18.Der Schiffsbrüchige
Während Mutter Natur ihre rötlichen Pinsel über den Himmel führte und so alles in faszinierende Rot-, Violett - und Rosetöne tauchte, legten sie in Biscay an. Nur sehr wenige aus der Mannschaft durften von Bord gehen und Sebastian gehörte nicht dazu. Moriarty beauftragte ihn damit Alice Gesellschaft zu leisten und zu Bewachen. „Weder du noch sie verlassen dieses Zimmer während ich an Land bin, und auch niemand anderes als ich betretet es!"
Sebastian hatte gehorsam genickt, die Glieder noch starr von seiner schlaflosen und gedanklich erschöpfenden Nacht. Ohne ein weiteres Wort oder einen Blick zurück, war der Kapitän dann gegangen, jedoch nicht ohne die Tür von außen zu verschließen. Im selben Moment in dem das dumpfe Klicken des Schlosses ertönte, ließ Sebastian sich benommen auf die Bettkante fallen, die Augen ins Leere gerichtet.
Alice strich Sebastian durchs Haar. „Was ist los?" Sie hatte sofort bemerkt das etwas nicht stimmte. Er fiel zurück und lag nun mit dem Kopf in ihrem Schoß. Einen Moment schwieg er noch, dann sagte er: „Ich hasse ihn" Sie blieb stumm und wartete. „Und ich liebe ihn" Sie wusste nicht ob sie lächeln oder weinen sollte. Dieses Gefühl Moriarty gegenüber zu hegen war gefährlich.
Und zwar auf einer höheren Ebene als ihm zu sagen wie er seine Mannschaft zu führen hatte, denn dies könnte wirklich gravierende Folgen haben.
„In dem einen Moment könnte ich ihm die Kehle aufschlitzen und im nächsten möchte ich ihn in meine Arme ziehen und küssen" Er klang leer und verzweifelt. Alice kannte dieses Gefühl, das Gefühl dieses Hextentranks aus vielen verschiedenen Gefühlen, die in einem kochen und immer zu kurz vorm überkochen waren und gleichzeitig jedoch nicht existierten. Sie seufzte. „Ich weiß", sagte sie leise und seufzte wieder, „Ich weiß".
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Moriarty ging allein in die Gasse. Sie war dreckig und stank nach Exkrementen und ausgewürgtem Essen. Er hielt den Atem an . Es war wirklich abartig. Ungeduldig schaute er sich um, bis er einen bunten Vogel auf dem Dach neben sich landen sah. Er sah zum Eingang der Gasse.
„Guten Tag", kam es mit tiefer Stimme. Moriarty trat einige Schritte auf seinen Verbündeten zu. Er trug feine Kleidung höchster Qualität. Seine Haare waren dunkelblond und wiesen eine beginnende Glatze auf. Sein Bart war von derselbigen Farbe.
„Guten Tag" Der Mann lächelte. „Wie geht es Ihnen ?" „Wunderbar. Und selbst ?" Der Mann hauchte den Rauch in eleganter Manier aus. „Die einen sagen so, die anderen so" Er zuckte mit den Achseln und warf die Zigarre in eine Pfütze Regenwasser. „Aber da wir uns hier nur auf einer geschäftlichen Ebene treffen und sie meine kleinen Problemchen nicht weiter interessieren, würde ich sagen; Gut. Es geht mir gut"
Der Pirat nickte. „Das freut mich" Der Andere lächelte. „Mich auch. Also; Warum sind Sie hier? Was wollen Sie ?" Moriarty trat einen Schritt näher und hielt ihm einen Brief entgegen. „Ich möchte das dies zu den Familien von Jansen de Groot, Benedikt Peeters und Conradus van Dijk gelangt" Der Mann hob die Brauen und nahm den Brief entgegen. „Nur das ? Keine mündliche Botschaft ?" Moriarty schüttelte den Kopf. „Nein Magnussen das ist alles", er grinste, „Ich will nur das du ein wenig deine Kontakte spielen lässt" Der Mann namens Magnussen ließ den Brief in seine Manteltasche gleiten. „In Ordnung", nun zuckten auch seine Mundwinkel, „Ich werde den Brief sicher ausliefern, nur so aus Neugier-" Er beugte sich ein Stückchen vor. „Worum geht es dabei ?" Auch James beugte sich vor. „Dein Spezialgebiet natürlich"
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„Hat er dir gesagt was er in Frankreich will ?", fragte Alice gerade. Sie saßen nebeneinander im Bett und unterhielten sich über alles und zwischendurch auch über nichts. Jetzt schüttelte Sebastian den Kopf. „Nein hat er nicht, ich wusste nicht mal das wir in Frankreich sind, woher weißt du es ?" „'Biscay' ist eine Bucht an Frankreichs Küste" „Warum weißt du sowas ?" Sie zog die Decke höher. „Meine Mutter kam aus Frankreich" Er nickte bedächtig. „Kannst du französisch ?" „Ein wenig, ja, aber ich kann mich an kaum etwas erinnern also..." Sie war kurz darauf zu sagen das James fließend Französisch sprach doch sie fand nicht das dass jetzt sinnvoll wäre.
Eine Weile schwiegen sie, dann sagte er: „Du und Jackson also ? Wie lange seid ihr schon -" Sie donnerte ihm ein Kissen auf die Brust. „Soetwas fragt man eine Dame nicht, das solltest du als feiner Herr aus London doch wissen!" Er hörte ihr Lächeln und musste selbst grinsen. „Woher willst du wissen was ein feiner Herr fragen darf und was nicht?! Ich dachte du bist in Nassau aufgewachsen ?" Herausfordernd sah er sie an.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Bin ich auch...", sagte sie trotzig, dennoch ein wenig kleinlaut. Sein Grinsen wurde breiter. „Und ?" Sie wandte den Kopf ab sodass er nun ihre rabenschwarzen Locken zu Gesicht hatte. „Nichts und"
„Ich glaube es hat etwas mit den Gefangenen zu tun", äußerte Sebastian seine Vermutung später, mittlerweile auf Moriarty's Thron sitzend. „Warum ?" Er zuckte mit den Achseln und betrachtete einen Schlüssel den er in eine der Schubladen gefunden hatte. Er war alt, aber nicht verrostet. Schöne Schnörkel verzierten seine Form.
„Ich weiß nicht...Was sollte er sonst hier wollen ?" Nun war sie es die mit den Achseln zuckte. „Einen neuen Mantel schneidern lassen ? Er mag die französische Mode..." Sebastian dachte an Irene Adler und James' Versprechen ihr oder ihrem... Mündel etwas mitzubringen. „Ja"
Etwas schien sein Herz zu packen und zusammen zu pressen sodass es sich anfühlte als würde es bald zerspringen wie eine Glasphiole. Wieder hatte er das Bild von der toten Irene Adler im Kopf. Er wollte das was sie hatte! James Bewunderung! Seine Geschenke! Sein Wohlwollen!
Er seufzte und legte den Schlüssel beiseite. Aufeinmal fühlte er sich wie gestern Nacht in der Kombüse; todtraurig. Er hatte es sich selbst verscherzt in dem er Alice beschützen wollte. Reue durchströmte ihn und Hass auf die Frau die dort im Bett lag.
Er wollte den Brieföffner nehmen und ihn in ihre Brust rammen. Heftig schüttelte er den Kopf. Das würde ihm auch keine Anerkennung bringen. Er schloss die Augen. Er brauchte Schlaf, diese Gedankenstrudel ließen ihn verrückt werden.
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Sie blieben keinen Tag an der europäischen Küste, schon am frühen Abend legten sie wieder ab. Sie nahmen die Route an Irland vorbei, welche weit ungefährlicher war als die zwischen Großbrittanien und den nordischen Ländern oder die an Spanien vorbei. Bis die Sonne unterging blieb Moriarty an Deck und überwachte die Arbeit seiner Männer. Es war schön wieder etwas von der Macht die er besaß so hautnah zu spüren.
Die Gesänge und Unterhaltungen der Mannschaft klungen ab als er die Treppe hinab erklomm. Dafür wurden die Geräusche des Schiffes lauter: Das Knarren, das Knarzen das Kratzen der Wind der hindurch pfiff... Es war Musik in seinen Ohren.
Würde er es nicht besser wissen würde er sagen er liebte die 'Amphrite' und die See.
Aber er war Kapitän James Moriarty, er wusste es besser.
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„Jesus! Das ist Jesus dort!" Robbie hüpfte hecktisch auf und ab, Caleb ebenfalls ganz nervös neben sich. „Bei der heiligen Maria ich glaube er hat Recht!", sagte er fassungslos, mit der Hand die Augen vor der Sonne schützend. Schnell bekreuzigte er sich. Thomas schnappte sich das Fernglas von Hector und kam zu ihnen herüber. „Glaub ich nicht", er schaute durch das Fernrohr in die Richtung die die Jungen ihm wiesen. „Ich glaube doch", zitternd nahm er das Rohr vom Auge und starrte auf die See auf der ein Mann zu stehen schien.
Mr.Beckett schüttelte den Kopf. „Ach Papperlapapp Jesus ist doch tot!" Er klaute sich das Fernrohr und schauate hindurch. „Ich glaube nicht das dass Jesus ist, er hat keinen Bart" Thomas ohrfeigte ihn. „Du dir kein Bild machen von Gott!" Beckett ohrfeigte zurück. „Nicht Gott, Jesus du Hohlkopf!"
Hector trat eilig zwischen sie und nahm ihnen das Sehinstrument ab. „Ruhe!" Langsam setzte er nun in der eingekehrten Stille das Fernrohr an's Auge und blickte über das kristallblaue Wasser, hinüber zu dem Mann auf dem Wasser. Eine kleine Welle schlug gegen das Boot und ließ sie einen Schritt nach vorn taumeln.
Auch der Mann taumelte und es zeigte sich etwas Braunes unter seinen Füßen. Hector stöhnte auf. „Das ist nicht Jesus ihr Idioten! Das ist ein Schiffsbrüchiger!" Es bestätigte sich als der Mann ihnen wild zuwunk und auf die Schiffsteile die um ihn herum flossen deutete. Hector schob daas Fernrohr zusammen und machte sich auf den Weg zum Kapitän.
Dieser kam ihm auf halbem Weg entgegen. „Was war das für ein Tumult ?!", fragte er barsch. Hector konnte nicht anders als die Augen zu verdrehen. „Die Mannschaft hat einen Schiffsbrüchigen entdeckt und ihn anfangs für Jesus gehalten" Moriarty blinzelte. „Wirklich ?" Hector nickte, woraufhin Moriarty fassungslos den Kopf schüttelte. „Gott bewahre die Zukunft vor mehr dieser Stümper", er seufzte, „Und du bist hier um mich zu fragen ob wir hinüber segeln sollten ?" Hector nickte wieder. Moriarty begann zu laufen, Hector schräg hinter sich. „Wo ist er denn ?" „30° Nord-Ost, drei Seemeilen entfernt" Moriarty nickte und sprang auf's Deck. „In Ordnung lasst uns den Kurs wechseln. Thomas?!"
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Der Mann zitterte. Er war spindeldürr und hatte einen vollen Bart von dreckig blonde Haare. „Wie ist dein Name ?", fragte Hector, den Säbel auf den Brüchigen gerichtet. Der Mann fiel auf die Knie, die Hände, wie zum Gebet gefaltet. „Bitte lasset Gnade walten! Ich stecke hier schon seit zwei Morgenden fest! Bitte nehmet mich an Bord eures Schiffes!" Hector verdrehte die Augen. „Das war nicht das was ich gefragt habe! Wer seid Ihr?! Wie lautet Euer Name?!"
Der Mann schüttelte die gefalteten Hände.
„Mein Name ist Samuel Moran, bitte, oh gütiger Herr, lasset Gnade walten und nehmet mich an Bord!"
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Ich will euren Zeugnisschnitt wissen Kinners (wenn ihr nicht mehr in der Schule seid, den letzten an den ihr euch erinnern könnt)
Ich hab 3,0 hehe
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