24.Ein Tanz mit Jack Ketch

Die Tage vergingen schneller als es James lieb war. Sein Plan war perfekt und er war sicher das er funktionieren würde und dennoch gab es ein Fünktchen Nervösität in ihm welches mit jedem Tag größer wurde und sich weiter und weiter von seinem Fünkchen Dasein entfernte. Von dem nordischen Wind erfrischt zog er sein Fernrohr hervor und schaute auf eine kleine Bucht neben dem Hafen von Vught. Es war eine kleine Stadt mit unscheinbaren, eng aneinander gebauten Häusern mit Strohdächern und kleinen Balkonen.

Er wandte sich an Hector der neben ihm stand und geduldig auf die Anweisungen seines Kapitäns wartete. „Wir halten den Kurs. Wir sollten bald dort anlegen", er grinste, „Und sag' Ricky, Mister Coroll, George, Carson, Abraham und Mister Boyd Bescheid; ihre Sternstunde ist gekommen" Hector salutierte. „Aye aye Käpt'n!"

„Was hast du mit ihnen vor ?" James verdrehte die Augen und drehte sich herum. „Alice" „Ich habe dir eine Frage gestellt" Sie klang trotzig, hatte die Arme verschränkt und die Augenbrauen zusammen gezogen. „Ich wüsste nicht warum dich das kümmern sollte. Vorallem da du uns ja bald verlässt" Siew zog einen Flunsch gab sich jedoch noch nicht geschlagen. „Ich will dich nur vor einem Fehler bewahren" „Als ob du dich um mich sorgen würdest", James lachte, „Außerdem; Du weißt doch am Besten das ich keine Fehler mache" Alice schüttelte den Kopf. „James das ist ernst... Ich, ich habe Gerüchte gehört" Er hob eine Braue. „Ach ja ?" Wütend trat sie einen Schritt auf ihn zu. „Ja! Sie- sie sagen das sie dich absetzten wollen!"

_..._

Die Tage zogen sich in ihrer Eintönigkeit. Selbst das Brot und das Wasser waren geschmackslos. Alles in Sebastian schien zu ertauben und benommen zu werden. Den Gestank der Nachbarzellen und auch bald ihrer eigenen nahm er nicht mehr wahr, die Spitzen des Heu spürte er nicht mehr und die Kälte der Umgebung ließ ihn nicht mehr erschaudern. Alles war gleich.

Carlos und Tippens schien es ähnlich zu ergehen. Seit dem ersten Tag hatten sie keinWort mehr miteinander gewechselt. Der früher immer so glückliche Tippens lag den ganzen Tag lang in dem Heu und schlief. Abends glaubte Sebastian manchmal ihn weinen zu hören doch das könnte auch nur seine Einbildung sein. Er selbst war ebenfalls am Rand des Wasserfalls und das schon seitdem sie ihm die Ketten angelegt hatten.

Jeden Morgen nach dem Aufstehen und jeden Abend vorm zu Bett gehen betete er. Er hatte seinen Glauben vernachlässigt, hatte den Teufel über sich regieren lassen doch er bereute es. Zwar nicht alles, aber vieles. Erst jetzt, kurz vor seinem Ende wurde ihm klar was er angerichtet hatte. Wie viele Menschenleben er zerstört hatte. Und dennoch; da war ein Teil in ihm der nichts davon bereuchte und diesem frommen, bereuenden teil von sich Heuchelei vorwarf.

Und wäre er ehrlich zu sich selbst, würde er dem zustimmen.

Auch an diesem Morgen, seinem letzten Morgen, betete er. Den Kopf gesenkt, die Hände verschränkt kniete er vor dem Fenster durch das das erste Licht des Tages fiel.

Vater unser im Himmel

Geheiligt werde dein Name

dein Reich komme

dein Wille gescheh, wie im Himmel so auf Erden

Die Wachen kamen herein und zerrten ihn auf die Füße und aus der Zelle. Aber Sebastian ließ die Hände verschränkt und den Kopf gesenkt.

Unser tägliches Brot gib uns heute

Und vergib uns unsere Schuld

So auch wir vergeben unseren Schuldigern

Die Sonne blendete ihn und er musste die Augen zusammen kneifen. Die Wachen führten sie nun durch das Tor des Hofes hianus, dem lauten Mob auf dem Marktplatz entgegen.

Und führe uns nicht in Versuchung

Der Lärm wurde lauter und Sebastian konnte schon die ersten Köpfe der wilden Masse erkennen.

Sondern erlöse uns von dem Bösen

Sie wurden auf das hölzerne Podium geführt, dem Gespött und der Wut der Bürger schutzlos ausgeliefert. Über ihnen drei Schlaufen, vor ihnen eine Tritthilfe. Neben ihnen ein kräftiger Mann in schwarzem Gewand, das Gesicht verhüllt. Der Henker. Auf der anderen Seite, die Richter, mit silbernen Lockenperücken, feiner Kleidung und vielen Falten.

Denn dein ist das Reich

Mit einem lauten, dumpfen Geräusch durch seinen hölzernen Hammer verschaffte der Richter sich Gehör.

Und die Kraft und die Herrlichkeit

Der Richter erhob sich. „Kennt ihr, unter all den Bösewichten und Teufeln auf dem Meere einen, dessen Namen man öfter hört und den man mehr fürchtet als Moriarty ?" Die Masse grölte und schüttelte die Köpfe. Sein Name versetzte Sebastian einen Stich und ein flackerndes Bild von James' lächelndem Gesicht tauchte vor seinem innneren Auge auf.

„Nun schauet auf diese Schurken, seine Dämonen, seine Komplizen, und seied euch sicher das sie euch nichts mehr anhaben könnten" Wieder grölte die Menge diesmal lauter. „So wahr Gott uns helfe werden wir heute, an diesem wunderschönen Tage im Jahr 1715 einen Teil seiner Macht untergraben indem wir seine Gehilfen in die Hölle schicken!"

Die Bürger wurden wild, sprangen auf und ab, riefen Beleidigungen und Flüche und drohten mit ihren Äxten und Beilen die sie mitgebracht hatten.

Der Richter nickte dem Wachen hinter Sebastian zu und dieser schob ihn grob nach vorn, ihm das unmissverständliche Zeichen gebend die Stufen zu nehmen.

Sebastian gehorchte und schloss oben die Augen, seine Verdammnis akzeptierend, die finsteren Blicke des Mobs nicht mehr ertragend.

In Ewigkeit

Er spürte das kratzige Material des Seils um seinen Hals, holte ein letztes Mal Luft.

Amen.

Und dann war alles still.

Leises Gemurmel kam auf erhob sich langsam zu einem Hintergrundgeräusch der Stille. Sebastian schlug die Augen auf und sah sich um. Es war dieselbe Szenerie wie zuvor. Es gab nur einen Unterschied: Neben dem Richter stand ein Junge, kaum vierzehn Jahre alt. Er führte ein angeregtes Gespräch mit dem Richter der verwirrt, schockiert und überrascht aussah. Sebastian wechselte einen Blick mit Carlos und Tippens die die Veränderung bemerkt hatten.

Der Junge trat zurück und der Richter winkte seine Männer heran. Auch sie redeten aufgeregt miteinander doch schienen letzendlich zu einem Entschluss zu kommen. Der Richter nickte dem Jungen zu und der rannte los, weg von dem Podium, der Menschenmasse, der bedrückenden Stille.

Der Hauptwachtmeister, wie Sebastian glaubte, trat auf die Richter zu und sprach auch kurz mit ihnen. Danach machte auch er eine dieser Wink-Bewegungen und der Henker nahm Sebastian das Seil ab.

Seine Augen weiteten sich. Was ging hier vor ? Würden sie nun mit der Axt getötet werden ?

Doch es schien als sollte ihnen gar nicht mehr passieren. Die Wachen führten sie von dem Podium herunter und wieder durch endlose Gassen. Sebastian wollte seine Nervösität und Angst mit den anderen beiden teilen, fürchtete aber dann doch gehängt zu werden. Als hielt er seinen Mund geschlossen und folgte den stummen Anweisungen die man ihm gab.

Sie bogen um eine Ecke und standen vor einem imposanten Gebäude. Aus Sandstein mit Fresken und schönen Verzierungen wie Statuen und Wasserspeiern. Die Wachen schoben sie hinein, die Treppen hinauf in eine Art Salon. Darin befanden sich die Richter und ein weiterer Mann der aus dem Fenster schaute.

„Löst die Ketten", wies der Richter die Wachen auf niederländisch an, „Sie sind frei", sagte er dann an die drei gewandt. Sie fielen sofort auf die Knie.

„Danke, danke danke, für diese gutherzioge Gnade, Herr", sagte Tippens mit seinem gebrochenen niederländisch. Dem Richter schien das deutlich unangenehm zu sein, „Wem ahben wir dies zu verdanken ?", fragte Carlos auf englisch, mit zitternder Stimme.

Alle Männer richteten ihren Blick auf den Mann am Fenster.

Er trug einen Dreispitz, dunkle Stiefel und einen blauen Mantel der Sebastian augenblicklich an seine Zeit bei der Marine erinnerte. Ein kalter Schauer lief seinen Rücken hinab. „Mir", sagte der Mann und wandte sich mit einer geschmeidigen Bewegung herum.

Sebastian blieb das Herz stehen.

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Jack Ketch war ein Henker um 1660 rum unter Karl dem 2ten (?) und war für seine äußerst grausamen Tötungen bekannt. Er hat mal acht Axtschläge gebraucht um, ich meine irgendeinem Lord, umzubringen, war wohl sehr blutig...

Falls ihr euch dafür sehr interessiert:

https://de.wikipedia.org/wiki/Jack_Ketch

Naja jedenfalls wurde sein name irgendwann zu einem Syonym für den Tod, "Mit Jack Ketch zu tanzen" bedeutet im Genaueren übrigens gehängt zu werden also joa. Fand das ganz passend.


FunFact: Ich kann das Vater Unser nicht, musste dafür meine Mum fragen lol

PS: Ich arbeite an einem lustigen MorMor usw. Format weiß aber noch nicht wie und so sich das umsetzten lässt bzw. wie genau ich das mache (Tipp: Es handelt sich wieder um ein AU)


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