4.Moriarty's Gesetze

„A-aber Käpt'n...", warf einer seiner Männer ein doch Moriarty brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. „Er wird Miss Dilton in der Kombüse helfen, bis er sich bewährt hat. Dann kann er sich als Steuermann versuchen wenn er dazu in der Lage ist", meinte er mit Blick auf Sebastian, „Aber zu allererst kommt er mit in meine Kajüte und unterzeichnet die Bordregeln, so wie alle anderen vor ihm"

Sebastian blieb stehen und ging dem Mann nicht nach. Mit hochgezogener Augenbraue drehte Moriarty sich um. „Ich beiße nicht", sagte er mit einem Grinsen was andeutete das er es doch tat.

„Ich weigere mich und bestehe auf mein Recht darauf als freier Mann zu sterben"

Stille.

Moriarty seufzte. „Caleb würdest du bitte den neuen Pulverjungen holen? Wie hieß er noch? Richard? Robin ?" Ein Junge mit schulterlangen Haaren trat vor, einen anderen Jungen mit festem Griff um's Handgelenk hinter sich her ziehend.

„Robbie, Sir"

Ein kalter Schauer lief Sebastians Rücken herunter als er zusehen musste wie Moriarty Robbie eine Pistole an den Kopf hielt. „Was sagen Sie nun Mister Niemand ? Sind Sie nun gewillt meinen Befehle Folge zu leisten ?" Er grinste und Sebastian hatte wieder den Drang ihm einen Säbel in die Kehle zu stoßen. Nichts wollte er lieber tun als das. Er wollte das warme blut an seinen Händen spüren und sehen wie das licht aus seinen Augen wich. Moriarty lachte und lud seine Pistole. „Was ist ?!"

Sebastian sah Robbie zittern, ihn um Atem ringen. Sein Herz ächzte und er sah sich gezwungen nachzugeben, sich geschlagen zu geben.

Langsam senkte er den Kopf.

Robbie's Atemung war schwer und erleichtert als Moriarty die Pistole herunternahm. So schnell er konnte verzog sich wieder in der Menge, sich unsichtbar machend, hoffend das er nicht ein zweites Mal für soetwas gebraucht würde.

„Dacht' ich's mir doch", murmelte der Piratenkapitän und schritt voran, den ehemaligen Kapitän direkt hinter sich, den Kopf immernoch gesenkt, die Hände immer noch gefesselt.

_..._

Zu Moran's Überraschung war Moriarty's Kajüte relativ geschmackvoll eingerichtet. Er hatte viel mehr Prunk erwartet. Es gab sogar ein Bücherregal. Doch was ihm besonders in's Auge fiel war das Bett. Es war größer und sah um einiges gemütlicher aus als das was er in seiner nun am Meeresboden liegenden, Kajüte gehabt hatte.

„Wie kommt es das dieser Junge Ihnen so viel bedeutet, Mister Niemand ?", fragte Moriarty während er die vielfach unterzeichneten Bordregeln von seiner Tür abhängte. Moran schwieg. Er weigerte sich immernoch hier irgendetwas freiwllig zu tun. Er war diesem Mann nichts schuldig, im Gegenteil; dieser Mann schuldete ihm seinen Kopf.

„Nicht sehr gesprächig, ich sehe schon...Aber Sie werden sich noch öffnen, das tut jeder irgendwann" Er wandte sich herum und ging weiter, auf seinen kunstvoll geschnitzten Schreibtisch zu, hinter dem ein passend verzierter Stuhl stand auf welchem er gleich Platz nahm. Moran blieb vor ihm stehen.

„Nun ich nehme an das Sie einen großen Beschützerinstinkt haben was diesen Jungen angeht. Er ist der jüngste auf ihrem Schiff und wie mir Ihre Reaktion vorhin gezeigt hat; ist er Ihnen wohl sehr ans Herz gewachsen" Sebastian biss sich auf die Zunge, um nichts zu erwidern aber er konnte nicht anders: „Was nützt es Ihnen meine Beweggründe für mein Nachgeben zu kennen?" Moriarty legte die Beine auf die Kante des Tisches und lächelte breit. „Ich lerne Sie näher kennen Mister Niemand" Moran schüttelte den Kopf. Dieser Mann war verrückt, eindeutig verrückt.

Der Kapitän schob ihm das Pergament und ein Tintenfass mit Feder hinüber. „Schreiben können Sie in dieser Fesselung noch, nicht wahr ?" Moran schluckte um eine weitere Erwiderung seinerseits zu verhindern und las die Bordregeln.

I. Jeder hat bei anstehenden Entscheidungen Stimmrecht; Jeder hat das gleiche Recht auf Proviant oder Schnaps, die zu irgendeiner Zeit erbeutet wurden, und darf sich nach belieben bedienen, außer wenn eine Verknappung es erforderlich macht, zum Wohle aller eine Kürzung zu beschließen.

II. Jeder soll abwechselnd und der Reihe nach an Bord von Prisen gerufen werden, denn bei solchen Gelegenheiten darf er sich (über seinen rechtmäßigen Anteil hinaus) mit neuer Kleidung versehen: Betrügt er jedoch die Gemeinschaft um den Wert eines Dollars in Silbergerät, Juwelen oder Geld, so wird er zur Strafe ausgesetzt. Wird nur ein Kamerad bestohlen, so begnügt man sich damit dem Schuldigen Ohren und Nase aufzuschlitzen.

III. Niemand darf um Geld spielen, weder mit Karten noch mit Würfeln.

IV. Lichter sind um neun Uhr abends zu löschen: Wenn Mitglieder der Besatzung nach dieser Zeit noch trinken wollen so sollen sie dies an Deck tun ohne den Dienst habenden Steuermann zu belästigen.

V. Gewehre, Pistolen und Entermesser sind jederzeit sauber und gefechtsbereit zu halten.

VI. Weder Knabe noch Frau ist an Bord erlaubt, es seie denn sie seien Besatzungsmitglied. Wer dabei ertappt wird, wie er eine Frau unerlaubt an Bord lockt und verkleidet mit auf See nimmt, muss über die Planke gehen. Die Frau wird sobald es möglich ist in einem zivilisiertem Ort ausgesetzt.

VII. Wer ein weibliches Besatzungsmitglied beleidigt oder belästigt, soll im Falle einer Beleidigung die Zunge abgeschnitten werden und im Falle einer Belästigung beide Daumen.

Das erklärte die Szene mit der Köchin Miss Dilton und Mister Howell. Sebastian fragte sich warum Moriarty eine so andere Einstellung zu Frauen an Bord hatte als andere Kapitäne und Seemänner... Wahrscheinlich lag das an seiner Verrücktheit, jeder gescheite Seemann wusste das Frauen auf Schiffen Unglück brachten.

VIII. Wer lügt soll die Zunge abgeschnitten werden, wer den Kapitän belügt soll mit dem Tod durch Kielholen bestraft werden. Auch wer seine Pflichten an Bord nicht einhalten kann soll unter dem Kiel durchgezogen werden.

Sebastian hob den Blick auf Moriarty. „Dann hat er Sie also belogen? Oder seine Pflichten nicht erfüllt ?" Moriarty grinste. „Peter? Oh ja", er lachte, „Hat mich angespuckt der Dreckskerl" Er kicherte und befühlte seine Wange. „Selbst das Blut dieses Bastards hat gestunken" Sebastian straffte seine Schultern und fragte: „Warum haben sie ihn an den Mast gefesselt?" Moriarty legte den Kopf schräg. „Warum hat die Hanse Klaus Störtebekers Kopf aufgespießt ?" er machte eine kurze Pause in der er Sebastian voller Neugier musterte, „Als Warnung, mein Lieber, als eine Warnung für alle die auf die Idee kommen sollten sein Verbrechen zu wiederholen" Ein Schauer lief Sebastians Rücken hinab als Moriarty ihn „mein Lieber" nannte. Erst jetzt bemerkte er den irischen Akzent der jedes Wort des Kapitäns prägte. Es machte ihn nur noch gruseliger, das etwas so freundliches wie ein irischer Akzent durch seine Lippen, wie etwas Schreckliches klang.

Schnell wandte er dem Papier wieder seine Aufmerksamkeit zu.

IX. Wer im Gefecht das Schiff oder seinen Posten verlässt wird ein F auf die Stirn geschlitzt so dass er sein Leben lang als Feigling gekennzeichnet ist.

X. Der Kapitän und Quartiermeister erhalten zwei Prisenanteile, Maat, Bootsmann und Kanonier anderthalb Anteile, alle anderen einen und einen Viertel Anteil.

XI.Wenn ein Mann im Dienst ein Glied verliert oder zum Krüppel wird, soll er 800 Dollar aus der Gemeinschaftskasse erhalten, bei leichteren Verwundungen entsprechend weniger.

Sebastian musste sich eingestehen das die Regeln nicht dämlich waren, und für einen Verrückten, der Schiffe ausraubte und Frauen an sein Deck ließ wirklich sinnvoll waren. Die Regeln erinnerten ihn an die die er selbst aufgestellt hatte und an die, die er von anderen Kapitänen kannte.

„Ich nehme an Sie können schreiben ? Schließlich können Sie lesen...", fragte Moriarty, eine Braue gehoben. Moran hob den Blick und begegnete dem dieser dunkelbraunen mit Hass. Moriarty's Mundwinkel zuckten. „Nun, dann sind Sie gezwungen mit ihrem Namen zu unterschreiben; oder muss ich den Pulverjungen wieder holen?"

Sebastian biss sich auf die Lippe und strich die Feder ab. Dann schrieb er in möglichst unleserlicher Schrift seinen Namen nieder. Wie eine Katzte nach einer Maus, schnappte Moriarty nach dem Papier als Moran die Feder zurückgestellt hatte.

„Moran also aha...Dieser Name kommt mir bekannt vor...", überlegte er laut und wiedereinmal schaffte Moran es nicht seine Zunge im Zaum zu behalten. „Ein Haufen Leute in London heißt so" Moriarty hob den Blick. „Ach wirklich London, interessant" Dann rollte er das Pergament zusammen. „Beschützerinstinkt was auf jüngere Geschwister hindeutet, der Name Moran und die Erwähnung Londons; Sie lüften Ihre Geheimnisse immer schneller Mister Moran"

Sebastian senkte den Blick und biss sich die Zunge blutig. Soetwas durfte wirklich nicht nochmal passieren! Fehlte noch das dieser ehrenlose Pirat seine ganze Lebensgeschichte kannte und herausfand wie er ihn weiterhin erpressen konnte. „Nun bereue ich es wirklich Ihre Kajüte nicht durchsucht zu haben" Moriarty seufzte, als würde es ihn wirklich kümmern und goss sich ein Glas Whiskey ein. Moran war schon drauf und dran zu fragen ob er ihn nun aus den Handschellen befreien würde als der Mann wieder das Wort ergriff:

„Sie fragen sich sicher warum ich Sie in meiner Mannschaft haben wollte und Sie nicht einfach tötete Mister Moran" Sebastian hob den Blick. Da lag er ganz richtig. Aus seiner Sicht und auch aus der Sicht von Moriarty' Mannschaft hatte das absolut keinen Sinn. Moran hatte es bis jetzt auf Moriarty's Irrsinn geschoben doch was, wenn da mehr war?

„Ich denke Sie haben Potenzial, Mister Moran. Und dieser Hass der da in Ihnen brennt, den Sie aus einem mir unerfindichem Grund auf mich schieben, wird sie zum zweitbesten Piraten der Welt machen" Nun warf Sebastian alle Achtung über Bord und schnaubte. „Wer ist der erstbeste? Sie?!"

Moriarty lachte.

„Nun schwer von Begriff sind sie auch nicht, eine schöne Abwechselung in dieser Mannschaft"

„Sie halten Ihre Männer also für dumm?" „Für ungebildet halte ich sie"

„Das ist dasselbe" „Nein, nicht wirklich, es läuft nur auf dasselbe hinaus, ein häufiges Missverständnis" Moriarty lächelte und schaute unter seinem Dreispitz zu Moran auf.

„Ich mag Sie leiden, Mister Moran. Oder darf ich Sie Sebastian nennen ?"

_..._

„Ich brauche keinen Helfer", wehrte sie geschäftig ab, einige Töpfe stapelnd. „Ich sagte ja auch nicht das du einen bräuchtest sondern das ich einen Platz für ihn brauche, eine Aufgabe. Nur für zwei Tage. In Nassau hab ich mehr Zeit über sowas nachzudenken und wahrscheinlich verliere ich da noch einige Männer an den Rum und andere Mannschaften" Miss Dilton wandte sich herum, einen Kochlöffel in der Hand. Dabei richtete sich ihr Blick auch auf Sebastian der einige Meter entfernt stand. Er hatte ihre Unterhaltung mit Amusement mitgehört.

Eine Frau in der Schiffsküche! Für jeden gesunden Verstand undenkbar!

„Aber wehe dir er macht etwas kaputt oder versalzt den Fuisch! Dann soll er Jackson helfen gehen! Oder deine Karten sortieren" Sebastian stutzte. Diese Frau stellte Ansprüche und tat ihre Meinung kund. Soetwas hatte er noch nie gesehen. Er war sich unsicher ob er das gut heißen sollte...

„Danke, Alice" Moriarty zog seinen Hut vor ihr und verließ die kleine Kombüse. Er trat mit einem breiten Lächeln vor Sebastian und machte sich daran seine stälernen Fesseln zu lösen.

„Verärgere die Frau nicht. Du bist nicht von hier und bist andere Behandlungen von Frauen gewohnt, doch hier herrschen andere Gesetzte, meine Gesetzte", er zog die Fesseln ab und blickte Sebastian tief in die Augen, „Das was dich erwartet wenn du sie auch nur in irgendeiner belästigst ist schlimmer als der Tod" Damit wandte er sich ab und ließ Sebastian mit der Schiffsköchin alleine.

Er konnte sich noch nicht recht damit abfinden in einer Position arbeiten zu müssen die unter einer Frau war, es war ihm zu unbekanntes Terrain. Er hatte eine Frau noch nie wirklich arbeiten gesehen. Die Frauen die er kannte strickten, häkelten und lasen den ganzen Tag. Aber diese Abgeneigtheit gegen das Unbekannte half ihm nichts, also entschied er sich dazu höflich mit der Frau umzugehen, sich ihr so gegenüber zu verhalten als wäre sie eine Madame in London und keine Köchin auf einem Piratenschiff. Er wollte schließlich nicht von Moriarty gefoltert werden, denn das war gewiss kein ehrenhafter Tod. Es war ein grausamer, elender Tod und das wollte er nicht.

Außerdem würde das seine Mission ruinieren, welche immer noch lautete Moriarty zu töten. Die einzige Alternative dem zu entfliehen war ihm genommen worden und nun hatte er keine andere Wahl als Moriarty zu töten. Er musste Moriarty nun mehr geschickt töten, am Besten bald.

Er glaubte nicht das er es in den nächsten zwei Tagen konnte, oder während sie auf Nassau waren, doch danach würde er zahlreiche Möglichkeiten haben, denn Moriarty schiffte nicht zum Spaß aus. Bei dem nächsten Gefecht konnte er dem Mann ein Messer in den Rücken rammen und es wie einen Unfall aussehen lassen. Oder er ging nachts in seine Kajüte und erstach ihn dort.

Für beide Optionen musste er das Vertrauen der Mannschaft gewinnen sonst dürfte er bei dem nächsten Gefecht nicht mitkämpfen und bei einem Mord bei Nacht sofort unter Verdacht geraten. Er musste also freundlich bleiben und den Regeln an diesem Schiff unterwerfen. Ihnen möglichst Folge leisten und sich mit den Männern anfreunden.

„Was stehst du da so rum?! Komm' her und hilf mir mit dem Fisch!"

Nur zu dumm das er den größten Teil seiner Zeit hier mit einer Frau, abgeschottet von der Mannschaft, verbringen musste.


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People

Nächsten beiden Wochen Praktikum, Panik ahhh😂

Joa was sind so eure thoughts of the chapter?

Was glaubt ihr was als nächstes passiert?

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