Kapitel 2

Zum ersten Mal in ihrem Leben war Betty froh, dieses Pelzding anzuhaben. Die Nacht war bitterkalt und windig. Auf dem lockeren Moorboden fand die Kätzin keinen Schutz, nur ein blattloser Busch schien sich auch nur annähernd als Schlafplatz zu eignen. Die ersten Zweifel begannen an ihrem anfänglichen Selbstvertrauen zu nagen als sie unter die stacheligen Zweige kroch und zum Stamm eine kleine Kuhle scharrte. Das Moos unter ihr war kalt und feucht und zu allem Überfluss begann es zu regnen. Eisige Wassertropfen rieselten durch die Äste und platschten Betty auf den Kopf. Mit den Vorderpfote zerrte die Kätzin an dem Pelzding. Im Nacken, das wusste sie, war eine Art Tasche mit Löchern. Als sie es geschafft hatte, sich den Pelz über den Kopf zu ziehen, guckten ihre großen Ohren durch die Löcher und der Pelz umramte ihr makelloses Gesicht. Das komische Ding war innen aufgeraut und flauschig, außenaber perlten die Wassertropfen ab wie auf einem Lotusblatt. Wenigstens etwas Wärme kroch durch Bettys Körper und sie wusste dieses kleine bisschen zu schätzen. So wie es die Krieger tun würden. Ein Hauskätzchen lebte im Überfluss, und das war es was Betty so sehr an diesem Leben störte. Sie wollte wild sein und frei, ohne Halsband und Besitzer. Eigene Beute fangen und Nester bauen. Denn es hatte einen Sinn, den tiefen und drängenden Sinn seinem Clan treu zu sein und sich um seine Clankameraden zu kümmern und irgendwann selbst versorgt zu werden für die Dinge die man in seinem Kriegerleben geleistet hatte, geehrt zu werden. Genau das wollte Betty und selbst wenn sie allen zukünftigen Clankameraden den Pelz sauber machen müsste, sie würde es tun.

Ein paar helle Sonnenstrahlen kitzelten Betty an der Nase. Als sie ihre grünen Augen öffnete, lachte ihr die Morgensonne entgegen. Blinzelnd, um sich an das Licht zu gewöhnen, richtete sie sich auf und streckte sich ausgiebig. Ihr Körper war ganz klamm von der kalten Nacht, ihre Glieder steif.

"Beeilung Sternengeist, ich will wieder trockene Pfoten haben. Finkenflug, leg einen Zahn zu du schleichst dahin wie eine Schnecke. Du auch Distelstern!", eine keifend klingende Katzenstimme ließ Betty aufspringen. Eine junge, schwarz-weiß gefleckte Kätzin führte einen Trupp von Katzen an, darunter eine semmelfarbene Kätzin die golden leuchtete wenn die Sonne ihren Pelz küsste, ein dunkelgrauer Kater mit schwarzen Streifen, der über die Worte der Gefleckten schmunzelte und ein hellbraun gesprenkelter Kater der am Ende der Gruppe bummelte. Da hielt die freche Kätzin abrupt an und rümpfte beim Schnuppern demonstrativ die Nase.

"Hier stinkts!", merkte sie angewidert an.

Auch die anderen Katzen fingen an zu schnuppern und folgten dem fremden Geruch.

"Da seht mal! Ein dummes Hauskätzchen innerhalb der Grenze! Soll ich es zu Mäusefutter verarbeiten?", rief die Gefleckte und sträubte ihr Fell, was sie größer wirken ließ.

"Lass mal, Leuchtpfote. Ich mach das schon.", beschwichtigte der dunkel-gestreifte und trat zu Betty. Seine Miene war undurchdringlich, wie ein Felsblock.

"Was machst du hier, in unserem Revier."

"Ich suche die Clans.", warum kiekste ihre Stimme auf einmal so? Der große Kater überragte sie um mehrere Köpfe und sein Schatten fiel bedrohlich über die Kätzin.

"Die hast du gefunden. Wir sind der WindClan. Ich bin Distelstern."

Freudig hob Betty ihre Ohren und ließ das Pelzding herunterrutschen.

"Bahh, seht mal wie hässlich die ist."

Die Kätzin, die Leuchtpfote hieß, hatte sich seitlich an Distelstern vorbeigeschlichen um einen Blick auf die fremde Kätzin werfen zu können. Die semmelfarbene Kätzin schnippte ihr mit dem Schweif ans Ohr.

"Sei nicht so unhöflich, Leuchtpfote!"

Genrvt wandte sich die Angesprochene um.

"Wenn ich doch Recht hab, Sternengeist. Sieh sie dir doch mal an, sie hat kein Fell."

"Sprich nicht so über mich, als wär ich nicht da.", Betty konnte nicht länger an sich halten und fauchte die vorlaute Kätzin an. Gleich darauf bohrte sich Leuchtpfotes gelber Blick in sie.

"Hast du was gesagt, Fuchsdreck?!", der Rücken der Schülerin formte einen Buckel, ihre Zähne glitzerten, ebenso wie ihre Krallen.

"Leuchtpfote, es reicht!", Sternengeist zog die angriffslustige Kätzin am Schweif zurück.

"Beherrsch dich oder du wirst nie eine Kriegerin.", die Stimme triefte vor Strenge und duldete keinen Widerspruch.

Ohne ein Gefühl zu zeigen, blickte Distelstern Betty an.

"Komm mit!"


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