3.Yo Ho Ho Davy Jones Kiste

James schlief nicht. Die ganze Nacht stand er draußen und beobachtete das immer näher kommende Schiff während unter ihm die Männer in Schichten die Hand am Steuer wechselten. Das Schiff war schnell, trotz durchschnittlichem Wind hatte es sie eingeholt. Der Bug musste erst kürzlich gesäubert und geteert worden sein. James seufzte und beobachtete die Männer die am Deck der Schiffes herum liefen.

Einer, mit Dreispitz und sauberer Kleidung,  musste der Kapitän sein. Er stand fast die ganze Zeit vorn und behielt sie im Blick, als fürchtete er sie würden verschwinden wenn er es nicht täte.

James kam nicht umhin zu bemerken das der Mann gut aussah. Er war stattlich, seine Haltung war einwandfrei und sein Gesicht war attraktiv. Besonders die Narbe auf der rechten Wange machte den Piraten neugierig.

Als sie noch zwei Meilen auseinander waren, wandte James sich an seinen Steuermann. „Nach backbord abdrehen" Thomas tat wie ihm geheißen und drehte das Rad. Während das Schiff sich nun langsam nach backbord wendete, ging James hinunter in die Kajüten und weckte seine Mannschaft. Zu seiner Freude knasterten sie nicht über die frühe Stunde sondern bewaffneten sich und bereiteten sich auf einen Angriff vor. Die Kanoniere und ihre Helfer blieben Unterdeck und luden die Kanonen, legten Zündschnuren und Streichhölzer bereit und beobachteten das anfahrende Schiff.

Die restliche Mannschaft begab sich nach oben, lud ihre Gewehre und schärfte ihre Entermesser. Keiner beklagte sich über das fehlende Frühstück, denn dafür waren sie zu gespannt auf den anstehenden Kampf, außerdem waren sie daran gewöhnt morgens erst einmal nichts zu essen. Die Köchin hielt nichts vom frühen Aufstehen.

Sie segelten nun auf die Piratenjäger zu, also eigentlich weg von ihrem eigentlichen Ziel, doch James war sich sicher das sie diese Zeit mit einer abendlichen Brise wieder reinholen konnten.

Obwohl es bis dahin noch lang war denn die Sonne ging gerade erst auf.

Stolz stand Moriarty an Deck, das Fernrohr auf den feindlichen Kapitän gerichtet während die Wärme über sein Gesicht kroch, als würde sie dazu gezwungen werden. Miss Dilton war von den Kriegsgesängen der Mannschaft aufgewacht und stand nun an seiner Seite, misstrauisch beobachtend was passierte. Sie waren nun sehr nah an dem feindlichem Schiff und sie erkannte das sie nah an ihm vorbeisegeln würden und nicht auf es drauf. Der Abstand würde perfekt zum entern sein. Sie schielte zu ihrem Kapitän hinüber. Sein übliches Grinsen lag auf seinen Lippen und sie war froh das sie nicht ihr schönstes Kleid trug. Es würde blutig werden und bei ihrem Pech würde sie auch etwas abbekommen.

„Dies ist der falsche Zeitpunkt für eine Lady um auf einem Schiff zu sein", sagte Mister Howell zu ihr, ihr zu zwinkernd. „Laut euch Männern ist ein Schiff im ganzen Sinne der falsche Ort für eine Lady", sie lächelte dünn, „Wie gut das ich keine bin" Damit wandte sich sich herum und ging hinab in ihre Kombüse. Mister Howell schaute verdattert drein. Moriarty bemerkte es. „Sie kann dich nicht leiden also lass lieber die Finger von ihr. Sie ist nicht wie alle anderen Frauen die du kennst" Sein Seemann grunzte und ging zurück zu den Männern, nicht aufgeklärter als vorher.

Moriarty hingegen belächelte seine Dummheit. Es war amüsant, solch kleine Gehirne wie seinem beim arbeiten zu beobachten.

Doch er konnte sich nicht lange daran ergötzen. Das selbstgedichtete Kriegslied seiner Männer drang ihm an die Ohren und er musste zu seinem Verdruss mitsummen:


Yo ho, so treib es nicht auf die Spitze,

Sonst landet ihr bald in seiner Kiste

Dort prügelt er euch grün und blau

Schon lang steht ihr auf unserer Liste

Davy Jones' Kiste Yo Ho Ho

Davy Jones' Kiste Yo Ho Ho "


So wiederholte sich der grausig schlechte Reim immer und immer wieder bis die erste Kettenkugel geschossen wurde. James inspizierte ihren Flug und war wieder überrascht über die Zielgenauigkeit seiner Männer. Jackson hatte gut geschossen, in das Hauptsegel welches jetzt ein riesiges Loch aufzuweisen hatte. Dann kamen die nächsten Kettenkugeln; sie wickelten sich um die Masten und öffneten weitere Löcher in den gegenerischen Segel. Es war genug um sie vom Flüchten zu hindern aber zu wenig um sie untergehen zu lassen.

Moriarty betrachtete zufrieden wie die Männer auf dem Deck des Piratenjägers panisch wurden und wild herum rannten um die Brände zu löschen die eine der Kugeln ausgelöst haben musste. Panik und Angst waren immer gute Voraussetzungen für einen Kampf. Er nahm das Fernrohr vom Auge und schob es wieder zusammen bevor er seine Pistolen zückte.

Sie striffen die Seite es Feindes und sahen die ängstlichen Blicke der feindlichen Matrosen. Moriarty's Mannschaft nutzte diese Angst aus, spielte mit ihr, vergrößerte sie. Wie Wilde sprangen sie auf und ab und schrien. Darunter mischte sich wieder ihr kleiner Reim, zusammen mit höhnischem Gelächter.

Dann nahmen sie die Enterharken und warfen sie hinüber. Die Matrosen auf der anderen Seite versuchten verzweifelt diese zu lösen aber oftmals hatte sich das Metall schon zu sehr in das Holz gebohrt, vorallem wenn schon einige der Piraten an dem Tau entlang kletterten, die Säbel zwischen den Zähnen damit sie die Hände frei hatten.

James ließ die Segel einholen damit sie nicht weitertrieben. Und dann trat er über die Enterplanke, eine Pistole in jeder Hand und einen Säbel an der rechten Seite. So wie er dort hinüber ging, den Mund zu einer Fratze gezogen, die Augen vor Blutdurst dunkel, wirkte er wie der wahrhaftige Teufel.

Er wusste was unter seinem eigenen Deck über ihn getuschelt wurde. Das er der wahre Davy Jones sei und sie schon alle tot waren und es nur nicht wussten. Andere, die diese Geschichte nicht glaubten sagten er würde Davy Jones' ablösen wenn er sterben würde, da er noch schrecklicher war als er.

James fand diese Geschichten äußerst amüsant. Er lebte zu ihnen auf und wurde zu dem was sie über ihn sagten; Dem Teufel.

_..._

Der Kampf war unerbittlich. Die Männer des Piratenjägers waren in der Unterzahl, kämpften trotzdessen jedoch stark und gut. Aber Moriarty's Crew hatte sich über die Jahre einige wenige Teile seiner Genialität angeeignet: Sie benutzten Tricks und Täuschungsmanouver mit denen die Jäger nicht vertraut waren. Sie waren zu unvorbereitet in diesen Kampf gegangen. Und so gewannen die Piraten schließlich.

Die meisten ihrerer Gegner starben erhobenen Hauptes, andere traten ihrer Crew bei, und einen nahmen sie auf Anordnung des Kapitäns gefangen. Den Piratenjäger selbst.

Er wollte seinen Namen nicht verraten also trug Mister Cooper, der die Gefangenen immer, wie viele es auch sein mochten, auf Wunsch des Kapitäns protokollierte, ihn als ‚Kapitän John Doe' ein.

Moriarty lachte als er es las.

Mister Cooper fummelte nervös an seinen Fingern. Ihm war das deutlich unangenehm. „Er wollte mir seinen Namen nicht verraten Sir und ich wusste nicht ob es mir erlaubt war ihm ein Ohr abzuschneiden und Sie belästigen wollte ich auch nicht also -"

Moriarty hob eine mit Ringen besetzte Hand um seinen Wortschwall zu unterbrechen, den Blick immer noch auf das Pergament gerichtet. „Nein, nein, du hast dein Bestes getan Hugo" Er stand auf und legte das Pergament auf seinen Tisch. „Ich werde ihn mir selbst besehen"

_..._

Sebastian versuchte nicht durch die Nase zu atmen. Hier am Mast stank es. Er hatte erst gedacht das der Geruch von unter Deck kam, hervorgerufen durch schon gammelnde Teile einer kürzlich geschlachteten Kuh, doch dann hatte er den Blick gen Himmel gewandt.

Über ihm baumelte ein Körper, ein toter, stinkender, von Fliegen umwaberter Körper. Es war absolut abartig.

Jedoch weniger als die Männer seiner Mannschaft die in Moriarty's Mannschaft gewechselt hatten und ihm ganz schnell verrieten wo sich ihre schon fast wieder ausgegangenen Vorräte befanden und auch noch halfen diese auf Moriarty's Schiff zu laden. Robbie war unter ihnen.

Er war der einzige dem Sebastian dieses Vergehen verzog. Der Junge war noch nicht erwachsen, konnte kaum gescheit denken und wurde vor so eine Wahl gestellt. Jeder hätte sich in seinem jungen Alter dafür entschieden den Freibeutern beizutreten.

Besorgt schaute Robbie immer wieder zu seinem Kapitän, seinem ehemaligen Kapitän, der alleine an den Mast gefesselt war und von den Piraten verhöhnt wurde und mit Zwieback beworfen wurde. Letzteres hörte jedoch auf als eine Frau an Deck kam. Sebastian überraschte ihr Anblick. Frauen an Bord von Schiffen waren ungewöhnlich und an Bord von Piratenschiffen noch ungewöhnlicher. Er dachte erst sie wäre eine Hure die sie zum Spaß mitgenommen hatten, doch so wirkte sie nicht. Ihr Gang war aufrecht nicht verführerisch, ihr Kleid war praktisch und nicht darauf ausgelegt Männer in Versuchung zu bringen.

Sie schien geschätzt zu werden und wurde fast schon respektvoll behandelt. Keiner der Männer machte Anstalten ihr unter den Rock zu schauen oder sie auch nur in irgendeiner Art zu belästigen. Selbst als sie sie beschimpfte.

„Ihr verfluchtes Pack! Das sind die letzten halbwegs essbaren Dinge hier an Bord und ihr werft den guten Zwieback auf den Gefangenen!", sie ging durch die Runde und sammelte den Zwieback wieder ein, „Stellt euch darauf ein die nächsten zwei Tage gesalzenes Leder zu essen wenn diese Jäger keinen Proviant mehr haben!" Die Männer stöhnten und buhten doch die Frau schien nur noch wütender zu werden. „Na was glaubt ihr denn?! Ich bin keine Hexe die euer'n Rum nachfüllen könnte!" „Aber ne Hure biste!"

Stille.

Die Frau sah sich um und fand jemanden der sich noch zu amüsieren schien und ihrer Meinung nach die Beleidigung fallen gelassen hatte. „Mister Howell, Sie schon wieder!" Sie hob ihren grünen Rock an und stolzierte zu ihm hinüber. Es hatte etwas ulkiges und trotzdem gruseliges eine Frau so über ein Schiffsdeck spazieren zu sehen.

Angespannt beobachteten die Männer das Geschehen.

Die Frau griff sich unter den Rock und zog ein kurzes Messer, ein Cutlass, Entermesser. Sie hielt es dem Mann an die Kehle und zwang ihn vor ihr zurück zu weichen, bis sein Kopf gegen einen der Maste stieß.

„Miss Dilton, ich bitte Sie, Sie verachten die Bordregeln" Sebastian folgte der Stimme und erblickte James Moriarty. Den Mann den er töten wollte und musste. Und den er auch töten würde wenn er die Chance haben würde. Seine Mundwinkel zuckten.

Miss Dilton lächelte und Sebastian verstand warum es keiner vor Mister Howell gewagt hatte die Frau zu belästigen. Sie war angsteinflöẞend. In ihren Augen spiegelte sich der Wahnsinn. „Sie haben Recht", meinte sie und stemmte Mister Howell's Mund auf den er verzweifelt versuchte zu schließen, doch die Frau zuckte nicht mit der Wimper als er ihr auf die Finger biss. Ernergisch hielt sie dagegen bis sein Mund soweit geöffnet war das sie mit ihrem Messer hinein langen konnte. Mister Howell schrie da zum letzten Mal. Sebastian konnte nicht wegsehen, er wollte, aber er konnte nicht.

Die abgetrennte Zunge landete vor Sebastian's Füßen. Eine Unmenge an Blut schoss aus Mister Howells Mund, Miss Diltons Hand hinab, welche sie daraufhin wegzog.

Sie nahm das Messer runter und steckte es zurück in ein Stück Stoff welches sie um ihren Oberschenkel gewickelt hatte. Mit kurzem Blick auf Moriarty und einem flammenden auf Mister Howell verschwand sie in der Kombüse.

Dann wandte Moriarty sich Sebastian zu.

Er hatte das Kinn gehoben und die rechte Hand auf den Säbelgriff gelegt. „Und Sie sind unser namenloser. Ich will Ihnen ja nun wirklich keine Angst machen aber der letzte niemand hängt über Ihnen... Falls sie es nicht bemerkt haben sollten; Er ist tot" Moriarty grinste und trat einen weiteren Schritt auf Sebastian zu, wobei dieser bemerkte das sein Feind ein Stückchen kleiner war als er, was seine Mundwinkel erneut zucken ließ.

„Sie wollen mir also nicht verraten wie Sie heißen?" Sebastian schüttelte den Kopf.

Moriarty seufzte. „Dann verrraten Sie mir doch ob Sie meiner Mannschaft wenigstens beitreten wollen... Ich verspreche einen Anteil an jedem Schatz, respektvolle Behandlung, eine gute Heuer und Rabatte im Brothel auf Nassau, falls das etwas ist was sie interessiert"

Sebastian schüttelte erneut den Kopf.

„Ich würde lieber sterben als unter ihrem Befehl zu stehen"

Die Mannschaft gröhlte.

„Hinab mit ihm!" „Auf zu Davy Jones!" „Runter in die Truhe!" „Zu den Haien soll er gehen!"

Moriarty warf ihnen einen Blick zu und sie waren augenblicklich still. Sebastian kam nicht umhin das zu bewundern. Der Pirat beugte sich vor, die vergilbten Zähne gebleckt.

„So so, sterben wollen sie also ?"

Er zog den Säbel und löste die Taue um Sebastians Körper. Er hätte Moriarty zum Duell gefordert doch diese Ratten hatten ihn gründlich entwaffnet. Der Freibeuter zog er den Kopf zurück und wandte ihm für einen Moment den Rücken zu. Es wäre eine so gute Gelegenheit gewesen, doch da hatte Moriarty sich schon wieder umgewandt.

„Nein"

Sebastian stutzte. Was?

Er war nicht der einzige, die ganze Mannschaft starrte ihren Kapitän mit Verständnislosigkeit an.

„Nein. Nein, du hast Stolz, dich behalte ich"


NOTES:

wordcount; 2067

PeOpLe I love this chapter!!!

How about you?

Favourite line till now?

also; Danke für eure vielen lieben Kommentare unter dem letzten Kapitel <3 Die haben mich mega gefreut und zum weiterschreiben animiert, ihr seid die besten <333

XoXo

-Mavis

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