✖Kingsman - Teil 23✖

"Jane, ich denke, du weißt, warum du hier bist."

Nervös strich ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Ich denke schon ..." Bedrückt sah ich an Merlins ernsten Gesicht vorbei. Er wendete sich wieder seinen Unterlagen zu.

"Das war deine erste Mission, und wie Galahad bereits berichtet hat, hast du dich sehr gut geschlagen. Ich will damit sagen, dass du eine Runde weiter bist." Er schmunzelte leicht.

"Ich bin weiter?" Staunte ich nicht schlecht. Ich war nämlich eigentlich schon innerlich am Koffer packen gewesen. Nachdem was ich mir geleistet hatte ...

Er seufzte leicht. "Ich weiß, das es zurzeit schwierig für dich ist. Aber glaub mir diese Gefühle, die dir eventuell gerade Unbehagen signalisieren. Verschwinden genau so schnell, wie sie gekommen sind. Man entwickelt spezielle Gefühle, wenn man so eng mit jemanden zusammenarbeitet. Und gerade das macht einen Kingsman aus, die Gefühle zum Wohle der anderen in den Hintergrund zu stellen.

Natürlich können wir dir nicht verbieten, dass du etwas fühlst. Aber du solltest dir die Frage stellen, ob es sich lohnt, alles zu riskieren?" Er lächelte mir nett zu, doch sprachlos sah ich ihn an. Ich wusste beim besten Willen nicht, was ich darauf erwidern sollte. Das ich etwas für Harry empfand, war eindeutig und anscheinend schien er auch nicht gerade abgewandt, was meiner Seitz betrifft. Dennoch hatte er genau dasselbe Messer im Rücken stecken wie ich. Alles für die Liebe aufgeben? Oder bei Kingsman bleiben?


Ich würde sofort abbrechen, doch wusste ich genau, dass Harry nicht so dachte. Er war so lange schon hier, das würde er nicht einfach so wegwerfen.

Und deshalb würde es nie zwischen uns beiden funktionieren.

"Keine Sorge, ich weiß Bescheid! Ich werde mich auf meine Ausbildung konzentrieren."

"Das sind die Wörter, die ich hören wollte." Merlin lächelte und deutete auf seine Tür.

Ich schloss die dunkle Holztür hinter mir und schlenderte den Flur entlang. Noch nie im Leben habe ich mich so hin und her gerissen gefühlt.

Und vor allem habe ich mich noch nie so schlecht gefühlt.

Zu meiner Verwunderung hatte Eggsy vorm Schlafsaal auf mich gewartet. "So, ich will jetzt wissen, was los ist?" Fing dieser mich ab. Traurig sah ich ihn an. Eigentlich wollte ich noch nicht darüber reden, doch nach den Wochen, die ich bereits mit Eggsy zusammen erlebt hatte. Wusste ich das er sich nicht so einfach abschütteln ließ.

"Also gut, aber du darfst es niemanden erzählen ok?"

"Ja!"

"Versprichst du es?"

"Natürlich, aber du machst mich immer neugieriger."

"Ich habe großen Mist gebaut, weißt du?"

"Was denn? Hast du etwa den Agenten verführt auf eurer Mission?" Lachte dieser. Ich musste schwer schlucken, so weit war es zwar nicht gekommen. Aber er war nah dran. Seine Augen weiteten sich.

"Hast du wirklich?" Mit offenen Mund sah er mich blöd an.

"Natürlich nicht, also nicht so ..."

"Was wie nicht so zwischen dir und Galahad läuft was?"

"Man nein, ich weiß auch nicht, was mit mir los war. Er hat mir Komplimente gemacht und dann sind die Gefühle mit mir durch gegangen. Ich habe ihn halt geküsst ..."

"Wow!" Mit einem Grinsen sah er mich an.

"Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?"

"Soll ich Respekt sagen?"

"Man Eggsy!" Ich boxte ihm in die Seite.

"Das ist gar nicht witzig. Alle wissen jetzt Bescheid, da alles durch Harrys Brille und meinen Kontaktlinsen, die ich tragen musste, aufgezeichnet wurde."

"Du darfst aber hierbleiben?"

"Ja Harry hat anscheint ein gutes Wort für mich eingelegt."

"Würde ich auch wenn ich ein Küsschen kriegen würde!" Grinsend biss er sich auf die Zunge. Ich und Eggsy empfanden nichts für einander, beider Seitz. Wir waren mittlerweile einfach nur richtig beste Freunde geworden.

"Ich hasse dich manchmal." Lachend rollte ich mit den Augen. Dass ich erfahren hatte, das Harry offenbar auch etwas für mich empfand, verschwieg ich erst mal.

"Ach, du weißt doch, wie ich das meine!" Spielerisch deutete er kleine Küsschen an und lachend drückte ich diesen von mir weg.

Als plötzlich sich jemand hinter uns räusperte und wir uns beide erschrocken umsahen. Dort standen Merlin, Parzival und Harry.

"Sie sollten die spielerein lassen und sich wirklich auf ihre nächste Mission vorbereiten." Im selben Moment kam Charlie aus dem Raum und stellte sich zu uns.

"Ja Sir." Ich konnte mir ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. Harry jedoch sah mich kühl an, wo durch auch ich die Situation wieder ernster nahm.

"Bitte zieht euch jetzt um, wir machen uns in einer halben Stunde auf den Weg. Wir warten solange unten auf euch." Merlin nickte uns zu und die 3 Agenten ließen uns wieder stehen. Ich beschloss auf jeden Fall später das Gespräch mit Harry zu suchen. Ich wollte das alles geklärt haben. Ich kenne mich, sonst mache ich die ganze Nacht wieder kein Auge zu.

Wir zogen uns alle Outfits an, die unserer Meinung zum Abend passten. Ich trug ein kurzes dunkelblaues Cocktailkleid. Charlie einen Sakko mit Hemd und Eggsy ein schlichtes T-Shirt.

Ich kam als Letztes die große Treppe hinuntergelaufen, wodurch mir die Blicke der Männer nicht entgingen.

"Wow, du siehst super aus!" Schwärmte Eggsy leicht übertrieben. Dabei lächelte er mit seinem typischen Eggsy lächeln zu Harry.

Auffälliger geht es nicht mehr, Eggsy?

"Danke!" Mit rotem Kopf sah ich zu Harry und wie sehr hätte ich mir gewünscht, dass diese Worte von ihm gekommen wären. Doch sein Blick signalisierte mir, dass er offenbar genau dasselbe dachte. Hoffte ich zumindest.

"Die Limousine wird euch jetzt zum Ort des Geschehens fahren. Wir werden die Situation von hier aus beobachten. Das Ziel ist es, bestimmte Informationen von der Zielperson zu erhalten. Die zwei, die sich am besten anstellen, sind weiter. Also strengt euch an." Erklärte Merlin uns ruhig. Mein Blick ging zu Eggsy und dieser sah mich genauso besorgt an wie ich ihn. Harry hingegen stand lässig neben Merlin und zwinkerte mir zu. Wodurch auch ich grinsen musste, was Eggsy mit einem Schmunzeln so hinnahm.

Anscheint lockerte sich die Stimmung zwischen uns beide wieder.

~•~

Im Club angekommen hatten wir relativ schnell das Mädchen ausgemacht.
Die Jungs stürzten sich sofort auf diese und probierten sie in ein Gespräch zu verwickeln. Ich nippte an meinem Glas und fing mal wieder an zu husten. Das Zeug schmeckte ja noch schlimmer als Harrys Mischung. Und da waren sie wieder, die Gedanken an Harry. Ich schüttelte den Kopf und ging auf die 3 zu. Lässig ließ ich mich in den Sitz fallen.

"Schmeckt der Champagner irgendwie komisch?"

"Man muss sich dran gewöhnen oder probiere einen von den hier. Sehr lecker!" Das blonde Mädchen lächelte mich an. Und gespielt flirtete ich zurück.

"Ah bitte!" Mischte Charlie sich ein.

"Wenn du auf Verführungstechniken stehst, dann guck dir die an. Das nennt man Meinungsöffner. Sie beginnt das Gespräch mit einer offenen Frage, um deine Aufmerksamkeit zu gewinnen." Versuchte Charlie von mir abzulenken.

"Bitte? Ich wollte nur wissen, wieso das Getränk so komisch schmeckt?"

Ernst sah ich diesen an. Das blonde Mädchen warf Charlie einen ebenso entsetzten Blick zu.

"Lady Sophie ein Anruf für sie an der Rezeption." Mischte sich der Kellner ein, der uns beim Reingehen die Getränke gab.

Das Mädchen entschuldigte sich und verschwand enttäuscht ließ ich mich neben Eggsy fallen. Dumpf nahm ich nur noch die Musik wahr. Was auch Eggsy bemerkte.

"Alles gut?" Mit seinem Hunde Blick sah er mich an.

"Nein, ich habe nicht viel geschlafen ...", antwortete ich kurz.

"Verzeihung, wenn ich mich einmische. Aber es gibt ein viel einfacheres Mittel, jemanden abzuschleppen. Rohypnol, oder sagen wir etwas Stärkeres ..." Fies grinste uns der Kellner an und deutete auf die Flasche und erst jetzt verstand ich. Doch dann wurde mir schon schwarz vor Augen.

Mit starken Kopfschmerzen wachte ich auf. Mein Rücken schmerzte, doch als ich versuchte, mich zu bewegen, stellte ich fest, das ich an den Händen und Füßen gefesselt war.

"Was zur Hölle!" Fluchte ich, während ich versuchte, mich panisch zu befreien.

Dann bemerkte ich erst den Kellner aus dem Club, der direkt vor mir stand.

"Wo zum Teufel sind wir? Und wer sind Sie?"

"Dieses Messer kann dein Leben retten?" Grinste er und hielt dieses hoch.

Als ich ein Zug-Horn aus der Ferne hörte, ging mein Blick panisch in diese Richtung. Als ich schließlich die Scheinwerfer entdeckte und realisierte, dass ich auf den Gleisen angebunden war, versuchte ich noch panischer, mich zu befreien.

"Fuck!" Schrie ich.

"Mein Arbeitgeber hat 2 Fragen, Jane. Was zum Henker ist Kingsman? Und wer ist Harry Hart?"

"Ich weiß es nicht!" Schrie ich diesen an. Ich spürte deutlich die Vibration der Schienen, da sich der Zug immer schneller näherte.

"Ich habe soeben zwei deiner Freunde getötet, die mir dieselbe scheiß Antwort gaben." Schrie der Fremde mich an.

"Lohnt es sich für Kingsman zu sterben, Jane?" Ich sah panisch zum Zug, dann wieder zu dem Typen.

"Fick Dich!" Schrie ich diesen an und kniff meine Augen zu. Es war zu spät, es war vorbei. Harry war mein letzter Gedanke. Der Zug krachte mit unglaublicher Geschwindigkeit über mir drüber und für einen Moment fühlte es sich wirklich so an, als wäre ich gestorben.

Erst als ich meine Augen wieder öffnete und Harry vor mir stehen sah, holte ich zum ersten Mal wieder Luft.

Die Schiene an der ich angebunden war, fuhr wieder in ihre Ausgangsposition und stolz lächelte Harry mich an.

"Glückwunsch. Ich wusste, du schaffst es!" Erleichtert lächelte ich zurück.

"Wie waren die anderen?"

"Eggsy hat mit Bravour bestanden, jetzt kommt Charlie. Willst du zusehen?"

"Liebend gern! Nur müssten sie mir mal eben helfen." Grinste ich und deutete auf die Fesseln. Harry zog dasselbe Messer hervor, wie auch schon der Typ hatte und kniete sich zu mir hinunter. Erst löste er mit aller Vorsicht meine Beinfesseln und schließlich meine Arme. Langsam stand er vor mir auf. Mit verzogenem Gesicht massierte ich meine Handgelenke.

"Tut es sehr weh?" Sah er von oben auf mich herab.

"Nein, alles gut." Ich lächelte und wollte gerade aufstehen, als er mir seine Hand entgegenhielt. Für einen kurzen Moment überlegte ich, doch schließlich legte ich meine in die seine. Wieder sorgte die kleine Berührung für ein Feuerwerk meiner Gefühle.

"Danke!" Mit hoch rotem Kopf sah ich an ihm vorbei und gemeinsam liefen wir zum Überwachungsraum. Ich war heil froh darüber, das anscheint wieder alles normal zwischen uns war.

Doch jetzt, wo ich wusste, dass Harry offenbar auch etwas für mich empfand. Nahm ich jede kleinste Geste von ihm noch intensiver war als vorher schon.

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