✖Kingsman - Teil 22✖
Wir sprachen die ganze Autofahrt kein Wort mehr miteinander.
Ich war so dumm, wie konnte ich nur so dumm sein.
Jetzt wusste er erst recht über meine Gefühle Bescheid.
Als wir am Flughafen waren, stieg ich sofort aus, ohne darauf zu warten, dass mir jemand die Tür öffnete. Schnell ging ich ins Abteil, wo André mich freundlich begrüßte. Ich ließ mich auf den Sitz fallen und fing an mir die Haarspangen heraus zu nehmen. Harry betrat ebenfalls das Flugzeug und setzte sich ruhig vor mir. Ich bekam mit, wie er mich nachdenklich ansah und wahrscheinlich überlegte, wie er jetzt am besten ein Gespräch anfangen sollte. Als das Flugzeug auf die Startbahn rollte, verkrampfte ich nervös im Sitz. "Du musst keine Angst haben ..." War das Erste, was ich von Harry zu hören bekam.
"Ich habe keine Angst, es ist nur nicht meine Lieblingsart zu reisen." Dabei sahen wir uns zum ersten Mal wieder in die Augen. Sanft sah er mich an, doch lange konnte ich es nicht erwidern. Diese ganze Situation war mir einfach unangenehm, am liebsten hätte ich mich einfach im Bett verkrochen und müsste Harry die nächste Zeit nicht mehr unter den Augen treten.
Doch dies war einfacher gesagt als getan.
Verträumt beobachtete ich den Start aus dem kleinen Fenster. Innerlich dankte ich Harry, das soeben Geschehene nicht anzusprechen. Da mir beim besten Willen keine vernünftige Antwort einfallen würde. Als André uns die Erlaubnis gab, sich am Deck zu bewegen, entschied ich mich dafür, mich frisch zu machen und vor allem mir bequemere Klamotten über zu ziehen. Als ich nach ungefähr einer Stunde aus dem komfortablen Badezimmer zurück ging, fand ich Harry schlafend im Sitz vor.
Langsam kam ich auf ihm zu. Er war samt Laptop in der Hand eingeschlafen. Vorsichtig zog ich dieses aus seiner Hand und aktivierte aus Versehen den Bildschirm. Neugierig überflog mein Blick dieses.
Jane Unwin
Harry hatte sich meine Akte offenbar erneut durchgelesen. Schmunzelnd legte ich das Gerät auf den kleinen Tisch zwischen unseren Sitzen. Gegenüber von ihm ließ ich mich fallen und beobachtete ihn einen Moment. Doch bei jedem noch so schönen Gedanken schmerzte mein Herz ein Stück mehr. Ich wollte diesen Mann, doch ich konnte nicht.
Es dauerte elendig lange, bis wir in London waren. Dort war es bereits schon mittags, als unser Flieger landete. Harry hatte so gut es ging die Fahrt geschlafen, da er offenbar direkt weiterwollte. Als wir das Flugzeug verlassen durften, stand ich schwungvoll auf und rannte schon fast auf die Tür zu. Ich wollte hier einfach raus in mein Bett und vor allem weg von Harry.
Als ich gerade den schweren Hebel der großen Stahltür betätigen wollte, packte er mich sanft am Handgelenk.
"Jane ... Ich ..." Er räusperte sich, für einen Moment hatte ich das Gefühl, er wolle etwas anderes ansprechen, doch schließlich fiel er wieder in sein Altes ich.
"Ich bräuchte noch die Kontaktlinsen ..." Verwundert sah ich ihn an.
Verdammt die Kontaktlinsen? Die hatte ich total vergessen. Alles was passiert war, wurde aufgezeichnet, meine Körperwerte einfach alles!
Schnell ohne etwas zu sagen fummelte ich mir die Dinger aus den Augen. Auch die Armbanduhr gab ich wieder her. Harry streckte mir seine Hand entgegen und vorsichtig ließ ich diese in seine Hand fallen.
"Danke!" Neutral sah er mich an.
"Schönen Tag noch!" Ich schmunzelte und verließ das Flugzeug. Einmal drehte ich mich noch kurz zu ihm um und nachdenklich sah er mir nach. Zu gerne würde ich jetzt wissen wollen, was er dachte. Schließlich war die ganze Situation komisch. Er wusste genau so wenig, wie er sich zu verhalten hatte wie ich. Zumindest kam es mir so vor.
~•~
Als ich die Tür zum Schlafraum öffnete, wurde ich von einem quietschenden Jimmy begrüßt.
"Hey mein kleiner hast du mich vermisst?" Ich kniete mich zu diesem runter und ungeduldig versuchte er auf meinen Arm zu springen, um mir durchs Gesicht zu schlabbern.
Eggsy wartete geduldig, bis ich Zeit fand, ihm Hallo zu sagen. Freundschaftlich zog ich ihn in eine Umarmung, worauf wir von Charlie, der ebenfalls im Raum war, nur einen dummen Blick kassierten.
"Wo sind die anderen?" Ich grinste Eggsy an. Nach all der Zeit ist er ein richtig toller Freund geworden.
"Wir sind die Letzten. Sie haben die Prüfung nicht geschafft."
"Alle?" Verwundert zog ich eine Augenbraue hoch.
"War es so schwer?" Fragte ich nach.
"Fallschirmsprung, aber das erzähle ich dir später in aller Ruhe. Wir sollen hier auf Merlin warten. Er wird uns unsere nächste Mission erklären." Im selben Moment, als Eggsy dies aussprach, öffnete sich die Tür hinter uns und Merlin trat in den Raum.
"Ihr dachtet wohl, das wars für heute."
"Nein!" Betonten Eggsy und Charlie gleichzeitig, während Merlin jedem von uns eine Akte gab.
In der Akte lag ein Bild von einer jungen blonden Frau und eine Adresse von einem Club. Ich kannte die Disco nicht von innen, immer nur von außen. Dort kamen nur die Leute rein, die entweder paar Tausende im Monat verdienten oder reiche Eltern hatten. Umso mehr war ich gespannt auf diese Mission. Vor allem weil wir 3 alle versuchen sollten, die Zielperson zu verführen, um gewisse Informationen zu bekommen. Das konnte ja nur schief gehen.
"Ihr habt bis heute Abend Zeit, euch vorzubereiten. Viel Erfolg!" Mit den Worten ließ Merlin uns wieder alleine.
"Ich geh mit Jimmy eine Runde spazieren." Kündigte ich laut an und drehte mich zu diesem um. Freudig sprang er bei dem Wort spazieren auf.
"Ich komme mit, dann kannst du mir von deiner Mission erzählen!" Eggsy lächelte mich freundlich an.
"Eggsy, nehme es mir nicht böse, aber ich möchte einen Moment alleine sein. Ich muss meinen Kopf freibekommen."
Fragend sah er mich an und kratzte sich dabei am Kopf.
"Ehm. Ok, aber was ist denn los?"
"Das erzähle ich dir mal in Ruhe, aber nicht mehr heute ok?" Dabei sah ich kurz zu Charlie, der so tat, als wäre er nicht mehr im Raum.
"Ok, ich bin immer für dich da!" Eggsy legte seine Hand auf meine Schulter und lächelte mich lieb an.
"Ach ist das süß!" Mischte Charlie sich ein, woraufhin er nur einen bösen Blick von mir erhaschte.
"Danke Eggsy." Lieb lächelte ich ihm zu, als ich die Tür hinter mir schloss. Ich war froh, ihn kennengelernt zu haben, doch im Moment musste ich erst mal mein Gefühlschaos sortieren. Gedanken verloren schlenderte ich durch den anliegenden Park. Jimmy rannte fröhlich mit einem kleinen Stock im Maul vor mir her.
Nach einer Weile kniete ich mich zu ihm hinunter und streichelte über seine langen Ohren.
"Du hast eine ganz schön doofe Freundin, nicht wahr?" Jimmy drückte sein Köpfchen gegen meine Hand und sah mit seinen großen dunklen Augen zu mir hoch.
Seufzend richtete ich mich auf und sah zurück zu dem anmutigen Anwesen der Kingsman.
Ich gehöre einfach nicht hier her.
"Jane!" Hörte ich Eggsy rufen und bemerkte ihn erst jetzt, das er auf mich zu gejoggt kam.
Leicht aus der Puste lächelte er mich freundlich an. Es dauerte einen Moment, als auch JB keuchend angerannt kam.
"Merlin bittet um ein Gespräch mit dir, er hat sich ernst angehört." Auf der Stelle drehte sich mein Magen um. Ich wusste sofort, über welches unangenehme Thema er wohl mit mir reden wollte.
"Danke!" Mit einem mulmigen Gefühl liefen wir zusammen zurück, ich spürte den besorgten Blick von Eggsy. Da wir in der ganzen Zeit kein Wort wechselten.
In der Eingangshalle trennten sich unsere Wege und ich machte mich auf zu Merlins Büro. Eggsy nahm Jimmy schon mal mit zurück in den Schlafraum. Auf dem Weg zu Merlin musste ich an den Konferenzraum vorbei. Die Tür war nur angelehnt und ich erschrak, als ich Harrys Stimme wahrnahm.
"Ich versichere Ihnen Arthur, dass die Geschehnisse nicht meine Arbeit behindern."
"Harry, ich rede als Freund mit dir, nicht als Boss. Ein Blinder kann erkennen, dass Jane etwas für dich empfindet. Ich mache mir einfach nur Sorgen."
"Ich weiß aber glauben Sie mir. Sie wird die Ausbildung erfolgreich beenden." Setzte Harry sich für mich ein. Wodurch ich leicht schmunzeln musste.
"Das meine ich nicht Harry, auch ihre aufgezeichneten Werte haben eindeutige Bilder gesprochen. Ich hoffe, Sie haben sich unter Kontrolle."
Meine Augen weiteten sich. Harry empfand was für mich? Also war nicht alles gespielt gewesen?
"Gewiss doch!" Seine Stimme wurde ruhiger.
Ich wusste nicht, ob ich weinen oder lachen sollte. Es würde trotzdem nie zwischen uns funktionieren. Es ging einfach nicht. Harry war viel zu lange schon in dem Kingsman Unternehmen drin, das er nie alles wegen einem Mädchen aufgeben würde.
Die Stühle wurden herangeschoben und schnell, aber leise ging ich einen Raum weiter und klopfte an Merlins Bürotür. Bevor das erlösende 'herein' kam. Trat Harry aus der Tür, wo ich zuvor noch gelauscht hatte. Unsere Blicke trafen sich, eh ich schnell in das Büro von Merlin trat. Mit Herzklopfen ließ ich mich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch fallen und hatte die momentane Situation wieder komplett in Hintergrund gedrängt.
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