Es geht los mit meiner neuen Geschichte. Die eine oder andere kennt den Prolog möglicherweise schon, dennoch dachte ich, es wäre ein guter Einstieg in die Geschichte 😀 Viel Spaß...
„Was meinst du damit, Raf ist da?"
Malia starrte Cassie aus großen Augen überrascht an. Sie hatte gerade in der großen, modernen Küche nach einer weiteren Flasche Bacardi gesucht, als Johns Freundin aufgeregt hineingeplatzt war. Malia hatte bereits so viel getrunken, dass sie glaubte, Cassie nicht richtig zu verstehen – und das lag nicht an der dumpfen Musik aus dem Wohnzimmer oder am ausgelassenen Gelächter der Partygäste.
„Ich wusste selbst nicht, dass er kommt", beteuerte diese und hob abwehrend ihre Hände. Malia fuhr sich schwer seufzend mit beiden Händen durch ihre offenen Haare. Ihr wurde gleichzeitig heiß und kalt, während sich eine unangenehme Übelkeit in ihr breitmachte.
„Ich glaube das einfach nicht; ich meine, als hätten die Jungs das nicht gewusst", knurrte sie und wandte sich von Cassie ab, die ihr nach wie vor gegenüberstand und sie mitleidig anschaute. Auch sie war überrascht gewesen, als Raphael ihr vor ein paar Minuten unvermittelt in Joes Wohnzimmer gegenübergestanden und sie begrüßt hatte.
„Mir hat keiner was gesagt; möglicherweise war es ja eine spontane Entscheidung", erwiderte Cassie hilflos und trat neben Malia, die sich im Küchenfenster betrachtete. Sie zeigte im hellen, hautengen Shirt, das sie in ihre dunkle Destroyed Jeans gesteckt hatte, ihre weiblichen Reize. Dazu hatte sie Stilettos kombiniert. Ihre langen, dunklen Haare fielen in leichten Locken über ihre Schultern. Wenigstens sah sie heute Abend gut aus. Dennoch war sie nicht darauf vorbereitet, ihm gegenüberzutreten.
Plötzlich realisierte sie, dass er sie noch nicht gesehen hatte, also bestand noch die Chance, ihm aus dem Weg zu gehen. Die Vorstellung, ihm nicht wider Erwarten zu begegnen, fühlte sich an wie eine Erlösung. Aber sie musste sich beeilen, wenn sie ein Aufeinandertreffen wirklich umgehen wollte.
„Okay, ich bin weg."
Cassie musterte sie aus großen Augen, als Malia sich hektisch an ihr vorbeidrückte. Die Absätze ihrer Stilettos klackerten über den Boden, als sie sich auf die rettende Küchentür zubewegte, die sich in unmittelbarer Nähe der Haustür befand.
„Warte, was?", platzte es aus Cassie heraus, ehe sie ihr hinterherstürzte „Warte, Malia. Du hast getrunken."
Ihre Freundin fuhr zu ihr herum. Ihre schönen Augen hatten sich verdunkelt.
„Und genau deswegen will ich ihn nicht sehen", sagte sie entschieden, bevor sie die Tür aufriss und in den kleinen Flur stürmte. Sie erschrak, als sie beinah mit Raphael zusammenstieß. Er trug einen sündhaft teuren, beigefarbenen Pullover und eine lässige Jogginghose, auf seinem Kopf saß eine seiner unzähligen Snapbacks. Augenblicklich strömte sein unverwechselbarer Duft in ihre Nase und löste dieses wohlige Gefühl in ihr aus. Sie schluckte unmerklich, während er ihr überrascht ins Gesicht schaute und sich eine unerträgliche Hitze in ihren Körper ausbreitete. Sie versuchte, ihr vor Aufregung rasendes Herz zu kontrollieren und sich nicht anmerken zu lassen, was diese Begegnung mit ihr machte. Als sie ihre Selbstbeherrschung wiedererlangt hatte, schob sie sich wortlos an ihm vorbei.
„Warte bitte", forderte er und umfasste ihr Handgelenk, doch sie machte sich los. Als sie die Garderobe neben der Haustür erreichte, wühlte sie sich nervös durch die Jacken. „Verdammt, wo ist die denn jetzt?"
„Malia..."
Seine dunkle Stimme war durchdringend und wirkte beinah hypnotisierend auf sie. Der Alkohol in ihrer Blutbahn machte sich eindeutig bemerkbar, als er sie zu sich herumdrehte.
„Gab es in Berlin nicht genug coole Silvesterpartys?", fragte sie aufgebracht. Ihre dunklen Augen funkelten angriffslustig.
„Geh bitte nicht", sagte er leise und trat einen Schritt an sie heran. Plötzlich war er ihr so nah, dass sie sein Parfum riechen und seine Körperwärme spüren konnte.
„Unglaublich, dass du dir nach allem auch noch rausnimmst, hier aufzutauchen und mir meinen Übergang zu versauen", fauchte sie, machte sich von ihm los und setzte die Suche nach ihrem nude-farbenen Mantel fort. Raphael warf Cassie, die die Szenerie bis hierher neugierig mit angesehen hatte, einen eindeutigen Blick zu. Sie erwiderte ihn trotzig, entschied dann jedoch, sich zurückzuziehen und ließ die beiden allein. Malia hatte inzwischen ihren Mantel gefunden.
„Komm schon, Malia. Willst du mir jetzt ständig aus dem Weg gehen? Wir haben denselben Freundeskreis", stellte er fest, während sie ihren Mantel überzog.
„Ja. Will ich", antwortete sie knapp. „Alles Gute, Arschloch."
Mit den Worten zog sie die Haustür auf. Er stellte sich ihr entschieden in den Weg.
„Ich habe mich von Edita getrennt."
„Hab ich gelesen", gab sie kühl zurück.
„Warum antwortest du mir dann nicht?", platzte es wütend aus ihm heraus.
„Was hast du erwartet? Applaudierende Emojis? Einen Artikel in der Mopo? Eine anerkennende Erwähnung in meiner Instagram-Story?", blaffte sie ihn an, ehe sie sich an ihm vorbeidrückte. Als er erkannte, dass sie sich nicht aufhalten lassen würde, folgte er ihr nach draußen. Kalte Luft schlug ihnen entgegen. Sofort zog Malia den Mantel zu.
„Verdammt, Malia."
Er wirbelte sie ungeduldig zu sich herum.
„Was?!"
„Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe, aber ich habe mich mehrfach entschuldigt. Ich habe mit ihr schlussgemacht. Warum lässt du mich jetzt abblitzen?"
Sie stieß einen verächtlichen Laut aus.
„Meinst du echt, damit ist es getan? Dass du dich von Edita trennst und ich jetzt einfach mit dir zusammenkomme, so, als hättest du mich nie belogen? So, als hättest du mich nie verletzt?!"
Die Worte platzten einfach so aus ihr heraus, ohne, dass sie das überhaupt wollte. Sie ärgerte sich darüber, dass sie ihm unfreiwillig ihr Seelenleben offenbarte. Er sollte nicht wissen, wie sie sich fühlte; nicht mehr.
„Das war nie meine Absicht", beteuerte er. Sie schnaubte.
„Was auch immer..."
Als sie ihn ein weiteres Mal stehenlassen wollte, umfasste er ihre Schultern und sah eindringlich auf sie herab.
„Ich will, dass das mit uns funktioniert, Malia."
„Du traust dich wirklich noch, von einem uns zu sprechen? Ich weiß nicht einmal, wie ich dir nach dieser Sache vertrauen soll. Weißt du, Raphael, wir hatten damals eine so gute Basis miteinander; wir haben über so vieles miteinander gesprochen, uns so vieles anvertraut. Ich hätte nie gedacht, dass du mich so täuschen würdest, nur, um mich ins Bett zu bekommen."
Sie blinzelte die Tränen weg, die heiß in ihren Augen brannten.
„Du denkst doch nicht wirklich, es ging darum", stellte er fassungslos fest.
Sie hob eine Augenbraue.
„Was würdest du an meiner Stelle denken?"
Er seufzte.
„Ich will, dass es zwischen uns wieder wird, wie es mal war", sagte er leise und sah dabei fest in ihre Augen. Sie erschauderte, ließ es sich jedoch nicht anmerken.
„Und ich will Abstand, Raphael."
Seine Gesichtszüge wurden hart. Dass sie ihn weiterhin zurückwies, verletzte und verärgerte ihn gleichermaßen.
„Ich meine – du hast dich gerade erst von deiner Freundin getrennt, mit der du-"
„Ich habe sie nicht geliebt", unterbrach er sie.
„Eine Trennung ist eine Trennung; glaubst du, ich würde mich auf dich einlassen, solang du deine Beziehung mit Edita nicht abgeschlossen hast?"
„Ich habe damit abgeschlossen", erwiderte er.
„Hast du nicht; wenn nicht zu mir, dann sei wenigstens ehrlich zu dir selbst."
„Verdammt, Mali. Ich will doch nur endlich mit dir zusammen sein", seufzte er schwerfällig, bevor er ihr Gesicht unvermittelt in seine Hände nahm. Ihre Haut brannte wie Feuer, doch es gelang ihr nicht, sich ihm zu entziehen. Sie verlor sich im braun seiner Augen und zog die Unterlippe nervös zwischen die Zähne.
„Ich aber nicht mit dir", log sie, während ihr Herz sich schmerzhaft zusammenzog.
„Wieso weinst du dann?", fragte er leise. Sein Atem kitzelte ihre Wange. Erst jetzt realisierte sie, dass tatsächlich heiße Tränen über ihr Gesicht liefen.
„Bitte lass mich in Ruhe, Raphael", sagte sie, bevor sie ihre letzten Kräfte sammelte, um sich von ihm loszumachen.
Damdamdam. Da hat sie ihn einfach stehenlassen. Verständlicherweise, oder was sagt ihr? Wie würdet ihr euch an ihrer Stelle verhalten?
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