✖Kingsman - Teil 24✖
Eggsy lächelte mir zu, als ich mich direkt neben ihm stellte.
"Glückwunsch Miss Unwin!" Parzival nickte mir freundlich zu. Dieser stand lässig hinter Eggsy, genau wie Harry dies jetzt bei mir tat.
Merlin drehte sich wieder den Bildschirmen zu und gab das Signal, das Charlies Prüfung nun losging.
Ich bedankte mich höflich und gemeinsam schauten wir uns das Spektakel an, wie Charlie hoffnungslos versagte. Er hatte dem Fremden alles verraten und musste sich nun dem enttäuschten Arthur gegenüber rechtfertigen. Als dieser ihn mit den Worten 'binde dich selbst los!' zurück ließ, konnte ich mir ein gehässiges Grinsen nicht verkneifen. Was auch Harry mit einem ruhigen Schmunzeln bemerkte.
"Galahad, Parzival, Glückwunsch. Ihre Kandidaten haben die letzte Stufe erreicht. Laut Tradition verbringen sie jetzt die nächsten 24 Stunden miteinander.
Jane, dein Vater, hat diese Stufe ebenfalls erreicht. Sie können stolz auf sich sein." Es sollte ein Lob seiner Seitz sein, doch trotzdem tat dieser Satz so unendlich weh. Wäre mein Vater noch da gewesen, hätte ich nie bei so einem Blödmann wie Dean aufwachsen müssen. Leicht sah ich zur Seite und spürte das Harry ebenfalls mit seinen Schuldgefühlen zu kämpfen hatte.
Das ganze Thema schien ihn immer noch sehr zu beschäftigen.
"Von jetzt an gibt es keine Sicherheitsnetze mehr!" Fuhr Merlin mit einem strengen Ton fort. Eggsy und ich nickten diesem zu.
"Gut ihr könnt wegtreten!"
Zusammen verließen wir den Überwachungsraum und fanden uns vor so einem komischen Kapselteil wieder. Dasselbe, wo mit Harry und ich damals zum Kingsman-Gebäude gefahren sind.
Hier trennten sich unsere Wege, da Harry und ich in entgegengesetzter Richtung zu Eggsy und Parzival fahren mussten.
Wir umarmten uns freundschaftlich. Harry sah beschämt zur Seite.
"Bis morgen in aller frische!" Eggsy zog seine Augenbrauen hoch und ich verstand sofort, worauf er anzuspielen versuchte.
"Sei ruhig!" Ich boxte ihm in die Seite. Harry sah schmunzelnd zu Boden.
Ich ließ mich in den Sitz fallen und Harry saß diesmal nicht vor mir, sondern neben mir. Und wieder klopfte mein Herz bis zum Anschlag. Die Nähe zu ihm machte mich einfach verrückt. Sobald die Tür zu war, fuhr das Ding los. Auch wenn ich leicht in den Sitz gedrückt wurde, war mir diese Reisemöglichkeit lieber als fliegen. Was auch Harry sofort bemerkte.
"Du wirkst gleich viel entspannter als auf dem Flugzeug."
"Ach man kann nicht immer nur perfekt sein." Grinste ich und biss mir dabei auf die Unterlippe. Dieser Satz sollte nur so vor Ironie tropfen, aber Harry blickte mich ernst an.
"Solang es das Einzige bleibt." Schmunzelte er.
Gedankenverloren sah ich ihn an. Ich könnte mich stundenlang in seinen Reh-braunen Augen verlieren. Lieb lächelte er zurück, als sich unsere Blicke trafen. Mit roten Wangen brach ich den Blickkontakt ab.
"Was machen wir jetzt eigentlich?" Brach ich nach einer Weile die stille zwischen uns.
"Wie meinst du?" Fragte er mich ruhig.
"Ich mein, im Gegensatz zu den anderen ist es das erste Mal, das wir nach einer Prüfung Zeit miteinander verbringen, ohne dass wir so viel Stoff nachholen müssen." Grinste ich diesen an.
"Ich mein, wie läuft das jetzt? Machen Sie weiter Unterricht oder habe ich ausnahmsweise mal eine Pause?"
"Nein wir haben jetzt ausnahmsweise mal eine Pause!" Sprach er mit einem sarkastischen Unterton.
Im selben Moment hielt das komische Teil an und wir stiegen aus. Nachdem wir durch den Schneiderladen nach draußen gelaufen waren, wartete bereits ein Taxi auf uns. Zusammen fuhren wir zu Harrys Haus. Die Stimmung zwischen uns war super. Aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, dass auch Harry alles jetzt lockerer sah. Da er schließlich auch 24 Stunden aus seinem Dienst befreit war und ich ihn endlich mal 'privat' kennenlernen würde. Ohne ständige Überwachung von Merlin oder sonst auch wem.
Wieder hielten wir am letzten Haus der schmalen Straße. Harry hielt mir selbstverständlich die Tür auf, als wir in sein Haus traten. Wie bei meinem ersten Besuch umhüllte mich eine wohlige Wärme und gab mir sofort ein Gefühl der Vertrautheit. Harry hing seine Anzugjacke sorgfältig bei Seite.
"Ich muss noch eben meinen Bericht zu Ende schreiben. Am besten kommst du mit." Er deutete die schmale Treppe hoch und vorsichtig nahm ich einen Schritt nach dem anderen. Schließlich hatte ich immer noch die hohen Schuhe an.
Oben angekommen, schloss Harry eine weitere Tür auf und ich befand mich augenblicklich in einem großen Büro.
Dies war allerdings sehr spärlich eingerichtet. In der Mitte stand ein Schreibtisch samt Stuhl und in der Ecke war ein brauner Sessel. Die Wände hingen voll mit Zeitungstitelblättern der SUN.
Harry ließ sich auf sein Schreibtischstuhl fallen und fing an, seinen Bericht zu schreiben. Begeistert sah ich mir die einzelnen Artikel an.
"Pinkeln oder nicht pinkeln?" Murmelte ich die Titelseite herunter.
"Das war die Schlagzeile am Tag, nachdem ich in Paris eine schmutzige Bombe entschärfte." Mischte Harry sich ein und lehnte sich lässig zurück in seinen Stuhl.
"Ah, verstehe." Grinste ich und suchte mir eine erneute Schlagzeile, ich zeigte mit dem Finger auf diese und grinste Harry an.
"Meine erste Mission. Ich vereitelte ein Attentat."
"Nicht jeder wäre ihnen dankbar oder?" Ich setzte mich auf den Sessel, der im Raum stand. Harry drehte sich im Stuhl zu mir um.
"Mir dankt nie jemand, Jane. Bei all diesen Anlässen füllte irgendein Promiklatsch die Titelseiten." Verträumt sah er sich im Raum um, bis sich unsere Blicke wieder trafen.
"Die Errungenschaften eines Kingsman bleiben ein Geheimnis. Der Name eines Gentlemans sollte nur 3-mal in der Zeitung erscheinen. Bei seiner Geburt, bei der Hochzeit und bei seinem tot.
Und wir sind in erster Linie Gentleman."
"Ich dachte man darf keine Beziehung führen?" Fragend sah ich ihn an und kurz überlegte er.
"Aber bist du nicht dafür bekannt, Regeln zu brechen?" Kühl sah er mich an und mein Körper fing wieder wie wild an zu kribbeln.
"Ich habe meine Lektion gelernt, sonst wäre ich jetzt nicht hier." Er sah hinunter zu seinem Schreibtisch und atmete tief ein. Dann sah er wieder zu mir hoch. Offenbar überlegte er doch wusste nicht, was er erwidern sollte.
"Na ja wie dem auch sei ..." Ich sank tiefer in den Sitz.
"Ich bin am Arsch. Was hat Charlie gesagt? Ich bin ein Trottel ..."
"Unsinn!" Unterbrach er mich.
"Ein Gentleman zu sein, hat nichts mit der Herkunft zu tun. Man lernt es, ein Gentleman zu sein, oder wie in deinem Fall eine Lady."
"Ja, aber wie?"
"Also gut erstens man fragt, bevor man sich hinsetzt!" Süffisant lächelte er mir zu. Und während er sprach, rollte ich innerlich mit den Augen.
"Und zweitens du lernst jetzt, wie man einen perfekten Martini macht." Harry stand langsam auf und positionierte sich vor mir.
"Ja Harry!" Freute ich mich und sprang ebenfalls schnell auf.
Unten in der Küche angekommen, griff er nach einer braunen Schürze und band sich diese in Windeseile um.
Gespannt hörte ich zu und schließlich musste ich mich selbst daran versuchen.
"So, sind Sie bereit?" Ich drückte Harry meinen Versuch eines Martinis in die Hand.
Ruhig nahm er diesen entgegen.
"Ich biete dir gerne das Du an, Jane." Zwinkerte dieser mir zu.
"Wirklich? Äh ich mein gerne." Die Hitze stieg in meinen Wangen an. Diese ganze Situation, ich durfte ihn duzen. Was mit ihm los war, wusste ich selber nicht. Aber er war noch besser gelaunt als sonst immer. Vielleicht tat es ihm auch gut, einen Tag frei zu haben. Nicht immer unter ständiger Beobachtung zu stehen. Oder er genoss einfach den Abend, so wie ich es tat.
Ohne meinen Blick von ihm abzuwenden, trank ich einen großen Schluck meines Martinis. Musste aber leider hustend feststellen, dass dieser mir nicht gelungen war. Auch Harry zog seine Augenbrauen zusammen.
"Am besten gleich noch mal!" Grinste dieser mich schelmisch an.
Nach 2 weiteren versuchen und immer lockereren Stimmung dank des Alkohols, gelang es mir endlich.
"Es wird trotzdem nicht mein Lieblingsgetränk." Ich fasste mir an die glühenden Wangen. Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, ich wäre nicht angetrunken. Nur Harry schien den Alkohol besser wegzustecken als ich, da man ihm nichts anmerkte.
"Willst du was anderes trinken? Ich habe mir ja doch die Mühe gemacht und bin die Tage einkaufen gewesen, da du Bier ja offenbar mehr schätzt." Er öffnete den Kühlschrank und sah mich fragend an. Woraufhin ich anfangen musste zu lachen. Was er nicht auf Anhieb verstand.
"Sie sind so süß, äh, ich meine du." Kichernd hielt ich mir eine Hand vor dem Mund.
Er schmunzelte.
"Das nehme ich mal als ein ja!" Harry zog eine Flasche Guinness aus dem Kühlschrank und beim auf mich zu laufen, öffnete er dieses für mich.
"Danke!" Als ich die Flasche entgegennahm, berührten sich unsere Hände. Wodurch ich wieder komplett verkrampfte und mein Körper anfing zu zittern.
Mit rotem Kopf sah ich von ihm ab. Was er, glaub ich zu bemerken schien.
Mit meinem Bier in der Hand schlenderte ich ins Wohnzimmer. Harry ließ sich in seinen Sessel fallen und nippte an meinem gemischten Martini. Mein Blick fiel auf einen alten Plattenspieler.
"Was hörst du so für Musik?" Kurz drehte ich mich zu ihm um. Harry stellte sich neben mich und durchstöberte seine Platten.
"Zurzeit diese gerne."
"Elton John? Den kenn ich sogar." Lachte ich diesen an.
"Die Musik von heute spricht mich ehrlich gesagt nicht sonderlich an." Lieb lächelte er und legte seine Brille ab. Ihn ohne Brille zu sehen war ungewöhnlich, was aber nicht bedeutete, dass er schlecht aussah. Im Gegenteil ...
"Das hätte mich auch gewundert. Aber ABBA höre ich auch gerne." Lenkte ich von meinen Gedanken ab. Verwundert über meine Aussage zog er seine Augenbrauen hoch.
"Das hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet."
"Na ja meine Mutter hört die gerne und ab und zu erwische ich mich dabei, wie mein Fuß mit schaukelt."
"So, so." Gedankenverloren strich er mit seiner Hand über die Schallplattensammlung. Mit einem verschmitzten Lächeln hielt er mir ABBA the Greatest Hits entgegen.
"Ein bisschen Musik?" Seine Augen verengten sich.
Lächelnd stimmte ich diesem zu und interessiert folgte ich seinen Bewegungen.
Müde fiel ich aufs Sofa und stellte das Bier ab.
Mit einem Lächeln lauschte ich der leicht rauschenden Musik. Während Harry die Schallplattensammlung fein säuberlich einsortierte.
Ich spürte seinen nachdenklichen Blick auf mir ruhen, als er sich in den Sessel mir gegenüber fallen ließ.
"Du Harry? Glaubst du meiner Mutter geht es gut? Immerhin lebt sie immer noch mit diesem Arschloch zusammen."
3 Monate hatte ich schon keinen Kontakt zu ihr gehabt. Gerade in solchen Momenten viel mir immer auf, wie sehr ich sie doch liebte. Sie war meine Mutter, hatte dennoch damals den größten Fehler ihres Lebens gemacht. Indem sie sich auf diesen Schwachkopf eingelassen hatte. Wieso konnte sie nicht jemanden wie Harry kennenlernen, dann wäre mein Leben perfekt.
"Sie wird dich genauso vermissen wie du sie." Holte dieser mich aus meinen Gedanken. Sanft lächelte er mir zu.
Daraufhin nahm ich einen großen Schluck meines Getränks.
"Ich wünschte sie hätte jemanden wie dich kennengelernt! Ein echter Gentleman, dann wäre alles anders ..." Enttäuscht sah ich ihn an.
"Jane ..." Bedrückt sah er mich an und setzte sich neben mir aufs Sofa. Nervös knetete ich meine Hände, während ich stur in den Raum starrte.
"Am liebsten würde ich ihn umbringen. Diesen Penner. Nur weil er stärker ist, behandelt er uns wie Dreck. Und meine Mutter ..." Ich sah zu Harry und sein sanfter Blick sorgte dafür, dass ich mich ein wenig beruhigte. Als er schließlich meine Hände in die seine nahm, fühlte ich mich geborgen und beschützt. Doch sollte er wirklich etwas für mich empfinden, wollte ich diese eine Frage geklärt haben.
"Hast du nicht mal das Verlangen, ihm die Seele raus zu prügeln, so wie du es damals in der Kneipe gemacht hast?"
"Nein, Jane. Das macht uns zu genauso schlechten Menschen, wie die es sind. Damals wollte ich dich beschützen. Doch jetzt, wo du deutlich stärker geworden bist. Da wäre es nur falsch, deine Kraft auszunutzen."
"Und wo du mich zum Schneider zitiert hast. Nachdem er mich verprügelt hatte. Nicht mal da?" Tränen stiegen in meine Augen. Das ganze Thema machte mich fertig. Und aus irgendeinem Grund kamen jetzt die ganzen unterdrückten Gefühle und Gedanken hoch.
"Doch, seit dem Tag, an dem wir uns kennengelernt haben. Habe ich mir geschworen, auf dich aufzupassen. Nicht weil ich meine Schuld begleichen will, gewiss nicht. Nein, weil ich es wollte, Jane. "Mit einem Ausdruck sah er mich direkt an, doch diesen konnte ich nicht deuten. Mein Atem stand still. Mein Herz jedoch nicht. Es schlug so feste, dass ich mich regelrecht auf Harrys Worte konzentrieren musste, um alles zu verstehen.
"Irgendwas an dir ist anders und beim besten Willen, ich versteh nicht, was es ist." Fuhr er ruhig fort, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. Eine Träne lief an meiner glühenden Wange hinunter und bevor diese aufs Sofa fiel, fing er sie ab. Sanft streichelte er meine Wange.
"Harry ..." Winselte ich diesen kaum hörbar an und schmiegte mich in seine Berührung. Wir wussten beide, dass es falsch war, was wir taten. Doch in dem Moment war es uns egal. Ich sehnte mich nach seiner Nähe und zum ersten Mal tat er den ersten Schritt. Was dafür sorgte, dass meine Gefühle sich nur bestätigten. Dieser Mann machte mich verrückt ...
"Verzeih mir, Jane." Entschuldigte dieser sich bei mir. Verwirrt wollte ich meine Augen öffnen, als ich seine weichen Lippen auf die meine spürte. Ein Feuerwerk der Gefühle entfachte. Dieser Kuss er fühlte sich anders an, anders als alles, was ich vorher kannte. Vorsichtig erwiderte ich seine Geste und presste meine fester auf seine. Liebevoll drückte er mich immer näher an sich zusammen verschmolzen wir in eine unendliche Leidenschaft, die den ganzen Abend anhalten sollte.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top