⚜two

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Kapitel 2

Die Sonne kam schon hinter den Wolkenkratzern hervor, als Haze und ich die Wohnungstür aufschlossen.

,,Mom, Dad!", schrie ich laut, während ich in die Küche ging und einen Eisbeutel für Haze holte. Langsam ließ dieser sich auf einen Stuhl in der Küche nieder. ,,Mom, Dad!", schrie ich nocheinmal.

Ich hörte, wie die Schlafzimmertür unserer Eltern aufgerissen wurde und nahm den Erste-Hilfe-Kasten aus dem Regal. ,,Kinder?", hörte ich Mom rufen, gefolgt von einem ,,Wo seid ihr?", von Dad.

,,Küche!", übernahm Haze nun.

Unsere Eltern kamen wie von der Tarantel gestochen durch die Tür. Beide hatten Abdrücke vom Schlaf im Gesicht und wirkten panisch.

Als sie sahen, wie ich vor Haze kniete und ihm mit einem nassen Lappen die Blutspuren abwusch, traten sie herein.

,,Tom", war alles, was meine Mutter heraus brachte.

Dad verstand schnell, er machte Kaffee und Mom half mir, Haze zu verarzten. ,,Das geht schon", meinte ich und nahm Mom den Verband aus der Hand, da ihre Hände anfingen zu zittern. Unsere Eltern ließen sich am Küchentisch nieder und ich begann zu erzählen, während ich immer noch Haze' Wunden reinigte.

Als ich geendet hatte, war Haze voller Verbände und Icepack's, und so machte ich mich daran, meine eigenen Wunden zu versorgen. Stille breitete sich über das Zimmer aus, Haze und ich vermieden es, sie anzusehen. Ich seufzte und hatte Angst, dass sie uns für verrückt halten würden, und so öffnete ich die Hand und nutzte dieselbe Idee, die Haze hatte, und hielt eine purpurne Leuchtkugel in den Händen. Haze seufzte auf und tat dasselbe, nur war seine blau.

Unsere Mom hielt sich die Hand vor den Mund und stand auf, nur um sich danach sofort wieder hinzusetzen. Dad fand offenbar keine Worte, doch beide waren zu ruhig, als dass das Ganze neu für sie sein konnte.

Mit zusammengekniffenen Augen musterte ich sie. ,,Ihr wusstet davon, oder?", sagte ich. Ihre Reaktion war so durchschaubar.

,,Tom, ich denke es ist an der Zeit, ihnen die ganze Geschichte zu erzählen", sagte meine Mutter angespannt. ,,Kinder, setzt euch."

,,Eure Mutter und ich, wir haben auch Kräfte. Um euch zu beschützen haben wir euch nichts gesagt. Diese Welt ist gefährlich und voller Geheimnisse. Wir hofften, dass die Kräfte eure Generation überspringen würden. Das machen sie manchmal. Es ist in unserer Familie schon öfter vorgekommen, dass die Kräfte nicht auftauchen und so wollten wir euch ein normales Leben bieten, falls sie euch doch nicht heimsuchen. Es kann ziemlich gefährlich sein, solche Kräfte zu besitzen. Ihr hättet von klein auf ausgebildet werden müssen, in die Akademie geschickt werden, in ihre Welt gezogen werden müssen. Wir haben nur versucht, euch ein normales Leben zu ermöglichen."

,,Ich kann nicht glauben, dass ihr uns das verschwiegen habt. Das kann nicht euer Ernst sein!", fassungslos sah ich meine Eltern an und verschränkte die Arme, was ich sofort bereute, da mein Brustkorb noch immer extrem schmerzte. Mom merkte dies und legte mir eine Hand auf die Stirn. Sofort breitete sich Wärme in meinem Körper aus und die Schmerzen und Wunden verschwanden. Dasselbe tat Mom auch bei Haze und ich fragte mich wirklich, wozu ich mir die Mühe gemacht hatte, ihn zu verarzten, wenn sie mit einem Handgriff und etwas grünem Licht heilen konnte.

Mom fuhr sich durch die schwarzen Haare und stützte den Kopf auf ihre Hände, während sie weitersprach. ,,Ihr habt keine Ahnung, wie gefährlich diese Welt ist. Ihr habt keine Ahnung, wieso wir das getan haben oder was euch erwarten wird, was dort los ist. Packt bitte so schnell es geht eure Koffer. Hier seid ihr nicht mehr sicher, wir konnten euch sechzehn Jahre lang beschützen, nun liegt dies nicht mehr in unserer Hand. Wir müssen euch so schnell es nur geht in Sicherheit bringen."

,,Erklärt uns mal, was genau wir sind!", fauchte Haze und sah sie an.

,,Das wissen wir nicht genau. Ihr werdet es in der Darkwood Akademie erfahren. Das ist eine Schule für begabte Kinder, wie euch", erklärte Mom ruhig.

Sie wollten uns wirklich wegschicken? Ganz sicher, dass wir nicht in die Psychatrie gesteckt wurden?

Fassungslos sahen mein Bruder und ich uns zuerst gegenseitig an, dann durchbohrten wir unsere Eltern mit Blicken.

,,Deine Augen leuchten rot", stellte mein Bruder trocken fest, nachdem er mich von der Seite gemustert hatte.

,,Und deine gelb", gab ich nach einem kurzen Blick zurück und verschränkte die Arme wieder.

,,Genau deshalb müsst ihr auf die Darkwood. Ihr müsst lernen, mit euren Kräften umzugehen. Stellt euch nur vor, ihr verliert mitten unter Menschen die Kontrolle oder ihr werdet angegriffen und könnt euch nicht wehren. Ihr hattet heute Glück. Wären eure Kräfte nicht so urplötzlich aufgetaucht, wärt ihr mit Sicherheit tot. Ich danke dem Gott, oder auch der Göttin, die einen Segen über euch gelegt haben."

Ich zog die Beine an und strich mir die Haare hinters Ohr. ,,Gibt es nur uns?"

,,Nein Schatz, es gibt viele magische Wesen. Ihr zum Beispiel seid Magier, nach dem zu urteilen, was wir gerade gesehen haben, aber das steht noch nicht fest. Ihr könntet genauso gut Feen oder Elfen sein, je nachdem, wie eure Kräfte sich entwickeln werden."

,,Es gibt also noch mehr Arten?", fragte Haze nun auch interessiert.

,,Natürlich. Vampire, Werwölfe, Feen und Elfen. Auch Damönen, Engel, Halbengel, viel mehr als ihr euch vorstellen könnt."

,,Warte, deshalb habt ihr uns nicht einfach 'nen normalen Namen gegebn sondern einen mit merkwürdiger Bedeutung? Um den ganzen nochmal eine besondere Ästhetik zu geben?"

Mom nickte nur und Haze rollte mit den Augen.

,,Sie hätten dich auch Crow, für Krähe nennen könne, damit es zu Rabe passt, also sei mit Nebelschleier zufrieden", feuerte ich auf Haze' Frage zurück.

Dieser sah mich nur böse an. ,,Leb du mal mit dem Namen, den sie umgangsprachlich einer Droge geben."

Kurze Zeit war es still und jeder hing seinen Gedanken nach. Meine Hände ließen kleine Lichtkugeln aufsteigen, die dann von selbst wieder verschwanden.

,,Wir gehen nicht von hier weg", durchbrach mein Bruder die Stille.

,,Haze, euch bleibt nichts anderes überig. Ihr müsst unverzüglich in dieses Internat, denn ohne die richtige Ausbildung seid ihr verloren. Wir melden euch heute noch an. Packt jetzt bitte eure Koffer. Morgen fahren wir."

Mein Bruder schien es nicht ganz zu glauben. ,,Das ist doch ein Scherz oder?"

Synchron schüttelten unsere Eltern den Kopf, so als hätten sie es ewig geübt.

,,Klasse Geburtstag", sagte ich leise und ging raus.

Ich griff nach meiner Jacke, schlüpfte in meine Schuhe und ließ die Haustür hinter mir zufallen. Ich brauchte etwas Luft, denn die ganze Sache war so unglaublich, dass mein Kopf zu platzen drohte.

Eine Stimme riss mich aus meinen Gedanken. ,,Raven? Hey Raven!"Ruckartig drehte ich mich um und sah ein blondes Mädchen aus meinem Physikkurs.

,,Hey Tara", lächelte ich schwach und versuchte, einem Gespräch mit der Bekannten zu entkommen, indem ich einfach weiter ging.

,,Wow, blonde Haare stehen dir echt super! Und seit wann trägst du Kontaktlinsen?", fragte das Mädchen aus meiner Klasse neugierig und lächelte freundlich.

Mist.

Meine Eltern hatten recht, ich musste lernen, diese Kraft zu kontrollieren. Dennoch war ich wütend, dass sie diesen ganzen Kram vor uns verheimlicht hatten und wir jetzt Harry Potter nachahmen konnten. (Auch, wenn ich ein begeisterter Fan war, wollte ich dann doch nicht so leben)

Im Augenwinkel sah ich, wie meine Fingerspitzen einen roten Ton annahmen und anfingen, zu leuchten. Bald würden Funken sprühen. Schnell steckte ich sie in meine Jackentasche und grinste Tara an.

,,Ähm, seit ein paar Tagen. War nur ein Experiment. Wird alles wieder geändert, blaue Augen, schwarze Haare, alles kommt zurück zum Alten. Ich muss weiter Tara, bin in Eile. Tut mir Leid, wir sehen uns!"

Schnell ergriff ich die Flucht. Und gerade noch rechtzeitig, denn keine zehn Schritte entfernt, fingen meine Haare an, an den Spitzen grün zu werden. Ich stopfte sie unter meine Kapuze und ging seufzend weiter.

Nachdem ich eine Stunde herumgewandert war, fand ich mich vor unserem Haus wieder.

,,Alles Gute zum verbockten Geburtstag."

Mein Bruder stand in meinem Zimmer und grinste mich schief an. Es war dieses Lächeln, dass die Mädchen aus der Schule zum Seufzen brachte und mir gute Laune verpasste, da danach meistens etwas Unerwartetes - oder sehr, sehr Dummes - kam.

,,Alles Gute. Warte, ich hab' ein Geschenk für dich", meinte ich und holte es unter meinem Bett hervor.

Wortlos hielt ich ihm das verpackte Geschenk hin und sah zu wie er die neonfarbenen Spraydosen auspackte, die er sich schon so lange wünschte und mich einen Haufen Zeit und Geld gekostet hatten, da man diese Dinger so schwer bekam.

,,Die sind klasse, danke! Ich weiß nicht, wie lange ich diese Farben schon anbete", freute er sich. ,,Jetzt mach deins auf."

Ich griff nach dem Paket und riss das bunte Papier runter.

,,Hey. Ich habs so schön eingepackt", sagte er und zog einen Schmollmund.

Lachend öffnete ich den Karton und hielt einen Stapel Bücher in der Hand. Sofort grinste ich. Haze wusste, dass man mir keine größere Freude machen konnte, als mit guten Büchern.

,,Warte, da ist noch was drinnen!", warnte er mich, als ich das Paket wegstellen wollte.

Stirnrunzelnd gab ich die Bücher beiseite und hielt das nun entdeckte Armband ins Licht. Es war ein dünnes Silberarmband mit bunten Glasperlen und kleinen Kristallen, die sich im Licht spiegelten.

,,Wow, Haze. Das ist wahnsinnig schön, danke."

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{1553 Wörter}
[Letzte Aktualisierung: 12. 10. 18]

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