Gideons Nachricht

vielversprechender titel, würd ich sagen

* * *

Die nächsten Tage verbrachten Remus und Sirius die meiste Zeit zusammen, schliefen in ihrem selbstgebauten Doppelbett, frühstückten gemeinsam und teiltest sich dann für ihre Therapiestunden auf, ehe sie danach zusammen zu Mittag aßen.

Bevor sich Sirius auch versah, war eine Woche in der Klinik vorbei und schneller als gedacht auch schon die zweite. James und Regulus kamen an den Wochenenden zu Besuch, lernten Remus kennen und wackelten dann anzüglich mit den Augenbrauen in Sirius' Richtung, Euphemia und Fleamont platzten fast vor Stolz und auch Poppy schien zufrieden mit ihm.

Remus und Sirius hielten sich an ihre Abmachung, ließen die Dinge auf sie zukommen und erwarteten nichts voneinander, genoßen einfach nur die gemeinsame Zeit und die Gefühle, die diese mit sich brachte.

„...kein Wunder, dass ihn Basil Hallward anbetete. „Sie sind viel zu hübsch, um sich mit Wohltätigkeit abzugeben, Mister Gray- viel zu hübsch!" Und Lord Henry warf sich auf den Diwan und öffnete seine Zigarettendose. Der Maler hatte inzwischen eifrig seine Farben gemischt und seine Pinsel zurechtgemacht. Er sah etwas gequält aus, und als er Lord Henrys letzte Bemerkung hörte, blickte er zu ihm hin, sann einen Augenblick nach und sagte dann: „Harry, ich möchte das Bild heute fertig kriegen. Fändest du es sehr grob von mir, wenn ich dich jetzt bäte, uns allein zu lassen?" Lord Henry lächelte und sah Dorian Gray an. „Soll ich gehen, Mister Gray?", fragte er. „Oh, bitte, nein, Lord Henry. Ich sehe, Basil hat wieder einen seiner schlechten Tage, und ich kann ihn nicht ertragen, wenn er so brummt. Außerdem möchte ich von Ihnen erfahren, warum ich mich nicht mit Wohltätigkeit befassen soll?""

Sirius lag auf der ausgeliehenen karierten Picknickdecke, die er und Remus mit in den Garten genommen hatten, auf dem Rücken, hatte den Kopf auf seinen Händen liegen, Beine ausgestreckt und Schuhe ausgezogen. Sein helles Oberteil war etwas hochgerutscht und gab die zarte Haut an seinem Bauch ein wenig frei, über ihm erstreckte sich der hellblaue, wolkenfreie Himmel und die Sonne blendete ihn leicht, aber Sirius' Blick lag nur auf dem Jungen neben sich.

Remus lag auf dem Bauch, stützte sich auf den Ellenbogen ab und las Sirius aus dem Buch vor, welches er vor sich liegen hatte. Remus hatte die Ärmel seines Oberteils hochgekrempelt und Sirius streckte eine Hand aus, um zärtlich mit den Fingerkuppeln über Remus' Unterarm zu kitzeln.

„„Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das sagen soll, Mister Gray. Es ist so ein langweiliges Thema, dass man schon ernsthaft darüber reden müsste. Aber jetzt geh ich auf keinen Fall, nachdem Sie mir erlaubt haben, dazubleiben. Du hast doch nichts im Ernst dagegen, Basil? Du hast mir oft gesagt, dass es dir angenehm sei, wenn deine Modelle mit jemand plaudern können." Hallward biss sich auf die Lippe. „Wenn es Dorian wünscht, wirst du natürlich dableiben. Dorians Launen sind Gesetze für jedermann, außer für ihn selbst.""

„Pah", schnaubte Sirius belustigt. „Basil und dieser Lord Henry stehen bestimmt auf Dorian. Die streiten sich ja richtig um ihn. Basil ist total besitzergreifend. Dorian Gay und nicht Gray passt eher, oder?"

Remus lachte: „Stimmt. Ich hab das Buch schon dreimal durch und denke mir das jedes Mal. Gib mal eine Erdbeere, bitte."

Sirius drehte den Kopf und griff zur Dose neben sich, in der sie sich Erdbeeren für ihr Picknick mitgenommen hatten. Er öffnete die Dose, holte eine Erdbeere raus, nahm sie am Blättchen und hielt sie Remus schelmisch grinsend hin. Remus verstand die Andeutung, beugte sich runter und wollte abbeißen, aber Sirius zog die Beere schnell weg und lachte bei Remus' empörten Ausdruck.

„Idiot", meinte Remus liebevoll. Sirius hielt die Erdbeere direkt über sich und verkniff sich nur knapp das Lachen, als Remus sich runter lehnte, denn Sirius zog die Beere im letzten Moment weg, sodass Remus anstatt die Erdbeere in den Mund zu nehmen, Sirius küsste.

Erst schien Remus überrascht, lachte dann aber leicht, schloss ohne hinzusehen das Buch, rutschte auf den Knien hoch und näher zu Sirius. Er strich mit den Händen sanft an Sirius' Seiten entlang, zog das hochgerutschte Oberteil wieder etwas runter und nahm dann vorsichtig Sirius' Handgelenke, drückte sie neben dessen Kopf auf den Boden, nur ganz leicht, damit Sirius sich jeden Moment wieder befreien konnte.

„Moony", murmelte Sirius, als sie sich lösten, starrte ehrfürchtig zu ihm hoch, war verloren in Remus' Augen.

„Hm?", Remus lächelte und stupste sanft Sirius' Nasenspitze. Er beugte sich wieder runter, küsste Sirius zur Ablenkung, griff aber heimlich nach der locker in Sirius' Hand liegenden Erdbeere.

„Danke", neckte Remus, ließ von Sirius ab und setzte sich etwas auf, um genüsslich in die Erdbeere zu beißen. Er zog die Dose näher, nahm eine weitere Erdbeere und hielt sie Sirius an die Lippen, damit er auch essen konnte. Sirius biss dankbar ab, kaute und öffnete dann den Mund, damit Remus ihm den Rest der Beere gab.

„Ich liebe Erdbeeren", meinte Sirius zufrieden und schlossen die Augen.

„Und ich liebe dich", schmunzelte Remus und seine Augen weiteten sich erschrocken, als Sirius geschockt zu ihm hochsah. „Ich- Ich meine... Erdbeeren. Ich liebe Erdbeeren auch. Genau, Erdbeeren."

Sirius sagte nichts mehr, setzte sich bloß auf und aß die Erdbeeren, doch eine gewisse wohltuende Wärme breitete sich in ihm aus, als er Remus von der Seite beobachtete, wie dieser mit geröteten Wangen bemüht interessiert auf die Picknickdecke starrte. Remus streckte plötzlich den Arm aus und griff nach einem Gänseblümchen, welches auf der Wiese direkt neben ihnen wuchs. Er hielt es zwischen zwei Fingern, drehte es kurz und sah dann fragend zu Sirius hoch.

„Darf ich?", fragte Remus und als Sirius leicht nickte, rutschte er vor ihn, strich ihm gleichzeitig mit beiden Händen die Haarsträhnen hinter die Ohren und steckte das Gänseblümchen vorsichtig in die dunklen Haare, links von Sirius' Gesicht.

„So hübsch", flüsterte Remus und küsste Sirius schüchtern auf die Wange, ehe er sich wieder hinlegte und im Buch nach der richtigen Seite blätterte. Geschmeichelt hob Sirius eine Hand, tastete achtsam nach der Blume und lächelte verträumt. Das Geständnis, die Situation, einfach alles war so rein, unschuldig, könnte man sagen und es fühlte sich so sanft an, so zärtlich und doch so überwältigend, dass es Sirius den Atem verschlug. Was Remus und er hatten, das war ungerührt, zart, erst am Anfang, nicht ganz entwickelt. Hauchdünn, wie die Flügel eines Schmetterlings, gebrechlich und doch so stark. Es war nicht geprägt von schlechten Ereignissen, von Erwartungen oder dem Drang, schnell alles aus der Beziehung holen zu wollen. Es war nicht schleppend oder langweilig, es war nach ihrem eigenen Tempo, ohne Grund sich unnötig zu beeilen. Sie hatten alle Zeit der Welt, mussten sich nicht gezwungen fühlen, genossen die Kleinigkeiten und schönen Momente zusammen, denn das war es, was sie beide wollten und brauchten.

„Moony", meinte Sirius dann nach kurzer Zeit. „Ich liebe dich auch."

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurde Sirius plötzlich wach, weil jemand sprach. Erst dachte er, Poppy wäre wieder gekommen, um Remus seine Medikamente zu geben, doch als er merkte, dass Remus derjenige war, der redete, öffnete er verwirrt die Augen. Er drehte sich auf die Seite zu Remus, welcher nur Zentimeter von ihm lag.

„Hast du meinen Hamster gesehen?"

„Huh?", Sirius runzelte irritiert die Stirn. „Was für'n Hamster?"

„Garfield", murmelte Remus. „Mein Hamster Garfield."

„Dein Hamster heißt Garfield? Wie die Katze, die ständig Lasagne frisst?", fragte Sirius belustigt und beim genauen Hinsehen erkannte er, dass Remus die Augen geschlossen hatte und friedlich schlief. Anscheinend sprach er im Schlaf.

„Hast du meinen Hamster gesehen?", fragte Remus jetzt drängender.

„Ja", meinte Sirius und verkniff sich nur knapp das Lachen. „Ihm geht's gut."

„Ihr. Ist ein Weibchen", Remus drehte sich auf die andere Seite, wandte Sirius somit den Rücken zu und dieser lachte leicht, ehe er sich von hinten an Remus schmiegte.

„Du bist schön warm", flüsterte Sirius und rieb die Wange leicht an Remus' Rücken. „Lässt mich so sicher fühlen. Bitte verlass mich niemals."

Ihm war klar, dass Remus ihn nicht hörte, doch er wollte die Worte loswerden, wollte endlich aussprechen, was er schon so lange fühlte. Sirius wollte gerade die Augen zu machen und einschlafen, als plötzlich sein Handy auf dem Nachttisch aufleuchtete. Wer zur Hölle schrieb ihm um diese Uhrzeit? Es war schließlich kurz vor halb drei.

Erst wollte Sirius es ignorieren, nur siegte seine Neugierde dann und er drehte sich zur Bettkante, um an sein Handy zu gehen. Er erstarrte, sein Herz schlug sofort schneller und er starrte nur erschrocken und verwirrt auf seinen Bildschirm.

Gideon: Ich vermisse dich

Sirius wusste, dass er nicht antworten, dass er sein Handy wieder weglegen und vergessen sollte, doch er erwischte sich schon dabei, wie er den Pin eingab und auf den Chat ging. Ihm war klar, dass Gideon entweder betrunken oder high sein musste, und das reichlich, doch es ließ ihn nicht in Ruhe, dass Gideon ihm nach allem, was passiert war, geschrieben hatte.

Was willst du?, schrieb er zurück und biss sich ängstlich auf die Lippe, als Gideon anfing zu schreiben.

Dich

Verpiss dich. Hab ich es nicht deutlich gemacht?

Du hattest schon immer Probleme damit, einzusehen was du willst und was nicht. Du warst verwirrt, das war alles. Gib's zu, du denkst noch an mich

An deine hässliche Fresse? Ich bitte dich

Komm vorbei, Babe und ich lass dich all deine Sorgen vergessen

Wie blöd, dass du meine einzige Sorge bist

Ich sag doch, du bist durcheinander. Lass mich dir helfen. Komm vorbei, bitte

So notgeil, hm? Armer Gid... ist wichsen nicht mehr genug?

War nie genug. Will dich

Schreib mir nie wieder

Dann antworte eben nicht. Wie lange hab ich gewartet? Zehn Sekunden?

Ich war zufällig wach

Sirius' Herz schlug wie verrückt in seiner Brust. Vor nur zwei Minuten hatte er mit Remus gekuschelt, sich sicher und geborgen und frei gefühlt und jetzt schrieb er mit Gideon und hatte das Gefühl, dass dieser bei ihm war, ihn wieder erreichte und langsam aber sicher auf seine Seite lockte.

Lüg nicht

Hör auf zu denken, dass du alles bist, worum sich mein Leben dreht

Was ist denn wichtiger als ich, hm? Niemand sonst würde dich doch nehmen, wenn nicht ich. Ich bin der Einzige, der dir geben kann, was du willst

Gid, lass mich einfach in Ruhe

Warum hatte er Gideon damals nicht blockiert? Einfach einen eiskalten Strich gezogen? Es brachte ihm nur mehr Probleme und Stress, wobei Sirius nicht noch mehr gebrauchen konnte.

„Si'ius", hörte er hinter sich Remus' verschlafene Stimme und im nächsten Moment legte sich ein starker Arm um seinen Bauch, drückte ihn zurück gegen Remus' warme Brust. „Geh schlafen, Love. Das Licht vom Bildschirm ist zu hell und schlecht für deine Augen."

Sirius' Herz zog sich zusammen und er legte eine Hand über Remus', verschränkte ihre Finger: „Gleich, Moony. Schlaf weiter."

Remus platzierte, wohlmöglich schon im Halbschlaf, einen sanften Kuss auf Sirius' Nacken und vergrub die Nase in seinen Haaren.

Gib endlich zu, dass du mich noch willst. Du vermisst es jeden Tag, ich weiß das. Du denkst an mich, an alles, was wir hatten. Es ist unersetzlich, Babe

Gid, du hast doch keine Ahnung. Ich brauche dich schon lange nicht mehr

Ach, ja? Hast du schon jemand neuen?

Vielleicht

Whore

Sirius starrte auf die Nachricht, auf das Wort, spürte die Panik in sich aufsteigen, das Atmen fiel ihm schwer, die Stille wurde unterbrochen durch das laute Rauschen in seinen Ohren. Plötzlich verschmolz alles miteinander, Gideons Worte, die Erinnerungen, Remus. Sirius blickte nur auf den Handydisplay, Tränen in den Augen, verschwommene Sicht.

Aber dir war es schon immer egal, nicht? Du würdest jeden an dich ranlassen

Mit zitternden Händen legte Sirius das Handy angeschaltet weg, auf den Nachttisch, drehte sich auf den Rücken und sah zur Decke. Er musste sich beruhigen, durfte jetzt bloß keine Flashbacks bekommen. Er war hier, bei Remus, in Remus' Armen, in Remus' Nähe, alles war gut.

! tw: small rape flashback in den zwei absätzen !

„Ich will nicht mehr, Gid", schluchzte Sirius. „Es tut weh, ich brauche eine Pause."

„Dann geh", zischte Gideon. „Dann geh und mach deine verschissene Pause. Wenn du mich wirklich lieben würdest, würdest du dich nicht so anstellen."

Das war das Problem, das ließ Sirius keine Ruhe, denn er war geblieben, obwohl er die Chance gehabt hatte zu gehen. Tief in seinem Inneren hatte Sirius Angst, dass er es sich gefallen gelassen hatte, weil er es unbewusst gewollt hatte. Aber das konnte nicht sein, oder? Er fühlte sich so ekelhaft, so widerwärtig, wie Abschaum, nur gut für das Eine, ausgenutzt, wertlos.

„Sirius? Was ist los?"

Verwirrt öffnete Sirius die Augen und erkannte Remus, der sich aufgesetzt hatte und besorgt zu ihm runter sah. Anscheinend hatte er ihm durch die Haare gestrichen, um ihn zu wecken, denn Remus legte seine Hand an Sirius' Wange, strich ihm sanft mit dem Daumen die Tränen weg.

„War- War das ein Traum?", fragte Sirius irritiert. „Ich hab mit Gid geschrieben."

„Gideon? Das Arschloch?", Remus reichte Sirius das Handy, als dieser sich hektisch danach umsah. „Er hat dir geschrieben?"

„Ich weiß es nicht, ich bin verwirrt", Sirius ging auf den Chat mit Gideon. Alle Nachrichten waren dort, nur, dass es einige mehr von Gideon geworden waren und es schon zwei Stunden her war. „Ich muss mittendrin eingeschlafen sein."

„Ich bin wach geworden, weil du mich angefleht hast, dich nicht anzufassen", meinte Remus besorgt und legte sich wieder hin. „Hast mich echt fest geschlagen."

„Tut mir leid", murmelte Sirius und zog die Decke bis zu seiner Nase hoch, um sich zu verstecken. „Ich hab wieder davon geträumt. Ich wollte dich nicht wecken, tut mir leid."

„Hey, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Du hattest einen Albtraum, da kannst du nichts für. Okay, wenn ich dich umarme?"

„Bitte", flüsterte Sirius. Er brauchte jetzt die Bestätigung, die Sicherheit, dass alles gut war, dass ihm nichts mehr angetan werden konnte und er wusste, dass Remus ihm all das geben würde. Remus zog ihn zu sich rüber, bis Sirius seinen Kopf auf seine Brust legen konnte, deckte sie beide mit Sirius' Decke zu und legte die Arme um ihn, wie einen Schutz, eine Abwehr.

„Okay so?", fragte Remus flüsternd nach und strich Sirius sanft über den Rücken, als dieser nickte. Zufrieden kuschelte Sirius sich an ihn, rieb die Wange gegen Remus' Brust, hörte dessen ruhigen Herzschlag direkt neben seinem Ohr, beruhigend, wie etwas, was Sirius half, sich zu sammeln. Remus' Hände auf seinem Rücken, seine Finger fuhren zufällige Muster nach, sein leiser Atem kitzelte Sirius' Haare und Sirius schlief wieder ein, geborgen und sicher, beruhigt.

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