Cherry High - Try not to die! [2/3]
location: Im Bett des Königs, während meine Eltern zugucken müssen :c
time: Es hat zur Frühstückspause geklingelt. Ihr habt zehn Minuten zum Essen, dann wird weiter getötet, meine Lieben!
mood: Alice erscheint mad.
Willkommen zurück! Wir freuen uns, dass ihr wieder den Weg hierher gefunden habt. Seid ehrlich, was ist es: Masochismus, unbändige Wut, Sadismus, alles zusammen? Wir sind auf alles gefasst. So, wo haben wir letztes Mal aufgehört? Wir haben über das Schulsystem gesprochen, über Prämissen und unsinnige Verträge. Dann tauchen wir doch heute etwas tiefer ein und kümmern uns genauer um ... das Worldbuilding (insbesondere das Schul-Worldbuilding).. Jedenfalls, wenn manche unserer Mitglieder genug über andere Werke gefangirlt und ausdiskutiert haben, was eine Parodie eigentlich ist.
Alice: Ace, wenn du jetzt noch einmal mit deinem "manche Dinge müssen auch keinen Sinn ergeben"-Ding kommen willst, ist wohl der richtige Zeitpunkt ...
Asrai: Nein, lass es, lass dich nicht auf dieses vulgäre Niveau herunter, Alice, bitte. Contenance. Aber ja, mich würde auch interessieren, wie du die Erziehung junger Menschen zum psychopathischen Wrack in einen gesellschaftlichen und charakterbildenden Nutzen übersetzen willst.
Alice: Dann soll ich stattdessen gehässig sein? Damit kann ich dienen.
Asrai: Ich bitte darum.
Alice: Also wir wissen von der Autorin, dass sie ... sagen wir, mit einem gewissen Stolz sagt, nur echte Horror-Fans schaffen es durch diese Geschichte (oder in den zweiten Teil, wenn ich das so einwerfen darf). Sie hätte uns einfach nur früher sagen müssen, dass das durch horrorhaft schlechte Gewaltpornographie erreicht wird. Dann hätte ich mich nicht auf unter die Haut gehenden Grusel eingestellt.
Ace: Jetzt wirst du zu gemein q.q Ich meine, komm schon! Es gibt sehr unangenehme Momente. Menschen werden gefressen!
Alice: Ungekochte Menschen. Die Kannibalin muss ein verflucht gutes Immunsystem haben.
Ace: Siehst du, dann gibt es gleich doppelten Horror. Ich bin entsetzt, Gordon Ramsay ist es, und Hannibal wäre es auch.
Asrai: Ich meine, ihr regelmäßiger Konsum von rohen Menschenfleisch würde erklären, warum sie durchdreht, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das eher ein... Versehen ist.
Alice: Ich habe eher das Gefühl, diese ganze Geschichte war ein Versehen.
Asrai: Versehen, gut möglich. Ich würde es eher als Verirrung menschlicher Triebe beschreiben. Selbst, wenn ich freundlich bleiben wollen und es als humoristisches Werk betrachten würde, fehlt mir dafür die Basis, um zu argumentieren.
Ace: Jetzt seid doch mal nicht so gemein! Who hurt you? D:
Die gesamte Aufmachung der Geschichte ist locker-spritzig und nimmt sich selbst nicht ernst, und darum ist es leicht zu sagen 'Sei doch nicht so kleinlich, das ist alles Parodieee' - was eine saudäm...- pardon, undurchdachte und wenig stichhaltige Aussage ist. Lasst mich eben erklären, wieso so etwas auch als Parodie nicht funktioniert.
Eine gute Parodie hat eine (oder mehrere) Vorlagen, deren Tropes, Mittel und Plotstränge der Autor der Parodie nicht nur in- und auswendig kennt, sondern auch in neuer Form umzusetzen oder zu karikieren weiß. Terry Pratchetts Romane sind fantastische Parodien, weil er sich mit klassischer Fantasy auskennt. Er weiß, dass Vampire in Schlössern leben und bleich und schlank sind, er weiß, dass die Stadtwachen der Hauptstadt immer ein bisschen dämlich sein müssen, damit man sie überlisten kann, er weiß, dass Zauberer neben ihrem Alter vor allem mit Weisheit bestechen - und er ist in der Lage, diese (plumpen) Beispiele und viele ihrer Details und Feinheiten so umzudrehen und anzuprangern, dass sie den Leser zum schmunzeln bringen können. Würde er sich aber nicht so gut mit der Vorlage auskennen, läuft er in Gefahr, dass die Parodie einfach Dinge wiederholt oder - um sich abzugrenzen - mit billigen Mitteln zu edgy gemacht wird. Es ist noch keine Parodie, nur weil im Märchen plötzlich ganz viel Blut und Samen fließt.
Eine gute Parodie hat eine in sich schlüssige Welt und einen in sich schlüssigen Plot. Pratchett hatte ich ja schon genannt, und jeder Leser weiß, dass das bei ihm zutrifft. Ein weiteres Beispiel, was ich anführen will, ist Hot Fuzz. (Edgar Wright *chefs kiss*) Ganz kurz: Nicholas Angel, Londons Vorzeigepolizist, wird versetzt in das klitzekleine Dörfchen am Rand der Welt, wo er fortan entlaufene Schwäne einsammeln und Strafzettel verteilen darf. Allerdings häufen sich nach und nach unerklärliche Unfälle vor Ort, bis er einem unfassbaren Geheimnis auf die Spur kommt, bla bla bla.
Zu Hot Fuzz ist anzumerken, dass es schon viele andere Stärken hat - Charakterinteraktionen, filmtechnischer Witz, Absurdität im Normalen aufzeigen - aber wirklich glänzen kann der Film, weil er nicht nur eine unterhaltsame Prämisse hat, sondern auch einen soliden, unglaublich glatten und gehaltvollen Plot. Man hat beim Zusehen einfach Spaß zu erkennen, wie er sich entfaltet. Von anderen Comedy-Filmen kann Hot Fuzz sich dadurch abheben, und wo sie in Vergessenheit geraten, weil sie nichts außer sehr zeitgemäßen Witzen bieten, ist er ein Werk, das man sich auch in 50 Jahren noch anschauen kann.
Von daher merke: Ein solider Plot und Humor arbeiten nicht etwa gegeneinander, sondern Hand in Hand. Für ein humoristisches Werk, das wirklich lange im Leser nachhallt, lohnt es sich, beides zu haben.
Ausgearbeitete Charaktere. Allgemein - wusstet ihr, dass der Witz in vielen Comedy-Werken einfach durch die Interaktion von sehr unterschiedlichen, sehr extremen Persönlichkeiten entsteht? Die Serie 'Community' hat durchgehend darauf gesetzt, (und darauf, jedes noch so abstruse Konzept mit allem gebotenen Ernst durchzuziehen) Barney Stinson ist ein vielgeliebter Charakter eben aufgrund seiner Persönlichkeitsstruktur, und ihr könnt sicherlich selbst nachdenken: Welche Charaktere aus Komödien kennt ihr noch, welche sind in Vergessenheit geraten? Die charakterflachen Protagonisten aus 'Blockbuster-Parodie 4' werden es sicherlich nicht sein.
Der Ton. Von überspitzer, animehafter Atmosphäre leben halt leider größtenteils Anime. (Und zu Teilen noch die Scary-Movie-Reihe.) Er kann angebracht sein, wenn man in Schreibstil oder Charakterisierung wirklich Humor an den Tag legt, aber beides ist im Fall dieser Geschichte vermeintlicher Ernsthaftigkeit gewichen. Die Dinge, die lustig sind, wirken nur durch absurde Übertreibung amüsant - das ist so, wie wenn ihr in einem Snyder-Film über ein Meer aus Schädeln lachen müsst. Euch mag es unterhalten, aber die Intention des Autors war eine ganz andere gewesen.
Last but not least, die Autorin hat ihr Werk geistig irgendwo unter Horror und Thriller eingeordnet. Allen mangahaften Unsinn mal beiseite - die Stellen, an denen wir ungläubig gelacht haben, sollten vielleicht am Ende eigentlich gar nicht lustig sein :x
Alice: Ich vermute ganz stark, dass die nicht lustig sein sollten. Aber ihr kennt das vielleicht. Es ist wie bei einem Autounfall ...
Ace: ... Ich weiß nicht, worauf genau du da- Das heißt, ich weiß es schon, aber - nein! Wie kannst du sowas sagen?! Autounfälle sind nicht lustig! Und diese Geschichte auch nicht, so gemessen an dem Blut, was da überall rumschwappen muss...
Asrai: Ich weiß nicht, je mehr ich dir zuhören muss, desto mehr möchte ich dir einmal ein paar Ausschnitte aus unserem ewigen Kampf gegen die Barbaren daheim zeigen.
Alice: Shush, wir wollen nicht auch noch Leute traumatisieren. Oder es versuchen.
Asrai: Ach, dem Jungen ist das da oben schon zu viel, der geht nirgendwo ohne geistige Schäden mehr heraus. Aber wenn ich darüber nachdenke... diese Sinnlosigkeit des Systems an dieser Schule ist geradezu beleidigend.
Worldbuilding-Time!!! ... Ja, wir geben gerne ungefragt Ratschläge. Heute zum Thema 'Wie etabliere ich eine dystopische Bildungseinrichtung in meinem Worldbuilding?' oder für die, die mich und meine Wörter nicht mögen: 'Wie schreibe ich eine Kindermörderschule so, dass sie trotzdem Sinn macht?'
1. Die Welt drumherum. Warum gibt es eine Kindermörderschule denn überhaupt? Finden ein paar reiche, alte Säcke es einfach witzig, sich einen Gewaltporno zu organisieren?
(Beispielmedien, die ihr euch dazu zuführen könnt: Squidgame und Battle Royale)
Ist die Gesellschaft kriegerisch veranlagt und will, dass nur die Stärksten ihre Reihen füllen?
(Beispielgesellschaft: Das alte Sith-Imperium, beschrieben z.b. in „Darth Bane" von Drew Karpyshyn oder in den Computerspielen. Viele Magierschulen in moderner grimdark-Fantasy, wie in der Witcher-Verfilmung. Ein Ausbildungslager für Assassinen. Ein Hogwarts in einer Welt, in der Voldemort-Anhänger das Sagen haben.)
Ist das irgendeine Art von Bestrafung für eine Gesellschaftsklasse? Etwas, womit jemand seine Macht demonstrieren will? Ein krankes Experiment? ... Für die Hirnpsychologie, die Gesellschaftsforschung, oder ein generelles Experiment, ausgeführt von einer KI, einem Staat, einem Gefängnis, angewendet an Menschen, die weniger wert sind, Geiseln, Schülern, Obdachlosen etc.
(Beispiel: die Hungerspiele in Tribute von Panem, die D-Klassen im SCP-Gebilde)
Fakt ist, dass die Bildungsinstitute nicht in einem Vakuum existieren können, genauso wie alles andere in eurer Story. Sie müssen von ihrem Umfeld geprägt werden, und wenn ihr euch die Frage 'Warum sollte jemand diese Schulordnung etablieren' nicht beantworten könnt, müsst ihr noch einiges im Worldbuilding überarbeiten. Deutlich gesagt: Schulen werden nach den Zielen ihrer Gesellschaft modelliert, immerhin wird hier die nächste Generation hier herangezogen. Passt beides aufeinander an.
2. Die Schule selbst. Es ist davon auszugehen, dass wir es hier nicht mit 'High School, nur mit Töten und coolen Nahkampfwaffen -
Asrai: *hinter dem Vorhang* Warum benutzen die Schüler eigentlich weder Pfeil und Bogen noch Armbrüste? Fernkampfwaffen sind taktisch gesehen die bessere Wahl!
Alice: Es muss Bluuuut fließen! Zumindest scheint das für mich der Ansatz zu sein.
Asrai: Ich hasse alles an dieser Schule.
- und so' zu tun haben. Je nachdem, wie eure Gesellschaft veranlagt ist, wird die Schule unterschiedlich ausfallen. Die Stundenpläne werden angepasst sein. In einer kriegerischen Gesellschaft wird mehr wert auf körperliche Ertüchtigung gelegt werden, und darauf, Gehorsam und Disziplin zu entwickeln. Wenn die Gesellschaft nach dem Recht des Stärkeren denkt und agiert, dann werden die Schüler zu großem Konkurrenzdenken angestiftet werden. Freundschaften und Bekanntschaften können entstehen, aber in den meisten Fällen niemals wirklich tief gehen - immerhin weiß man, dass die andere Person im Zweifelsfall nur darauf wartet, dir einen Dolch in den Rücken zu stoßen.
Eure Fächer, eure Nachmittags-Aktivitäten, die Klassenraumgestaltung (bis hin zur Sitzordnung) und die Privilegien, die jeder Schüler erhalten kann ... all das gehört geformt unter Berücksichtigung der Tatsache, wo diese jungen Leute einmal hin sollen. Darum ist es unsinnig, das System aus unserer Welt zu übernehmen und ein schlichtes 'aber mit Morden' hinzuzufügen.
3. Die Mentalität der Schüler. Wie bereits erwähnt, ist davon auszugehen, dass die dauernde Unsicherheit 'Wird er mich irgendwann töten?' großen Einfluss auf die Schüler und ihr Miteinander haben kann. In Cherry High ist dieser Punkt überhaupt nicht bedacht. Beim Mittagessen sind sie best buddys, und danach geht es wieder ans Abschlachten - aber wir wissen, dass Menschen nicht so funktionieren. Wenn wir sie hinstellen, als hätten sie kein Problem mit all dem, dann geht die Immersion des Lesers flöten und gleichzeitig auch sein Interesse.
Wie betrachtet diese Gesellschaft den Tod? In unserer Gesellschaft ist Tod etwas Schlimmes; Ein Ende, ein Verlust, ein Drama für alle Umliegenden und ein Schnitt in den Weg, den die Person andernfalls hätte beschreiten können. Es ist nichts, was man einfach wegwinken kann. Weil wir theologisch inzwischen an einem Scheidepunkt sind, an dem jeder seinen eigenen Glauben wählen kann, gibt es nicht einmal Sicherheit darauf, dass nach dem Tod irgendwas kommt; geschweige denn etwas Gutes. Andere Gesellschaften hatten andere Ansichten.
Es gibt Einteilungen des Nachlebens nach christlicher Sicht, in Paradies, Hölle und Fegefeuer, in dem die Menschen die Quittung für die Art und Weise erhalten, in der sie ihr Leben angegangen sind. Es gibt Vorstellungen von einem Wiedergeburtszyklus, von einem bunten, fröhlichen Leben nach dem Tode, davon, dass alle Materie als Einheit existiert und man sich nach seinem Tod wieder in den unendlichen Fluss des Daseins einreiht. Wir haben echte und fiktionale Kulturen, in denen ein Tod in der Schlacht etwas Wünschenswertes und Ehrenhaftes ist, dass deine Familie stolz macht und dir einen Platz an Afterlife-Festtafeln sichert, wir haben Anschauungen vom Tod als 'großen Gleichmacher', der selbst die Reichen und Mächtigen Demut lehren sollte, und so viel mehr. Jedem Autoren steht es frei, für seine Kulturen eigene Religionen und Nachleben zu erschaffen. Aber diese Kultur wird IMMER einen EInfluss darauf haben, wie die Menschen mit Tod umgehen, es wird IMMER Bedeutung haben bei der Frage, ob Mord etwas Schlimmes ist, und all diese sehr packenden, sehr tiefgehenden Betrachtungen wegzuwedeln mit 'Joa, wir töten hier halt ab und zu, Themawechsel' wird keiner Geschichte jemals gerecht.
In Cherry High hat der Tod jede und keine Bedeutung. Alle Schüler scheinen in einer seltsamen Parallelwelt zu existieren, in der man einfach nie über irgendwas nachdenkt, in der Gewissen, Reue, PTSD und menschliche Reaktionen nicht existieren. In Animes ist das insofern noch okay, dass wir die Leute von außen sehen und nicht in ihre Köpfe schauen. Aber wenn uns die Geschichte aus dem Kopf der Protagonisten heraus erzählt wird, dann gibt es keine Entschuldigung für diesen riesigen, störenden Mangel an Worldbuilding.
Ace: ...Ich schlage vor, wir wenden uns mal etwas anderem zu. Etwas... Schönerem?
Alice: Viel Glück. Mehr möchte ich dazu eigentlich nicht sagen. Sagst du mir Bescheid, wenn du was gefunden hast?
Ace: ...Eh, zum Beispiel den Charakter von Finley finde ich manchmal ganz gut-
Alice: Magst du mir sagen, wann? Sonst wird das hier ein bisschen länger.
Ace: Ich mochte, dass er quasi als Identifikationsfigur in der Geschichte dient? Okay? Ich konnte mich als Leser mit ihm identifizieren, weil ich mir auch andauernd dachte: 'Was zur Hölle?'
Asrai: „Identifikationsfigur". Also, ich persönlich habe auch andauernd ‚Was zur Hölle' gedacht, unter anderem als unser unverlässigster Erzähler aller Zeiten eine Persönlichkeits-... ich will es nicht Entwicklung nennen - von 180 Grad hingelegt und sich dann als großer, böser Oberschurke herausgestellt hat.
Alice: Weißt du, was ich dachte? Ich dachte wirklich, komm, setzt du dich mal hin und suchst nach den Clues, die darauf hin deuten, was mit Finley Sache ist. Das wird witzig. Aber ich habe halt leider nichts gefunden, was das Ganze ein bisschen schwach macht, wenn du mich fragst.
Asrai: Er passt nicht im Geringsten zu den Passagen aus seiner Sicht! Wo ist „Das ist krank, ihr seid alle Psychos", geblieben? Es ist mir unbegreiflich, wie man als Autor versucht, das in einen Charakter zu stopfen und dann an den Leser zu verfüttern will, als wäre man eine zurückgebliebener Troll.
Alice: Seltsam spezifischer Vergleich, aber ja, das ist es, was ich meine. Oder reden wir darüber, wie er allein in einer Toilette ist, während zwei der mächtigsten - I guess - Schüler vor seiner Kabine vögeln, aber er als planloses Freiwild aus dieser Situation blutüberströmt und als Sieger herausgeht? Eine Erklärung anyone?
Ace: Ich ... er ... hat eben eine gespaltene Persönlichkeit. Und die funktionieren ja so, dass der Kopf in extremen Umständen die andere Persönlichkeit anschaltet, um dich am Leben zu erhalten?
Alice: Aber sowas muss angedeutet werden! Das kann nicht einfach aus dem Nichts kommen! Da muss es Hinweise geben, Ticks, Wischs ich weiß doch auch nicht! Aber Acey, sag mir doch, was für dich extreme Umstände sind, da war nämlich die Toilettensituation eine der harmloseren. Aber natürlich war der erste Moment, als das Mädel, mit dem er vorher auf einer Party noch Sex hatte, ihn plötzlich abmurksen wollte, viel weniger extrem.
Ace: Also ... okay, meinetwegen. Du hast einen Punkt. Aber ich mochte ihn auch an anderen Stellen, zum Beispiel als er die Frage stellte, was diese anderen Psychopathen denn empfinden, wenn sie sich gegenseitig töten. Das hätte mich auch interessiert. Allgemein glaube ich, er handelt ganz vernünftig - so im Vergleich?
Asrai: ... Ja, nur damit es von der restlichen Narrative komplett ignoriert wird. Mal ganz davon abgesehen - wenn er am ersten Tag dieser verdammten Festspiele feststellt, was diese Schule wirklich ausmacht, warum ist er über Nacht nicht geflohen? Es wurde nie in den Regeln erwähnt, dass das verboten wäre.
Alice: Danke Asrai, das hätte ich nicht besser hätte sagen können. Wir fassen also zusammen: Stellt die richtigen Fragen, will dann aber doch keine Antworten haben. Er hasst die Spiele, tanzt dann aber doch wieder fröhlich aufs Schlachtfeld, anstatt ein paar Meilen zwischen sich und diese Schule zu bringen. Ist unzufriedenstellend böse. Fantastisch.
Ace: Ist ja gut, ist ja gut! ... Es gibt immer noch andere Charaktere. Lucia zum Beispiel. An ihr mochte ich, dass sie fair spielen und kein Frischfleisch jagen will.
Alice: Ja. Dieses Jahr. Darf ich folgendes Zitat anbringen? "Unter diesen Bedingungen möchte ich die Zusatzpunkte für die Neulinge gar nicht haben." Heißt, unter den bisherigen Bedingungen ..........
Ace: Das - aber das kannst du nicht wissen, oder? Ich meine, sie hat doch mehrmals gesagt, wie wichtig es ihrem Vater ist, dass sie irgendwie ehrenhaft durch die Spiele kommt.
Asrai: Wenn du es als ehrenhaft bezeichnen, dass sie wortwörtlich sagt, dass sie die Jagd genießt... das sei dann dir überlassen. Mal ganz davon abgesehen - wenn sie so unglaublich ehrenhaft und gut ist, warum hilft sie Finley nicht wirklich? Sie gibt ihm keine Ratschläge, sie zeigt ihm keine Versteckmöglichkeiten, sie tut nichts, außer einen verängstigten Jungen anzuschreien und dann zuzusehen, wie dieser erbärmliche Haufen zusammenbricht. Jahrgangsbeste. Ich fasse es nicht.
Alice: Ehrenhaft. Sehr ehrenhaft, sie jagt die Regelbrecher. Glaubt ihr, Daddy hat ihr das auch befohlen? Weil sonst passt das nur so ganz geringfügig nicht zu ihrer sonstigen Charakterisierung, dass sie als der rote Rächer auftritt. KONSISTENZ, AAAAAHHHH!
Asrai: *tätschelt Alice beruhigend den Arm* Genau. Eine ganz konsistente „Jahrgangsbeste". Wirklich, verzeiht meine Wortwahl, aber... dass dieses Stück mit ihrem ständigen „Hm, also möchte ich wirklich töten? Ich muss! Die Jagd macht mir trotzdem Spaß!" wirklich einen so hohen Rang erreicht haben soll, zeigt nur wieder, wie unglaublich tief die Ansprüche auf diesem Institut sind. Es ist beleidigend.
Ace: Und trotzdem könnt ihr nicht leugnen, dass über Lucia der spannendste Teil des Plots angeteast wurde! ... Ihr wisst schon. Mit ihren Kopfschmerzen, die man versucht, mit Tabletten wegzukriegen? Die immer einsetzen, wenn sie versucht, diese Schule zu hinterfragen?
Alice: Immer? Ja? Nicht nur einmal am Anfang, um dann in Vergessenheit zu geraten?
Asrai: Oh, es wurde noch einmal von irgendeinem Charakter erwähnt, als sie unsere ‚Madame Jahrgangsbeste' *säuerlicher Blick, als wäre dieser Status eine persönliche Beleidigung* verspottet. Aber unsere Lucia hinterfragt es nie, und sonst scheint auch niemand unter solchen Symptomen zu leiden. Und es wird von der Autorin auch nicht weiter aufgegriffen, als wäre es etwas Wichtiges.
Ace: Aaargh, meinetwegen, ist ja schon gut. Dann lassen unsere beiden Hauptcharaktere halt zu wünschen übrig ... ein bisschen. Aber mochtet ihr wirklich keinen von den Nebencharakteren?
Alice: Ich mochte die geheime Superheldengeschichte, die hinter Talina stecken muss, wenn sie es schafft, einen 80.000-kcal-Mensch roh zu essen, ohne irgendwelche Schäden davonzutragen. Hätte fast gerne ein bisschen mehr davon gesehen ... weißt du ... um der Superheldengeschichte Plausibilität zu verleihen.
Asrai: Und das tut sie auf regelmäßiger Basis. Der Konsum von rohen, menschlichem Fleisch macht krank - Koordinationsfähigkeiten nehmen ab, und der Kannibale wird auch schnell viele kognitive Strukturen einbüßen. Ich meine, der Intelligenzverlust passt gut in unser Bild, aber...
Alice: ... aber ...
...aber wir kürzen das an dieser Stelle einmal ab. Während unsere Gastkommentatoren ihre angeregte Diskussion hinter dem Vorhang fortführen dürfen, werden euch die restlichen Charaktere im Kurzformat zeigen.
Rhabia: Unsere Gothic-Chick, soweit ich das verstanden habe. Sie kämpft mit Messern, ist etwas Psycho und möchte gerne töten. Aber nicht Finley, denn der bringt zwar ordentlich Punkte, aber sie will die gerade nicht, oder so. Obwohl sie sie vor wenigen Minuten noch wollte. Später macht sie die Beine breit für den König, und dort endet ihr Arc auch - mehr Rhabia folgt in der Geschichte nicht.
Chandler 2&3: Unterscheiden sich nicht wesentlich. Sie sind Mädchen, hübsch und anscheinend gut im Töten. Die eine mag Sex etwas mehr als die andere. Alle werden sie von Lucia umgebracht. Isobel erhält den Hauch eines Charakters, nur, damit ihr Dialogteil von der Narrative zu Boden getreten wird und wieder in Vergessenheit gerät.
Camille: Ist hübsch und beliebt. Sie ist die Königin, weil sie hübsch und beliebt ist, darf nicht umgebracht werden, weil sie hübsch und beliebt ist, und hat neben ihrem festen Freund Jarvis noch König Marvin, der ihr regelmäßig mal die Pflaume säubert. Das mag sie ... erzählt uns ein Charakter ... der davon eigentlich nicht weiß ... aus der Ich-Perspektive.
Jarvis: Ist hübsch und ein Mann. Er ist der feste Freund von Camille und mag nicht, dass die sich hin und wieder von Marvin das Schmuckkästchen lecken lässt. Um das zu vermeiden, will er Marvin als König absetzen. Und zwar, indem er Lucia tötet. Ihr sagt, das klingt irritierend und macht keinen Sinn? Keine Sorge, wir hatten denselben Eindruck. Kurz vor Ende stirbt er, und niemanden schert es wirklich.
Traver: Ist auch hübsch und ein Mann. Er geht auf eine andere Schule, kopuliert regelmäßig mit der dortigen Königin (?) und bringt gerne viele Leute um. Lucias Herz macht heftig doki-doki für ihn, aber sie darf nicht, weil.
Weitere Charaktere: Existieren vielleicht, aber nicht namentlich.
So, das war es dann für heute, damit ihr diesen Schocker hier auch in Frieden verarbeiten könnt. Morgen zerren wir unsere Gastkommentatoren wieder vor den Vorhang, um uns über die Darstellung von Gewalt in schriftlichen Werken auszulassen!
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