2.Niemand lügt und lacht über nichts
„Kapitän Moriarty Sir ?"
Die Stimme des jungen Mannes zitterte. Er stand unsicher neben der Tür. Sein Blick war zu Boden gerichtet sodass seine schulterlangen Haare ihm in sein jugendliches Gesicht fiel. James auf seinem Stuhl musste grinsen. Es machte alles einfacher wenn die Mannschaft Angst vor ihrem eigenen Kapitän hatte. Gemächlich erhob er sich. „Was ist, Caleb ?" „I-ich...Miss Dilton wollte das ich sie hole. Sie sagte es sei nicht aufzuschieben und sie entschuldigt sich" James seufzte und nahm seinen Hut vom Tisch. „Na wenigstens einer", murmelte er trocken. Miss Dilton also wieder.
Womit sie ihn nun diesmal belästigen wollte ?
Caleb wagte es nicht ihn anzusehen als er: „Wie bitte ?", fragte. Wieder seufzte sein Käpt'n. Mit zwei schlanken Fingern packte er Caleb's Kinn und hob es an, sodass der Junge den Blick heben musste. „Sieh' mir in die Augen, Bursche", sagte er streng, die Finger fest um den Kiefer gespannt sodass seine Knöchel weiß wurden. Caleb schluckte unsicher und James bleckte die Zähne. Langsam glitten seine Augen den mageren Körper herab.
Caleb' Knie waren dreckig, seine Ärmel nass, doch seine bloßen Füße waren einigermaßen sauber.
„Du hast das Deck geschrubbt, nicht wahr?" Caleb nickte so gut er konnte, die Zähne fest zusammen gebissen sodass sie nicht klapperten. James Mundwinkel zuckten und für einen kleinen Moment wirkte es als würde er lächeln doch dann richtete er seinen Blick wieder auf Caleb's bernsteinfarbene Augen. Sein Griff wurde fester. „Wer hat dir geholfen ?" „Niemand Sir" James Augen verformten sich zu Schlitzen.
„So so", säuselte er, „Niemand"
Er wandte den Blick ab und nahm die Hand von Caleb's Kinn. Ein dunkelroter Abdruck formte sich dort wo die Finger gewesen waren.„Nimm dir einen Apfel" Der Matrose schaute ungläubig auf den in roten Samt gekleideten Rücken.
„W-wie bitte Käpt'n ?" James setzte den Hut auf und grinste.
„Du hast mich ganz richtig verstanden, Bengel"
_..._
„Käpt'n Moriarty Sir -" Er legte ihr einen Finger auf die rosigen Lippen. „Einen Moment Herzchen" Damit wandte er sich um und hob die Stimme während sie eingeschnappt die Augen verdrehte.
„Männer!" Sie versammelten sich um ihn. Man sah ihnen an das sie nichts anderes lieber tun würden als weiterhin ihrer Arbeit nachzugehen.
„Wo ist...Peter?" Die Mannschaft schaute sich um, suchte in ihren eigenen Reihen nach ihm, fanden ihn jedoch nicht. Moriarty nickte, die Hände hinter dem Rücken verschränkt.
„Nun; Oder sollte ich dich lieber Niemand nennen Peter?", er lachte bellend auf wobei seine Männer zusammen zuckten. „Komm' heraus aus deinem erbärmlichen Versteck. Ich weiß wo du bist aber ich möchte das du jetzt herauskommst. Es ist nur beschämend für uns beide wenn ich dich aus dem leeren Weinfass zerren muss"
Die Mannschaft wandte sich zu den Fässern um. Das linke begann zu zittern. Es wackelte und kippelte während komische Geräusche aus ihm herauskamen.
Moriarty schloss die Augen, als wäre er enttäuscht und machte einen Fingerzeig. Mister Cooper und Mister Beckett, die Männer die den Fässern am nächsten waren, gingen auf das Wackelnde zu und warfen es geöffnet auf Deck. Heraus kullerte Peter, oder Coozy wie ihn alle außer dem Kapitän, nannten. Sein Bart war dreckig und klebrig. Seine Haare waren verfilzt und seine Augen weit aufgerissen, ähnlich wie sein vergilbter, stinkender Mund aus dem ein schallendes Lachen erklang.
Moriarty schritt auf den Mann zu, die Mundwinkel freudlos gehoben. Die anderen beobachteten ihren Kameraden mit Mitleid. „Was ist so amüsant Peter?", fragte Moriarty kalt.
Einige Sekunden lachte Peter weiter dann setzte er sich Luft schnappend auf. Es war das einzige Geräusch auf Deck, ansonsten war es still. Totenstill. Selbst die Segel und sonst ächzenden Seile schienen inne gehalten zu haben.
„NICHTS!", japste Peter, mit einer Hand auf das Deck klopfend, „NICHTS!" Moriarty hob eine seiner dichten Brauen. „So, so niemand lacht also über nichts, interessant" Er zog seinen Säbel und ließ die Männer nach Luft schnappen. Miss Dilton hingegen zeigte mildes Interesse an dem ganzen Geschehen. Es kümmerte sie sehr wenig was dort gerade passierte, sie hoffte einfach das es schnell vorbei war sodass ihr Käpt'n sich ihrem Problem widmen konnte.
Doch allen Erwartungen zum Trotz, schlug Moriarty ihm nicht sofort den Kopf ab sondern stützte sich auf die Waffe während er sich nach vorn beugte.
„Sage mir Peter, was hast du in dem Fass gesucht? Deine Ehre? Deinen Mut? Deine Arbeitsmoral?" Peter lachte wieder und schaute auf und hauchte seinem Kapitän unverschämt in's Gesicht: „Nichts" Moriarty rümpfte die Nase. Peter stank. Nach Alkohol. Er stellte sich wieder gerade auf, behielt den Säbel aber in der Hand.
„Sage mir Peter, hast du das Fass etwa ausgeleckt? Auf der Suche nach dem letzten Rest Wein?" Peter schüttelte dämlich grinsend den Kopf. „Nein Sir" Doch sein Kapitän sah tadelnd auf ihn hinab.
„Aber Peter", sagte er, die Lippen gespitzt und den Zeigefinger hin und her bewegend, „ Lügen ist hier an Deck verboten. Das steht in den Bordregeln die du auch unterschrieben hast, mit einem sehr krummen X"
Er wandte sich ab und sprach weiter. „Und weißt du was für eine Strafe darauf steht mein Lieber ?" Nun war Miss Dilton doch interessiert, ja sogar erregt. Moriarty sah über seine Schulter auf Peter dessen Mund erschrocken aufgeklappt war. Mild lächelte er, ein Funkeln in den Augen.
„Kielholen, Peter, Kielholen"
_..._
Plötzlich war Peter wie ausgewechselt. Er lachte nicht, er lächelte nicht mal mehr. Er war panisch. Schüttelte den Kopf und schlug um sich als die Männer ihn zu den schnell gespannten Seilen trugen und schrie aus ganzer Kehle als sie ihn daran festbanden.
Miss Dilton verdrehte die Augen. „Kannst du ihm bitte die Zunge abschneiden?!" Doch James schüttelte nur den Kopf. „Ach lass ihn doch", er grinste, „Solange er noch kann" Miss Dilton musste lächeln. „Nun was ist los das du mich so unbedingt sprechen musstest"
„Die Vorräte sind fast leer und wir sind noch ganze zwei Tag unterwegs! Ich weiß nicht was ich kochen soll..." James schnalzte. „Und wie soll ich dir jetzt helfen, Schätzchen? Einen Umweg fahren und ein Lebensmittelschiff ausrauben? Salz das Leder ein wenig, dann ist es essbar" Sie seufzte. „Ich will dir damit sagen das wir mehr brauchen wenn du dieselbe Route nochmal fahren willst und Leder ist wirklich abscheulich!" „Ist es nicht, ich finde es sogar recht angenehm. Es war ja auch eigentlich eine kürzere Route vorgesehen" Sie stützte die Hände in die Hüften. „Und wer hat die Route geändert?! Ich nicht..." James seufzte und wechselte das Thema.
„Hol' bitte Caleb aus meiner Kajüte...Er müsste schon längst wieder hier sein, ich glaube der schnüffelt rum" Miss Dilton grinste. „Wer ist Caleb ? Dein Lustknabe ?" James machte ein angeekeltes Gesicht. „Gott nein, der Junge ist fünfzehn. Los geh' und hol ihn bevor er das Logbuch klaut und ich ihn auch noch unter'm Schiff durchziehen muss" Beleidigt wandte sie sich um um seinem Befehl nach zu gehen. „Was bin ich, dein Dienstmädchen ?!" Er lachte und schaute ihr nach.
„Wenn du mein Dienstmädchen wärst, wärst du nicht hier"
_..._
„Spuck dein dreckiges Blut nicht auf mein Deck Peter. Oder du musst es gleich schrubben so wie ich es angeordnet hatte" Den letzten Worten maß Moriarty besondere Betonung bei. Er trat einen Schritt auf Peter's in der Luft baumelnden Körper zu und packte sein Kinn. Caleb befühlte dabei sein eigenes welches immer noch schmerzte.
Dünn lächelte sein Kapitän. „Und bitte stirb langsam, ja ?" Peter heulte auf und spuckte dem Mann ihm gegenüber in's Gesicht. Moriarty grinste nun, die Mundwinkel zu einer absurden Fratze gezogen, während Peter's Blut seine Wange hinab lief. Er ließ das Kinn los und wandte sich an seinen Steuermann der gerade mit den Seilen des Kiels beschäftigt war.
„Zieh' sie ruhig ein wenig enger, Harold. Härter bekommt dem Mann besser" Dann wandte er sich Miss Dilton zu die angespannt beobachtete wie der Semman wieder in's Wasser gezogen wurde.
„Und du gibst mir eines deiner Taschentücher. Selbst das Blut dieses Ekels stinkt"
_..._
„Käpt'n Moriarty Sir?"
Er seufzte und wandte sich herum. „Was ist es nun wieder Caleb?" Der Junge stand erneut zitternd in der Tür, die Hände gefaltet sodass sie sich nicht auch noch bewegten. Doch sein Blick war zum Unterschied vom heutigen Morgen, gehoben und seine Stimme war ebenfalls etwas fester. „Der Mastjunge sagt", Caleb schluckte, „Er sagt jemand verfolgt uns"
James zog die Brauen zusammen und erhob sich. Seine Gedanken rasten. Sie waren nur noch anderthalb Tage von Nassau entfernt, welche Armee sollte ihn denn jetzt noch verfolgen?! Oder besser gefragt; Welcher andere Idiot würde es wagen ?
Caleb zuckte zurück als sein Kapitän an ihm vorbei eilte. Achtern riss er Miss Dilton das Fernrohr aus der Hand und drückte es sich selbst auf's Auge. Er spürte die besorgten Blicke aller. Den des Steuermannes, den von Miss Dilton, den von Caleb und auch den von dem Quartiermeister.
„Hinfort mit euch!", rief er aus und die Männer kuschten sich hinab an Deck. Doch Miss Dilton blieb stehen, den Blick auf's Meer gerichtet. James verdrehte die Augen und setzte das Fernrohr ab.
„Und du geh' in die Küche Weib!"
In ihren Augen loderten Flammen als sie ihn ansah. „Ich würde dich jetzt sehr gerne ohrfeigen", zischte sie als sie ihre Röcke nahm und es den Männern nachtat.
James atmete einmal tief durch dann hob er wieder das Fernrohr an seine dunklen Augen. Tatsächlich, es war ein Schiff am Horizont zusehen. Es war keine Flagge gehisst. Nur die weißen Leinensegel waren an den Masten zu sehen. Er seufzte. Ein Piratenjäger. Na das hatte ihm noch auf den letzten Meilen gefehlt.
Er hatte nun zwei Optionen von denen er wählen konnte: Entweder er hatte Glück und sie würden morgen besseren Wind haben und den Jägern nochmal entkommen oder er ging auf Nummer sicher und enterte ihn zuerst.
Er steckte das Fernrohr zusammen. Da war keine Chance das er das Glück entscheiden ließ. Er ging hinüber zu der Brüstung und hob, wie am heutigen Morgen die Stimme:
„Männer"
Wieder lagen alle Blicke auf ihm, auch der von Miss Dilton, obwohl sie technisch gesehen gar nicht angesprochen war.
„Wir werden morgen ein Schiff entern. Es ist das eines Piratenjägers also erwartet keine Beute nur ein ordentliches Gemetzel" Die Männer jubelten und brüllten unter Miss Diltons missbilligendem Blick. James grinste.
Das würde Spaß machen.
NOTES:
wordcount; 1688
Thoughts?
XoXo
- Mavis
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