Kapitel 18

In der nächsten Zeit zeigte Khione dem Shiharu die kalte Schulter. Wann immer sie ihm begegnete, verlor sie kein Wort und sah an ihm vorbei. Ihr war egal, dass er sie kindisch nannte, aber sie ließ es sich nicht gefallen, so belogen und betrogen zu werden.

Sobald ihr Fieber gesunken war und sie sich davon erholt hatte, verlangte Makhah, dass sie sich das Bett teilten. Stumm kam Khione ihrer Pflicht nach, und war froh darüber, dass er sie nur nahm, wenn er zuerst das Schlafgemach aufsuchte. Bei der kleinsten Berührung versteifte sie sich, aber aus Angst vor noch mehr Schmerzen hielt sie still, in der Hoffnung, dass es bald vorbei war. Es tat trotzdem jedes Mal weh, zumal sich Makhah keine Mühe gab und immer verbissen aussah, wenn sie ihn flüchtig ansah. Für ihn war es genauso eine lästige Pflicht. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass er grober war, doch statt etwas zu sagen, träumte sie sich in eine Welt, in der es weder Qualen noch Sorgen gab. Das half ihr, die Momente zu überstehen. Meist zog sich Khione danach einen Tag zur Erholung in ihr Schlafgemach zurück, wo sich Sabah rührend um sie kümmerte. Wenigstens ließ Makhah ihr den Rückzugsort ohne Kommentar.

Holte er sie zum Reitunterricht, kam sie seinen Befehlen auf dem Platz nach, schwieg jedoch eisern und konzentrierte sich nur auf Sakari. Mehr als ein Nicken oder Kopfschütteln entlockte er ihr nicht.

Auch beim Abendessen kam ihr kein Wort über die Lippen. Anfangs versuchte der Shiharu, sie zum Sprechen zu bewegen, wurde dann ungehalten und nahm verbissen sein Mahl zu sich. Es juckte sie nicht, wenn er wütend über ihr Verhalten war. Das hatte er sich selbst zuzuschreiben. Sie kam problemlos ohne Kommunikation mit ihm aus.

Um ihm so wenig wie möglich zu begegnen, verbrachte Khione die Zeit zwischen den Unterrichtsstunden und dem Sprachunterricht bei den anderen Arakis und half ihnen, ihre tägliche Arbeit zu verrichten. Darunter fiel das Bestellen der Felder, die rund um Pah Koha lagen. Durch das Tal waren sie weiter verstreut und kleiner, aber sie brachten genug Ernten ein und versorgten den Terikan über den Winter. Da Khione mit der Arbeit vertraut war, reichten die bisher gelernten Wörter zur Verständigung aus. Trotzdem versuchte sie sich an der Sprache und sah ihre ersten Fortschritte im Unterricht bei Kabiha und Tehew. Ihr Eifer wurde zur Kenntnis genommen und man kam ihr entgegen, indem betont langsam gesprochen wurde. Dadurch fing Khione an, sich im Kreis der Arakis wohlzufühlen.

Am liebsten war sie jedoch bei Pahra. Die ruhige, manchmal sarkastische Art der Heilerin gefiel ihr und sobald Khione nichts mehr zu tun hatte, gesellte sie sich zu ihr. Von ihr lernte sie die Kräuterkunde der Arakis und die Herstellung von Salben. Bei sonnigem Wetter sortierten sie die frischen Kräuter aus und hängten sie zum Trocknen. Die Arbeit war mühsam, aber notwendig, da manche Pflanzenteile eine negative Wirkung bei der Trocknung bekamen.

So erfuhr Khione mehr über Nacae, die Sabah bei der Versorgung des Brandmals genannt hatte. Verarbeitete man die oberirdischen Teile zu Pulver oder Brei, wurde es auf die Wunden gestreut und mit den Blättern der Pflanze abgedeckt. Sie waren ein natürlicher Wundverband. Die gelben, länglichen Blüten wurden oft für Tee genutzt. Nicht nur, weil der Geschmack erfrischend war, sondern er diente auch zur Stärkung der körperlichen Abwehrkräfte. Die Arakis vertrauten auf die positive Wirkung.

Eines Nachmittags saß Khione gemeinsam mit Pahra vor ihrem Flügel der Burg und lauschte den gleichmäßigen Hammerschlägen von Kagaiye. Seit der Eheschließung traute sie sich nicht mehr in seine Nähe, dabei war sie nicht einmal wütend auf ihn. Er hatte das getan, was Makhah von ihm verlangt hatte.

Vor Khione stand ein Mörser aus Stein, indem sie Wurzeln zu einem Brei verrieb. Die Arbeit erforderte Kraft und da sie am liebsten Bäume ausreißen würde, hatte sie sich dafür angeboten. Ihr gefiel der ätherische Duft, der ihre Sinne belebte und für freies durchatmen sorgte, ohne in der Nase zu brennen.

In drei Körben lagen frische Kräuter, die Pahra am Morgen mit Makira und ein paar Kindern gesammelt hatte. Während die Heilerin auf einem Strohhalm kaute, trennte sie diese von den Stielen und sortierte aus. Mit ihrer gemächlichen Art sorgte sie bei Khione für eine Ruhe, der sie sich bewusst war. Nicht umsonst schien Khione oft ihre Nähe zu suchen. Manchmal warf sie der jungen Shihara einen Blick zu, den diese mit einem Lächeln erwiderte.

„In welchen Behälter soll ich den Brei füllen?", fragte Khione.

„In diesen hier", antwortete Pahra und schob ihr eine Dose zu. Ihr gefiel der Eifer, mit dem sie an die Arbeit ging, doch auf einen Schlag verfinsterte sich deren Miene, und ihre Bewegungen wurden steifer. Warum, das wurde der Heilerin sofort bewusst, als sie Makhah auf dem Hof entdeckte. Er steuerte geradewegs auf sie zu, wobei sein Blick auf Khione lag. Den konnte Pahra jedoch nicht genau deuten.

Sobald er die beiden erreichte, verschränkte er seine Arme und furchte seine Stirn. „Pahra, ist die Salbe für die Jagdnacht bereit?", erkundigte sich das Oberhaupt mit einer befehlerischen Stimme.

Die Heilerin zog eine kleine Dose aus ihrer Tasche und überreichte sie Makhah. Er schien nicht die beste Laune zu haben. „In den letzten Tagen sind aus meiner Kammer immer wieder Kräuter verschwunden, Shiharu", sagte sie. Meist waren es welche, die nur in bestimmten Jahreszeiten erhältlich waren. „Gehst du der Sache bitte nach? Ansonsten wird eure Versorgung eng." Daraufhin warf Makhah Khione einen fragenden Blick zu, den diese nicht erwiderte. Ihre Augen waren starr auf den Mörser gerichtet.

„Weißt du etwas darüber, Khione?", wollte er wissen. Als Antwort bekam er nur ein Kopfschütteln, die ihn schnauben ließ. „Ich werde mich darum kümmern", sagte der Shiharu betont langsam, ehe er sich umdrehte und zur Burg zurückkehrte.

Kaum war er aus der Sichtweite, zischte Khione und streckte ihm die Zunge heraus. Wütend nahm sie den Schaber, der aus einem flachen Stein bestand und befüllte die Dose mit dem Brei.

„Was ist los?", fragte Pahra.

„Er denkt, ich habe die Kräuter gestohlen", vermutete Khione bitter. „Nur, weil er mir damals die Kammer gezeigt hat. Dabei bin ich nur dort, wenn du mich hinschickst oder wir zusammen sind." Missmutig kratzte sie den Mörser sauber, wobei sie den Stein am liebsten Makhah hinterherwerfen würde.

„Mir ist aufgefallen, dass zwischen euch eine Spannung herrscht. Ist etwas vorgefallen?", hakte die Heilerin weiter nach.

Das nahm Khione zum Anlass zu erzählen, wie sie sich fühlte. „Ich komme mir betrogen und belogen vor, Pahra. Er hat mir nichts davon gesagt, was bei der Eheschließung wirklich passiert! Und dann erwartet er, dass ich ihm gegenüber so wie immer bin? Darauf kann Makhah lange warten!", prophezeite sie.

„Ihm hat es genauso wenig gefallen, gebrandmarkt zu werden, Khione", sagte Pahra leise. „Er hätte den Teil am liebsten ausgelassen, aber er hat sich den Göttern der Arakis gebeugt und das Gleiche von dir verlangt. Ich sage nicht, dass er sich richtig verhalten hat, indem er dir etwas verheimlicht, doch wie ich dir schon gesagt habe, erwarte niemals eine Entschuldigung seinerseits", fuhr sie fort.

„Aber er hatte die Wahl! Mich hat er dazu gezwungen!", schrie Khione aufgebracht und verschloss die Dose mit einem Lederband, das Pahra ihr reichte. „Warum folgen sie den Regeln so blind und lassen sich verstümmeln?"

„Jede Kultur hat seine eigenen Regeln und Götter, Khione. Als Shiharu muss er als gutes Beispiel vorangehen, weil es die anderen erwarten", antwortete die Heilerin und wischte sich seufzend eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Makhah hat wesentlich mehr mit der Wunde gekämpft, da sie sich entzündet hat."

„Geschieht ihm recht. Das hat er sich selbst zuzuschreiben", murrte Khione und betrachtete die Kräuter, die Pahra aus dem Korb nahm. Sie hatten lange Stiele und winzige, hellblaue Blüten, die leicht stäubten, als die ältere Frau sie schüttelte. „Er hat es nicht anders verdient."

„Na, Makhah hat auch gute Seiten, mein Kind", behauptete Pahra, während sie sich den Staub von ihrer Robe wischte. Auf dem Boden war er kaum sichtbar.

„Daran glaube ich nicht mehr", erwiderte Khione verstimmt und nahm ein Tuch, mit dem sie den Mörser säuberte. Anschließend gab sie neue Wurzeln hinein, die sie mit Kraft zerdrückte. Sofort stieg ihr ein bitterer Geruch in die Nase, der sie das Gesicht verziehen ließ. „Ist das normal?", fragte sie angewidert.

„Ja", bestätigte Pahra schmunzelnd. „Mit Honig vermischt wirkt die Wurzel bei Halsschmerzen und lindert den Hustenreiz", erklärte sie. „Trotzdem ist sie wenig beliebt. Selbst Erwachsene meiden die Medizin, weil der bittere Geschmack lange anhält. Bei den Sheikahs ist sie daher im Laufe der Zeit vergessen worden. Kaum einer nutzt sie noch, die Arakis dagegen schwören auf die positive Wirkung. Und sie haben recht", fügte sie hinzu. „Lass dich von dem Aroma nicht abschrecken."

Seufzend widmete sich Khione der Herstellung des Breis. Anfangs schob sie den Mörser so weit von sich, dass sie mit gestreckten Armen die Wurzel zerrieb, doch mit der Zeit zog sie ihn wieder an sich heran, sobald sie sich an den Geruch gewöhnt hatte. Sie grübelte über Pahras Worte bezüglich Makhahs Wunde. Auf der einen Seite tat er ihr leid, auf der anderen Seite verdiente er es ihrer Meinung nach. Schon allein dafür, dass er sie sicher für schuldig hielt, Kräuter entwendet zu haben.

Einige Minuten herrschte ein angenehmes Schweigen zwischen Khione und Pahra, die von den Geräuschen des alltäglichen Lebens auf Pah Koha begleitet wurden, bis die Heilerin das Gespräch wieder aufnahm. „Weißt du, als Shihara besitzt du eine große Macht, die alles verändern kann, wenn Makhah nicht in der Lage ist. Ich nehme an, davor hat er Angst. Die Kultur ist den Arakis heilig und da es nur noch wenige Terikan gibt, versucht er, sie aufrechtzuerhalten", sagte sie und steckte sich einen neuen Strohhalm zwischen die Lippen.

„Wie meinst du das?", erkundigte sich Khione.

„Er hat an einigen Verhandlungen zwischen den Sheikahs und Arakis teilgenommen. Dort hat er ihre respektlose Art mitbekommen und wie sie seine Leute ausrotten wollen, um ihr Land zu besitzen. Azura war lange Zeit nur von den Arakis bewohnt", erzählte sie. „Es ist ihre Heimat, die sich dank der Sheikahs ins Negative verändert hat. Durch Rodungen und zu viel von der Natur nehmen, haben sie einen Großteil ihrer Lebensgrundlage zerstört. Sie haben viele Terikan auf dem Gewissen und den Rest haben sie in die Aevaria-Berge zurückgedrängt. Die Steppe davor war einst blühendes und fruchtbares Land." Als sie erneut Kräuter nahm und ausschüttelte, drang der Staub in Khiones Nase und ließ sie niesen. Daraufhin lachte Pahra mit ihrer typisch, rauen Stimme, doch sie wurde gleich darauf wieder ernst. „Makhah möchte die Arakis beschützen und ihre Kultur erhalten. Mit einer Sheikah als Frau fürchtet er vermutlich, dass du alles ändern willst."

Ungläubig hielt Khione beim Reiben ihrer Nase inne. „Aber das habe ich überhaupt nicht vor!", verteidigte sie sich. „Warum sollte ich das tun? Von der Fehde habe ich erst hier erfahren! Makhah nimmt sich einfach das Recht, mich mit den anderen zu vergleichen, dabei will ich niemandem etwas tun!", brauste sie auf und war mit einem Satz auf den Beinen. In ihren Augen brannte es verdächtig und der dicke Kloß im Hals erschwerte ihr Schlucken. Khione fand es nicht gerecht, dass Makhah sie wegen seiner schlechten Erfahrung so behandelte. Es war nicht ihr Wunsch gewesen, bei ihm zu landen!

„Beruhige dich", sagte Pahra beschwichtigend. „Es ist meine Vermutung, nichts weiter. Setz dich wieder", bat sie leise. Sobald Khione sich niederließ und mit zitternden Bewegungen die Wurzeln zerrieb, fuhr die Heilerin fort. „Es liegt an dir, ihm zu zeigen, dass du den Arakis nicht schaden willst. Er ist furchtbar misstrauisch, aber ich verstehe ihn, nach allem, was passiert ist."

„Trotzdem ist das nicht meine Schuld!", beharrte Khione.

„Das ist wahr, dennoch solltest du versuchen, hinter seine Maske zu sehen", meinte Pahra. „Makhah hat geahnt, dass du Angst vor der Brandmarkung hast, und er wollte dir die Stunden ersparen, in denen du dich mit dem Gedanken herumquälst. Glaube mir, ihm hat es genauso wenig gefallen."

Schweigend starrte Khione auf den Brei vor sich und nagte an ihrer Unterlippe. War es tatsächlich so gewesen, wie die Heilerin sagte? Oder versuchte sie wie Sabah, das Verhalten des Shiharus zu beschönigen? „Wer hat die Form des Eisens beschlossen? Was bedeutet es?", fragte sie leise.

„Makhah hat sich für die Mondsichel entschieden", erklärte Pahra. Sie war mit dem Zupfen der Stiele fertig, daher wickelte sie diese in ein Leinentuch. Dieses legte sie zur Seite und griff aus dem Sammelkorb einige Äste, die schwarze Beeren und weiße Blüten trugen. „Ihr seid euch am Tag einer Mondsichelnacht begegnet und es ist ein Symbol, das euch gemeinsam verbindet", fuhr sie fort, während sie die Früchte von den Zweigen entfernte und in eine Schüssel warf. Daraus wurde später Saft gepresst, der für die Älteren zu Wein wurde.

„Du sagtest, dass ich als Shihara eine große Macht besitze, aber warum redet er dann nicht mit mir über solche Dinge, sondern entscheidet allein?", hakte Khione nach und nahm ein paar der Beeren, die Pahra ihr entgegenhielt. Das säuerliche Aroma war erfrischend, zumal es einen süßen Nachgeschmack hatte.

„Eben aus dem genannten Grund, weil er dir keine Angst einjagen wollte", erwiderte die Heilerin. „Trotzdem sollte er dich in Zukunft in die Entscheidungen miteinbeziehen. Das ist ein wichtiger Bestandteil als Shihara."

Nachdenklich gab Khione einen unschlüssigen Laut von sich und ließ ihren Blick über die Khemahs schweifen. Diese hatten ihr Aussehen in der letzten Zeit langsam verändert. Der Winter stand vor der Tür, weshalb die Arakis ihre Behausung mit sämtlichen Tierhäuten bedeckten. Jetzt sahen sie wie zusammengeflickte Teppiche aus. Innen sorgten Bärenfelle dafür, dass die Kälte vom Boden nicht eindrang. Trotzdem kam Khione nicht umhin, sich Sorgen zu machen. Was, wenn es nicht ausreichte? Würde Makhah sie dann in der Burg schlafen lassen?

„Möchtest du noch ein paar Beeren?", unterbrach Pahra ihre Gedanken.

„Ja, gerne", antwortete Khione und lächelte, als die Heilerin einige auf ein Leinentuch gab und ihr hinhielt. „Danke." Während sie mit der einen Hand die Wurzeln zerrieb, naschte sie eine Frucht nach der anderen und grübelte über ihr neues Leben. Obwohl es kaum mit dem in Mija Wa zu vergleichen war, fühlte sie sich wohl. Das lag auch daran, dass die Arakis ihr so entgegenkommend waren und ihre kleinere Fehltritte, die sie aus Unwissenheit beging, verziehen. Dennoch lag ihr die Sache mit Makhah schwer im Magen. Sie war zu stolz, auf ihn zuzugehen, da nicht sie diejenige war, die gelogen und betrogen hatte und da er laut Pahra sich nie entschuldigte, würde sich ihre Beziehung auch nicht ändern. Da war sie sich sicher.


„Bist du soweit, Shiharu?", fragte Tehew und stieg auf seinen fuchsfarbenen Wallach.

Stumm nickte ihm Makhah zu und schwang sich auf Denali. Zusammen mit seinem Berater und Asku wollte er die Pfade in die Berge kontrollieren. Nachdem er in der letzten Nacht ein leises Grollen gehört hatte, musste er sichergehen, dass die Wege im Notfall nicht blockiert waren. Der Ritt würde ihn beruhigen und wieder auf andere Gedanken bringen. Khiones Ablehnung und ihr eisernes Schweigen waren lächerlich.

Mit einem Gruß an Sabah und Kabiha lenkte er seinen Hengst durch die Reihen der Khemahs und sie ließen Pah Koha hinter sich. Einige Zeit ritten sie schweigend nebeneinander, bis er Arranoa rief und kurz darauf der schrille Adlerschrei zwischen den Bergen echote. Der Adler landete auf Makhahs Schulter und grub seine Krallen in die Haut. Der Shiharu presste seine Lippen aufeinander und holte aus seinem Beutel einen getrockneten Fisch, den er dem Tier anbot. Ohne zu zögern nahm Arranoa die Leckerei an und schmiegte seinen Kopf an Makhahs.

„Mein Freund, geh auf die Suche nach Geröll und zeig uns den Weg", bat das Oberhaupt leise. Er wusste, dass er sich auf den Adler verlassen konnte. Nichts entging seinem scharfen Sehsinn. Daraufhin erhob sich Arranoa mit einem eleganten Flügelschlag und glitt zurück in die Lüfte.

Mit einem Funken Sehnsucht sah Makhah ihm hinterher. Könnte er fliegen, wäre er Ahyoka ein kleines Stück näher. Er vermisste sie jeden Tag und es half nicht, sich mit Arbeit abzulenken. Dazu die Probleme mit Khione ... Sie kam zwar all seinen Befehlen nach, aber sie schien nachtragend zu sein, dabei hatte er gehofft, das Thema Brandmarkung bei einem ruhigen Gespräch hinter sich zu lassen.

„Du scheinst mit deinen Gedanken nicht bei der Sache zu sein, mein Freund", bemerkte Asku, der seine Stute dichter an Denali ritt. „Ist es wegen Khione?" Seufzend nickte Makhah. „Ihr habt euch noch nicht ausgesprochen, wie es aussieht."

„Das kann man wohl sagen", meinte das Oberhaupt und fuhr mit der Hand durch Denalis prachtvolle Mähne. „Ich könnte genauso gut mit einer Mauer sprechen."

„Sie braucht Zeit, Shiharu", mischte sich Tehew ein. „Es war ihr zu viel, aber sie wird eines Tages verstehen, dass alles seinen Grund hat", versicherte er.

Makhah fragte sich, woher sein Berater die Zuversicht nahm. Weil sie im Unterricht mit Kabiha und ihm besser wurde und sich ihnen gegenüber höflich benahm? Von den anderen hörte er nur Positives über Khione und wie sie sich einlebte, nur mit ihm wollte sie sich nicht abgeben. Was sollte er tun, damit es sich änderte? Ihm gefiel die erzwungene Ehe genauso wenig wie ihr, aber er versuchte sein Bestes, sich zu arrangieren.

„Tehew hat Recht", meinte auch Asku. „Sie ist jung und lernt. Alles, was sie braucht, ist Zeit. Ihr Leben hat sich an einem Tag komplett geändert, doch sie fügt sich in die Gemeinschaft ein und scheint kaum Probleme zu haben, sich dem neuen Lebensstil anzupassen."

Arranoas Schrei unterbrach ihr Gespräch und Makhah folgte dem Adler mit seinem Blick. Er flog direkt auf den Pass zu, der zu einem kleinen Terikan in das östliche Gebirge führte. Da die Lebensbedingungen dort weitaus karger waren und er auf den Handel mit Pah Koha angewiesen war, musste der einzige Pfad dorthin offenbleiben.

Plötzlich legte Asku eine Hand auf Makhahs Oberschenkel. „Ich bin sicher, dass es zwischen dir und Khione in Ordnung kommt", versuchte er ihn aufzumuntern. „Ihr seid beide stur und werdet öfters aneinandergeraten", vermutete er.

Schnaubend verdrehte Makhah die Augen. „Das nehme ich an", murmelte er. Ihm war bewusst, dass einige Themen für ihr Unverständnis sorgen würde. „Genug davon. Wir sollten uns beeilen."

Er trieb seinen Hengst an und ließ die Gedanken an Khione erst einmal hinter sich. 

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