Ohne Titel Teil30
„Amelie! Du musst schneller werden! Aidan macht dich fertig!"
Sie schnaubte ihren Bruder unwirsch an!
„Er ist auch um einiges älter als ich und hat mehr Kampferfahrung!"
Devon grinste sie an.
„Das hält Mum auch nie davon ab, es Dad richtig heim zu zahlen!"
Gegen ihren Willen musste Amelie laut lachen, was ihr einen Schlag von Aidan einbrachte, der ihre Unkonzentriertheit ausnutzte.
„Oh Mann, Aidan! Hast du meiner Schwester gerade den Hintern getätschelt? Ich weiß nicht, ob ich das gut finden soll!"
Devons Augen leuchteten rot auf, was sie eigentlich nur taten, wenn er sich wandelte.
Aidan lachte nun auch.
„Gib mal nicht so an. Nur weil du dich in einen Welpen verwandeln kannst, habe ich bestimmt keine Angst vor dir!"
Devon grinste und seine Augenfarbe nahm wieder das dunkle Braun an.
Sie waren im Kellergewölbe. Seit Lydia verschwunden war, trainierten Aidan und Amelie jeden Tag miteinander. Nachts kamen manchmal sogar die Vampire der keltischen Garde mit, die mittlerweile ihr Misstrauen gegen Aidan aufgegeben hatten. Tagsüber begleitete sie Devon.
Amelie mochte die Zeit mit ihnen, aber am liebsten hätte sie auch mehr Zeit mit Aidan allein verbracht. Sie mochte die Gespräche, die sie miteinander führten. Er hatte zwar nicht die gleichen Interessen wie sie, aber er war überaus klug und belesen. Egal welches Thema sie anschnitt, er wusste sofort von was sie sprach.
Nur die Sache mit seiner Vergangenheit, die war immer noch ungeklärt zwischen ihnen. Auch wenn Amelie ihn noch so oft versicherte, dass sie es nicht interessierte, was er alles getan hatte, schien er genau deswegen auch Distanz zu gehen.
Das hasste Amelie, denn sie musste zugeben, dass sie ihn immer mehr mochte diesen ruhigen, großen Kerl, der nie ein Wort zu viel sprach.
Die Tür glitt auf und der Professor kam herein.
„Ah, ich sehe, ihr trainiert wieder! Sehr gut! Schade Devon, dass du keine der geheiligten Gegenstände anfassen kannst. Mir wäre wohler gewesen, wenn du es könntest!"
Devon hob bedauernd seine Schultern hoch.
„Ja, es ist wirklich schade! Eigentlich ist es ungerecht, dass man von diesen Gegenständen nach der Herkunft beurteilt wird!"
Joel wirkte nachdenklich und setzte sich Devon gegenüber.
Aidan und Amelie nutzten das für eine Pause aus und setzten sich ebenfalls zu ihnen.
„Wie meinst du das, Devon?", fragte Aidan.
Der junge Werwolf zuckte noch einmal mit der Schulter.
„Na, ich bin ein Werwolf. Aber ein schlechter. Ich habe noch nie etwas Böses getan und habe das auch nicht vor. Na ja, wenn man von den kleinen Streichen absieht, aber die sind harmlos. Trotzdem dürfte ich nie einen geheiligten Gegenstand anfassen. Oder Liv. Sie ist ein unschuldiges Kind, wenn sie aber eines der Messer nur mit dem Finger berührt, verbrennt sie sich!"
Sie nickten alle.
„Aber nun nimmt mal die Engel. Da sind auch schwarze Schafe darunter. Schau doch deinen Vater an, Aidan. Macht deiner Mutter ein Kind und haut dann ab. Und nicht nur das. Sie töten ihre eigenen Kinder, verfolgen sie, um ihre Fehler zu vertuschen. Doch wenn jetzt ein Engel hier herein spazieren würde, könnte er jede Waffe anfassen, die er gerade findet. Das meinte ich damit. Es ist ungerecht! Man sollte danach beurteilt werden, was man ist, nicht woher man kommt!"
Joel nickte nachdenklich.
„So genau habe ich darüber noch gar nicht nachgedacht. Aber du hast Recht. Eigentlich ist es ungerecht!"
Er stand auf und ging einige Schritte.
„Aber niemand kann das ändern! Leider!"
Amelie zog die Knie an.
„Eines frage ich mich schon die ganze Zeit, Professor. Warum bestehst du nur so darauf, dass Aidan und ich mit den geheiligten Gegenständen umgehen können?"
Er zuckte mit den Schultern.
„Ich will nur, dass gerade du dich wehren kannst. Um Aidan mache ich mir keine Sorgen, aber um dich!"
Amelie zuckte zusammen und wurde rot im Gesicht. Das war ihr schon klar, aber das ihr knallhart vor den Latz zu knallen, war schon...fies!
Aidan stand auf und reichte ihr seine Hand.
„Komm schon! Wir hatten genug Pause! Wir sollten weiter machen. Dein Bruder hat Recht. Du bist zwar gut, aber immer noch einen Tick zu langsam!"
Sie reichte ihm ihre Hand und spürte, wie er kurz mit dem Daumen über ihren Handrücken strich. Sie lächelte ihn an und hielt seine Hand etwas länger als nötig.
Doch dann war der Moment vorbei und Aidan ließ sie los!
Leise seufzend folgte sie ihm zu dem Trainingsraum.
„Sie werden beide bald dahinter kommen, was du mit ihnen vorhast!"
Joel saß in seinem Büro, hatte die Beine auf den Schreibtisch gelegt und die Hände über der Brust gefaltet. Er sah seinen Besucher ernst an.
„Das ist mir schon klar! Auch wenn sie nicht seine leibliche Tochter ist, Amelie erinnert mich sehr an Jason! Sie ähneln sich im Verhalten."
Joel lächelte.
Ja, das war ihm auch schon aufgefallen. Jason liebte alle seine Kinder, aber zu Amelie hatte er schon immer den besten Draht. Das lag vielleicht auch daran, dass sie das erste Kind war, das er bei sich aufgenommen hatte. Das und der Entzug, den Amelie schon so früh mitmachen musste. Er hätte nie gedacht, dass sich ein Vampir so liebevoll um ein Menschenkind kümmern konnte. Jason hatte als Halbwesen zwar nicht mehr die Blutgier die er noch als reiner Vampir hatte, aber es musste ihn sehr viel Überwindung gekostet haben, dass er nicht von Amelies Blut gekostet hatte.
„Ja, sie gleichen sich wirklich!"
Sein Besucher seufzte.
„Deswegen habe ich dich darum gebeten sie vor zu bereiten. Jason ist ein großartiger Mentor und auch als Fürst macht er sich nicht schlecht. Aber leider kann ich ihn nicht für meine Zwecke brauchen!"
Joel erhob sich schwerfällig.
„Ihm wird es nicht gefallen!"
Wieder ein Nicken seines Besuchers.
„Das ist mir bewusst! Er hat schon immer versucht, Amelie aus allem heraus zu halten. Aber es hätte ihm auch klar sein müssen, dass er das nicht kann!"
Joel ging zum Fenster.
„Und der Nephilin?", fragte er leise.
„Was soll mit ihm sein?"
Joel drehte sich um.
„Willst du dir wirklich den Zorn der Engel zuziehen?"
Sein Besucher faltete die Hände zusammen und legte die Lippen darauf.
„Wenn alles so funktioniert, wie ich es plane, können sie nichts machen! Er gehört dann zu mir, ebenso wie Amelie!"
Joel drehte sich zu ihm herum.
„Ich hoffe, du täuscht dich nicht, Helios!"
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