Kapitel 15

Kirschglanz stand am Lagereingang. Auf der anderen Seite saß Bucheckernsaat, stumm und starr. Die Nacht war kalt und frostig, Kirschglanz fror. Aber etwas anderes beschäftigte sie viel zu sehr. Warum war Bucheckernsaat nicht glücklich. Seine Miene wirkte als hätte er alles verloren was ihm wichtig war. Etwas stimmte nicht mit ihm, jedes Mal wenn Kirschglanz sich ihm näherte fuhr ihr ein kalter Schauer durch das Rückgrat, als wäre Gefahr in der Nähe. Immer wieder sah die Kriegerin zu dem braun gescheckten Kater hinüber, aber Bucheckernsaat schenkte ihr keinen Blick und ignorierte sie komplett. Seufzend wandte Kirschpfote sich ab und wühlte im Schilf. Der kleine Zweibeinerpelz lag dort. Erleichtert schlüpfte die Kätzin hinein und etwas Wärme strömte durch ihren Körper. Die Sterne wurden von Wolken verdeckt, es war so kalt, dass es sicher bald Schnee geben würde. Wie auf Kommando fiel Kirschglanz in diesem Moment eine Schneeflocke auf die Nase. Diese Nacht würde noch lang werden.

Am nächsten Morgen war Kirschglanz tatsächlich eingeschneit. Um ihren Körper lag mindestens eine Pfotenlänge Schnee. Zitternd stand die Kätzin auf. Auch wenn ihr furchtbar kalt war, war sie doch froh, dass sich keine Eiskristalle bei ihr verfangen konnten. Die Morgenluft war rein, aber es drang kein Geräusch an Kirschglanz Ohren. Alles war still. Alles? Kein Fluss, der rauschte? Da stimmte etwas nicht. Vorsichtig durch den Schnee stapftend, machte die Kriegerin sich auf den Weg zum Ufer. Glitzerndes Eis erwartete sie. Als die Kätzin ihre zierliche Pfote darauf setzte, hielt das Eis stand. Begeistert trat Kirschglanz nach vorne und stand ganz auf dem so gut wie durchsichtigen Boden.

"Wuhuuuu!", jubelte sie, es war einfach lustig, wie ihre Pfoten manchmal unter ihr wegrutschten.

"Kirschglanz! Lass das, das ist gefährlich!"

Die Sphynx blickte zum Ufer, dort stand Bucheckernsaat und schien besorgt. Doch die nächsten Worte verstand sie nicht, denn unter lauten Getöse krachte unter ihr der Boden weg. Eiskaltes Wasser umgab ihren Körper. Ihr blieb die Luft weg so kalt war es. Prustend kam sie an die Oberfläche, das Wasser fühlte sich an wie Nadelstiche auf der Haut. Scharfe Eiskanten schnitten ihr in die Schulter. Sie hustete und paddelte, aber das Eiswasser machte ihre Bewegungen langsam und immer wieder schlugen Eisplatten unter Wasser gegen ihre Beine. Eine starke Strömung riss sie unter die Wasseroberfläche. Verzweifelt klammerte sie sich an einen eingefrorenen Ast, der senkrecht nach oben ging. Die Krallen ausgefahren brach sie schmerzhaft mit dem Kopf zuerst durch das Eis. Gierig schnappte sie nach Luft und klammerte sich an den Ast. Die Kälte stach durch ihre Haut bis zu den Knochen. Ihre Muskeln schmerzten als sie sich an Land zog. Sie zitterte am ganzen Körper. Vage bemerkte sie, dass Zähne ihr Nackenfell packten und sie zum Lager geschleift wurde. Im Heilerbau wurde sie in ein Nest verfrachtet und Wolkenflut schichtete Moos um sie herum. Sie bekam Honig und Brennnesseln vor die Nase gelegt und kurz darauf breitete sich eine angenehme Wärme in ihrem Körper aus. Aber da kam schon das nächste Problem. Sie musste niesen und ihre Augen begannen zu tränen.


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