören konnte. Auch wenn ich wusste, dass er mich nicht hören konnte begann ich mit ihm ein Gespräch zu führen.
"Warum bist du hier? Wie kommt es, dass ein Polizist in so einen Skandal verwickelt ist?"
Kai: "I-Ich....habe....meine...Gründe."
Meinte er zu mir, noch immer im Halbschlaf.
"Wäre es möglich, mir diese Gründe zu verraten? Benutzen Sehun & Lay ein Druckmittel gegen dich? Haben Sie die Mafia auf dich gehetzt?"
Kai: "Sehun.... und Lay...... sind gute Kerle. Sehr gute Kerle. Jeder von uns.... ist aus einem Grund hier...."
"Kai?"
Jeder hat einen Grund hier zu sein? Was hat das zu bedeuten? Und dieser Sehun soll kein schlechter Kerl sein? Das glaube ich ihm beim Leben nicht. Ich werde niemals den Moment vergessen, an dem Sehun mir befahl, mich aus zu ziehen. Seine braunen Augen, die dabei eiskalt auf mich herabsahen. Da war keinerlei Wärme zu spüren.
"Sag mir bitte, warum du hier bist. Vielleicht kann ich dir helfen?"
Auf einmal schlug er wie aus dem Nichts die Augen auf, sodass ich mich grausam erschrak. Gruselig!
Kai: "Mir helfen? Warum würdest du mir helfen wollen? Warum interessiert dich das überhaupt? Willst du es gegen mich verwenden?"
"N-Nein, aber..!"
Ich schüttelte wild meinen Kopf. Niemals würde ich so etwas tun.
"Ich habe das Gefühl rein gar nichts zu wissen. Ich weiß nicht, warum ich hier bin. Ich kenne niemanden. Warum hat man mich gekauft? Aus welchem Grund? Warum gibt es die Auktionen überhaupt? Werde ich jemals meine Familie wieder sehen? Muss ich für mein ganzes Leben lang hier bleiben? Das kann es doch nicht sein.."
Enttäuscht ließ ich meine Schultern, die zuvor angespannt waren, fallen. Unsicherheit machte sich in mir breit. Ich bekam dieses schmerzende Gefühl. Heimweh.
Kai: "Irgendwann.. irgendwann wird er dir alles erklären. Wenn er es für richtig hält. Wenn er meint, dass der Zeitpunkt perfekt ist."
Er? Meint er Sehun?
"Du meinst Sehun?"
Kai: "Ganz genau."
Konnte ich etwa ein kleines bisschen Mitleid aus ihm heraus holen? Leicht geschmeichelt und fasziniert machte sich ein Lächeln auf meinen Lippen breit.
"Ich wusste doch, dass du nett sein kannst!"
Kai: "Ich und nett?"
Erst sah er mich geschockt an. Mittlerweile begann er ebenfalls zu lächeln.
Kai: "Du bist verrückt."
"Nein wirklich! Niemand würde mit mir gescheit reden. Oder mir Hoffnung und Sicherheit geben. Aber du hast es."
Kai: "Zu kleinen Kindern kann man halt einfach nicht böse sein."
Kleine.... Kinder? Denkt er etwa ich wäre ein kleines Kind??
"Was meinst du mit kleinen Kindern?? Ich bin eine junge, erwachsene Frau! Knackig und fitter wie eine Bratwurst!"
Amüsiert begann er zu schmunzeln und legte seine rechte Hand sanft auf ein Kissen.
Kai: "Naja, ich weiß nicht. Geistlich bist du ein Kind. Wenn du Angst hast, siehst du aus wie ein Kind. Wenn du wütend bist, benimmst du dich wie ein Kind."
Will er mich etwa provozieren?
"W-was weißt du schon?! Ich bin 20 und somit erwachsen, also eine Frau!"
Stolz und entschlossen setzte ich mich aufrecht, ein selbstbewusster Blick in meinem Gesicht definiert. 'Bauch rein, Busen raus.'
Kai: "Beweis es mir."
"....!"
Lachend nahm er das Kissen auf seinen Schoß und legte seine Arme darum.
Kai: "Das war Spaß... du Kind. Ich bin nur an Frauen interessiert."
"Verdammt nochmal, ich bin eine Frau!!!"
Schnellstmöglich griff ich nach dem naheliegendsten Kissen und schmetterte es wütend auf ihn. Er jedoch fing es spielend leicht mit beiden Händen auf. Es lag wie angegossen in seinen Händen. Noch immer verschwand dieses freche Grinsen nicht aus seinem Gesicht. Stille. Nach einer Weile wurde sein Grinsen durch ein sympathisches Lächeln ersetzt.
Kai: "Ein guter Freund, mein bester Arbeitskollege kam bei einer Verfolgung auf Streife um."
Ich sagte nichts. Noch nicht. Ich hatte das Gefühl es wäre nicht richtig jetzt etwas zu sagen. Ich hörte ihm nur interessiert zu, war für ihn da.
Kai: "Dieser Bastard, dieses Arschloch, welches Kris umgebracht hatte ist irgendwo da draußen! Er partizipiert bei der schwarzen Auktion."
Das erklärt alles. Er will sich rächen. Er will seinen besten Freund rächen. Und hier würde er den Mörder finden.
Kai: "Auch wenn ich hier schon über ein Jahr sitze... ich kann nicht aufgeben! Ich werde nicht aufgeben! Nicht, wenn ich schon so nah dran bin!"
Ich habe ihn noch nie so entschlossen, wie er es jetzt gerade war, gesehen. Seine Willensstärke war eindeutig zu spüren. Ich wollte ihn unterstützen, ihm beistehen.
"Du kannst es schaffen."
Ungläubig betrachtete er mich mit seinen runden Kulleraugen an. Doch dann wendete er plötzlich seinen Blick von mir ab, ein bitteres Lächeln auf seinen Lippen.
"Du bist echt komisch."
Unsere peinliche Stille wurde von einem Pfeifen seines Handys unterbrochen. Er lehnte sich rüber und schaute auf den Display.
"Oh... die Arbeit ruft."
Verständlich erhob ich mich selbst von der Couch und bewegte meinem Mund komisch, wollte gerade etwas sagen, als mich Kai dann plötzlich unterbrach.
"Ich werde Baekhyun anrufen."
Ich nickte nur. Baekhyun also? Warum ist er eigentlich hier? Eine Berühmtheit an solch einem Ort? Hat er etwa auch seine Gründe? Tief in meinen Gedanken versunken bemerkte ich gar nicht, dass Kai die Distanz zwischen uns geschlossen hatte.
Langsam lehnte er sich über meine Schulter, flüsterte einige Worte in mein Ohr und schob mich langsam, aber spielerisch liebevoll in Richtung Ausgang.
"Also dann, man sieht sich. Du Kind~"
Mit diesem Satz und einem sanften Lächeln, klatschte er zart die Tür zu. Baff stand ich da und rührte mich für einige Sekunden nicht. Ein Seufzen kam aus mir heraus. Ich versuchte mein rasendes Herz zu beruhigen, indem ich meine Hand darüber hielt.
Nachdenklich leckte ich mir über meine Unterlippe und lehnte mich an die Tür.
"Was war das gerade?"
Fragte ich mich. Mag sein, dass Kai vielleicht gar nicht der Typ war, wie er von außen schien. Er versicherte mir in späterer Zukunft Aufklärung, was mich sehr beruhigte.
Kai. Ein leichtes Lächeln machte sich in meinem Gesicht erkennbar. Irgendwie war ich glücklich darüber diese neue Seite von ihm entdeckt zu haben. Doch diese Freude hielt nur kurz bei mir an, denn Baekhyun kam bereits mit einem genervten Gesichtsausdruck aus dem Fahrstuhl.
Uh-Oh, was ist denn mit dem los? So habe ich ihn ja noch nie gesehen. Im TV und auch in Zeitschriften wirkte er immer total freundlich, nett und lebensfroh. Deshalb ja auch der Name 'The Angelic Artist'.
Auf einmal wiederholte sich etwas was Chanyeol zuvor zu mir gesagt hatte in meinem Kopf:
'Du wirst aber noch früh genug heraus finden, dass es ganz und gar nicht der Wahrheit entspricht."
Was meinte er damit?
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"Du willst mir beweisen, dass du kein kleines Mädchen bist? Dann komm näher."
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