Laryssa - Good Game

Ahhhhhh... hallte es nervös durch Laryssas Kopf, während sie verzweifelt im Garten saß, nochmal durch die Lehrbücher kramte und mentale Zusammenfassungen im Dhimana durchschaute.

Es ist schon übermorgen...

Bei dem Gedanken durchfuhr ein kalter Schauer ihre Eingeweide. Sie konnte es nicht glauben, dass die Zwischenprüfung ihrer Ausbildung als Spionin schon anstand. Wenn sie sich geschickt anstellte, konnte sie auch schon ab nächster Woche einen Job in der Weisheitsgarde bekommen und dort weiter ausgebildet werden.

Schnell blickte sie wieder auf ein Diagramm der wichtigsten Informationsvertuschungsstrategien und wie man diese durchschaut.

"Lari!", ertönte es plötzlich und die Lernende zuckte heftig zusammen.

Das Mädchen drehte sich schnell um und erkannte ihre Kindheitsfreundin Malia, die sich spielerisch über den Zaun bückte und ihr zuwinkte. Sie war ein Mädchen kleiner Statur und ihre Haut hatte einen sehr dunklen Teint. Ihre Augen waren groß, neugierig, aber auch etwas ernst und analytisch.

Die 12-Jährige schob sich eine dunkle, gelockte Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte voller Freude.

"Lass eine Runde Elginie Arena spielen!", rief sie.

Laryssa massierte sich nervös die Schläfe und spürte wie der Zwiespalt sie innerlich zerriss.

"Das würde ich so gerne. Aber ich muss doch noch lern..."

Malia ließ sie nicht aussprechen und äußerte schnell: "Nene. Wenn du dich zu sehr stresst bringts auch nichts. Ich hab' dich doch gestern schon abgefragt und da wusstest du alles. Ich glaub' du brauchst ein wenig Ablenkung zur Entspannung."

Laryssa musterte sie nachdenklich. Sie war innerlich zu sehr aufgewühlt, um guten Gewissens eine Pause einzulegen. Aber vermutlich hatte Malia Recht.

"Na gut.", seufzte Laryssa und kratzte sich nervös am Kopf.

Malia ballte triumphierend eine Faust und sprach heiter: "Yay! Dann lass' uns gleich loslegen. Hanefi und Samira sind auch dabei, ich habe sie vorhin schon kontaktiert."

Laryssa nickte und begann sofort, ihre Gedanken mit dem Sientus an ihrem Kinsorstab zu verbinden. Sie tastete mental nach dem kleinen Gerät und drang mit einer schnellen Entschlüsselung des Zugangsportals in die virtuelle Gedankenwelt ein.

Das Mädchen navigierte die weiten den Dhimanas meisterhaft und begab sich schnell zum Portal von Elginie Arena, wo sie sich bereitwillig in ihren Account einloggte, indem sie ihre Seelenkraft scannen ließ. Dann schaute sie in die Freundesliste und sah, dass ihr Spielteam – Hanefi, Samira und Malia – bereits online waren. Laryssa wählte die Party aus und nachdem der Raum nach wenigen Millisekunden geladen hatte, standen die vier Spielerinnen endlich vereint voreinander. Es war ein Gefühl des Eintauchens, dennoch waren die Gefühle in dieser virtuellen Welt eher ähnlich einem Echo einer Erinnerung als wahre Empfindungen und Wahrnehmungen. Laryssa konnte es kaum erwarten die bald veröffentlichte neue Technologie der Traumsynchronisation auszutesten. Die Entwickler versprachen unter anderem gerade in dem Bereich des Eintauchens in die Welten eine absolut tiefe und realistische Erfahrung zu erschaffen.

Die aktuell simulierte Welt um das Mädchen herum war eine große, hell beleuchtete Halle voller verschiedener Rüstungen und Waffen. Die Möbel waren alle futuristisch ausgestattet und beinhalteten viele Technologien, die selbst für Kinsor Science-Fiction darstellten.

Hanefi saß auf einem Gerät, dass Laryssa als einen Wahrscheinlichkeiten-Manipulator kannte und lächelte ihr zu.

"Heyyyy, gut, dass du da bist!", rief sie voller Freude, "Freut mich, dass wir dich ein wenig zum Spaß zwingen können."

Sie grinste Laryssa schelmisch zu, woraufhin diese nur schüchtern zurücklächelte.

Samira, die sich eben noch mit Malia unterhalten hatte, hatte sich nun auch Laryssa zugewandt.

"Bist du bereit, ein paar Matches zu gewinnen?", sprach sie vorfreudig und in Laryssa begann nun endlich auch die Vorfreude aufzusteigen. Die Ablenkung funktionierte – sie dachte schon gar nicht mehr an die Prüfung.

Hanefi sprang schnell auf und während sie dies tat, wandelte sie sich. Ihr Körper wurde größer und breiter, bis sie etwa zweieinhalb Meter groß war. Sie hatte nun die Form einer großen, muskulösen Frau angenommen, die keinen Kopf hatte. Stattdessen trug sie ihr Gesicht auf der Brust. Es war ein Drenior, also ein menschenähnliches Wesen, namens Akephale. Soweit Laryssa wusste war es das erste Wesen, das Selat bekämpft hatte – etwas weniger als zwei Jahre zuvor.

"So, ich nehm' heute mal Po'o'ola. Und ihr?", fragte sie mit der kräftigen Stimme ihres Charakters. Dann nahm sie ihr großes goldenes Schwert vom Rücken und schwang es mit äußerst hoher Geschicklichkeit.

Malia wählte ihren Charakter als nächstes und nahm, wie jedes Mal Alangba, die Plasma-Echsen-Königin, ein Wesen von dem Laryssa nicht genau wusste, ob es tatsächlich existierte oder nur fiktiv war. Malia – als Alangba war sogar noch ein wenig größer als Po'o'ola und hatte einen dunkelolivgrünen Körper, der reflektiv leuchtete. Die Schleim-Echsen-Königin hatte schwere Knochenplatten über ihren Gelenken, Kopf und Schwanz, mit denen sie sehr gut gepanzert war. Sie streckte ihre mächtigen Klauen und ließ einen ihrer blauen Energiestrahlen aus dem Mund schießen.

Samira entschied sich für Iemanjá, die anmutige Herrscherin der Meere, eine Gestalt von der erzählt wird, dass sie die Tochter der Udensuí, Königin des Wassers selbst sei. Iemanjá war etwa ein Meter neunzig groß, hatte große dunkelblaue Augen, in denen man, wenn man zu lange hineinschaute, das Gefühl hatte, die aufgewühlten Wellen oder ein ruhiges Meer zu sehen, je nachdem in welcher Stimmung die Frau war. Sie hatte sehr dunkle Haut und ein trug ein weißes Kleid, welches wie auch ihre dunklen, gelockten Haare um sie wehten, als sei sie im Wasser.

Schließlich schauten die Freundin zu Laryssa, die noch zögerte. Sie überlegte, welchen Charakter sie am besten spielen sollte. Sie hatten schon Kräfte im Bereich Wasser und Feuer und eine Kampfspezialistin. Laryssa schaute auf ihre Charaktere und entschloss sich dann für etwas Dynamisches.

Sie spürte, wie sie kleiner wurde und ihr Körper sich veränderte, bis sie schließlich die Form eines ein Meter fünfzig großen japanischen Jungens mit Flügeln auf dem Rücken und einer sehr langen schnabelartigen Nase angenommen hatte. Dies war Torino, der Tengu Junge und er konnte sowohl fliegen, als auch Fernangriffe betätigen.

"Super!", stieß Malia aus und trat vor. Sie kümmerte sich immer um die Match Suche und war auch generell die Kapitänin der Party.

"Lass mal sehen... Vier gegen vier", murmelte sie, während sie mental die Herausforderungsliste durchsuchte. "Na sieh, das sieht interessant aus... Partyleader: Politus_der_Beste. Und auch noch auf unserer Lieblingsmap: die Höhle der tausend Schluchten. Also Mädels seid ihr bereit?"

Beim letzten Satz schaute sie auf und musterte die Mitspielerinnen in ihren Charakterformen. Alle drei nickten zustimmend und Hanefi jubelte.

Malia, als Alangba, nickte zufrieden und nahm die Herausforderung an.

*

Die Welt brauchte kaum Zeit um zu laden und die vier Mädchen standen nun bereit für das Spiel vor ihren Gegnern. Die Umgebung war eine riesige Höhle, welche mit leuchtenden Luxsteinen beschmückt war. An vielen Stellen fiel der Boden in eine scheinbar unendliche Tiefe, was dafür sorgte, dass man sehr vorsichtig sein musste, wo man hintrat. Gerade an manchen Orten fehlte so viel des steinernen Bodens, dass bloß dünne, labyrinthartige Wege existierten.

Der Kapitän des gegnerischen Teams hatte den Charakter Blut-Terror Dracul, Fürst der Nosferatu und weithin bekannt als einer der ersten dieser blutsaugenden Drenior. Er war sehr groß und hatte eine kreidebleiche Haut, rote, strenge Augen und lange, dunkle Haare. Sein Körper war von einer dunkelroten Rüstung geschützt.

Neben ihm stand eine Spielerin im Charakter der Basma, also die Form des Großen Geistes der Schmiedekunst Obenadon Anie, noch bevor sie zum Großen Geist aufgestiegen war. Sie war nur ein wenig kleiner als Dracul und sehr kräftig gebaut. Ihre rotbraune Haut war von einigen Narben übersät und ihre Haare waren im Nacken geschnitten. Sie hatte einen stark analytischen Blick und schien die Umgebung äußerst genau zu beobachten und zu verstehen. Ihre Rüstung war scharlachrot und schien viele technologische Erweiterungen zu haben. Laryssa hatte bisher noch nie gegen eine Basma gespielt, also wusste sie nicht Recht, was diese so konnte.

Die zwei anderen Spieler waren zwei Kolosse. Einer war ein Arius, ein Wüstentroll und ragte etwa 3 Meter in die Luft. Seine panzerschuppenartige hellgelbe Haut war matt und seine großen Eckzähne ragten bedrohlich aus dem böse grinsenden Mund. In der Hand hielt er eine übergroße Sichel. Neben ihm stand ein Spieler im Charakter des Brasus dem Vulkantroll. Er war ein wenig kleiner als Arius und seine Haut hatte eine eher steinartige glühende Haut. Sein rechtes Auge hatte eine tiefe, sichelförmige Narbe und er hielt ungeduldig seine Waffe in der Hand; einen großen, schweren Hammer.

"Na, was haben wir denn hier? Seid ihr auch im echten Leben Mädels?", fragte der Vampir-Kapitän und richtete sich dabei an die Teampartnerinnen, die weibliche Charaktere gewählt hatten.

Dann wandte er sich zu Laryssa und sprach: "Hast ja echt Glück, Bro."

Laryssa fühlte jetzt schon eine große Abneigung gegen diesen 'Politus_der_Beste' und sie konnte spüren, dass es ihren Freundinnen ebenfalls so ging.

Die zwei Trolle lachten böse und die Basma-Spielerin zischte den Kapitän an: "Politus, lass sie doch. Warum musst du immer so ein Depp sein?"

Der Vampir starrte Samira na und ließ den Blick über Iemanjás Körper huschen.

"Erinnert mich, warum hab' ich Fortuna noch gleich eingeladen?", stöhnte er genervt an die Trolle gewandt, welche die Achseln zuckten, aber nicht antworteten.

Politus und Fortuna, dachte Laryssa und überlegte, warum ihr diese Namenskombination so bekannt vorkam.

Fortuna rollte ihre Augen und sprach verärgert: "Vielleicht weil wir Geschwister sind? Ist doch egal, lass uns einfach spielen..."

Malia nahm dies als Stichwort und schritt ein: "Jepp, hier, lass uns beginnen."

Dann gab sie ihr "Bereit". Politus schaute die Gegner noch einmal an und nickte dann. Kurz darauf gab auch er sein "Bereit".

Die Teams verschwanden von ihren Positionen und wurden in ihre jeweiligen Stützpunkte teleportiert. Es war eine große Plattform, umrandet von einer dicken Mauer auf der unzählige Automataschützen saßen und ihre Festung beschützten. Malia hatte den Spielmodus "Last Team standing" gewählt, bei dem das Team gewinnt, dessen letztes Mitglied noch lebte und in diesem Modus waren die Automataschützen so eingestellt, dass kein Spieler in den Startpunkt der anderen kommen konnte. Es gab aber auch etliche andere Varianten, wie beispielsweise Festungseroberung, bei dem der gegnerische Stützpunkt mit der Hilfe kleiner Automata-Armeen erobert werden musste.

"Findet ihr diesen Politus Typen auch so schlimm?", fragte Malia in die Runde und alle drei Mädchen stimmten verärgert zu.

"Die Schwester tut mir wirklich leid...", murmelte Samira nachdenklich.

"Naja, wollen wir beginnen?", stieß Hanefi eifrig aus und Laryssa nickte schnell.

Dann hob Malia die linke klauenbestückte Hand senkrecht flach in die Luft und ließ anschließend die Finger nach unten gegen die Handinnenfläche schlagen. Die Mädchen verstanden das Erkundungsstrategie-Zeichen und die trennten sich auf die vier Hauptwege auf. Laryssa flog als Torino über den zweiten Weg von oben. Sie liebte diese Welt und auch wenn es manchmal nur wie ein Schleier der Vorstellung hinter ihrem inneren Auge war, konnte sie sich sehr gut in die Welt hineinfühlen.

Laryssa-Torino flog noch ein Stück weiter und erkannte vor ihr die bekannte Mittelplattform, auf der ein kleiner Hain voller leuchtenden Luxsteinpflanzen stand. Manchmal spawnte dort ein zufällig ausgewählter Boss, den man besiegen konnte, um mehr Bonuspunkte zu sammeln. Dafür war dieser jedoch meist sehr schwer zu besiegen und man brauchte oft zwei oder drei Spieler dafür.

Das Mädchen im Charakter des Tengu-Jungen schaute umher. Sie konnte weder die Gegner noch einen Boss erkennen. Also wollte sie gerade schon umdrehen, als sie eine Nachricht von Samira bekam: Ich könnte eine kleine Hilfe hier auf dem obersten Weg gebrauchen. Boss und die Schwester sind schon da.

Laryssa nickte auf die mentale Nachricht, eher zu sich selbst als zu Samira und nutzte den Erkal, den jeder Spieler besaß und mit dem man sich alle fünf Minuten zu anderen Teamkameraden teleportieren konnte. Sie wartete die sieben Sekunden Aufladezeit ab und erschien kurz darauf neben Samira in ihrer Iemanjá-Form.

Diese hockte hinter einem Luxsteinbusch und beobachtete gerade einen tosenden Kampf zwischen der Basma Figur und einer riesigen Regenbogenschlange.

"Hast du jemals jemanden Basma spielen gesehen?", fragte Samira und starrte erstaunt auf die kämpfende Spielerin.

"Nicht wirklich, aber ich war immer schon neugierig, was sie so alles kann!", rief Laryssa voller Freude und erschrak dann, da sie vermutlich lieber leise reden sollte.

Samira nickte stark und beide Mädchen schauten auf das Schlachtfeld. Die Regenbogenschlange war riesig und schlängelte sich halb aus dem Abgrund hinauf auf die Plattform und ihre Schuppenhaut schimmerte in allen Farben, als wäre sie eine stark leuchtende Ölschicht auf Wasser.

Die Spielerin Fortuna hatte zwei schwere Hammer in den Händen, mit denen sie auf die feindliche Kreatur einschlug. Es schien auch effektiv zu sein, denn die Lebensanzeige der kolossalen Schlange war bereits auf über die Hälfte gesunken. Doch Basmas Vitalität war kritischer. Sie hatte nur einen dünnen Strich und war einen Hieb vom Tod entfernt.

"Das sie alleine so viel Schaden zufügen konnte ist erstaunlih, aber nicht so klug, wie möchte sie jetzt überleben?", flüsterte Laryssa nachdenklich.

Genau in diesem Moment trat die Figur Basmas ein wenig zurück und aktivierte eine ihrer Sonderfähigkeiten. Sie steckte die Hand in ihre Manteltasche und zog zwei Amulette hervor, die sie in die Luft warf, woraufhin sich sofort zwei drachenartige Kreaturen manifestierten.

"Sie kann die Proto-Enulem hervorrufen! Wie hießen die beiden noch gleich?", bemerkte Samira fasziniert. "Mist, Kinnay wüsste das bestimmt..."

Laryssa nickte. Der Schmiedelehrling würde dies sehr wahrscheinlich wissen. Doch sie verwarf den Gedanken wieder und blickte erneut auf die kämpfende Spielerin. Die Enulems fügten zwar weniger Schaden zu, als Basma, aber sie gaben ihrer Meisterin Zeit, sich zu erholen und einen Heiltrank zu sich zu nehmen, der ihr Leben immerhin wieder auf knapp über die Hälfte füllte.

Dann stürmte sie wieder in den Kampf. Sie wich drei aufeinanderfolgenden Schwanzhieben der Schlange und kletterte mit ihrem robusten Körper schnell den Körper hinauf Richtung Kopf. Dort schlug sie mit einer solchen Gewalt auf den Schädel des Tieres, dass eine Schockwelle bis Samira und Laryssa reichte.

"W-wow", stammelte Laryssa mit offenem Mund. "Also den Sieg gönne ich ihr..."

Samira nickte, ebenfalls erstaunt.

Die Schlange war nun erzürnt. Sie hatte nur noch wenig Leben übrig und bewegte ihren Kopf so schnell, dass die Spielerin fiel und schweren Schaden auf sich zog. Ihr Charakter rappelte sich schnell auf und sie wich schnell zurück, um sich möglichst bald wieder zu heilen.

Das müsste dann ihr letzter Heiltrank sein...

Als sie sich wieder erholt hatte, erschien plötzlich Politus vor ihr. Er hatte sich zu ihr teleportiert und schaute mit einem bösen Grinsen die Schlange an. Dann nutzte er seinen starken Sonderangriff. Der Körper des Nosferatukönigs bewegte sich so schnell, dass er manchmal kaum zu sehen war. Er schlug mehrmals auf die Schlange ein, deren weniges Leben schnell verschwand. Die riesige Kreatur schwankte benommen hin und her und fiel schließlich mit einem erdbodenerschütternden Dröhnen zu Boden. Dann, als bestünde sie aus Rauch, verpuffte sie in einer bunten Regenbogenwolke.

"Politus...", sprach Fortuna mit einer Mischung aus Drohung und Sorge.

"Ja, Fortuna?", erwiderte dieser gehässig und näherte sich einem riesigen leuchtenden Haufen.

Basmas Gesicht war zwar bloß eine neutrale Animation, dennoch konnte Laryssa spüren, dass Wut und Verzweiflung in der Spielerin aufbrodelten. Sie stand auf und rannte auf ihren Bruder zu, doch es war zu spät. Dieser hatte bereits die Belohnung für den Sieg für sich alleine genommen.

"Politus du mieser Schattenputzer!", schrie das Mädchen außer sich. "Reicht es nicht, dass du mir schon im echten Leben alle Siege nimmst? Musst du mir auch hier den Kill klauen?"

Ihre Stimme war so geladen, dass Laryssa es tief in ihren eigenen Knochen spüren konnte. Doch etwas anderes nagte an ihr.

"Mira... Hat sie gerade...", begann sie und Samira vervollständigte den Gedanken: "Schattenputzer? Ja, das hat mich gerade auch verwundert... Ich glaube wir spielen gerade gegen Ielgzeh!"

Laryssa war erstaunt. Allerdings ergab es bei Politus' Art auch einen Sinn. Sie schaute nocheinmal auf den Streit, der weiter verlaufen war, wobei der Brüder nur gehässig alles verneinte und sich über seine Schwester lustig machte.

"Jetzt bist du ja schon wieder ganz hysterisch, reg' dich ab. Ist doch nur ein Spiel.", spuckte er lachend aus.

"Ach ja? Dann spiel' es alleine du...", das letzte Wort, dass sie sprach musste ein Schimpfwort bei den Ielgzeh sein und obwohl Laryssa nicht wusste was es bedeutete, konnte sie sich denken, dass es etwas sehr Schlimmes war.

Kurz darauf blickte Basma dem Dracul ein letztes Mal zu und sprang in den Abgrund. Laryssa und Samira blickten sich besorgt an und wollten gerade die Spielerliste checken um zu sehen, wer noch am Leben war, als sich plötzlich Malia und Hanefi gleichzeitig vor die beiden teleportierten.

"Ach da seid ihr. Ihr habt aber was verpasst. Wir haben die beiden Kolosse niedergemetzelt. Die haben sich erst gar nicht verteidigt und nur gemeint, dass wir doch bloß kleine Mädchen seien. Tja, jetzt sind sie tot", sprudelte es aus der Akephale Po'o'ola heraus.

"Und was habt ihr gemacht?", fragte Malia ernst.

"Zugeschaut, wie Basma eine Regenbogenschlange praktisch alleine eliminiert hat.", erklärte Samira.

"Zumindest bis ihr Bruder ihr den Kill gestohlen und sich über sie lustig gemacht hat.", fuhr Laryssa fort. "Dann war sie nicht erfreut und hat sich sebst in den Abgrund gestürzt, um aus dem Spiel raus zu sein."

Malias Reptiliengestalt schien kurz zu überlegen. Doch bevor sie etwas sagen konnte, fügte Laryssa hinzu: "Außerdem sind sie Ielgzeh..."

Stille.

Dann sprach Malia, ohne auf den Kommentar einzugehen: "Wir gehen auf einen Frontalangriff, würde ich sagen. Er hat zwar den Monsterbonus, was es etwas nervig gestalten wird, aber gegen vier hat er keine Chance. Außerdem habt ihr noch eure Sonderattacken nicht genutzt, oder?"

Samira und Laryssa nickten. Dann stand Malia als Plasmaechsen-Königin auf und richtete sich in Politus' Richtung. Die anderen Spielerinnen taten es ihr gleich. Der einsame Gegner schien gerade bemerkt zu haben, dass die beiden Trolle gestorben waren und drehte sich um.

"Da habt ihr ja irgendwie Glück gehabt.", sprach er spottend. Dann wandte er sich an Samira und äußerte mit unangenehm schleimigem Ton: "Du da, Iemanjá, schick mal ein Abbild von deinem echten Selbst."

Samira blickte ihn nur an und äußerte ungläubig: "Ne, danke."

"Wieso denn? Siehst du da so schlecht aus? Das glaub ich nicht. Du hast doch ne süße Stimme."

Der erste Schlag kam von Hanefis Akephalenschwert. Dann ein Schwanzhieb der adeligen Plasmaechse. Schließlich ein Tauchangriff mit dem Sonderangriff des Torino. Als Laryssa wieder an ihrer Ursprungsposition stand, sah sie, wie Iemanjá mit fließenden Haaren und hellblau leuchtenden Augen auf den zur Hälfte verletzten Politus zugehen.

"Danke, Mädels für die Verteidigung. Ich erledige den Rest dieses miesen Ielgzeh."

Politus blickte, vermutlich erstaunt, auf.

"Ihr seid Kinsor? Ihr verdammten Lichtwürmer!"

Und das war auch das letzte, was er sagen konnte, ehe eine enorme Welle ihn verschlang und in einem Strudel in den Abgrund beförderte. Eine große Verkündung des Sieges erschien m Himmel und die Mädchen wurden wieder in die Lobby teleportiert.

"GG", sagte Malia und die anderen Mädchen gaben den Glückwunsch zurück.

Laryssa umarmte ihre Partnerinnen froh und fühlte sich erleichtert und froh, so sehr, dass sie für den Moment endlich von der Last der bevorstehenden Prüfung befreit war.


********************

Nach sehr langer Zeit endlich wieder ein Kapitel. Ich saß etwas länger an dem, irgendwie hatte ich eine Schreibblockade, aber jetzt ist es da! :D Ich hoffe es gefällt euch.

Heov veîmon siniuv.

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