18. Date
Es war Freitag und das hieß Dateabend, zumindest für Juna. Sie war die letzten 2 Tage schon mega aufgeregt, aber seit heute morgen war es besonders schlimm.
Marc hatte seit Mittwoch auch nicht mehr mit ihr geredet, wohl um das Geheimnis des Abends zu waren. Juna machte das ganze schier verrückt, aber dennoch freute sie sich wie ein Schneekönig.
"Was soll ich anziehen? Ich hab nichts zum anziehen. Oh nein Rika ich schaff das nicht." jammerte Juna jetzt schon die gefühlte letzte Stunde, denn so lange waren wir schon dabei, bzw. sie, sich fertig zu machen.
Ich ging auf sie zu und drehte ihren Körper zu mir, hielt sie an den Schultern fest und sah ihr in die Augen.
"Jetzt hör mir mal zu. Egal was du anziehen würdest, Marc fährt so oder so auf dich ab, also mach dir darum schon mal keinen Kopf mehr und versuch einfach den Abend zu genießen." sprach ich zu ihr, versuchte dabei so überzeugend wie möglich zu sein, was auch zu funktionieren schien.
"Danke." hauchte Juna mir entgegen, bevor sie sich von mir in eine Umarmung ziehen ließ.
"So und jetzt mal beiseite, ich such dir was schickes raus." lachte ich und ging an ihr vorbei zum Kleiderschrank.
—
Nach einer weiteren halben Stunde war sie dann auch endlich fertig und wir gingen zusammen zum Treffpunkt. Eigentlich wollte ich dort nicht mit auf kreuzen, um die beiden nicht zu stören, aber Juna war einfach zu aufgeregt, die hätte locker auf dem Weg umgekehrt und wäre zurück gekommen und das wollte ich vermeiden.
"So wir sind gleich da, genieß den Abend." sagte ich zu ihr und zog sie nochmals in eine Umarmung, als sie die letzten Meter zum Wintergarten entlang lief. Den Raum konnte man extra anmieten und als wir eben hier entlang gingen, wusste ich irgendwie sofort wo die beiden ihr Date hatten.
Kurz bevor Juna bei der Tür angelangt war, ging genau diese auf und ein ziemlich gestresst aus sehender Kyle kam heraus spaziert. Ich konnte einen kurzen Blick ins Innere erhaschen und es sah mehr als gemütlich dort drinnen aus. Kyle hielt Juna die Tür auf und diese ging, mit einem letzten Blick zu mir, hinein.
"Na spielst du auch seelische Unterstützung Sprosse?" lachte Kyle, als er neben mir zum stehen kam.
"Ja, so könnte man das auch sagen." stimmte ich mit ein.
"Ist Marc genauso aufgeregt?" fragte ich gleich hinterher und ein Nicken seinerseits nahm ich war, bevor er sich zum gehen wand.
"Magst du mitkommen, ich muss noch was aufräumen gehen?" fragte er mich. Ich sah ihn skeptisch an, folgte ihm aber trotzdem.
Ich hatte eh nichts zu tun.
Wir liefen nebeneinander her durch die Flure des College, bogen mal rechts und mal links ab und kamen schließlich an einem Treppenhaus an, durch das wir weiter nach oben kamen. Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung mehr wo wir uns befanden, denn in diesem Teil war ich noch nie.
Ganz oben angekommen blieben wir kurz stehen, als Kyle einen Schlüssel aus seiner Hosentasche holte und die Eisentür vor uns aufschloss.
"Dürfen wir hier überhaupt hin?" fragte ich ihn, war irgendwie besorgt das uns jemand erwischen würde.
"Keine Sorge." war das einzige was er dazu sagte, als er die Tür aufdrückte und wir an die frische Luft kamen.
Ich staunte nicht schlecht als wir auf das Dach hinaus gingen. Vor mir lagen ganz viele Kissen und Decken auf dem Boden, eine Lichterkette erstreckte sich darüber und im Hintergrund sah man die Sonne langsam am Horizont verschwinden.
"Wow. Für was ist das denn?" fragte ich erstaunt nach, sah dabei in Kyle's Richtung.
"Wir hatten an zwei Orten etwas aufgebaut, aber da es nach Regen aussah, hatte Marc sich für den Wintergarten entschieden." meinte er gelassen und setzte sich erstmal hin.
Ich tat es ihm gleich und genoss die Aussicht von hier oben.
"Ist echt schön geworden." bemerkte ich und sah ihm dabei in die Augen. Er erwiderte das ganze und ein lächeln zog sich über seine Lippen.
"Danke, war auch viel Arbeit." lachte er. Kyle wirkte kurz nachdenklich bevor er wieder zu sprechen begann.
"Wollen wir noch etwas hier sitzen bleiben und das Knabberzeug essen, was wir im Überfluss gekauft haben." fragte er mich, sah mich dabei intensiv an.
"Hm, ja gerne." sagte ich, als er mir auch schon eine Tüte reichte und wir beide zu essen und reden begannen.
—
Es wurde später und später. Wir lagen mittlerweile nebeneinander auf der Decke, sahen uns den dunklen Himmel an, der übersäht mit kleinen funkelnden Sternen war.
"Darf ich dich was fragen?" setzte ich an, drehte meinen Kopf zu ihm.
"Das tust du schon Sprosse." lächelte er, wendete den Blick jedoch nicht vom Himmelszelt ab.
Ein leises Lachen entfloh meinen Lippen, als ich weiter zu sprechen begann.
"Egal ob es in der Bibliothek war oder als wir Nachts durch die Schule gelaufen sind, deine Orientierung war immer gut. Ebenso als du mich abends beim tanzen erwischt hast, du hättest dort genauso wenig sein dürfen. Hast du keine Angst erwischt zu werden?" fragte ich ihn gerade heraus, das ganze schwebte nämlich schon länger in meinen Gedanken herum.
"Nein hab ich nicht." war das einzige was er sagte.
"Und die Orientierung, woher kommt die, wenn du doch erst so kurz hier bist." sagte ich gleich hinterher, ich wollte es einfach wissen.
Er seufzte, sagte darauf erstmal nichts mehr. Ein kurzer Blick zu ihm verriet mir, das er zu überlegen schien.
"Ich bin hier schon öfters gewesen und nicht erst seit dem ich offiziell hier her gehe. Früher als wir noch kleiner waren, waren wir oft hier nach der Schule. Wir spielten verstecken und deshalb kenne ich mich auch so gut aus. Das ganze habe ich meinem Onkel zu verdanken, denn der ist der Schulleiter hier und zu dem Marc's Vater und ja, Marc ist mein Cousin." verkündete er, sah mir jetzt zum ersten mal wieder in die Augen.
Ich staunte nicht schlecht als ich das ganze erfuhr. Mir gingen schon ganz andere Dinge durch den Kopf, warum und woher das alles kam. Ich kam sogar zu dem Entschluss das er im Dunkeln sehen konnte, aber das was er mir eben erzählte, war wenigstens eine plausible Erklärung und ich war froh darüber.
"Danke das du mir das erzählt hast." lächelte ich ihn an.
"Ich hoffe mein kleines Geheimnis ist bei dir sicher Sprosse." sagte er leise, lächelte mich ebenfalls an.
Wir sahen uns an und das erste mal versank ich regelrecht in seinen dunklen Augen. Sie waren hübsch, nein er war hübsch.
Ein Schmunzeln zog sich über seine Lippen und auch er betrachtete mich, das konnte ich sehen. Aber dieses mal war es anders, es war mir nicht unangenehm und das erste mal fühlte ich mich richtig wohl in seiner Nähe.
Ich bemerkte garnicht wie nah wir uns gekommen waren, erst als seine Finger meine Wange berührten, kam ich wieder in der Realität an. Er streichelte diese auf und ab, fuhr dabei langsam weiter und malte die Konturen meiner Lippen nach.
"Du bist so schön." flüsterte er, so das ich genau hin hören musste um das ganze zu verstehen.
Ich schloss meine Augen und genoss seine Berührung, sie hinterließen dabei ein angenehmes Prickeln auf meiner Haut.
Kurz darauf spürte ich seinen Atem an meinen Lippen und ein federleichtes Gefühl legte sich auf diese.
Sofort kribbelte mein gesamter Körper und der Druck auf meinen Lippen verstärkte sich.
Er küsste mich und diese Erkenntnis machte mich gerade wahnsinnig. Aber so schnell ich das ganze bemerkte, so schnell war das Gefühl auch schon wieder vorbei.
Ich schlug meine Augen auf und sah ihn direkt an. Er lächelte mich mal wieder an, setzte sich aber so gleich hin und begann zu reden.
"Komm wir räumen hier jetzt mal auf, es ist ja auch schon ziemlich spät." Daraufhin stand er auf und legte schon die ersten Decken und Kissen zusammen, verlor dabei kein einziges Wort über das eben Geschehene.
Ich lag immer noch auf der selben Stelle und stellte mir dabei immer wieder die selbe Frage.
War das ganze eben wirklich passiert?
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