Kapitel 10

Zola ging ihn aus dem Weg.

Das hatte Fedor schon eine ganze Weile bemerkt. Er traf sie nicht einmal mehr zufällig auf dem Flur oder bei Besprechungen, bei denen sie den anderen immer zur Hand ging.

Es ärgerte ihn gewaltig.

Nein, nicht dass sie ihm aus dem Weg ging. Das konnte er sogar verstehen. Das letzte Aufeinandertreffen war in seinen Augen nicht gerade würdevoll gewesen. Der Sex hatte ihm gefallen, aber Zola hätte etwas anderes verdient, als in einem Abstellraum genommen zu werden. Auch war es sehr kurz gewesen. Er konnte auch anders und schon ein paar Stunden später hatte er ihr das beweisen wollen. Aber sie war nicht mehr auf zu finden gewesen.

Er knurrte, wenn er an ihre Weigerung dachte, zu ihm in seine Suite zu ziehen. Verdammt, er war einer der mächtigsten Vampire und sie behandelte ihn, als ob er Abschaum wäre.

Er ging die Flure entlang in der Hoffnung, sie doch noch zu treffen. Er wollte eine Erklärung von ihr. Nach einer Stunde gab er auf.

Nein, so würde er sie bestimmt nicht finden!

Ein Vampir kam ihm entgegen. Einer der Niedrigen hier. Fedor verstand nicht, warum Jason alle aufnahm. So jemand wie dieser schmächtige Kerl brachte doch überhaupt nichts. Er hatte damals streng darauf geachtet, wer in seinen Clan kam. Nur die Stärksten oder solche mit anderen Fähigkeiten wurden von ihm aufgenommen. Er verzog leicht das Gesicht, als der Kerl fast verängstigt an ihm vorbei schlich.

Jason hatte nur einigen Wenigen erzählt, wer er wirklich war.

Und doch schienen die Meisten immer noch Respekt, ja sogar Angst vor ihm zu haben. Nur die Eine, auf die es wirklich ankam, zeigte absolute null Respekt vor ihm.

„Du da! Wo finde ich Zola?"

Er ließ seine immer stärker anschwellende Wut in seine Stimme einfließen.

Der Kerl zuckte zusammen, blieb stehen, wagte es aber nicht, Fedor an zu schauen. Er ließ seinen Kopf gesenkt und flüsterte seine Antwort.

Fedor trat näher zu ihm.

„Hä? Mann, sprich lauter! Ich habe zwar ein gutes Gehör, aber dein Gestammel verstehe nicht einmal ich!"

Der Kerl schluckte, dann hob er seinen Kopf einen Millimeter.

„Zola ist ins Pfarrhaus gezogen. Sie hilft bei den Menschen bei der Erziehung der Kinder!"

Fedor knurrte leise.

Bei der Erziehung der Kinder!

Das konnte doch wohl nicht ihr Ernst sein!

Er schnalzte dem Kerl mit der Zunge zu und der machte, dass er wieder verschwand.

„Bist du müde? Oder warum hast du so schlechte Laune?"

Fedor verzog das Gesicht. Warum hatte er Amelie nicht bemerkt? Er hob seinen Kopf arrogant zurück und beobachtete sie intensiv. Irgendetwas war anders an ihr. Und das lag nicht nur daran, dass dieser Nephilin nicht neben ihr war. Nein, irgendwie...er kam nicht drauf...es schien, als ob sie einen Schutz um sich hätte. Er konnte nicht einmal ihre Gedanken mehr lesen. Er musste unbedingt Jason darauf ansprechen. Er wusste, dass auch Jason ein guter Gedankenleser war.

„Du müsstest doch eigentlich wissen, dass wir Vampire nie schlafen!"

Sie lachte leise und schlug ihm leicht auf die Schulter.

Er hob erstaunt die Augenbraue.

Da stimmte definitiv etwas nicht. Sie hatte zwar nie Angst vor ihm gehabt, hatte ihn aber nie berührt. Sie hatte ihm einmal erklärt, dass sie versuchte die Vampire oder andere Unterweltbewohner nicht zu berühren, weil sie irgendwie das Gefühl hatte, dass sie ihre Schwingungen spüren konnte. Das war natürlich Blödsinn, aber dass sie ihn nun einfach so berührte, fand er seltsam.

„Dann kennst du meine Eltern schlecht. Sie schlafen viel!" Sie sah kurz zu der Decke. „Das könnte aber auch daran liegen, dass sie Halbwesen sind!"

Fedor trat näher zu ihr und sah ihr in die Augen.

„Wo ist Aidan?"

Sie zuckte mit den Schultern.

„Komisch, dass du fragst! Ich habe ihn nun schon seit einer ganzen Weile nicht mehr gesehen! Nach dem Training habe ich mich hingelegt und als ich aufwachte, war er verschwunden!"

Fedor packte sie am Arm und zog sie hinter sich her.

„Alex! Was machst du? Du tust mir weh!"

Fedor knurrte etwas.

„Sei ruhig! Halt einfach die Klappe und komm mit!"

Er ging zu der Krankenstadion und rief in Gedanken nach Jason!

Ohne anzuklopfen zog er Amelie in das Arztzimmer.

Flynn sah ihn erstaunt an.

„Alexander? Was verschafft mir die Ehre?"

Fedor schob Amelie vor sich.

„Ich befürchte die Kleine hat Dämonengift in sich!"

Flynn runzelte die Stirn.

„Wie kommst du darauf?"

Fedor lachte zynisch.

„Ich kann ihre Gedanken nicht mehr lesen, sie hat eine Art Schutz um sich und ist erstaunlich mutig! Gut, dass ist sie immer, weil sie ja unter Vampiren haust, aber sie berührt mich und das ist nicht normal! Das weißt du! Außerdem ist der Nephilin verschwunden!"

In dem Moment krachte die Tür auf.

Jason und Ava kamen herein gestürmt und Ava stürzte sich gleich auf Amelie.

„Sie wurde vergiftet?", fragte Jason Fedor ernst.

Fedor schüttelte den Kopf.

„Nicht wie du jetzt denkst! Es ist möglich einem Menschen ein wenig Dämonengift zu geben, ohne das er stirbt. Er wandelt sich auch nicht. Der Mensch, dem das Gift verabreicht wurde, wird nur waghalsiger und baut eine Art Schutz gegen andere Unterweltbewohner auf."

Jason runzelte die Stirn.

„Das...das ist doch...gut?

Fedor zog die Nase kraus.

„Im Prinzip ja, aber wenn man nur ein Tropfen zu viel verabreicht hat das verheerende Folgen. Die Hemmschwelle sinkt und Amelie könnte sich unbesiegbar fühlen. Deswegen habe ich sie zu Flynn gebracht! Er soll feststellen, ob sie zu viel von dem Scheiß in sich hat!"

Flynn hob die Hände.

„Wie soll ich das bitte feststellen? Ich kenne mich mit Dämonengiften nicht aus. Ich wusste nicht einmal, dass so etwas möglich ist!"

Fedor stöhnte kurz auf und verdrehte die Augen.

„Lasst Zola holen. Sie kann es!"

Jason nickte und beauftragte einen Vampir damit, der sofort davon eilte.

Wer kann das gewesen sein?

Fedor sah zu Jason.

Ich habe keine Ahnung. Ich kenne ich darin auch nicht besonders gut aus. Aber das Aidan verschwunden ist, macht mir Sorgen!

Ava drehte den Kopf zu ihnen.

„Xaphan? Oder Arabella?"

Jason schüttelte den Kopf.

Das denke ich nicht. Sie hätten uns informiert, wenn sie so etwas vorgehabt hätten. Außerdem wissen sie, dass ich das nie zugelassen hätte."

Ava behielt Amelie in ihren Armen, die vor sich hin kicherte.

„Ihr behandelt mich wie ein Baby! Das bin ich nicht! Ich bin stark!"

Jason seufzte leise.

„Wer auch immer das getan hat, es sieht fast so aus, als ob er Amelie schützen wollte!"

Fedor nickte.

„Ich denke, ihr solltet auch nach Devon schauen! Ich bin mir nicht sicher, ob es auch bei Werwölfen so eine Wirkung hat, gehe aber davon aus!"

Bevor Jason nach Devon schicken konnte, stank es nach Schwefel und Aidan krachte vor ihre Füße!


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