Freiheit [Pflichtaufgabe]
Aufgabe: Beschreibe Freiheit als Person [kursiv]
Art der Aufgabe: Kurzgeschichte
Wörter insgesamt: 2306 (+Überschrift)
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Blutgier und Mordlust
,,Was wollen Sie?! Geh weg! Verschwinde!"
Der junge Mann hatte seine Arme schützend vor seinen Kopf gelegt, starrte vorsichtig zwischen seinen Fingern hindurch.
Die Gestalt vor ihm lachte bei diesem Anblick, trat einen Schritt nach vorne, sodass das einsame Licht der Straßenlaternen auf ihn fiel.
Ein Mann, groß und kräftig.
Stark genug, um Menschen zum Schweigen zu bringen.
,,Du hast Angst, James, nicht wahr?", meinte der Mann mit einem Grinsen auf den Lippen.
Boshaft und doch erfreut.
Erfreut an dem Anblick des jungen Mannes vor ihm, wie er zitterte.
,,Wer sind Sie? Was...was wollen Sie von mir...?", flüsterte James leise, starrte auf seine eigene Wunde am Arm, die der Mann ihm hinzugefügt hatte.
Dann sah er wieder zu dem Fremden.
Was wollte er von ihm?
Er hatte ihm nichts getan.
Es war ein Fremder, den er noch nie gesehen hatte.
Nicht hier in der Stadt, nicht irgendwo anders.
Der Mann antwortete nicht, trat nur einen Schritt näher.
James zuckte sofort zusammen, eine weitere Welle von Angst überkam ihn.
Wer war dieser Fremde?
Was wollte er von ihm?
Und woher kannte er seinen Namen?
,,Komm, James. Ich möchte dir etwas zeigen"
James starrte den Mann nur an, rührte sich keinen Millimeter.
Ein Psychopath.
Ein Mörder.
Ein Verrückter.
Ein Entführer.
Es gab so viele Möglichkeiten, die James alle durch den Kopf gingen.
Der Mann war nun ganz nahe, nahm de Hand des anderen und zog ihn wortlos hoch und trug ihn, als wäre er nur ein leichtes Päckchen.
Dabei war er sogar relativ schwer für sein Alter.
Dennoch wehrte sich James nicht, war vor Angst wie erstarrt.
Was hatte der Mann nur mit ihm vor?
Ein helles, bläuliches Licht erhellte die Dunkelheit, wurde immer heller.
James riss seine Augen auf.
So etwas hatte er noch nie gesehen...
Träumte er?
Ein Portal, wie es wohl in den meisten Fantasybüchern zu finden war.
Nur viel beeindruckender und größer.
Wortlos ließ der Fremde ihn hinunter, schubste ihm in Richtung dieses Portales.
Zögerlich trat er darauf zu.
Es gab doch keine Portale.
Er musste sich das einbilden, ganz gewiss.
Doch wenn der junge Mann dies sich nur einbilden würde, würde es auch nicht funktionieren.
James sah sich kurz um.
Dann sprang er einfach in dieses helle, bläuliche Licht.
Es schlug wie eine Welle über ihn zusammen.
Es war ihm, als wäre er soeben in das Meer gesprungen.
Hilflos schlug er mit seinen Armen um sich, versuchte sich irgendwie hoch zu kämpfen.
Doch es war zwecklos, es war, als würde ihn eine Strömung mitzerren, ihn nicht fliehen lassen.
James schnappte nach Luft.
Das Letzte, was er mitbekam war, dass etwas Hartes, Raues sein Gesicht streifte, dann wurde er bewusstlos.
Als der junge Mann wieder zu sich kam, lag er auf einer grünen Wiese.
Die Sonne stand tief, die Bäume des nahegelegenen Waldes warfen lange Schatten.
Wo war er?
Was war passiert?
Er setzte sich langsam auf, sah sich um.
Seltsame Blumen zierten das satte, grüne Gras, er hatte noch nie eine ihrer Art erblickt.
Vorsichtig stand James auf, ging zu dem Wald.
Die Bäume hatten eine seltsame Form, waren sehr gebogen und ihr Stamm wies ein mattes Violett auf, während die Blätter, die etwas im Wind wippten, dunkelgrün waren.
Verwirrt lehnte sich der junge Mann an einen der Bäume, kratzte sich am Kopf und lauschte den Vögeln, die liebliche Melodien zwitscherten.
Was sollte er jetzt machen?
Doch genau in diesem Moment, als hätte man seine Gedanken gelesen, tauchte jemand zwischen den Bäumen auf.
Ein sehr bekannter Jemand.
Es war der Mann, der ihn zu dem Portal gebracht hatte.
,,Da bist du ja, James. Wir müssen aufbrechen, wir sind schon spät dran"
,, Aufbrechen? Wohin?", rief der junge Mann zurück.
,,Das wirst du sehen, wenn wir angekommen sind. Folg mir"
James seufzte leise.
Was blieb ihm anderes übrig, als dem Fremden zu gehorchen?
Ein letztes Mal sah er noch zurück.
Die Wiese, die vorher so friedlich im Abendlicht gelegen hatte, wirkte nicht mehr so, wie bei seiner Ankunft, sondern ganz anders.
Wolken waren aufgezogen, welche die Sonne bedeckte, ein dumpfes Donnergrollen deutete ein Gewitter an.
Die Blüten der Blumen waren geschlossen und bogen sich mit dem Gras im nun immer stärker werdenden Wind.
James zog die Augenbrauen hoch, dann strich er sich seine dunkelbraunen Haare zurück, folgte dem Fremden mit schnellen Schritten.
James hatte einen langen Fußmarsch hinter sich, seine Füße schmerzten aufgrund der neuen Turnschuhe, die er anhatte.
Umso erleichtert war er, als der Fremde stehen blieb und ihm verkündete, dass sie da wären.
James sah sich verwirrt um.
Außer dem gefühlt unendlichen Wald konnte er nichts Ungewöhnliches, welches sich von der vorherigen Umgebung abheben würde, entdecken.
,,Wo sind wir? Was soll hier sein?"
Der Fremde, der einen schwarzen Mantel trug, schob ohne ein Wort zu sagen, ein efeuähnliches Gewächs zur Seite.
Ein dunkler Eingang kam zum Vorschein, so schwarz und bedrohlich wie die Nacht selbst.
Eine Höhle.
,,Hier...hier soll ich reingehen?", flüsterte James leise, sah zu dem Mann.
Angst lag in seinen Augen.
Er fürchtete sich etwas vor der Dunkelheit, vor allem aber, wenn er dabei an Orten war, die der junge Mann noch nie betreten hatte.
,,Aber..."
,,Kein aber. Rein da"
James schluckte, dann schritt er langsam in die Höhle, tastete sich an der Felswand entlang.
Irgendwo flatterte etwas, es klang wie eine aufgescheuchte Fledermaus.
Aber vielleicht war es auch etwas anderes...
James schauderte bei diesem Gedanken, ging jedoch weiter, um nicht den Zorn des Fremden zu entzünden.
Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde es heller, der relativ schmale Gang weitete sich und das Ende der Höhle wurde sichtbar.
Als James nach oben blickte, entdeckte er den Grund für diese schwache Beleuchtung, welche die Höhle nun erleuchtete.
Ein relativ großes Loch zierte die Höhlendecke, war jedoch mit einem Gitter bedeckt.
Der junge Mann senkte seinen Blick wieder nach unten, um nicht zu stolpern, lief mit gesenkten Kopf weiter, starrte dabei konzentriert auf den Boden.
Erst als er vor sich eine Felswand erblickte, blieb er stehen, sah sich um.
Wo war der Fremde?
Der Mann war nirgends zu sehen.
Nur diese Höhle.
Das Gestein schien aus einem Material zu bestehen, welches Granit sehr ähnlich war.
Nachdenklich strich er über den Fels, als ein ohrenbetäubendes Scheppern ihn zusammenzucken ließ.
Blitzschnell drehte er sich um, und was er sah, ließ ihn erstarren.
Gitterstäben wurden mit lautem Getöse nach unten gelassen.
James zögerte nur sehr kurz, dann begann er zu rennen.
Um seine Freiheit zu rennen.
Doch er schaffte es nicht, die Gitterstäbe waren schneller.
Panisch rüttelte der junge Mann an dem rostigen Eisen, rief laut in den dunklen Gang, in der Hoffnung, ihn könnte vielleicht jemand hören, der ihn befreien würde.
Doch da war niemand, es herrschte Stille.
Komplette Stille.
Erschöpft ließ sich der junge Mann zu Boden sinken.
Es war wie ein Traum, ein Albtraum.
Wie sollte er jemals wieder hier herauskommen?
Leise weinend kauerte er sich zusammen, schloss seine Augen, als würde er hoffen, dass sich die fremde, furchteinflößende und hoffungslose Umgebung in eine vertraute verwandeln würde, wenn der jungen Mann seine Augen wieder öffnete.
Doch nichts geschah, alles blieb unverändert.
James wusste nicht, wie lange er dort am Boden gekauert hatte, es kam ihm wie eine Ewigkeit vor.
Ein lautes Klappern durchbrach die Stille, welche bis zu diesem Zeitpunkt nur von Donnergrollen begleitet wurde.
Erschrocken fuhr der junge Mann zusammen, setzte sich mit einem Ruck kerzengerade auf.
Was war das?
,,H...hallo? Was...wer ist da?", rief er in die nun wieder herrschende Stille.
Sicher war es nur der Wind gewesen.
Oder eine harmlose Fledermaus, die sich verirrt hatte und gegen dieses Eisengitter geflogen war.
Es kam keine Antwort, eine Weile blieb es komplett still.
Sogar der Donner schien entschlossen haben eine Pause einzulegen.
Es war, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Totenstille.
So kauerte sich James wieder zusammen, rieb zitternd seine Arme, denn es war kalt in der Höhle und sein dünnes T-Shirt war nicht besonders wärmend.
In diesem Moment war es wieder da, dieses laute Klappern, begleitet von einem ohrenbetäubenden Quietschen.
James zuckte zusammen, kauerte sich enger in die Ecke, presste sich an die raue Felswand.
Dieses Mal stoppte es nicht, sondern es ging eine Weile so weiter.
Mit großen Augen beobachtete der junge Mann, wie das Eisengitter sich bewegt, dann langsam zur Seite glitt.
Ein Seil fiel zu ihm herab, landete ganz in seiner Nähe.
James sah zögernd das Seil an.
Sollte er es wagen?
Vorsichtig kam er aus seinem Versteck hervor, sah nach oben in den nun freien Himmel.
Es war dunkel geworden, Sterne zierten den Himmel und der Mond erleuchtete die Nacht, keinerlei Wolke war in Sichtweite.
Eine Gestalt tauchte auf, unterbrach den Lichtstrahl des Mondes, der bis jetzt zeitweise die Höhle in ein mystisches Licht getaucht hatte.
Wer war das?
Der Fremde?
Unsicher starrte James das Seil an, dann zog er vorsichtig und unsicher an ihm.
Es hielt.
Also zog er fester.
Doch nichts geschah.
Kurz überlegt der junge Mann, dann begann er, das stabile Tau zu erklimmen, hinauf zu klettern.
Hinauf in Richtung Freiheit.
Oben angekommen stemmte er sich aus dem Loch, klopfte sich die Hose ab.
Dann sah er sich nach der Gestalt um.
Tatsächlich erblickte James jemanden.
Zuerst war nur eine dunkle Silhouette zu erkennen, dann jedoch drehte sich der Unbekannte, sodass das Mondeslicht genau auf dessen Gesicht fiel.
Eine junge Frau stand vor ihm, ihr glänzend weißes Haar, welches sanft im Wind tanzte, schien mit den Sternen um die Wette zu glitzern.
Ihre Augen, so blau wie der Ozean selbst an ruhigen Tagen, sahen ihn ruhig und dennoch neugierig entgegen.
,,Du bist also James", sprach sie, ihre Stimme schien Ruhe auszustrahlen.
Der junge Mann sah sie nur stumm an, wusste nicht, was er sagen sollte.
Er hatte so viele Fragen, und doch traute er sich keine zu stellen.
Nach einer Weile jedoch räusperte sich James, sprach mit leiser, undeutlicher Stimme: ,,Wer sind Sie?"
Die Frau lachte leise, ihr Gesicht wirkte so entspannt und doch so lebhaft.
,,Weißt du das denn nicht, James?"
Sie wandte sich von ihm ab, streckte ihre Arme aus.
Ihre Haare tanzten nun stärker im Wind, jedoch war dieser nicht bedrohlich, nein.
Eher beruhigend.
Der junge Mann schluckte, schüttelte langsam den Kopf.
,,Nein. Nein, ich kenne Sie nicht, ich habe Sie noch nie gesehen"
Wieder lachte die Frau leise, es war ein helles, heiteres Lachen.
Dann drehte sie sich wieder zu ihm, legte ihre zarten Hände auf seine Schultern.
Ein angenehmes Gefühl überkam ihn.
Ein Gefühl der Wildheit, der Stärke.
,,Weißt du jetzt, wer ich bin?", fragte sie ihn nun, sah ihm tief in seine mattgrünen Augen.
,,Ich...ich weiß nicht .... vielleicht..."
Er stotterte, wurde etwas rot.
Die Frau beugte sich etwas zu ihm vor, dann flüsterte sie ihm leise in sein Ohr: ,,Ich bin Freiheit, James"
Der junge Mann hielt inne.
Freiheit?
Das war nicht möglich.
,,Aber... Freiheit ist kein Name. Freiheit ist ein Gefühl, du kannst kein Gefühl sein"
Die Frau schmunzelte, drehte sich wieder zu dem Mond.
Leise seufzte sie auf.
,,Sag niemals nie, James"
Der junge Mann runzelte die Stirn, sah ebenfalls zu dem Mond.
Es machte keinen Sinn.
Doch er beschloss nicht nachzufragen, er würde doch nicht mit ihrer Antwort zufrieden sein.
Als der junge Mann wieder zu der Fremden blickte, registrierte er, wie sie besorgt in den Himmel sah.
,,Was ist los?", fragte er sofort, doch keinerlei Antwort war ihm vergönnt.
Also sah James ebenfalls in den Himmel.
Nichts war außergewöhnlich.
Wolken waren aufgezogen, wurden immer dichter.
Ein Rabe krähte laut, unterbrach die Stille.
Kurz darauf donnerte es wieder.
Die Frau drehte sich um, lief los.
,,Wir müssen fort, ein Unheil naht...", murmelte sie leise, zog ihn ungeduldig am Handgelenk mit sich.
,,Aber..."
,,Nichts wie weg! Bevor es zu spät ist!"
Hastig lief sie los, wurde immer schneller und schneller.
James hatte Mühe ihr zu folgen, so flink war sie unterwegs.
,,Nicht so schnell! Was ist überhaupt los? Warte doch!", rief er, stolperte ungeschickt über eine Wurzel, konnte sich jedoch gerade noch fangen.
,,Du nimmst mir die Worte aus dem Mund, James"
Erschrocken zuckte der Angesprochene zusammen, und auch die Frau, welche nun stehen geblieben war, schien ein Schauer über den Rücken zu laufen.
Es war der Fremde im schwarzen Mantel.
Selbstbewusst und mächtig stand er dort, wo sich der Wald etwas lichtete.
Der Mondschein war längst bedingt der Wolkendecke verschwunden, sodass man nur sehr schwer etwas erkennen konnte.
Die Frau sprang nach vorne, stellte sich schützend vor James.
,,Tu ihm nichts. Er kann nichts dafür"
Der Mann lachte nur.
Es war ein grauenvolles Lachen, voller Gier und Lust.
Blutgier und Mordlust.
James war wie erstarrt, blickte auf die schwarze Silhouette des Mannes, welcher langsam etwas aus seiner Manteltasche zog.
Ein Blitz erhellte für einen Bruchteil der Sekunden die Gestalt des Mannes.
Sein Mantel wehte etwas im Wind, der sich langsam zu einem Sturm emtwickelte, die schwarzen Haare peitschten ihm in sein Gesicht.
Er hatte eine Pistole gezückt, sein Gesicht zu einem Grinsen verzerrt.
Wieder drang dieses grauenvolle Lachen über seine Lippen, als würde es ihm Freude bereiten.
Ein Schuss hallte durch die Nacht.
James zuckte zusammen, schrie auf.
Lautlos glitt die Frau vor ihm zu Boden, sank auf das weiche Moos des Waldes.
Entsetzt starrte er auf die Gestalt, die regungslos am Boden lag, dann zu dem Mann.
,,Wer bist du?", flüsterte er leise, seine Stimme war rau und brüchig.
Trotz des Windes, welcher sie umfing, schien der Mann ihn zu verstehen.
,,Weißt du das denn nicht? Ich habe viele Gesichter. Angst, Macht, Bedrohung, Unterdrückung, Gefangenschaft.
Und genau das sollst du auch spüren!"
Mit diesen Worten richtete er seine Pistole auf den jungen Mann, ein weiterer Blitz erhellte die Nacht.
Das Gesicht von James war entschlossen, er wich keinen Millimeter zur Seite.
Ein Schuss ertönte, durchdrang den Wind.
,, Freiheit...", flüsterte James leise, dann glitt er ebenfalls zu Boden, neben den regungslosen Körper der Frau.
,,Freiheit, ich komme..."
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