Kapitel 25
Vor dem Aufbruch zum Kontrollritt verbrachte Khione ihre Zeit damit, näher mit dem Ablauf auf Pah Koha vertraut zu werden. Neben dem Unterricht wechselte sie die täglich zu verrichtenden Arbeiten, um diese intensiv zu erlernen. In den Jagdnächten war sie stets eine der Ersten, die half, die Beute zu verarbeiten und durch Räuchern haltbar zu machen.
Da ihr der Ablauf geläufig war, legte sie ihren Fokus und ihre Neugier auf die Herstellung von Leder. Hier bekam sie den Prozess von Anfang an mit und stellte fest, dass er sich erheblich von ihrem bisherigen Wissen unterschied. Es war eine mühsame, aber nicht so langwierige Arbeit wie in Mija Wa, bis die Tierhaut für Kleidung und Sonstiges geeignet war.
Sobald die Haut vom Tier getrennt war, sortierten Khione und ein paar Frauen diese, da einige davon mit Fell weiterverarbeitet wurden. Hinzu kam, dass nicht alle Teile dafür nutzbar waren. Was sie anfangs abschreckte, war die Gerbung mit dem Hirn der Beute. Nach mehrmaligem Zusehen wurde ihr jedoch bewusst, dass die Arakis ihr Leder rein mit Naturprodukten herstellten. Zusätzlich sparten sie bei der Herstellung Zeit. Bisher kannte Khione nur lange Prozesse.
Vor allem bei der Entfernung von Haar, Fett- und Fleischresten war eine sorgfältige Durchführung wichtig. Die Männer, die für diesen Arbeitsschritt zuständig waren, achteten akribisch darauf, dass keine Rückstände auf der Haut zurückblieben. Dafür legten sie diese über einen Holzstamm, der von Rinden und Harz befreit war, und schabten mit einem Schäleisen alles ab, was nicht gebraucht wurde. Sie besaßen das nötige Feingefühl, da mit zu viel Druck leicht Löcher entstanden. Sie war die schwerste Arbeit, bei der Khione mit Argusaugen beobachtet wurde. Anfangs bekam sie nur kleine Stücke zum Üben, bei denen Fehler nicht so tragisch waren. Sobald sie bewies, wie geschickt und feinfühlig sie mit dem Schäleisen umging, durfte sie größere Teile bearbeiten. Anschließend wurden die Tierhäute an Holzpflöcke gespannt. Dazu wurde alle paar Zentimeter ein Seil durch ein Loch gezogen, das vor der Einarbeitung des Hirns zugenäht wurde.
Diesen Prozess verfolgte Khione mit großer Neugier. Es besaß die Wirkung, das hauteigene Fett zu lösen und gleichzeitig für eine äußerliche Fettung zu sorgen. Zusätzlich hatte sie einen Fülleffekt. Dazu wurde es gekocht und in kleinen Portionen auf die Rohhaut aufgetragen. Darunter zählten auch die, die mit Fell aufgearbeitet wurden. Mit einem schweren, flachen Stein wurde die Hirnmasse in die Haut einmassiert, als ob man sie auf der anderen Hautseite wieder herausdrücken wollte. Danach wurde sie ausgewrungen und erneut Hirn eingearbeitet. Der Prozess wurde mehrmals wiederholt. Es bedurfte einer Menge Kraft, die Khione mit Freuden ausführte. Sie liebte es, sich zu verausgaben und Abends todmüde ins Bett zu fallen. Nur so hatte sie das Gefühl, etwas geleistet zu haben.
Damit die Haut nach der Einarbeitung flexibel blieb, zog es Taira - eine Araki anfang zwanzig – mit beiden Händen solange über eine Kante, bis sich die Lederfasern ausreichend gedehnt und gelockert hatten. Am Ende wurde das Leder geräuchert, um zu verhindern, dass es durch Nässe hart wurde. Das imprägnierte die Oberfläche und durch die Räucherung bekam es eine dunklere Farbe, sodass Schmutz nicht so leicht zu erkennen war. Durch die Behandlung wurde es sogar waschbar. Hierfür nutzten die Arakis einen Khemah, das dicht war. Darin wurde ein Feuer entzündet, das aus Glut, Baumrinden und Gräsern bestand, um mehr Rauch als Hitze zu erzeugen. Das Leder hängten sie über Stangen und drehten es immer wieder um, bis beide Seiten gleichmäßig braun waren. Der Vorgang dauerte einige Stunden, bei dem sie stets wachsam blieben, da keine Flamme entstehen durfte. Ansonsten bestand die Gefahr, dass das Material anbrannte. Die Leder, die das Fell behielten, wurden nur auf der Fleischseite geräuchert. Da der Rauchgeruch penetrant war, wurden die Felle am Ende ausgelüftet, bis der Geruch erträglicher wurde.
Das Gerben wurde in einem Unterstand nahe am Fluss verrichtet, da es unangenehm roch und sich die Arakis nach der Tätigkeit zügig waschen wollten. Wie Khione erfuhr, war es reine Vorsicht, da manche Tiere Krankheiten übertrugen. Allein aus dem Grund, dass sie sich - wann immer sie wollte - im Wasser erfrischen konnte, blieb sie bei der Arbeit. Der Geruch störte sie nicht und sie verspürte stets eine gewisse Befriedigung, wenn sie das Endergebnis betrachten konnte.
Aufatmend strich sich Khione mit dem Handrücken über die Stirn und legte den schweren Stein zur Seite. In der Jagdnacht hatten die Arakis mehr Beute als sonst mit nach Hause gebracht, was an dem kommenden Kontrollritt und dem anstehenden Winter lag. Makhah wollte seinen Terikan in der Zeit gut versorgt wissen. „Ich gehe mich waschen", sagte Khione zu Inyan.
Der schweigsame Araki nickte ihr zu. Er war gerade dabei, die Tierhaut eines Elches von Haar, Fett- und Fleischresten zu befreien. Bei ihm hatte sie gelernt und Khione konnte sich keinen besseren Lehrmeister vorstellen. Sein Auftreten hatte sie anfangs eingeschüchtert, da er sie stets von oben herab ansah und dadurch arrogant und ablehnend wirkte, aber nach kurzer Zeit hatte sie festgestellt, wie nett und geduldig er war.
Khione schenkte ihm und Taira ein Lächeln, bevor sie den Unterstand verließ und sich zu ihrer geheimen Stelle am Fluss begab. Diese lag abseits und war von anderen uneingesehen, sodass sich Khione ein wenig entspannte. Es war ihr unangenehm, sich unbekleidet zu zeigen, da ihre Haut – im Vergleich zur bronzefarbenen der Arakis – so hell wie die Schneereste auf den Bergspitzen war. Trotzdem war es nicht immer möglich, sich so zurückzuziehen, da sich jeder Araki, der die Felle bearbeitete, am Ende des Tages im Fluss wusch. Meist wartete sie sogar extra ab, bis nur noch die Frauen da waren, aber das ließ sich nicht oft so leicht bewerkstelligen. Umso froher war sie, sich jetzt ein paar Minuten allein zu gönnen.
Sobald sie sich aus ihrer Kleidung schälte und diese auf einem Stein ablegte, umspielte ein kühler Wind ihren Körper und sie zitterte. Seit einigen Tagen war es zwar trocken, aber kalt, was Khione jedoch nicht davon abhielt, sich täglich im Fluss zu waschen. Ihre Oberarme brannten durch die Einarbeitung des Hirns in die Rohhaut und das eisige Wasser half, den Schmerz zumindest für ein paar Minuten zu vergessen. Vorsichtig tapste sie an einer flachen Stelle hinein und schauderte. Die Steine waren rutschig, aber da der Fluss wieder kristallklar war, konnte sie ihre Schritte besser vorausplanen. Wie immer kostete es sie einiges an Überwindung, weiter hineinzugehen, doch sobald sie bis zur Brust im Wasser stand, holte sie tief Luft und tauchte unter. Sofort setzte der Schmerz der Kälte ein, der Khione merkwürdigerweise zur Ruhe brachte. Sie mochte es, denn er ließ sie alles vergessen und half ihr, sich auf ihr Inneres zu konzentrieren und nachzudenken. Es war wie eine Meditation, in der es ihr manchmal so vorkam, als würde die Zeit stehenbleiben.
Nach ein paar Sekunden kehrte Khione wieder an die Oberfläche zurück und wrang ihr Haar ordentlich aus. Der Wind auf der Haut ließ sie frösteln und sie entschied sich, das Waschen nicht weiter auszudehnen. Abends würde Sabah sicher für ein warmes Bad sorgen.
Als sich Khione umdrehte, stockte ihr Atem und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Hastig bedeckte sie ihre Brüste. Makhah saß auf einem Stein nahe des Ufers, nicht weit von der Stelle, an der sie sich entkleidet hatte. Wann war er hierhergekommen? Sie war doch nur ein paar Sekunden unter Wasser gewesen ... Hatte sie ihn zuvor etwa nicht bemerkt? Ausgeschlossen. Khione hatte sich extra sorgfältig umgesehen.
„Schlägst du dort Wurzeln und willst wachsen?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue spöttisch.
„Ich komme nicht aus dem Wasser, solange du da bist!", weigerte sich Khione mit den Zähnen klappernd.
„Willst du etwa krank werden?"
„Das habe ich nicht vor. Geh weg, Makhah. Die Arbeit wartet", forderte sie energisch und rieb sich die Arme, auf denen sich Gänsehaut gebildet hatte. Mist, warum blieb er seelenruhig sitzen und sah sie abwartend an?
Seufzend schüttelte Makhah den Kopf. „Schon vergessen, dass ich dich nackt gesehen habe? Wo also ist das Problem?"
Darauf wusste Khione nichts zu erwidern. Er hatte recht, doch hier draußen fühlte sie sich verletzlicher, weil andere Arakis sie ebenfalls sehen konnten. Mit der Entscheidung hadernd, blieb sie im Fluss stehen und bemerkte, wie das eisige Wasser ein unerträglich, stechendes Gefühl auf der Haut verursachte. Bibbernd rieb sie sich kräftig die Oberarme und tapste ein paar Schritte zum Ufer, doch Makhahs Blick ließ sie innehalten. Was bezweckte er damit? Wollte er sich an ihrem Anblick ergötzen? Oder schlimmer, sich darüber lustig machen?
Unerwartet holte er etwas aus seiner Tasche heraus, das sich als seine kleine Flöte herausstellte. Überrascht hielt Khione die Luft an, als er mit geschlossenen Augen anfing, eine sanfte Melodie zu spielen. Diese hatte sie schon öfter von ihm gehört. Natürlich heimlich, denn sie schlich sich gerne in seine Nähe, sobald sie ihn hörte. Sie fand sein Flötenspiel bezaubernd, rein und feinfühlig und wurde jedes Mal aufs Neue davon mitgerissen. Heute war das nicht anders. Bereits nach den ersten Klängen entspannte sich Khione und verließ automatisch den Fluss und beeilte sich, ihre arakische Kleidung anzuziehen. Diese bot weitaus besseren Schutz vor dem Wetter und den Temperaturen, als es ihre alte tat. Diese lag mittlerweile in einer Truhe und manchmal holte Khione sie heraus, nur um sich an ihre Eltern zu erinnern.
Jetzt schlang sie ihre Arme um die Knie, legte den Kopf darauf ab und beobachtete Makhah, der weiterhin seine Augen geschlossen hielt und aussah, als sei er in einer anderen Welt. Er wirkte ... friedlich. Deshalb folgte sie seinem Beispiel und ließ sich von der Melodie mitreißen.
Zufrieden öffnete Makhah halb seine Augen und sah, wie Khione angezogen dasaß und zuhörte. Sein Plan, sie aus dem Fluss zu holen, hatte funktioniert. Er verstand nicht, warum sie sich zierte und lieber riskierte, krank zu werden, als sich ihm zu zeigen. Es gab vor ihm nichts zu verstecken, aber er nahm an, dass es an ihrer Erziehung lag. Die Frauen der Sheikahs waren stets bekleidet und zeigten in der Öffentlichkeit keine nackte Haut. Innerhalb der eigenen vier Wände war das vielleicht anders.
Jetzt, da sie merklich entspannter war, schloss er wieder seine Augen und konzentrierte sich auf sein Flötenspiel, das mit dem Klang der Natur harmonierte. Es war ein wichtiger Bestandteil, den jeder Araki von Geburt an miterlebte und lernte. Ob Khione es gerne lernen würde? Zumindest wirkte sie der Musik nicht abgeneigt.
Makhah ließ seine Gedanken fliegen, und er stellte sich vor, wie er auf der Wasseroberfläche langsam vorantrieb. Über ihm war nichts als blauer Himmel und die Bäume zeigten die ersten, zarten Anfänge des Frühlings. Der Duft der Jahreszeit drang ihm in die Nase und er hörte neben dem Gesang der Vögel das Gelächter seines Terikans. Wasser plätscherte und Kinderrufe mischten sich in die Vorstellung, die so friedvoll war, wie er es sich wünschte.
„Das war bezaubernd", kam es plötzlich von Khione, als die letzten Töne verklungen waren. „Es hört sich an, als wärst du eins mit der Natur. So rein und unschuldig."
Langsam öffnete Makhah seine Augen und warf ihr einen Blick zu. Ihre hielt sie geschlossen, aber auf ihren Lippen lag ein seliges, entspanntes Lächeln. „Das bin ich, Khione", erwiderte er und drehte seine Flöte in der Hand hin und her. Das dunkle Holz wies Gebrauchsspuren auf, die bei den ganzen Verzierungen kaum auffielen. Sie war ein Erbstück seiner Eltern, das er wie einen Schatz behütete. „Jeder Araki sollte es sein."
„Es klingt wundervoll. Die Musik bei den Sheikahs ist ... anders. Noch nie habe ich die Natur deutlicher durch eine Melodie gespürt wie bei euch", erklärte Khione. Langsam löste sie sich aus der Haltung und streckte sich ausgiebig.
Überrascht sah Makhah zu ihr. Er hatte nicht erwartet, dass sie sich durch Klänge in die Natur einfühlte. „Möchtest du einige Melodien lernen?", fragte er.
Plötzlich gluckste Khione. „Das würde ich gerne, aber mein Vater meinte immer gequält, ich entlocke jedem Instrument ein Geräusch, das einer miauenden Katze ähnelt", antwortete sie.
Das schien sie zu erheitern, denn sie sah lachend in den Himmel. Es war das erste Mal, dass Makhah sie bezüglich ihrer Vergangenheit lachen sah. „Ich bin mir sicher, dass du mit Übung eines von unseren lernst. Wie wäre es mit der Icabu?", schlug er vor.
„Das wäre eine Möglichkeit", stimmte Khione zu. „Ich würde aber lieber wie du und Asku Flöte spielen lernen", gestand sie und rieb sich ihre Nase. Ihr Wunsch schien sie verlegen zu machen, da ihre Wangen eine leicht rötliche Farbe annahmen.
Ein schriller Schrei unterbrach ihr Gespräch und er bemerkte, wie sie heftig zusammenzuckte. Hastig sah sie sich um und hielt sogar die Luft an, als Arranoa vom Himmel stürzte und sich mit einem Ruck auf Makhahs Schulter niederließ. „Hast du etwas gefunden?", fragte er seinen Adler und streichelte dessen braune Federn. An seinem Schnabel hing ein kleiner Fetzen Fleisch, das auf eine Mahlzeit hinwies. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie ehrfürchtig Khione das Tier betrachtete.
„Ist Arranoa männlich oder weiblich?", wollte sie wissen.
„Weiblich", antwortete Makhah und lächelte, als Khione danach fragte, ob es Unterschiede zwischen den Geschlechtern gab. „Sie sehen identisch aus, aber weibliche Adler sind größer und schwerer", erklärte er. „Das ist bei dieser Art ungewöhnlich und speziell." Langsam erhob er sich, wobei Arranoa ihren Schnabel an seine Wange legte.
„Es sieht aus, als würde sie dich küssen", stellte Khione nachdenklich fest.
Das Thema schien sie zu interessieren, so wie vieles, das mit Tieren zu tun hatte. „Es ist eine innige Art, dem Besitzer zu zeigen, dass es einen mag", sagte Makhah und näherte sich Khione langsam. Ohne, dass sein Adler wegflog, setzte er sich neben sie und nahm ihre Hand. Darauf legte er ein paar getrocknete Beeren aus seiner Tasche. „Halte ihr die Hand hin und warte, bis sie es annimmt."
Unschlüssig, aber mit großem Respekt sah Khione auf Arranoa und schluckte. So nah wirkte der Adler noch imposanter und bedrohlicher. Zitternd hielt sie die Hand hin und war jederzeit bereit, diese zurückzuziehen. Anfangs neigte das Tier seinen Kopf immer wieder zur Seite und schien Khione eingängig zu mustern, doch dann kam sie ihr näher und pickte die Beeren von der Handfläche. Mit klopfendem Herzen betrachtete sie Arranoa und lächelte zaghaft. „Sie ist wunderschön", sagte sie leise mit einem Blick zu Makhah, der daraufhin nickte.
„Strecke deinen Arm aus und erschrick nicht, wenn du ihre Krallen spürst", meinte er und zeigte ihr, wie er ihn hielt.
„D-Du willst, dass sie zu mir kommt?", fragte Khione erstaunt.
„Sie gehört zwar mir, aber ich möchte, dass du mit ihr vertraut wirst. Im Notfall solltest du mit ihr kommunizieren können."
Khione gab insgeheim zu, dass sie es als Ehre empfand, wie er Arranoa mit ihr teilte. „Was muss ich tun, damit sie zu mir kommt?", wollte sie wissen.
„Abwarten. Da ihr euch erst kennenlernen müsst, wird es dauern, bis sie freiwillig auf deinen Arm landet", antwortete Makhah und strich dem Tier kurz über den Kopf. „Sie ist damals aus einem Nest gefallen und ich habe sie mit nach Hause genommen, um sie aufzuziehen. Daraus hat sich eine innige Freundschaft entwickelt, die bis heute hält. Es hat mir aber einige Narben eingebracht", meinte er schmunzelnd. Um seine Worte zu unterstreichen, schob er sein Haar rechts zur Seite und präsentierte ihr seinen Hals.
Nachdenklich gab Khione einen undefinierbaren Laut von sich. Das war ihr bisher nicht aufgefallen. Kein Wunder, denn sie lag ein Stückchen hinter seinem Ohr und war dort kaum zu bemerken. „Dann werde ich warten", versprach sie, doch sie war ein kleines bisschen enttäuscht, als Arranoa selbst nach ein paar Minuten nicht zu ihr kam.
Makhah hingegen wirkte zufrieden. „Sie ist in deiner Nähe nicht unruhig, das ist ein gutes Zeichen."
„Khione? Wo bist du?"
Inyans rufende Stimme ließ Khione aufschrecken und sie stand langsam auf, um Arranoa nicht zu erschrecken. In dem Moment kam der Araki um die Ecke und sah abwechselnd zwischen ihr und Makhah hin und her. „Tut mir leid, die Arbeit wartet", sagte sie mit klopfendem Herzen leise. Sie war ein wenig traurig, dass die gemeinsame Zeit abrupt endete, aber sie wurde gebraucht. „Ich komme, Inyan."
Bevor sie ging, stand Makhah bereits auf seinen Beinen und hielt ihr Handgelenk fest. „Denke an genug Pausen, Khione. Ich habe mitbekommen, wie hart du arbeitest und weiß es zu schätzen, wie du dich in den Alltag einbringst", flüsterte er und sah ihr tief in die Augen.
„Ich werde daran denken", versicherte sie lächelnd und spürte, wie sich ihr Puls bei seinem dunklen Blick beschleunigte. „Bringst du mir dafür das Flötenspielen bei?"
„Sobald sich die Zeit ergibt. Das Bogenschießen ist im Moment wichtiger", antwortete er. „Bis zum Aufbruch solltest du soweit sein, mühelos vom Pferderücken aus schießen zu können." Es half nicht, wenn sie es nur im Stehen beherrschte. Bei einer Flucht oder Jagd war die Schnelligkeit von Vorteil. Kein Tier wartete, bis sie vom Pferd stieg. Daran musste sie arbeiten.
„Ich werde mich bemühen." Ein letztes, kleines Lächeln in seine Richtung, und sie war mit Inyan verschwunden.
Nachdenklich holte Makhah ein paar weitere Beeren aus seiner Tasche und hielt sie Arranoa hin. Manchmal hatte er das Gefühl, sie war ihm gegenüber offener und bemühte sich um ein besseres Verhältnis zu ihm. Gleichzeitig arbeitete sie lieber den ganzen Tag und schien ihn zu meiden. „Was meinst du dazu?", fragte er seinen Adler und seufzte leise, als das Tier seinen Schnabel wieder an seine Wange legte. „Sie ist nicht leicht einzuschätzen", murmelte er und begab sich auf den Weg zurück zur Burg.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top