9.Die Geschichte von Madame Adler

So ließ er sich von Kapitän Moriarty küssen, welcher für ihn in diesem Moment nur noch James war. Sie hatten die Augen geschlossen als sich ihre Lippen kräftig gegeneinander bewegten, in einem verklärten, durch den Alkohl vernebelten Rhythmus. Sebastian schmeckte nach Meersalz und Whiskey wohingegen James nur nach letzterem schmeckte. James demonstrierte seine Kontrolle über ihn als er sich auf seinen Schoß setzte und dessen Hüften während des langen Kusses mit den Händen massierte.

Doch Luft wurde unterschätzt.

Sie mussten sich schneller wieder voneinander trennen als sie es wollten. Schwer atmend saßen sie aufeinander, die Augen fast noch geschlossen, die Münder Zentimeter voneinander entfernt. Dann lächelte James. Ein breites, verrücktes Lächeln.

„Das ist die zweite Sache von der ich heute Mittag in der Taverne gesprochen habe"

Er erhob sich, nahm die kleine Kerzenlaterne und wandte sich ab.

„Dir noch einen schönen Abend Tiger"

_..._

Sebastian glaubte am nächsten Morgen es wäre ein Traum. Sein Unterbewusstsein hätte ihm alles nur vorgegaukelt und in Wirklichkeit war er nach dem Schwimmen so müde gewesen das er am Strand sofort eingeschlafen war.

Wäre da nur nicht die leere Whiskeyflasche.

Er hätte vermutlich den ganzen Tag da gesessen und diese Flasche angestarrt wenn Hector nicht gekommen wäre um ihn abzuholen. „Der Käpt'n ist schon ganz aufgeregt weil die Hälfte der Mannschaft vor dem Hurenzelt rumlungert. Was hast n' hier draußen getrieben ?" „ Ich hab gestern Abend hier was getrunken, muss wohl eingeschlafen sein" Er zuckte mit den Achseln um die Unwichtigkeit dieser Antwort zu unterstreichen. Hector klopfte ihm auf die Schulter. „Na dann biste ja jetzt gut ausgeruht um ordentlich helfen zu können.'s sind weniger Muscheln als wir gedacht haben, um Mittag rum sind wir damit fertig. Dann fangen wir schon mal an mit dem teeren und wenn kein Unglück passiert sind wir morgen schon damit fertig und können bald wieder in See stechen!"

Sebastian versuchte Freude vorzutäuschen. „Das ist gut", sagte er lahm, doch Hector schien seine nachdenkliche Stimmung nicht zu bemerken. „Vielleicht kannste ja bald mit kämpfen und musst keine Teller mehr schrubben!", sagte er aufbauend, mit einem weiteren Klopfer auf Sebastians Rücken.

„Ja"

Sebastian wusste nicht mehr ob er das wollte. Im Wasser war er sich gestern Nacht sicher gewesen aber jetzt. Nach der ganzen Geschichte mit Moriarty und dessen urplötzlichem Aufbruch. Sein Kopf fühlte sich überfüllt an, wie seine alte Sockenschublade. Voll und übervoll mit unötigen Dingen, Dingen die verwirrten und nicht dort hinein gehörten, Dingen die einen um den Verstand brachten.

James laute Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und er bemerkte das sie wieder auf dem Strand standen.

„Jeder Mann der sich gerade nicht mit der Hure vergnügt kommt sofort hier her und hilft seinen Brüdern dabei diese verdammten Muscheln abzukratzen, haben wir uns da verstanden?!" Die Mannschaft erhob sich schwerfällig von ihren Plätzen vor dem dreckigen Zelt und kam hinüber zu dem Schiff welches schon auf der Seite lag. Mehrere Eimer standen davor wo die Matrosen die Muscheln reinwarfen welche sie mit Messern und Spachteln von dem Kiel gelöst hatten. Doch für diese frühe Stunde waren sie schon weit gekommen. Der vordere Teil sah schon ziemlich muschelfrei aus.

„Ah Mister Moran. Miss Dilton hatte sie schon überall gesucht.", James war auf sie zu geschritten die Hände hinter dem Rücken verstränkt das Kinn in die Höhe gereckt. Für einen Moment wollte Sebastian ihn schlagen. Glaubte er er könnte ihn einfach so küssen, ihn dann sitzen lassen und am nächsten Morgen so tuen als wäre nichts passiert?! Aber dann verstand er.

„Sie ist dort drüben und braucht ihre Beratung bei der Würzung dieser Schweine dort" Sebastian nickte und ging in die Richtung in die er gedeutet hatte, ohne einen Blick zurück zu werfen obwohl er das sehr gerne tuen würde.

„Mit was isst man den Schwein bei euch in London ?" Sebastian brauchte einen Moment um ihre Frage zu regiestrien, seine Gedanken waren noch immer bei James. Er blinzelte. „Sie werden über Nacht in Salz und Knoblau eingelegt. Dann mit Äpfeln gefüllt und gebacken. Meine Mutter hat immer noch Bohnen und Möhren dazu gemacht..." Bei dem Gedanken an seine Mutter und was sein Vater ihr angetan hatte spannte seine Faust sich an und er hatte das Gefühl das er gleich den Griff der Pfeffermühle abbrechen würde. Miss Dilton seufzte. „Lecker. Tja wenn du das kennst wird dir mein Schweinebraten eher weniger gefallen" Sie drehte den Stab mit dem aufgespießtem Schwein darauf und hielt die Hand für den Pfeffer auf. Er reichte ihn herüber. „Nicht eingelegt, keine Beilagen, und nur Pfeffer, Senf und Salz dadrauf" Sie stemmte die Hände in die Hüften nachdem sie ihm den restlichen Pfeffer zurück gegeben hatte.

„Aber wenigstens hast du meine Gesellschaft und musst nicht mit diesen Halunken das Schiff säubern" Sebastian antwortete nicht. Er hielt noch immer den Griff der Pfeffermühle umklammert und versuchte sich zu beruhigen. Er schloss die augen und dachte an James. Seine dunklen, großen Augen, sein blitzendes Lächeln. Unbewusst löste er die Hand von der Pfeffermühle. Seine rauen Lippen, der Geschmack nach Whiskey, - Er riss die Augen auf. Miss Dilton hatte sich auf ein Stück Treibholz niedergelassen, ihr weiter Rock und die bräunlich beschmierte Schürze weit ausgebreitet. Sebastian folgte ihrem Blick. Sie schaute sich das Schiff an und die Männer an wie sie arbeiteten. Er wandte seinen Kopf ein wenig nach rechts und erkannte James wie er erhobenen Hauptes dastand und die Arbeit seiner Mannschaft inspizierte. Sein Kinn war gereckt, die Lippen zu einem dünnem Strich gezogen. Sein rubinroter Mantel wehte in der leichten Brise und aufeinmal erinnerte er Sebastian an Ares, den Gott des Krieges.

„Du starrst ihn an" Er fuhr herum. „Nein" Miss Dilton grinste. „Wen meinte ich denn ?" Er verschränkte die Arme vor der Brust und spürte wie das Blut in seine Wangen kroch. Sie seufzte und legte ihre Aufmerksamkeit nun auch auf ihren Kapitän. „Er ist faszinierend nicht wahr? Grausam und herrisch aber ein Mann von Größe. Im übertragenen Sinn" „Grausam ? Ich habe ihn noch nie Schlimmeres tuen sehen als andere Seeleute. Und gehört habe ich nur von üblichen Gemetzeln auf Schiffen mit Beute, nur das übliche für einen Piraten. Du bist doch an diese Leute gewöhnt warum nennst du ihn grausam ?"

Sie legte den Kopf schief. „Dann kennst du noch nicht die Geschichte von Madame Adler" „Was ist mit ihr? Ich habe sie gestern getroffen sie ist eine abscheuliche Frau" „Abscheulich ehrlich? Ja sie sagt manchmal Dinge die man über manche Menschen wirklich ungern wissen möchte. Was hat sie dir gesagt ?" Er räusperte sich. „Nichts von Bedeutung" Miss Dilton schmunzelte. „Was hat sie dir gesagt ?", erwiderte er ihre Frage. „Nichts von Bedeutung" Er seufzte.

„Was ist jetzt mit ihr und...Moriarty ?"

„Es war lange Zeit das einzige worüber sie hier geredet haben, noch lange vor meiner Zeit bei ihm... Es ist der Grund warum die Leute Abstand von ihm halten, und Madame Adler so viel Macht bekommen konnte. Wirklich, hier in Nassau machst du Millionen pro Tag damit" Sie machte eine Kunstpause. „Madame Adler hat ganz unten angefangen als sie hier ankam. Sie war eine Hure. Damals lief das Brothel noch unter Mister Rhodes. Einmal war sie hier, mit zwei anderen. Für das Hurenzelt versteht sich. Er hat mit ihr gesprochen als sie es aufgebaut haben" Sie nickte zu James hinüber der gerade Caleb einen Vortrag hielt.

„Sie gefiel ihm. Nicht im sexuellen Sinne sondern weil sie intelligent ist. Er hat ihr Geschenke von seinen Reisen mitgebracht und ab und zu ein Kleid gekauft. Die Leute haben gedacht er würde sie bald heiraten, ich habe das ehrlich gesagt auch gedacht, aber wie du siehst ist das nie passiert.

Warum muss ich dir denke ich nicht erklären. Er hat also -" Er stutzte.

„Doch. Warum hat er sie nicht geheiratet wenn er sie doch mochte ?"

Sie lächelte als wäre er naiv. „Zum einen hält er nichts von Hochzeiten, er findet sie albern. Aber wie gesagt; er mochte sie weil sie intelligent war, nicht weil sie schön oder charmant war, außerdem " Sie beugte sich vor und flüsterte: „Wissen wir beide das er nichts anziehend an Frauen findet" Er schluckte. „Warum glaubst du ich wüsste das ?" Sie antwortete nicht sondern erzählte weiter. „Er machte ihr also diese ganzen Geschenke und tat ihr diesen Gefallen und jenen Gefallen. Und dann kam diese eine Nacht, oder besser der Morgen darauf" Er sah den Horror der über ihr Gesicht huschte und er selbst erlitt einen kalten Schauer obwohl er noch nicht wusste was kommen würde.

„Mister Rhodes war nie nett zu seinen...Angestellten. Hat ihnen wenig bezahlt und sie auch sonst mit Füßen getreten. Moriarty ist kein großer Fan von dieser Art Männer wie dir aufgefallen sein mag. Er hat in dieser Nacht die Dinge in seine Hand genommen. Er hat Mister Rhodes aufgelauert und ihn mit einem Messer an der Kehle bis zum Strand geführt. Niemand weiß genau was dort passiert ist denn er war allein mit ihm. Was man aber weiß ist das Mister Rhodes am nächsten morgen über der Tür des Brothels baumelte und ihm sämtliche Gliedmaßen fehlten. Darunter sein Kopf welcher auf einem Speer aufgespießt vor der Tür stand" Eine Gänsehaut ließ sie erfrieren. „Ich habe es selbst gesehen und wünsche bis heute das ich es nicht getan hätte"

Sebastian schaute zu James hinüber der gerade mit Hector sprach. Er wirkte nicht wie dieser Mann, ganz und gar nicht. Dennoch...Miss Dilton würde ihn nicht anlügen und die Angst die er in ihren Augen sehen konnte war definitiv echt. Sie spielte ihm nichts vor. „Aber das Schlimmste war", sie schluckte, „Die Ergebnisse von Dr. Watson, dem Schiffsarzt der Barbadossa. E-er hat Mister Rhodes Körper untersucht u-und er hat festgestellt", wieder schluckte sie, „Das alle sein Verletzungen; die fehlenden Finger, die ausgeschlagenen Zähne die Erblindung beider Augen und all die Schnitte und Stichwunden ihm vor seinem Tod zugefügt wurden"

Sebastians Augen weiteten sich und er spürte wie der Whiskey von gestern ihm wieder hochkroch.

Miss Dilton straffte ihre Schultern und brachte die Geschichte zu Ende:

„Madame Adler hatte nur auf so eine Gelegenheit gewartet. Innerhalb weniger Stunden schaffte sie es sich das Brothel unter den Nagel zu reißen. Die Unterstützung der Huren war ihr eine große Hilfe. Sie wollten natürlich tausend mal lieber unter einer Frau arbeiten als unter einem Mann, vorallem wenn sie eine von ihnen gewesen war und versprach sie besser zu bezahlen und zu behandeln. Sie hatte Moriarty jedoch nicht um diesen Mord gebeten und ich glaube ihr. Sie hätte einen einfachen Kopfschuss gefordert aber das" Ihre Stimme brach, „Das war er, er ganz allein"

Sebastian schaute hinab in den Sand. Es war unglaublich raffiniert gewesen Mister Rhodes zu töten und so jemanden den er mochte in eine solche Position zu bringen. Doch die Art war so...barbarisch. Schlimmer als jede Piratengeschichte die er je gehört hatte, und schlimmer als alles was er sich hatte vorstellen können. Aber zu seinem eigenen Abscheu spürte er nichts als Bewunderung für den kurzen Mann in rot als er zu ihm hinüber blickte.

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Na ihr süßen Schnuckel?

Ja ich habe gerade gute Laune XDDDDDD

Und? *grinst* Sowas schon erwartet?

Was haltet ihr von der Geschichte(also jetzt die von Irene und Moriarty und dem ehemaligen Besitzer des Brothels)(Obwohl die Meinung über die gesamte Story würde ich auch gerne hören ;) )?

Findet ihr sie ist in-Charakter ?

Meinung über Sebastian?

peace out!

adios

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