18|Turteltauben im Schnee

"Wer ist bereit für eine Schneeballschlacht?"

Erwartungsvoll schaute ich die Jungs an, die sich auf die unterschiedlichen Polstermöbel im riesigen Gemeinschaftsraum des Hauses verbreitet hatten. Keiner von ihnen sah auch nur ansatzweise so aus, als wäre er für das Winterwetter vorbereitet.

"Willst du nicht erstmal ein Nickerchen machen? Flüge machen doch jeden irgendwie müde, oder nicht?" Cash hatte seinen Kopf leicht aus seiner entspannten Position gehoben und seinen Blick einen Moment von seinem Handy genommen. Ich sah ihn verständnislos an und schüttelte den Kopf.

"Wir waren doch keine zehn Stunden unterwegs. Sagt mir nicht, dass ihr erschöpft seid!?"

Niemand erwiderte etwas auf meine Anschuldigung hin und ich schaute Coda mit hochgezogenen Augenbrauen an, als ob wenigstens er meine Hoffnung aufrecht erhalten würde.

Elena's Wunsch, mich in einer Romanze mit ihm zu sehen, war mir nach seiner letzten Aktion nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Das hieß, während ich meinen Koffer auspackte, wurde die Zeit gut genutzt, um die mögliche Situation auseinander zu nehmen. 

Schlussendlich war ich zu dem Fazit gekommen, dass im Falle einer tatsächlichen Wahrheit in El's Theorie, nichts zu befürchten war. Wenn Coda rein theoretisch irgendwelche Gefühle für mich entwickelte, dann würde ich das hinnehmen. Ich war immerhin ein großartiger Fang! Und eine kleine Flirterei über die Feiertage klang eigentlich auch nicht so verkehrt.

Aber viel wichtiger war, dass potenzielle Gefühle seinerseits darauf schließen ließen, dass ich ihn bereits weichgeklopft hatte. 

Das wiederum war die perfekte Grundlage dafür, dass er auch mit Weihnachten warm werden konnte. 

Der Drummer gab einen amüsierten Ton von sich, zuckte allerdings nur mit den Schultern. Seine Augen überflogen meine Form und er musterte mich ohne Scham von oben bis unten.
"Kein Wunder, dass dein Koffer so viel wiegt. Wie viele Schneeanzüge hast du da bitte an?"

Ich schaute beiläufig an mir runter und brummte leise. Da ich wusste, dass ich eine ziemliche Frostbeule sein konnte, vor allem, wenn sich Schnee unter meine Klamotten bahnte, hatte ich vorgesorgt. 

Unter meinem leuchtend roten Ski-Anzug trug ich ein Joggingjacke, einen dicken Strickpulli, ein T-Shirt, Thermo-Unterwäsche und meine gefütterten Hosen. Dazu hatte ich mir zwei Paar Socken angezogen, eins davon extra dick, sodass es beinahe unmöglich war, in meine Winterstiefel zu kommen. Aber es hatte geklappt. 
Und um alles abzurunden, hatte ich mich noch mit meinem dicksten Schal, meinen Handschuhe und einer fette Bommelmütze ausgerüstet.

Ich fühlte mich toll und bereit für das Winterwunderland, was hinter der Tür auf uns wartete. Aber damit schien ich irgendwie alleine zu sein.

"Habt ihr wenigstens etwas vor, was mich davon überzeugen könnte, mich aus diesem Outfit zu pellen? Denn gerade liegt ihr einfach nur rum, und ich kann nicht ganz verstehen, aus welchem Grund."

"Es kann nicht jeder so hyperaktiv sein, wie du. Außerdem wollen wir einfach entspannen, wenn wir mal nichts auf der Agenda stehen haben.", warf Cash ein. Ich runzelte meine Stirn und stapfte langsam auf ihn zu. Möglicherweise sah ich etwas lächerlich aus, weil meine Zwiebeltechnik nicht gerade dabei half, mich mobil zu machen, doch das war mir egal.
"Ich bin nicht hyperaktiv. Ich will nur keine Zeit verschwenden, wenn da draußen Meter-tiefer Schnee auf mich wartet. Sowas gibt's Zuhause kaum. Kommt schon! Ich hab mich extra bei meinen Kollegen verschuldet, damit ich hier her konnte."

"Du hättest jederzeit absagen können. Ich habe dich nicht gezwungen."
"Aber du hast mich quasi angefleht und dich als Sugar Daddy angeboten." Coda sah mich warnend an und setzte sich aufrechter hin, als müsste er bereit sein, jeden Moment auf mich zu springen und mich vom Reden abzuhalten.

Ich hatte bereits vermutet, dass er den Jungs eine andere Geschichte aufgetischt hatte, wieso ich plötzlich mit ihnen zusammen wegflog. Vielleicht hatte Coda auch einfach gar nichts durchsickern lassen. Die amüsierten Blicke, die ich bekommen hatte, als mich die Jungs und Larry heute früh abgeholt hatten, waren durchaus verdächtig gewesen. Ich wusste bloß nicht, ob die anderen schwiegen, weil sie dachten, ich hätte um einen gemeinsamen Ausflug gebettelt, oder weil sie sich nicht trauten, sich lauthals über Coda lustig zu machen.

"So so. Und wir dachten noch, dass du dich wie eine kleine Klette an ihn geschmissen hast. Vielleicht hätten wir es besser wissen sollen." Cash grinste Coda fies an und er warf mir einen weiteren Blick zu, den ich aber nicht wirklich deuten konnte.

Vielleicht versuchte er gerade, mich anzuflehen, das Thema fallen zu lassen... Oder aber, er stach mich in Gedanken ab, damit es ja nicht soweit kam, dass ich ihn noch mehr bloßstellte. 

"Wie auch immer. Hätte ich gewusst, dass ich hier mit einem Haufen Langweiler am Ende der Welt lande, hätte ich es mir sicher anders überlegt."

Das verschaffte mir empörte Aufschreie und Blicke von allen. Ich hatte also einen wunden Punkt getroffen.

"Wir sind absolut keine Langweiler!"
"Ah ja, genau. Deshalb sitzt ihr hier auch einfach nur rum und scrollt durch euren Instagram Feed. Ich verstehe." Ich verdrehte dramatisch meine Augen und nur wenige Sekunden später war reges Getrampel zu hören.

"Nur damit du es weißt, Hoppelhäschen, wir werden keine Rücksicht auf dich nehmen. Wenn ein Schneeball geflogen kommt und dich komplett umwirft, werden wir uns nicht schlecht fühlen. Du hast dir gerade dein eigenes Grab geschaufelt."

Unbeeindruckt schaute ich Brody an, der sich vor mir aufgebaut hatte und mich frech angrinste. Ich zuckte nur lässig mit den Schultern. Drohungen machten mir nichts aus. Er sollte erstmal beweisen, was er drauf hatte. Davor hatte er keine Ehrfurcht verdient.

"Das werden wir ja noch sehen."

Unnachgiebig reckte ich meine Nase höher in die Luft, als ob ich so auf Brody hinunter schauen könnte, aber er ragte weiterhin über mir. Ich blitzte ihn weiter an, während er seine Arme vor der Brust verschränkte.

"Lass sie ihn Ruhe und geh dich umziehen." Coda drückte seinen Kumpel von mir weg und der Dunkelhaarige befolgte die Anweisung schmunzelnd, jedoch nicht, ohne mir noch einmal zuzuzwinkern und Coda zu salutieren.
"Sir, ja, Sir!"

Nachdem alle verschwunden waren und nur noch Coda vor mir verblieben war, beugte er sich näher zu mir und hielt meinen Blick in seinem gefangen. Beinahe fanden wir uns in unserer vorherigen Position wieder. Nur, dass ich dieses Mal keinen Kuss befürchtete, da meine Klamotten einen gewissen Sicherheitsabstand garantierten.
"Ich hoffe, du weißt, auf was du dich da eingelassen hast. Brody hat nicht gelogen, als er meinte, er würde sich nicht schlecht fühlen."

"Machst du dir etwa schon wieder Sorgen um mich?" Ich grinste ihn neckisch an.
"Das brauchst du nicht. Aber hey, wenn es dir dabei besser gehen würde, können wir gerne Teams bilden und dann kann ich dich als Schutzschild verwenden. Na, wie klingt das?"

Coda schnaufte leise, doch seine Lippen zuckten für eine Sekunde. Scheinbar schien der Eisblock tatsächlich langsam aber sicher aufzutauen. 

"Das würde dir sicher gefallen, aber ich denke, ich passe. Ich kann es kaum abwarten, dir eine Abreibung zu verpassen."
Schmollend zog ich eine Schnute. Wie es aussah, hatte es bereits jetzt schon ein Großteil auf mich abgesehen und irgendwie hatte ich wenigstens mit Coda's Unterstützung gerechnet. Aber da sah man mal wieder, dass man nicht einmal Leuten, die eventuell etwas für einen empfanden, vertrauen konnte.

Dabei war ich bei unserer Eierschlacht auch noch Zeuge davon geworden, wie präzise seine Schüsse sein konnten. Was für ein trauriger Verlust.

Aber noch hatte der Kampf nicht begonnen. Und so leicht würde ich es niemandem machen. Also streckte ich stur mein Kinn in die Luft und machte eine Kehrtwende zur Tür.

"Zieh dich warm an! Wenn du lieber mein Gegner sein willst, kannst du dich auf einiges gefasst machen."

-

Ich hatte sie unterschätzt. 

Das wurde mir spätestens in dem Moment bewusst, in dem mich Brody von hinten angriff und mir zwei behandschuhte Hände in den Nacken steckte. Da half selbst der Schal und meine anderen Schichten nicht viel. Mir blieb nichts anderes übrig, als die nasse Kälte zu ertragen, die sich über meinen Rücken verbreitete.

Das bedeutete allerdings nicht, dass ich mich einfach geschlagen gab. Es zeigte nur, dass ich eine andere Strategie anwenden musste, um Coda, Brody und Cash zu kontern. Leon war der einzige, der sich freiwillig auf meine Seite begeben hatte. Die anderen drei waren glücklich mit ihrer Aufgabe, mich zu terrorisieren. 

"Nimm das!" Ich ging für wenige Sekunden aus meiner Deckung hinter dem Feuerholzstapel und schoss einen fetten Klumpe Schnee in Richtung Cash. Mit einem triumphierenden Aufschrei sah ich zu, wie ihn das harte Nass an der Schulter traf, dann fiel ich schnell wieder hinter mein Versteck und fing an, einen weiteren Schneebatzen zu formen.

Ich hatte dummerweise verpeilt, dass den anderen meine Position bekannt war und so schrak ich heftig zusammen, als Leon von seinem Versteck einige Meter entfernt rief: "Callie, hinter dir!"

Ohne darüber nachzudenken, sprang ich auf und rannte um mein Leben, der Schneeball vergessen und einzig und allein das Ziel, zu entkommen, anvisiert. Ich wusste nicht, wer hinter mir aufgetaucht war, aber ich riskierte es nicht, nach zu sehen. Stattdessen rannte ich querbeet durch den Schnee und konnte nur hoffen, dass ich weder ausrutschte und einen Bauchklatscher machte, noch dass mich mein Verfolger einholte.

Letzteres stellte sich als unerfüllter Wunsch heraus, denn nach nur fünf weiteren Schritten konnte ich nur noch ein überraschtes "Uff" ertönen lassen und befand mich kurz darauf zwischen verschneitem Gras und einem schwerem Körper gefangen.

"Was sagst du, ist es Zeit für deine Abreibung?"

Ich verdrehte die Augen, als ich Codas Stimme gedämpft durch meine Bommelmütze in der Nähe meines rechten Ohrs hörte. 
"Ich würde ganz spontan Nein sagen. Aber ich bezweifle irgendwie, dass ich eine Wahl habe."

Ich spürte, wie das Gewicht etwas weniger wurde und kaum kam mir der Gedanke, dass er mich laufen ließ, wurde ich schnurstracks auf den Rücken gedreht. Seine Hände umgriffen meine Handgelenke neben meinem Kopf und seine Schienbeine drückten meine eigenen in den Boden. Ich war mir sicher, dass es keinen Ausweg für mich gab. Ich war ihm ausgeliefert.

"Du könntest jederzeit betteln. Vielleicht überlege ich es mir ja doch noch anders."

Codas Gesicht war meinem so nah, dass ich seinen warmen Atem an meiner Nase spüren konnte und die kleinen Schneeflöckchen in seinen Wimpern hätte zählen können. Aber dafür war keine Zeit und nicht die richtige Gelegenheit. Wir befanden uns im Krieg.

"Das wird dich jetzt vielleicht schockieren, aber ich werde dich nicht anflehen. Wenn ich wollte, könnte ich mich locker befreien. Gar kein Problem." Ich log aalglatt und wir beide wussten es, aber mittlerweile wussten wir wohl auch beide, dass ich nicht gern klein beigab. 

"Willst du mir damit sagen, dass es dir gefällt, unter mir zu liegen? Denn, wenn du dich so einfach befreien könntest, du es aber nicht tust, sieht das ganz danach aus."

Darauf hatte ich keine Antwort und sobald Coda das bemerkte, fing er an, von einem Ohr zum anderen zu grinsen. 

"Wer hätte gedacht, dass ich es mal schaffe, dich sprachlos zu machen?" Seine Augen blitzten erfreut auf und ich biss mir auf die Unterlippe. Das war wirklich untypisch, doch ich konnte mich nicht entscheiden, was ich sagen sollte. Ich wusste nicht mal, was die Wahrheit und eine Lüge wäre. Gefiel es mir, wie sein Gewicht mich niederpresste? Wollte ich fliehen und ihn besiegen? Würde er solange in der Position verharren, bis ich etwas sagte? 

Seine plötzlichen Manöver, brachten mich durcheinander. Und Elena's Worte hallten mir ständig durch den Kopf. 

Coda schien nach ein paar weiteren Augenblicken ebenfalls zu merken, dass ich mich abnormal verhielt. Vielleicht machte er sich wirklich Sorgen, dass mir etwas im Hals stecken geblieben war, weshalb sein Blick zu meinen Lippen huschte. Als er mir wieder in die Augen schaute, war fast nichts mehr von der Schadenfreude zu sehen, aber vielleicht glitzerte da etwas anderes?

Ich konnte nicht fassen, dass ich mich in so kurzer Zeit mehr als einmal in einer Position wiederfand, in der es nur zu einfach wäre, Coda zu küssen. War das ein typischer Fall von Urlaubs-Gefühlen? Drehten die Hormone durch, weil wir uns aus unserem gewohnten Umfeld entfernt hatten? Und was war in unserem Fall überhaupt ein gewohntes Umfeld? Es war nicht so, als ob wir uns schon eine Ewigkeit kannten und eine ständige Routine unsere Beziehung langweilig werden ließ.

Ich bekam nicht die Gelegenheit noch länger darüber nachzudenken, woher diese überraschenden Ereignisse herrührten, denn bevor es zu einem Kuss im Schnee kommen konnte, zuckten wir beide kräftig zusammen, als Coda einen Schneeball gegen den Kopf bekam und die kalte Masse auf mich nieder regnete.

"Hey ihr Turteltauben, wenn ihr noch länger im Schnee liegen bleibt, frieren euch vielleicht noch die ein oder anderen Körperteile ab." Ich drehte meinen Kopf zu Brody, der neben uns aufgetaucht war und uns amüsiert anblinzelte. Dann schaute ich wieder zu Coda, der seinen Kumpel mit gerunzelter Stirn und alles andere als begeisterter Mine ansah.

"Ich bin in deinem Team, wieso schießt du mich denn bitte ab?"

Ich konnte nicht anders und prustete unter ihm los. Zwar erntete ich dafür einen tödlichen Blick, aber das war mir egal. 
"Scheint so, als wäre doch noch jemand auf meine Seite gewechs-" Bevor ich meinen Satz überhaupt beendet konnte, bekam ich auch schon eine weitere Ladung Schnee ab und dieses Mal fing Coda an zu lachen.

"Ich bin kein Verräter, aber anscheinend bin ich echt schlecht im Zielen." Brody lächelte mich fast schon mitleidig an, wobei ich das nur mit einem Auge sehen konnte, weil der Schnee meine Sicht versperrte und ich ihn mit "gefesselten" Händen nicht wegmachen konnte. Aber genau als ich daran dachte, dass ich immer noch unter Coda lag und nicht vom Fleck kam, bevor er mich nicht losließ, gab er meine Hände frei. 

Runter von mir stieg er trotzdem nicht sofort- Stattdessen wischte er vorsichtig mit seinen Handschuhen über meine Augen und meine Wangen, bis nur noch ein bisschen geschmolzener Schnee auf meiner Haut als Erinnerung zurück blieb und ich etwas perplex zur ihm hoch sah. 

"Heißt die Versammlung hier, dass wir gewonnen haben?" Cash kam hinter einem Baum vorgekrochen und zog erwartungsvoll seine Augenbrauen nach oben und als ob zwei nicht genug waren, gesellte sich auch noch Leon dazu, der mich fast schon entschuldigend bedachte. Scheinbar war es ihm unangenehm, dass er mich nicht aus meiner Bredouille gerettet hatte. Ich verzieh es ihm. Wir waren in der Unterzahl gewesen.

"Keine Ahnung, aber ich würde ganz spontan Ja sagen. Wir sollten sowieso rein gehen, bevor hier draußen noch Dinge passieren, die nicht für unsere Augen bestimmt sind." Brody fing an zu glucksen und während Coda sich miesmutig grummelnd aufrappelte, konnte ich mir ein Lächeln nicht verdrücken. 

"Was meinst du denn damit?", wollte Leon unschuldig wissen. Brody setzte bereits an, etwas zu sagen, da schmiss Coda eine Hand voll Schnee auf ihn. 
"Halt die Klappe!"

Wieder kicherte der Dunklehaarige und zwinkerte seinem Kumpel verschwörerisch zu.
"Das brauch dir doch nicht peinlich sein, Coda Bärchen! Jeder wird mal schwach im Leben. Die einen früher, die anderen später. Kein Grund, dich zu schämen. Und außerdem gehören ja immer zwei dazu."

Ich murrte nur belustigt und schob mich ebenfalls vom Boden, dann klopfte ich mir den ganzen Schnee von der Kleidung und hob die Hände hoch.
"Ihr seid wohl doch keine ganz so großen Langweiler, wie ich angenommen habe. Euer Glück. Aber meinetwegen können wir es uns jetzt drinnen gemütlich machen. Wie wärs mit heißer Schokolade?"

Kaum waren die Worte über meine Lippen gerutscht, ertönte auch schon ein einheitlich, zustimmendes Gebrüll von den Jungs. Nur Coda verzog kurz sein Gesicht bei der Vorstellung an die Süßigkeit.



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