25.Mit mir
Sein Herz begann wie wild zu klopfen und seine Augen fielen fast aus ihren Höhlen. Wie zur Hölle war er noch nicht verhaftet worden?! Wie hatte er sie befreien können?! Wie hatte er all dies möglich gemacht?! Er schluckte und hielt all diese Fragen zurück.
James trat grinsend auf sie zu. „Ihr werdet nun dem englischen Gerichtshof überstellt denn eigentlich hatten diese Holländer gar nicht das Recht auf eure Hinrichtung. Außerdem sind sie nicht leer ausgegangen" Er warf den Richtern einen warnenden Blick zu und sie sahen betreten zu Boden. Er nickte ihnen zu. „Hoch mit euch, unten wartet eine Kutsche, mein Schiff liegt im Hafen" Die drei Häftlinge tauschten einen Blick und folgten dann stumm James die Treppen wieder hinunter auf die trockene Straße.
Und tatsächlich: Dort wartete eine Kutsche.
Sie stiegen ein, Carlos und Tippens auf der einen Seite und auf der anderen Sebastian und James. Ihre Knie berührten sich für einen Moment und Sebastian musste sehr an sich halten um sich nicht sofort auf James zu stürzen. Dieser begann laut zu lachen als die Tür geschlossen wurde und hörte einige Momente lang nicht damit auf.
„Wie zur Hölle haben Sie das gemacht Käpt'n ?!", unterbrach Tippens ihn nun, die Neugier ins Gesicht geschrieben. James lächelte und lehnte sich zurück. „Lass' das meine Sorge sein" Jetzt mischte sich auch Carlos ein: „Aber Sir, wie meinten Sie das mit dem nicht leer ausgehen ? Was haben Sie ihnen gegeben ? Geld ?" James schüttelte den Kopf. „Kein Geld. Etwas womit sie deren Volk befriedigen konnten und nun seid ruhig" Eingeschüchtert von seinem harten Ton schlossen beide Männer ihre Münder. James schaute zu Sebastian und biss sich auf die Lippen. Ihm schien es ähnlich zu ergehen wie ihm.
Sie spürten durch das Wackeln der Kutsche wie der Boden immer mehr Unebenheiten aufwies und schließlich, nach einem starken Schwanken, anhielt. Der Kutscher öffnete die Tür zu der kleinen Bucht in der die Amphrite vertäut war. Das Meer rauschte leise und spiegelte wie in einem Märchen, die Morgensonne auf seiner Oberfläche. Der helle Sand wirke als bestände er aus Billionen kleiner Dublonen die in der Sonne glitzerten.
Vor der stolz in der Bucht liegenden Amphrite wartete die ganze Mannschaft. Sie waren versammelt um ein Lagerfeuer welches den Duft von gerösteten Schwein und neu gekauftem Wein zu ihnen hinüber trug und sie damit stürmisch zurück in ihr Leben zog. Erst jetzt realisierte Sebastian vollkommen das er frei war. Das ihm nicht mehr unmittelbar der Tod drohte und das er tuen konnte was er wollte.
Von seinem Instinkt gesteuert fuhr er herum und zog James zu sich, ihre Lippen hart aufeinander pressend. Er erwiderte den Kuss, zog ihn an der Hüfte an sich heran, während Sebastian ihm den Dreispitz abnahm und durch seine langen Haare fuhr. Es war Zufall das Carlos und Tippens bei dem Anblick des Lagerfeuers sofort losgerannt waren ohne einen Blick zurück.
_..._
Sebastian hatte sich noch nie so frei gefühlt wie in diesem Moment.
Mit den Menschen die seine Freunde waren, um sich herum, singend und tanzend, voller guter Laune. Einen Becher Wein in der rechten und ein Stück Schwein in der linken Hand. Gewärmt von einem Lagerfeuer und der unmittelbaren Anwesenheit des Mannes den er liebte. Ein breites, echtes Lächeln lag auf seinem Gesicht.
Er warf James einen flüchtigen Blick zu. Er lehnte an dem Baumstamm auf dem er selbst saß, den Kopf leicht in den Nacken gelegt, den Weinbecher locker in der Hand, das Hemd halb aufgeknüpft, die schwarze Mähne mit einem roten Seidentuch zusammengebunden.
Sebastians Blick blieb an seinen, von dem Wein, rot gefärbte Lippen.
Er war der schönste Mensch der ihm je begegnet ist, stellte er fest. Alles an ihm erschien ihm perfekt, jedes Harr, jede Pore, jede Bewegung. Alles war perfekt, so verdammt pefekt.
_..._
Alice war die Erste die am nächsten Morgen die Frage stellte. „Wo sind die anderen ?"
James reagierte nicht, Sebastian hingegen hob eine Braue. „Welche Anderen ?" Alice schenkte ihm nur einen flüchtigen Blick. „Er hat sechs Männer mitgenommen; und die sind nicht zurück gekommen. Dafür aber ihr" Sebastian schaute nun, wie Alice, zu James der vor seinem fleckigen Spiegel sein Hemd knüpfte. „Ich habe sie getauscht" „Du hast was ?!"
„Ich habe meine sechs unützesten Mitglieder gegen drei meiner Besten getauscht"
Sebastian setzte sich auf. „Bist du verrückt?! Das lassen die sich doch nicht gefallen!" James schnalzte und richtete seinen Hut. „Das werden sie müssen" „Ab-Aber James! Du kannst doch nicht so ignorant sein und glauben das -" Sein Blick wurde kalt und legte sich wie eine Eisdecke um sie. „Schweig. Weib." Sie erschauerte. „Aber sie hat Recht", meinte Sebastian jetzt, „Das wird in einer Meuterei enden" „Vorallem jetzt", fügte sie hinzu, die Arme wieder verschränkend. „Wie? Gerade jetzt ?" „Sie reden schon seit Tagen von einer Meuterei, das wird sie nur noch mehr anstacheln"
„Ihr übertreibt", James drehte sich herum, „Selbst wenn sie darüber sprechen würden, planen sie noch nichts ernsthaftes"
_..._
„Aber wen schlägst du als neuen Käpt'n vor ?", flüsterte Christopher leise, gerade so laut das Sebastian am anderen Ende des Tisches es verstehen konnte. „Das steht noch aus", antwortete Theodore, einer der Takelare, „Alles was bis jetzt sicher ist, ist das wir ihn in drei Wochen stürzen werden, kurz bevor wir Nassau erreichen" Christopher nickte. „Okay, du weißt ich bin dabei"
Der Andere nickte und sah sich kurz um, wobei sein Blick kurz an dem unauffällig weiter essenden Sebastian hängen blieb. Er senkte die Stimme. „Gut. Die Art wie er mit uns umgeht dürfen wir uns nicht mehr gefallen lassen!" Christopher nickte enthusiastisch. „Wer weiß wer als nächstes verschwindet!" Theodore verdrehte die Augen und flüsterte, so leise das es fast mit dem Rauschen der Wellen verschmolz: „Tja Moran sicher nicht"
Christopher schaute ihn fragend an. „Wie meinst du das ?" Theodore schob seine Schüssel von sich. Nur ncoh einige wenige Zwiebackkrümel lagen darin. „Er wird sich nicht gegen ihn stellen" „Woher willst du das wissen, du bist schließlich nicht sein bester Freund" „Ja, der ist nämlich dieser Abschaum das sich unser Käpt'n nennt" Sebastian wandte den Blick von ihnen ab und konzentrierte sich nur noch auf ihre Stimmen: „Obwohl ich nicht mal mehr weiß ob da nicht noch mehr läuft..." Den Geräuschen nach zu urteilen hatte Chrisopher sich verschluckt. „Was?! Du meinst..Sie haben..." „Ja da bin ich mir ziemlich sicher" Nun redete der Steuermann auch so leise wie der Takelar: „Woher weißt du das ?" „Ich hatte Nachtschicht, kurz bevor diese ganze Geschichte mit den Holländern losging... Moriarty war noch auf Deck, stand alleine an der Reling..."
Eine Gänsehaut überzog plötzlich Sebastians gesamten Körper. Er wusste von welchem Abend Theodore sprach...
„Moran kam auf Deck, ich hab gesehen wie er durch die Luke stieg... Er ist also zu Moriarty hinüber gegangen und hat mit ihm geredet"
Sebastian schloss die Augen, er wusste was kam...
„Und dann haben sie sich geküsst! Der arrogante Drecksarsch hat wahrscheinlich gedacht er könnte sich sowas leisten aber meine Loyalität hat er verloren als er die Köchin angeschossen hat"
Sebastian erhob sich abprupt. Er hatte genug gehört. Die beobachtenden Blicke auf sich spürend, brachte er so normal wie möglich seine Schüssel nach vorn zu Alice, und verschwand dann, ebenso normal wie möglich auf Deck.
Seine Gedanken rasten. Sie wussten also von James' und seiner Beziehung, Alice Verletzung und planten auch wirklich eine Meuterei.Und hatten für diese schon genaue Pläne. Ein kalter Schauer lief seinen Rücken herab. Was bedeutete das? Nun ja vielleicht nichts. Vielleicht würde James diese Meuterei ohne weiteres bezwingen, die Gerüchte ausräumen und alles wäre schnell wieder gut und einfach.
Vielleicht kam es zu keiner Meuterei.
Aber wenn doch? Und wenn James sie dann nicht abwenden kann? Was passierte dann? Würden sie ihn auf Nassau seinem eigenen Schicksal überlassen? Oder ihn auf einer einsamen Insel abladen? Ihn an die britische Marine verrraten? Oder ihn töten?
Sebastian holte tief Luft. Nichts davon würde eintreffen. James war stark und hatte sicher einen Plan.
Aber wenn nicht, sagte eine kleine Stimme in ihm, Egal wo sie ihn hinschicken, ich gehe mit ihm
_..._
„Ihre Pläne sind ernsthaft" „Ist das etwa eine Art wie man seinen Kapitän begrüßt ?" Sebastian schüttelte den Kopf. „Das ist ernst James. Sie planen eine Meuterei" James verdrehte die Augen. „Und wer ist mein Gegner ?" „Das steht noch nicht fest, ich denke das werden sie entscheiden nachdem sie dich gestürzt hab-" „Genau. Du denkst. Sebastian", er kam zu ihm herüber, „Sie werden mich nicht stürzen. Niemand wird das. Und vorallem nicht diese Idioten die nichteinmal wissen wer mein Nachfolger wäre"
Er lachte, was Sebastian nur noch nervöser machte. „Bitte unterschätze das nicht! Wenn sie in der Mehrheit sind werden sie gewinnen! Außerdem wissen sie von uns und der Alice Sache" James belächelte ihn, wie einen kleinen naiven Schuljungen der gerade etwas sehr dummes gesagt hatte.
Er legte ihm eine Hand an die Wange und strich sanft über die raue Haut. „Und wenn schon mein liebster Sebastian... Dies ist nicht meine erste Meuterei. Mich haben schon verschiedenste Truppen versucht zu stürzen und mittlerweile habe ich einen Weg gefunden dem keiner entkommen kann. Sie wussten auf was sie sich einließen als sie mir ihre Treue schworen, es genügt nur sie daran zu erinnern" Er sah ihm in die Augen und zog ihn an sich heran. „Vertrau' mir"
Sebastian legte seine Hand auf James'. „Ich vertraue dir", er schluckte, „Ich werde dir folgen, egal was passiert" James grinste. „Du sollst mir nicht folgen. Du sollst mit mir gehen"
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Ich hab heute Waffeln gegessen :)
Und wie ergehts euch so, isoliert von dem rest der Welt?
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