D R E I

Ungeduldig klimperte ich an einem der vielen Anhänger meines silbernen Armbands, ehe mir der dickbäuchige Mann hinter dem Tresen lässig einen orangenen Long Island rüber schob. Die kleine Cocktailbar in der 7th Avenue war nur leicht besetzt. Die wenigen Leute, die an ihren Stammplätzen saßen, unterhielten sich, leicht beschwipst, über die miserable Gesellschaft, die unkontrollierbare Politik und die verhurten Menschen, die so etwas befürworteten. Die schwarzen Ledersitze, auf denen sie saßen, bogen sich leicht nach unten und der gläserne Tisch, der vor ihnen stand, war durch die vielen Getränke schon fast vollgestellt. Trotz jenen angeheiterten Personen, die sich dennoch leise unterhielten, dem mürrischen Barkeeper, der die ganze Zeit Gläser putzte, niemals aufblickte und dem staubigem Licht, das von den vereinzelten Lampen an der Decke kam, herrschte eine angenehme und gemütliche Atmosphäre. Nicht ohne Grund verabredeten sich meine beste Freundin und ich in diesem Lokal um Anlässe gebürtig zu feiern. Seien es missglückte Diskussionen mit Emma, Pannen bei der Arbeit von Evelyn oder miserable Geschenke von Verwandten. Mein Blick, welcher bis eben noch den pappigen Untersetzer meines Cocktails anstarrte, schweifte hinauf zum Eingang des kleinen Gewölbes, welcher noch mehr verdunkelt war, als die Cocktailbar an sich. Hoffnungsvoll wartete ich darauf, dass eine rundliche Evelyn Adams durch den verdunkelten Gang schritt, was aber nicht der Fall war.

Ich holte mein dunkles Handy hervor und begann eifrig zu tippen und auf den Touchscreen zu hauen. Es war zwanzig Minuten nach Acht Uhr abends, als ich die letzten Buchstaben der kläglichen Nachricht eintippte und mich ungeahnt eine warme Hand auf meiner Schulter berührte. „Wo bleibst du, ich warte schon seit 10 Minuten.“, wiederholte Evelyn spöttisch meine Nachricht, lachte lauthals auf und fasste sich auf die Brust, ehe ich empört die Nachricht verwarf und die Augen rollte. 

„Hey!“, begrüßte ich sie laut, drehte mich von der Bar weg, stand auf und umarmte sie, bis ich merkte, dass sich die alkoholisierten Leute stumm zu uns umdrehten und uns mit großen Augen anstarrten.

„Hoppla.“, lachte Evelyn leise und schüttelte mit heruntergezogenem Mund hektisch, als auch spielerisch ihren Kopf. Für sie war gar nichts mehr peinlich, nicht das geringste. Ich wusste nicht, wann das alles angefangen hatte. Ich dachte mir, dass es Stück für Stück kam, denn seit neuem war sie der absolute Anzieher jeder verlegenen Situation für mich und ich hatte nichts von ihrer Veränderung bemerkt, bis ich vorgestern über unsere lange Vergangenheit dachte.

 „Hoppla.“, wiederholte ich und verdeckte meinen Kopf, so gut es möglich war, vor Evelyn, denn die gesamte Situation war mir zu peinlich. Ich bestellte noch einen Long Island, indem ich locker mit dem Finger schnippste, wobei mein Armband klimperte. „Na, wie gehts dir?“, fragte ich und erwartete eine beeindruckende Antwort, denn Evelyn war seit zwei Wochen mit Marc zusammen, welcher wiederrum ein Arbeitskollege von mir war. 

Nach einer langen Pause antwortete Evelyn: „Wir haben uns getrennt.“, sie sah verlegen nach unten, ehe sie zu kichern begann und die Hand vor ihrem Mund hielt.

Ich zuckte mit den Augenbrauen und verdrehte den Kopf. „Warum das denn?“ Empört saugte ich am schwarzen Strohhalm meines Getränkes, wodurch sich meine Wangen nach innen bogen. 

„Es hat sich nicht gut angefühlt.“, redete sie sich raus, doch ich glaubte ihr nicht. Ich beschloss selber mit Marc zu reden, irgendwann, und entschloss mich auch nicht näher nach zu fragen. Rechts von mir ertönte ein schütteln von Eis, Rum, Kokosnuss- und Ananassaft.  Der Barkeeper gab nun auch, wohlgemerkt mürrisch, Evelyn ihr Getränk. „Egal,“, sagte sie, „heute feiern wir den 12. Jahrestag deiner Trennung! Prost.“, wobei sie extra das ,dein' betonte und mich anguckte, frei nach dem Motto: Du hast dich getrennt, also schlag vor, was ich mit dir machen darf, wenn du betrunken bist.

„Prost!“, erwiderte ich triumphierend, hob das Glas hoch und schüttete mir das restliche Getränk hinunter, ehe ich mit meiner Hand auf die glänzende Bar klatschte um den Schmerz des feurigen Nachgeschmacks besser zu verkraften. Wir feierten jedes Jahr die Trennung von Steve, Evelyn war von Anfang an nicht einverstanden mit ihm und freute sich deshalb umso mehr, Steve mit dieser Trinktour fertig zu machen und ihm eins auszuwischen. Im kleinen Lokal ertönte die Musik einer rauchigen Männerstimme und wenig später folgte darauf eine unverkennbare sanfte weibliche. Ich hörte nicht genau hin, dennoch war ich mir sicher, dass das Duett irgendetwas über süße Pfirsiche sangen.

„Auf die nächsten 12 Jahre!“, sagte sie und machte es mir nach. Sie kippte sich das zweite Getränk hinunter, klopfte jedoch nicht auf den Tresen, sondern wischte sich grob, als auch männlich, mit dem Arm, über ihren Mund. 

Vollkommen angeheitert bestellte ich noch mehr Getränke. „Noch 22 Schnäpse bitte!“, rief ich laut, ohne den Barkeeper anzusehen. Er hätte eh nicht zu mir hingekuckt, war ich mir sicher.

Ich erwachte um elf Uhr morgens, es war der 31. Mai, so stand es zumindest auf meinem elektronischen Wecker, der sich rechts neben mir präsentierte und mich aus meinen wunderbaren Träumen, über eine fröhliche und entspannte Welt, holte. Langsam richtete ich mich auf, schlug meine Arme über die Bettdecke auf meine Beine und stöhnte laut, meine Haare hingen mir zerzaust vor meinem Gesicht. Verschlafen rieb ich mir mit meinen Fingern meine Augen, kurz bevor ich mich überwand aufzustehen und beglückt in den Tag zu gehen. Ich gähnte, als meine Hand die silberne Türklinge runter drückte und mir Eva mit großen Armen entgegen kam. „Eva!“ Auf einen Schlag wandelte sich mein Leben als Spätaufsteherin und verkaterte 36 - jährige in eine fürsorgliche und vollständig erweckte Mutter. „Was machst du denn hier? Solltest du nicht bei Papa sein?“, fragte ich leicht erstaunt und besorgt, während ich mich zu ihr runterbückte.

„Papa hat uns nicht abgeholt.“ Sie machte einen Schmollmund und verzog genervt das Gesicht, die Hände in den Hüften gestellt.

„Oh. Das tut mir leid. Habt ihr schon Frühstück gegessen?“, erkundigte ich mich und kratzte mich am Kopf, während ich, in Gedanken, meinen gesamten Tagesplan überarbeitete. 

„Nein. Emma ist mal wieder nicht da, ich war ganz alleine.“ Sie verschränkte ihre Arme und rollte die Augen.

„Oh Mann. Vielleicht ist sie ja bei Papa.“ Ich fasste mir an die Stirn und ging in die Küche.

Während ich im grauen Schlafanzug für Eva Frühstück machte, schaltete ich das Radio an. Wir hörten immer einen Sender, der 80er Jahre Musik spielte und mich dadurch in eine andere Zeit versetzte. Es lief Ella elle la!, als ich Eva’s Mahlzeit, ein Brötchen, vor ihr abstellte und mich kurz, mit meinen Händen auf ihrer Schulter, verabschiedete: „Ich komm gleich wieder mein Schatz.“ Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange, ging aus der Küche und zog mich um, danach eilte ich zum Telefon und rief die Handynummer von Emma an.

„Jetzt geh ran!“, säuselte ich, während ich, an meinem Finger knabbert, vor dem Wohnzimmerfenster stand, jedoch, je länger das Gespräch dauerte, mit meinen Beinen zuckte. „Das gibts doch nicht!“, ich drehte mich einmal im Kreis und drückte auf den roten Hörer, ging zur braunen Kommode und blätterte im Telefonbuch. „Duke, Steve; Petersfield Avenue 2“, stand auf einer der diversen weißen Seiten des riesigen Buches. Ich wählte bedrückt die angezeigte Nummer.

„Steve?“, fragte ich spielerisch genervt, damit ich nicht zeigte, wieviel Angst ich um meine erstgeborene hatte. „Ist Emma da?“

„Sollte sie?“ Genervt schnaufte er aus und im Hintergrund hörte ich eine, mir unbekannte, Frauenstimme, wohl hatte ich sie bei etwas gestört.

„Sie ist weg. Ich weiß nicht, wann sie das letzte Mal da war.“, musste ich zugeben und rollte mit den Augen, während ich einmal tief atmete.

„Das solltest du aber“, warf er mir arrogant vor.

„Moment bitte.“, sagte ich sanft und liebevoll. Ich legte meinen Daumen auf das Eingangssignal des grauen Telefons. „Eva?“, erkundigte ich mich nett.

„Ja?“, gab sie aus der Küche, mit fast vollgestopften Mund.

 „Weißt du wann Emma das letzte Mal hier war?“ Hoffnungsvoll erwartete ich eine Antwort, hörte aber vorerst nur das Schmatzen meiner zweitgeborenen.

„Ich habe sie, seit ich aus der Schule bin, nicht mehr gesehen. Wieso?“, rief sie wenig später.

 „Danke mein Schatz“, entgegnete ich, ohne die Frage zu beantworten. „Sie war seit gestern Morgen nicht mehr hier. Bitte sag mir, dass sie bei dir ist.“, flehte ich ihn zum ersten Mal in meinem Leben an, meine Schaupsielerei verflog. 

„Tut mir Leid, Grace“, sagte er kalt, „hier ist sie nicht.“ In mir starb ein kleines Stück meiner Hoffnung. „Ich ruf bei deinen Eltern an.“, teilte ich ihm mit und legte hastig auf, richtete kurz meine Haare, als ich nach der Nummer der Eltern, von dem Vater meiner Töchter suchte und Erfolg hatte.

„Hallo Douglas“, sagte ich erbarmungslos. „Ist Emma da?“, kalt sprach ich in den Hörer.

„Warte kurz.“ Ich hörte, wie er zittrig das Telefon weiter reichte und eine, mir gut bekannte Stimme ertönte. "Jetzt gib schon her!"

„Na, Grace?“ Die widerliche Tonlage von Steves Mutter Rosie erklang. Ihre Stimme war so rau, so abgenutzt. Sie schien so verbittert, so alt und steif.

„Na, Rosie?“, zickig keifte ich zurück "Schönen Tag gehabt?" Rosie und ich führten, wenn wir uns notgedrungen anrufen mussten und sahen oder mit einander sprechen mussten, immer einen Rosenkrieg. „Eva?“, fragte ich meine Tochter, während ich das Eingangssignal wieder, zum Schutze meiner Tochter,  zuhielt. „Magst du in dein Zimmer gehen?“, bat ich etwas kleinlich, dennoch bittend. 

„Ja, okay.“, überlegte sie und stand vom Tisch auf. Ich hingegen wandte mich wieder dem Telefon zu und sah im Augenwinkel, dass meine zweitgeborne in den Flur ging. Ich streifte mir eine Strähne aus meinem Gesicht, verschloss die Wohnzimmertür und redete wieder los. „Ist Emma da?“ Ich erwartete eine schnelle und präzise Antwort.

„Wie kann es denn sein, dass du sie vermisst?“ Rosie sprach immer sehr gekonnt und ausführlich, sie schaffte es immer wieder, dass sich andere Menschen in ihrer Umgebung schlecht fühlten. Sie erinnerte mich immer an einen Anwalt, an etwas kaltes und erbarmungsloses. In Wahrheit war sie lediglich Rezeptionistin in einem heruntergekommenen Hotel außerhalb von London. Ihr Mann und sie selbst hatten sich dort kennengelernt, denn dort wurde er wenig später als Concierge eingestellt, hatte mir Steve einmal ausführlich erzählt. Allerdings war sie wohl der wahre Mann im Haus. Wenn ich ehrlich war, tat Douglas mir leid, aber selber schuld, im Endeffekt war er nicht besser als sie. Beide hatten mich Jahre meiner Ehe mit Steve hintergangen und mir immer die Schuld gegeben, sie hatten Emma gegen mich aufgebracht und in meinem Namen ein überteuertes Aquarium für meine Erstgeborene gekauft. Emma war damals gerade fünf geworden und in einer Phase, wo sie immer alles haben wollte, was der andere gerade hatte. In diesem Fall war es ein Kamerad aus ihrem Kindergarten, John Smith, der Name hallte mir in meinem Ohr, als sei es erst gestern gewesen, dass man mir von ihm und seiner Familie berichtete.
John Smith war ein kleiner, dicklicher Junge mit einer blonden Topffrisur und bekam das Geld in den Hintern geschoben. Seinen Eltern hatten das Monopol die Branche der Erotikindustrie, teilte mir gleich zu Beginn die Mutter von Katherine, die beste Freundin von Emma, mit. Der Slogans der Smith’s bestand darin, dass jeder einen Film gesehen habe und wer behauptete, dass er noch nie einen geguckt hatte, der log. Schlussendlich musste ich das teuerste Aquarium der ersten Seite eines Handwerkskataloges kaufen und es schließlich nach zwei Jahren wieder wegschmeißen, da es Emma nicht mehr gefiel und sich nicht mehr, nachdem zahlreiche tote Flosser auf dem Wasser schwimmten, um die Fische kümmerte.

„Ist sie nun da oder nicht?“, hakte ich nach, ohne auf die beschuldigende Frage von Rosie einzugehen. Meine Stimme spiegelte meine Angst und Furcht vor dem plötzlichen verschwinden wieder.

Rosie gab klein bei. „Hier hast du sie.“ Wieder raschelte es am Telefon und ich hörte eine genervte Emma.

„Emma wo warst du denn? Warum meldest du dich nicht? Ich habe mir Sorgen gemacht!“, fragte ich sie und bombardierte sie sofort mit ihrem schlechten Gewissen, was in ihrem Alter wohl nicht mehr vorhanden war.

„Ich habe an der Schule gewartet, wie immer“, begann sie und schauspielerte ihrer Oma eine traurige Szene vor. „Aber keiner ist gekommen.“

Ich wurde wütend. „Moment mal, Fräulein.“, eröffnete ich meine Vorwurfsrede, die eher an das Schlussplädoyer eines Anwalts erinnerte. „Du kommst seit einer Woche immer alleine von der Schule nach Hause, ich habe dir extra eine Busfahrkarte gekauft. Gestern solltest du damit zu Papa fahren, weil er heute und morgen ein Wochenende mit euch haben wollte.“ Ich erinnerte mich. Warum habe ich Steve darauf nicht angesprochen? Der kann was erleben, dachte ich, wenn ich ihn das nächste Mal erreichte.

„Hol mich einfach ab“, gab Emma gelangweilt und selbstverständlich von sich. 

"Hallo Rosie, Douglas.", begrüßte ich meine einstigen Schwiegereltern im grauen Parka und schritt selbstverständlich durch die Tür, hinein in die Wohnung.

"Was soll das? Fragen kann man wohl nicht mehr?", warf mir Rosie vor, schritt erschrocken zurück und hektisch drehte ich mich um.

"Du sei mal ganz still.", verärgert zeigte ich mit meinen Finger auf sie und blickte nach Emma, welche mit gepackten Tatsachen vor mir, im alten Wohnzimmer, welches mit einem hässlichen alten Perserteppich ausgelegt war, stand. 

"Komm mit.", ich wunk sie mit meinen Händen ran, nahm ihre Tasche und wir schritten gemeinsam aus der Tür.

"Schönen Tag noch.", sagte ich sarkastisch zu Rosie, während ich mit meinen Fingern eine beleidigende Geste machte und sie bissig anlächelte.

Als meine Erstgeborene im Wagen neben mir saß, bemerkte ich wieder ihre Strähne. Sie hatte dieselben Haare wie ich, nur in schwarz getaucht und in ihre Strähne war lila. Insgeheim  erinnerte mich Emma an eine verkorkste Rocksängerin einer erfolglosen Band, ihr fehlte nur noch die Bassgitarre und das dazugehörige Plektrum eines Gitarrespielenden Vorbildes. „Warum bist du nicht zu Papa gefahren?“, wollte ich mich erkunden.

 „Ich war doch bei ihm!“, warf sie mir vor und ich starrte sie eine kurze Zeit an, als ich mit dem Kopf unglaubwürdig nach hinten zuckte.

„Du warst was?“ Ich wandte mich von ihr ab und wollte diesen Satz noch einmal hören, da ich es nicht glauben konnte. „Du warst bei Papa und bist dann zu Oma gefahren? Warum?“ Nun wollte ich die gesamte Geschichte wissen, wenn sie nicht erlogen war.

„Als ich bei Papa war,“, begann sie mürrisch, „hat er mich wieder weggeschickt.“ Emma verdrehte die Augen und wollte sich die Wahrheit nicht eingestehen. Als ich dies merkte, kam mein Siegerlächeln hervor.

„Hat er einen Grund genannt?“ Ich spitzte die Lippen und tat, als würde sein Verhalten mich verwundern.

„Nein, ja, hm“, stotterte sie und wollte mich aus purem Trotz nicht anblicken.

„Also?“, fragte ich genauer nach.

„Ja, hat er, indirekt“, gab sie zu und schüttelte wehleidig mit dem Kopf.

„Lass doch nicht alles hinterfragen!“, regte ich mich auf und kloppte auf das Lenkrad. „Sprich weiter!“, drängelte ich, die Augen auf die Fahrbahn gerichtet.

„Er meinte, dass er noch Besuch habe und sich nicht um uns kümmern könne, dann knallte er die Tür vor meiner Nase zu und ich wusste nicht, wo ich hin sollte. Da bin ich zu Oma Rosie und Opa Douglas gefahren, so schlimm?“, fragte sie sarkastisch und schüttelte ungläubig mit dem Kopf, während sie sich genervt an die Schläfen fasste.

„Nein, nein, Emma. Du hast alles richtig gemacht. Ich muss heute unbedingt noch mit Steve reden, so geht das nicht.“, beruhigte ich sie und dachte vorwurfsvoll an Steve, während ich meine ganze Wut in einer scharfen links Kurve entlud. 

„Pass doch auf Mama.“, nörgelte sie genervt, ich musste lachen. 

„Morgen gehen wir einkaufen und erholen uns von dem heutigen Tag, ja?“, bestimmte ich und freute mich, als wir in der Garage standen. Einkaufen gehen, immer wieder neue Schmuckstücke finden und neuen Trends hinterher jagen liebte Emma. Emmas Freude war gleich meine Freude, so ging die, vielleicht nicht faire, Gleichung auf.

„Steve?“ Meine kalte Stimme erklang im Widerhall.

„Was denn?“, fragte er genervt.

„Du hattest heute eine Verabredung.“, ich wartete auf eine interessante Antwort, die zugleich als Entschuldigung dienen würde, dachte ich zumindest.

„Ja“, gestand er ohne sich zu Entschuldigen. Ohne zu flehen, dass ich ihm verzeichen würde und damit nicht zu meiner Anwältin zu gehen. Aber nein, es kam nichts aus dem Hörer, als ein schlichtes Ja.

„Mit deinen Töchtern“, sagte ich, um den ganzen einen Nachdruck zu verleihen und damit er mich nicht missverstand.. „Du hast sie versetzt“, warf ich ihm vor.

„Die können ja wohl ein Wochenende auch bei dir bleiben“, redete er sich raus und ich schluckte, während ich seine Worte gedanklich wiederholte. Ein Wochenende

„Ein Wochenende?“ Ich begann zu lachen. „Steve.“ Ich atmete einmal tief ein. „Du siehst deine beiden Töchter nur einmal im Monat. Sie brauchen dich, verstehst du das nicht?“ Ich ging mit meinem Telefon aus dem Wohnzimmer um zu sehen, dass Emma und Eva mich nicht belauschten, danach machte ich die Tür zur Stube leise zu um keine Aufmerksamkeit zu erregen.

„Hatte ich ganz vergessen.“, räusperte er, wie einstudiert und aufgesagt, denn dagegen konnte ich nichts machen.

„Du weißt, dass das alles zum Anwalt und zum Jugendamt kommt?“, erkundigte ich mich gespielt.

„Was?“ Entsetzt wiederholte er meinen Satz. 

„Du hast richtig verstanden. Alles wandert von mir zum Jugendamt und damit zu Alice. Tschüssi.“ Ich wollte gerade auflegen, als mir noch ein Schlusswort einfiel: „Und ja, deine Kinder waren nicht die Leichen vom Jacobssee. Tschüss.“

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