8.Kapitel

„Das ist nicht dein Ernst, Dad!"

Lucien starrte seinen Vater wütend an.

Jason verstand, dass er nicht mit seinen Anweisungen klar kam. Gerade Lucien, der im Moment eine schwierige Zeit im Leben eines Halbdämons durchmachte. Bei den Menschen dauerte die Pubertät nur einige Jahre, bei Dämonen ging sie Jahrzehnte. Und Lucien hatte mehr von einem Dämon, als von einem Menschen.

Die anderen saßen mit ihm und Ava vor dem Kamin im Wohnzimmer.

Devon starrte nachdenklich in die Flammen. Jason wusste, dass er über die Situation nachdachte und sich überlegte, wie man es am besten lösen konnte. Er war stolz auf seinen ältesten Sohn, der sich wirklich sehr gut entwickelt hatte. Das war bei Werwölfen nicht so einfach, wenn sie kein Rudel hatten. Aber Devon hatte seine Familie als Rudel auserwählt. Es machte ich auch nichts aus, das es hier keine Werwölfe gab.

Amelie saß im Sessel, der Nephilin in ihrem Rücken. Seit er sie hier her gebracht hatte, ließ er sie kaum aus den Augen, was Jason in dieser Situation Recht war. Wenigstens eines seiner Kinder hatte einen Beschützer und Amelie ließ es dieses Mal auch zu, dass Aidan immer in ihrer Nähe war.

Lydia saß ihm zu Füßen und starrte ihn ängstlich an.

„Was soll ich tun, Dad? Soll ich zu den anderen Nymphen gehen?"

Er wusste genau, dass sie das nicht wollte. Wie auch Devon war Lydia von ihresgleichen nicht gut behandelt worden. Mit ihren achtzehn Jahren war sie aber stark genug, um einen Schwefeldämon wenigstens so lange in Schach zu halten, bis Hilfe kam.

Er streichelte ihr über das blonde Haar.

„Nein, mein kleine Fee. Du musst nicht zu den Nymphen, wenn du nicht willst. Aber ich werde mit den Nymphen reden müssen, dass sie jemanden schicken, der tagsüber auf dich achtet."

Sie verzog das Gesicht, doch er hob den Finger.

„Fang nicht an zu jammern oder zu singen. Du weißt, es bewirkt bei mir nichts!"

Sie fing nun an zu grinsen und er wusste genau, dass sie das vorgehabt hatte. Aber er war gegen ihre Verführungskraft mittlerweile immun. Er hatte schwer dafür trainieren müssen!

„Bevor ich niemanden für dich habe, wirst du erst einmal zu Hause bleiben, Lydia!"

Das Grinsen wurde noch breiter. Sie war zwar eine gute Schülerin, aber sie als ihren Eltern wussten genau, dass sie es ihren Fähigkeiten als Nymphe zu verdanken hatte. Und ein paar Tage Schulfrei würden sie bestimmt nicht stören.

Liv, seine Jüngste, saß auf dem Schoß seiner Frau. Um sie machte er sich kaum Sorgen. Liv war jetzt schon so mächtig, wie es ein Vampir war. Außerdem war sie die Einzige, die keine Sonne vertrug und tagsüber nicht aus den Katakomben durfte.

„Ich will auch einen Leibwächter wie Lydia und Amelie!", krähte sie jetzt.

Jason lächelte sie an.

„Das übernimmt dein Dad, kleine Mondfee!"

Sie schüttelte den Kopf.

„Nein. Du bist mein Dad! Ich möchte einen Leibwächter, den ich Kommandos geben kann und der alles macht, was ich ihm sagte."

Amelie lachte leise und schaute verschmitzt zu Aidan, der pikiert den Mund verzog.

„Mh und du denkst, ich würde das nicht machen?"

Liv lehnte sich an Ava, die sich auch das Lachen verkneifen musste.

„Nein, Dad. Bei dir kann ich das nicht machen! Ich will einen Leibwächter!"

Jason wusste, dass sie auf einen Wutanfall zusteuerte. Doch bevor es ausartete, kam Alexander aus einer dunklen Ecke.

Jason fragte sich, was er hier tat und warum er ihn nicht bemerkt hatte.

Er sah zu seiner Frau.

Hast du ihn eingeladen?

Sie nickte ihm leicht zu.

Er hat darum gebeten.

Jason seufzte leise.

Alexander ging vor der Kleinen auf die Knie.

„Ich werde dein Ritter sein, Lady Liv! Du darfst mir die unmöglichsten Aufträge geben, die dir einfallen. Ich werde alle umgehend erfüllen!"

Sie lachte ihn an und nahm seine dargebotene Hand, auf der er einen leichten Kuss aufdrückte.

Jason schnaubte. Nicht nur seine Frau, jetzt hatte der Kerl auch noch seine Tochter am Wickel. Das wurde ja immer besser!

„Ich möchte einen Becher Blut!", verlangte Liv.

Die anderen stöhnten angeekelt.

„Ey, Liv, trink das aber nicht hier!"

„Das ist so ekelhaft! Du verspritzt das ganze Zeug immer!"

„Kommt gar nicht in Frage, die Jeans sind neu!"

Alexander lachte und reichte Liv seine Hand.

„Ich glaube euer Hofstaat ist nicht damit nicht einverstanden. Wir sollten uns zu Leuten begeben, die unsere Essgewohnheiten zu schätzen wissen!"

Liv hüpfte von Avas Schoß und nahm vertrauensvoll Alexanders Hand.

Jason schnaubte leise. Es passte ihm gar nicht, dass dieser neue Vampir so schnell das Vertrauen seiner Tochter hatte.

Keine Sorge! Ich nimm sie mit zu Zola, lass sie etwas trinken und dann bringe ich sie wieder!

Jason versuchte seine Flüche im Kopf zu unterdrücken. Er versuchte immer zu vermeiden mit jemanden Fremden mental zu sprechen, doch dieser Kerl tat es immer wieder.

„Gut! Ihr Mädchen werdet also versorgt sein. Was ist mit euch Jungs?"

Lucien war immer noch angepisst. Das merkte er! Ihm blieb wohl keine andere Wahl.

„Ich werde mit Xaphan reden! Ist es das, was du willst?"

Lucien zischte laut.

„Auf keinen Fall! Der macht mir nur wieder Vorschriften! Ich werde hier bleiben. Ich kann selbst auf mich aufpassen! So ein Schwefeldämon macht mir keine Angst!"

Jason wollte etwas erwidern, doch der Nephilin legte seine Unterarme auf das Kopfteil des Sessels, auf dem seine Tochter saß.

„Hast du überhaupt schon mal einen gesehen? Ich habe es und du Penner wirst auf keinen Fall mit einem von der Sorte fertig!"

Lucien bleckte seine Zähne und wandelte sich langsam in seine Dämonengestalt.

„Du hattest Schiss, du geflügeltes Arschloch! Gib es zu! Deswegen hast du sie nicht angegriffen!"

Aidan ließ die Wandlung kalt. Er wischte sich einen nicht vorhandenen Fussel vom Shirt.

„Vielleicht war das aber auch so, weil ich nicht so dämlich bin und die Situation richtig einschätzen kann!"

Jason verdrehte entnervt die Augen.

Seit der Nephilin hier war, provozierte er Lucien, wo er nur konnte. Und umgekehrt genauso. Das lag aber auch in ihrer Natur. Liebe würde es zwischen Dämonen und Engel nie geben. Auch wenn die beiden nur Halbwesen waren, so waren sie sich einfach nicht grün.

Er wollte Einhalt gebieten, doch Amelie legte ihre Hand auf Aidans Unterarm.

„Bitte! Provoziere ihn nicht!"

Ungläubig starrte Jason auf die Hand seiner Tochter, dann zu seiner Frau.

Hast du das gewusst? Wie weit geht das schon? Sie kennen sich doch kaum!

Ava lächelte.

Keine Sorge.. Sie wissen beide noch nicht, was mit ihnen geschieht!

Innerhalb von ein paar Tagen war Jasons gesamte Welt auf den Kopf gestellt worden.

Er brauchte Pause!

Heute Nacht würde er jagen gehen!

Ava merkte wohl, dass Jason kurz davor war, seine Beherrschung zu verlieren. Sie scheuchte alle hinaus und kam dann zu ihm. Sie setzte sich auf seinen Schoß.

„Das war wohl alles etwas zu viel, nicht wahr?"

Er nickte und rieb sich den Nacken.

„Bitte, Geliebte. Heute Nacht hätte ich dich gerne für mich alleine. Ohne die Kinder und ohne irgendwelche Kelten, die uns hinter her schleichen! Würde das gehen? Ich brauche Pause!"

Sie lachte leise und küsste ihn zärtlich auf den Mund.

„Ich werde bei Sonnenuntergang auf dich in der Garage warten."

Er sah sie hoffnungsvoll an.

„Eine Runde mit dem Motorrad?"

Sie nickte lächelnd.

„Ich denke, das wäre genau das Richtige für dich!"

Er küsste sie zärtlich.

„Oh ja! Da hast du verdammt Recht!"

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