Ohne Titel Teil5

„Du bist ein Irrer, weißt du das Lucian?" Amelie schimpfte die ganze Zeit, während sie beide durch die Katakomben liefen.

„Erst holst du mich mit dem Motorrad ab, obwohl du heute morgen genau gesehen hast, dass ich einen Rock angezogen habe. Dann zwingst du mich vor aller Augen mich umzuziehen. Und als ob das nicht genug wäre, setzt du mich auf das Motorrad und braust hier her, als ob der Teufel hinter dir her wäre."

Lucian ließ das Geschimpfe über sich ergehen und antwortete ihr nicht. Nein, er musste seinen Vater sprechen. Jetzt sofort.

„Dad!" ,schrie er durch die Flure. „Dad! Komm raus!"

Die Tür zur Suite ihrer Eltern wurde geöffnet und sein Vater kam, nur mit einer Jeans bekleidet heraus.

„Bei allen Göttern, Lucian. Schrei nicht so. Deine Mutter schläft noch!"

Einen Moment grinste Lucian. Er konnte sich denken, warum seine Mutter schlief und sein Dad nicht wollte, dass er sie weckte. Doch dann wurde er wieder ernst.

„Ich habe etwas bemerkt, Dad. Auf dem Unigelände."

Amelie und sein Vater erstarrten.

Er winkte die beiden in seine Büroräume und schloss die Tür.

„Was war es, Lucian? Ein Engel?"

Lucian wurde blass. Verdammt! Sein Vater war mächtiger als er gedacht hatte, wenn er das schon ahnte.

Er setzte sich an den großen Tisch, an dem eigentlich nur hohe Würdenträger empfangen wurden.

„Du wusstest schon davon? Wieso?"

Jason setzte sich zu ihm und auch Amelie lehnte sich an den Tisch.

„Nein, mein Junge, ich wusste es nicht. Ich bin ein dunkles Wesen. Ich kann keine Engel erkennen. Doch deine Schwester sah gestern irgendetwas von dem sie vermutete, dass es ein Engel war."

Lucian sah erschrocken zu Amelie, dann wieder zu seinem Vater.

„Nein, Dad, es war kein Engel. Kein richtiger zumindest."

Jason wurde hellhörig. Er wusste, dass Lucians Dämonenblut Engel sehr wohl unterscheiden konnte. Im Gegensatz zu ihm.

„Ein Nephilim? Ich dachte, sie wären alle vernichtet worden."

Lucian fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.

„Dad! Einen Engel kann ich auch nicht erkennen. Ich spürte allerdings eine göttliche Macht. Und sie beobachtete Amelie."

Amelie erstarrte.

„Das Ding beobachtete mich?"

Lucian nickte.

„Aber es griff deine Schwester nicht an!", folgerte sein Vater.

Nun schüttelte Lucian den Kopf.

„Nein! Ich hatte eher das Gefühl, er wollte mich angreifen, weil ich ein Halbdämon bin. Erst im letzten Moment hielt es inne, als ob es mich erkannt hätte. Dann hielt es an und versteckte sich wieder."

Amelie setzte sich nun hin und ihr Vater nahm ihre Hand in seine großen Hände.

„Ich bin mir nicht sicher, Amelie, aber ich denke, dieser Nephilim will dich beschützen."

In dem Moment ging die Tür auf und seine Mutter stürmte herein.

„Jason Robert Fitz Gerad! Wann hattest du vor mir das zu sagen?"

Es war schon lustig mit an zusehen, wie der mächtige dunkle Fürst regelrecht vor seiner Frau zusammen zuckte.

„Liebes, ich wollte dich nicht..."

Sie schnaubte unwirsch und umarmte Amelie.

„Jetzt hör aber auf mit dem Gestammel. Unsere Kleine ist in Gefahr und du wolltest es mir nicht sagen? Dir haben sie doch ins Gehirn geschissen, oder?"

Sie drückte Amelie einen Kuss auf den Kopf und drückte Lucian kurz die Schulter, bevor sie sich neben ihren Mann setzte.

Nach einem kurzen Blickkontakt holte sie kurz Luft und ließ sich von ihm küssen.

„Gut! Dann sollten wir uns überlegen, wie wir weiter vorgehen. Hat jemand einen vernünftigen Plan?"

Dad zuckte mit den Schultern.

„Ich bin mir nicht ganz sicher, ob wir wirklich etwas unternehmen sollten. Versteht mich nicht falsch, aber ich glaube, Lucians Einschätzung ist korrekt. Wir haben den Nephilim nun schon zweimal bemerkt. Immer zu spät. Ich denke, wenn er Amelie etwas antun wollte, hätte er es schon längst getan. Aber wir sollten vorsichtig sein. Wenn Amelie nichts dagegen hat, würde ich gerne für den Tag Lucian und Devon einspannen. Unsere Jungs sind schon soweit, dass sie bösartige Unterweltbewohner leicht vernichten können. Lydia könnte notfalls auch einigen Schaden anrichten. Zumindest so lange, bis ihr jemand zu Hilfe kommen kann. Nachts ist es kein Problem. Duncan und Magic können sich um Amelie kümmern!"

Amelie schnappte nach Luft.

„DAD! Das ist nicht dein Ernst! Ich will keine Rund-um-die-Uhr-Überwachung! Außerdem können weder Lucian noch Devon mit in die Uni. Sie haben nicht überall Zutritt."

Ihre Mutter legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Das wissen wir doch, Liebes. Aber was schlägst du vor?"

Lucian wusste schon, was jetzt kam. Das leidige Thema!

„Wandelt mich! Ich könnte wenigstens zum Halbvampir werden!"

Lucian verstand seine Schwester. Sie war die Älteste, also zumindest von den Jahren her. Aber da sie nur ein Mensch war, wurde sie schlimmer verhätschelt, als seine jüngste Schwester Liv. Denn obwohl Liv erst acht Jahre alt war, war sie schon ein mächtiges Halbwesen, das allerlei Unfug anstellte. Allerdings hatte sie die Sinne der Mondjäger und die Schnelligkeit und Stärke der Vampire. Ihr drohte keine Gefahr.

Anders bei Amelie.

Sie war eben nur ein schwacher Mensch. Obwohl sie alles über die Mythenwelt wusste, konnte sie sich nicht wehren, wenn ihr tatsächlich jemand etwas antun würde.

Wenn er ehrlich sein sollte: er liebte seine Geschwister über alles, aber er hatte keine Lust Tag und Nacht den Babysitter für Amelie zu spielen.

Er beobachtete eine Weile die Diskussion seiner Eltern mit seiner Schwester. Dann hob er die Hand.

„Ich würde einen Vorschlag machen."

Drei Augenpaare starrten ihn an.

„DU hast eine Idee?",fragte Amelie ihn.

Beleidigt kreuzte er die Arme vor der Brust.

„Wenn du so weiter machst, nehme ich Dads Vorschlag an und bleibe Tag und Nacht bei dir. Ich begleite dich zur Uni, gehe mit dir Vorlesungen und wenn du aufs Klo musst, dann bin ich auch an deiner Seite. Wird zwar unangenehm für mich, aber ich würde mich nicht scheuen selbst in der Dusche neben dir zu stehen, wenn es Dad verlangt!"

Jasons Augen verengten sich etwas.

„Das würde doch verdammt zu weit gehen, mein Freund!"

Lucian grinste und zeigte auf Amelie.

„Sie hat angefangen, Dad!"

Seine Mum hob die Hand.

„Okay. Wir hören auf uns zu streiten. Also, Lucian, welchen Vorschlag hast du für uns?"

Lucian lehnte sich zurück.

„Dad hat doch schon selbst gesagt, das dieser Nephilim, sollte es einer sein, Amelie schon längst hätte angreifen können, wenn es gewollt hätte. Ich bin der selben Meinung. Statt Amelie nun Tag und Nacht zu bewachen, wie wäre es, wenn wir nur jetzt am Anfang unsere Präsens zeigen. Devon und ich am Tag und die Vampire und Mondjäger in der Nacht." Als Amelie sich beschweren wollte, hob er kurz die Hand. „Nicht lange, Schwesterherz. Nur bis wir wissen, ob er wirklich hinter dir her ist oder dich nur beobachtet. Dad und Mum sollten mal Kontakt zu den Gottheiten aufnehmen und nachfragen, wer den ein Nephilim unter sich hat und ob es das selbe Wesen ist, das heute an der Uni war."

Ava nickte.

„Das hört sich vernünftig an. Wir sollten Heimdall fragen. Oder Helios. Ich glaube, damit könntest selbst du leben, Amelie."

Seine Schwester lehnte sich fast beleidigt zurück.

„Ihr könntet mich auch einfach wandeln!"

Sein Vater verdrehte die Augen.

„Ich habe dir schon verdammt oft gesagt, dass ich erst mit mir reden lasse, wenn du das Studium beendet hast. Und selbst da bin ich verflucht nochmal nicht bereit, dich freiwillig einem verdammten Leben aus zu setzen."

Amelie schanubte kurz, schwieg aber dann.

Sie wusste, genau wie ihre Geschwister, dass wenn ihr Vater anfing in ihrer Gegenwart zu fluchen, dass er dann hart an der Grenze zum Ausflippen war.

Eigentlich war er der beste Dad der Welt. Und der Unterwelt. Aber man durfte ihn nicht zu sehr reizen.

Nach einer Minute des Schweigens nickte Amelie.

„Gut. Machen wir es so. Aber ich will nicht jeden Abend Duncan bei mir haben. Er soll sich mit Onkel Magic abwechseln. Oder mit Flynn!"

Mum und Dad nickten.

„Das werden wir ihm schon beibringen!

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