12. Busfahrt
Die darauf folgende Nacht konnte ich nicht besonders gut schlafen. Das lag zum einen an dem Gewitter was draußen wütete und zum anderen wegen Kyle.
Mir ging einfach nicht aus dem Kopf, warum er sich an diesem Abend so gut in den ganzen Räumlichkeiten auskannte. Selbst ich verlaufe mich manchmal noch und ich bin bereits einen Monat hier. Aber Kyle kam erst vor kurzem dazu und trotzdem hatte er keine Probleme. Also entweder hatte er ein sehr gutes Gedächtnis, oder es stimmte etwas gewaltig nicht.
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Die kommende Woche war nicht wirklich ereignisreich. Außer dem normalen Alltagswahnsinn und den Kursen die wir besuchten, gab es keine besonderen Zwischenfälle.
Für das Projekt hatten wir uns bis jetzt nicht nochmal getroffen, sondern arbeiteten eher separat daran.
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Das einzige worauf ich mich richtig freute, war der heutige Ausflug. Denn es ging wie versprochen in das Meeresmuseum.
Wir standen im Moment vor den noch leeren Bussen und warteten auf die letzten Nachzügler, die anscheinend die Zeit vergessen haben.
"Steigen Sie bitte schon mal in die Busse ein, wir kontrollieren dann noch die Anwesenheit und hoffen, dass die paar Schlafmützen bald auftauchen werden." verkündete unsere Lehrerin, worauf die Schüler sich in den zwei Bussen verteilten und auch ich mir einen Platz am Fenster suchte.
Nach einer ausgiebigen Kontrolle der beiden Lehrkräfte, die uns begleiteten und den noch eingetroffenen Schülern, ging die zwei stündige Fahrt auch endlich los.
Nach ein paar Minuten Fahrt, verkündete uns Mrs. Ferrer, dass wir nach einer Stunde eine kleine Pause einlegen werden, um dann nach einer geplanten weiteren Stunde das Museum zu erreichen.
Ich steckte mir nach ihrer Ansprache meine Kopfhörer in die Ohren und lauschte dem Klang der Musik, versuchte mich zu entspannen und schloss deshalb die Augen.
Nach gut einer Stunde kamen wir an einem Rasthof an, bei dem wir uns versorgen konnten, eine Raucherpause einlegen, oder einfach die Beine vertreten konnten.
Ich ging ebenfalls, wie die meisten anderen Schüler, an die frische Luft, leerte meine Blase und holte mir ein bisschen Süßkram in dem anliegenden Kiosk.
"Na Sprosse, brauchst du Nervennahrung?" raunte mir eine bekannte tiefe Stimme ins Ohr, als ich an der Kasse stand und meine Ware bezahlen wollte. Ich erschrak ein wenig bei seiner Stimme und drehte mich zu ihm um.
"So was kann man eben immer gebrauchen." grinste ich, was er erwiderte und mich danach der Bezahlung widmete.
Mit meinen Sachen in der Hand ging ich zurück zum Bus und setzte mich sogleich wieder in diesen, da die Pause schon fast um war.
Als wir unsere Fahrt fortsetzten, dauerte es keine zehn Minuten und wir standen in einem dicken Stau.
Na super. Jetzt heißt es wohl abwarten und Tee trinken.
Nach weiteren Minuten des Wartens, in denen der Bus gefühlt eingeschlafen war, da plötzlich komplette Stille herrschte, bemerkte ich im Augenwinkel einen Schatten, der sich auf den Sitz neben mich fallen ließ.
"Hey Sprosse." flüsterte Kyle mir ins Ohr. "Hey Kyle, was gibt's?" antwortete ich ihm.
Darauf sagte er erstmal nichts mehr, sondern sah mich nur an, musterte mich regelrecht und verzog dabei nicht einmal sein Gesicht. Dass er mich so anstarrte war mir irgendwie unangenehm, deshalb ergriff ich auch gleich wieder das Wort.
"Erde an Kyle. Was willst du?" Er blinzelte einmal kurz, wie als hätte ich ihn aus einem Traum geholt, bevor er das Wort leise erhob, wahrscheinlich um niemanden aufzuwecken.
"Wir sollen nachher mit unseren Projekt Partnern im Museum zusammen laufen, damit wir besser arbeiten können, das hat mir Mrs. Ferrer vorhin erzählt. Ich dachte ich sag's dir schon mal." erklärte er mir, sah mir dabei tief in die Augen.
"Ähm ja ok." gab ich leicht überrumpelt von mir. Warum wartete er denn nicht ab, bis unsere Lehrerin das verkündete?
Daraufhin schnappte er sich einen meiner Kopfhörer und steckte sich den Stöpsel ins Ohr, signalisierte mir mit einem Kopfnicken, dass ich die Musik wieder an machen solle, was ich auch tat, verwirrt darüber, warum er mit mir zusammen hören wollte.
Ich lehnte mich in meinem Sitz zurück, ließ meinen Blick aus dem Fenster gleiten und bemerkte, das wir wieder ins Rollen kamen. Der Stau hatte sich also wieder aufgelöst.
Die restliche Fahrt verlief auch ohne Probleme und ich schloss nochmal meine Augen, um noch ein wenig zu entspannen.
Als wir kurz darauf dann endlich am Meeresmuseum ankamen, war ich auf meinem Sitzplatz alleine und hatte beide Kopfhörer wieder im Ohr. Kyle hatte sich wohl während der restliche Fahrt wieder auf seinen Platz gesetzt.
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