19 | Changes

Es ist das vorletzte Kapitel (hatte vor lauter Aufregung vergessen, dass es ja 20 sind). Die Geschichte war von vorne herein als Kurzgeschichte angelegt, einfach, weil ich euch eine kleine Freude machen wollte. Hier also das letzte Kapitel vor dem Finale. Ich  hoffe, ihr mögt es.

Tränen nahmen Malia die Sicht, als sie ins Freie stürmte. Sie war so durcheinander, dass sie überhaupt nicht wusste, was sie glauben sollte. Sie wollte nicht wahrhaben, was Edita behauptet hatte, doch ihre Gedanken überschlugen sich, sodass es ihr nicht gelang, einen klaren zu fassen.

War es möglich, dass er sich heimlich mit Edita getroffen hatte – so wie damals mit ihr? Hing er möglicherweise immer noch an ihr? Auch, wenn ihr diese Fragen gerade auf der Seele brannten, ertrug sie seine Nähe momentan nicht. Sie musste sich sammeln, ordnen und war dann möglicherweise wieder bereit für ein Gespräch.

Editas Äußerungen hatten sie in die Zeit zurückversetzt, in der er sie gegen einander eingetauscht hatte. Ihr Herz hatte sich schmerzhaft zusammengezogen, während die Tränen unkontrolliert über ihre Wangen liefen.

„Malia, bleib stehen!"

Sie ignorierte Raphaels Stimme. Er brauchte nicht lang, sie einzuholen. Er wirbelte sie aufgebracht herum.

„Lauf bitte nicht weg."

Sie schaute ihm weinend ins Gesicht.

„Ich kann das gerade nicht", schluchzte sie.

„Wir haben schon immer den Fehler gemacht, dass wir nicht miteinander geredet haben. Lass es uns endlich besser machen", bat er sie eindringlich. Sie schluckte, denn seine Worte berührten sie. Es zeigte, dass es ihm am Herzen lag, dass nichts zwischen ihnen stand; auch nicht Edita. Dennoch brachte sie in diesem Moment kein weiteres Wort heraus. Sie war viel zu durcheinander. Es war ihr unangenehm, dass er sie so zerbrechlich erlebte, auch, wenn das zu einer Beziehung dazugehörte. Auch er schien das zu merken, also sagte er nichts weiter, schlang stattdessen seine Arme um sie und zog sie an seine Brust. Für einen Moment benebelte sein guter Duft ihre Sinne.

„Ich hatte nichts mit ihr", beteuerte er leise, während ihre Tränen sein Shirt benetzten. Sie hätte nie erwartet, sich ihm gegenüber derart schwach zu zeigen. Schließlich hatte sie ihm in ihren bisherigen – wenigen – Auseinandersetzungen stets die Stirn geboten, statt die Fassung zu verlieren.

„Sie bedeutet mir auch nichts mehr. Sie hat gelogen, weil sie mir einen reindrücken wollte. Sie wusste, wie du reagieren würdest", flüsterte er leise. Malia seufzte schwer, schloss ihre Augen und versuchte, ihre Emotionen in den Griff zu bekommen. „Lass das bitte nicht so nah an dich ran. Was ich ihr angetan habe, hat sie tief verletzt und sie hat jetzt die Chance gesehen, es uns heimzuzahlen", sagte er leise. Es gelang ihr, gegen ihre Tränen anzukämpfen. Als sie nahezu versiegt waren, wischte er über ihre Wangen.

„Sollen wir oben weiterreden?"

Sie nickte zaghaft. Er lächelte, nahm ihr das Gebäck aus der Hand und begleitete sie zurück in seine Wohnung. Sie zog den Blazer aus, dann machten sie es sich auf seiner Couch gemütlich.

„Tut mir leid, wenn ich so überreagiert habe, aber im ersten Moment war ich völlig überfordert von der Situation und meine ganzen Erinnerungen haben mich eingeholt", gestand sie, als sie sich ein wenig beruhigt hatte. Sein Blick wurde reumütig.

„Mir tut es leid. Zu sehen, wie sehr dir all das noch immer zusetzt, ist auch für mich schwer."

Sie seufzte.

„Ich war einfach nicht darauf vorbereitet, ihr zu begegnen", gestand sie.

„Ich auch nicht", sagte er.

„Was wollte sie überhaupt hier?", fragte sie.

„Ihre restlichen Sachen abholen", antwortete er.

„Wieso hast du mir das nicht gesagt?", hakte sie nach.

„Weil ich nicht wusste, dass sie kommt. Sie stand auf einmal vor meiner Tür. Wir haben seit unserer Trennung nicht mehr miteinander gesprochen, also habe ich ihr angeboten, die Sache ein für allemal aus der Welt zu schaffen, weil ich geglaubt habe, dass wir dann beide endgültig abschließen können", erklärte er.

„Du wolltest also dein Gewissen beruhigen", schlussfolgerte sie.

„Nenn es, wie du willst. Ich wollte einfach einen klaren Schlussstrich und dass jeder anschließend seinen Weg gehen kann", sagte er.

„Du weißt schon, dass das sehr idiotisch klingt, oder?", fragte sie kopfschüttelnd.

„Es ist idiotisch. Aber sie hat so gewirkt, als würde sie das noch brauchen, um auch mit mir abschließen zu können. Sie hat durchblicken lassen, dass sie immer noch an unserer Beziehung festhält, und ich dachte, es würde Sinn machen, ihr zu zeigen, dass sie loslassen muss", fuhr er fort.

Es nagte an ihr, dass er sich auf ein Gespräch mit seiner Exfreundin eingelassen hatte, aber sie konnte ihn verstehen. Seine Motive waren gutherzig gewesen, auch, wenn Edita diese Geste offenbar mit Füßen getreten hatte.

„Als du auf einmal aufgetaucht bist, wusste ich nicht, was ich tun soll. Da du mir abgesagt hast, habe ich nicht damit gerechnet, sonst hätte ich sie auch nicht reingelassen, sondern hätte ihr einfach nur ihre Sachen gegeben", sagte er.

„Habe ich gesehen. Du wirktest ziemlich handlungsunfähig", kommentierte sie trocken.

„Weil ich in deinen Augen diese Enttäuschung gesehen habe und wusste, was gerade in deinem Kopf los ist. Mir war klar, dass Edita diese Chance nicht ungenutzt lassen würde, nach allem, was zwischen uns vorgefallen ist. Es ist logisch, dass sie auch auf dich nicht gut zu sprechen ist, also war es absehbar, dass die Situation eskaliert", erklärte er.

„Du hast Recht. Aber wenn ich ehrlich bin, kann ich es ihr nicht einmal verübeln. Für sie bin ich immer die Frau, an die sie dich verloren hat – so, wie sie für mich immer die Frau sein wird, für die du mich damals hast fallenlassen und wegen der du mich belogen hast. Dass wir in diesem Leben keine Freundinnen mehr werden, ist auf beiden Seiten verständlich", räumte sie ein. Er grinste.

„Was ist?", fragte sie irritiert.

„Und deshalb bedeutest du mir so viel; selbst in einer solchen Situation findest du noch gute Worte für jemanden, der dir schaden will. Du hast einfach ein Herz aus Gold, Malia. Manchmal weiß ich nicht einmal, ob ich dich wirklich verdient habe", gestand er leise. Er hatte so schöne Worte gefunden, dass sie verlegen lächelte.

„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich jetzt erst recht denken, du hättest etwas ausgefressen", probierte sie, mit einem dummen Spruch die Situation aufzulockern. Er seufzte theatralisch.

„Stimmt, ich hatte ganz vergessen, dass du mit Nettigkeiten nicht gut umgehen kannst. Also vergiss all das, was ich gerade gesagt habe", schlug er ernst vor.

„Ganz sicher nicht", schmunzelte sie versöhnlich, bevor sie näher an ihn heranrückte und sich in seinen Arm legte. Er streichelte ihre Schulter.

„Du hast mir gefehlt", sagte sie.

„Du mir auch", erwiderte er. Es war das erste Mal, dass sie ihm am heutigen Tag bewusst in die Augen schaute. Sie erschauderte unter seinem tiefen Blick. Reue, Bedauern, aber auch Zuneigung lagen darin. Als er ihre Lippen mit seinen verschloss, wich sie nicht zurück; im Gegenteil. Sie erwiderte den Kuss sofort. Sie hatte sich so sehr nach ihm gesehnt, dass es wehtat, und gerade nach der letzten turbulenten halben Stunde brauchten sie beide die Nähe des anderen. Eine ganze Weile streichelten und küssten sie einander, mal sanft und zärtlich, mal fordernd, mal leidenschaftlich; so intensiv, dass ihr schwindelig wurde und ihm irgendwann die Führung überließ.

Kurze Zeit später fiel sie auf das weiche Bett im Schlafzimmer. Im Gegensatz zu neulich hatten sie es immerhin bis hierher geschafft. Er hatte ihr auf dem Weg jedoch bereits die Jeans und das Top ausgezogen und auch sie streifte ihm nun ungeduldig das T-Shirt über den Kopf. Als sie es achtlos auf den Boden fallenließ, beugte er sich über sie, sie erneut zu küssen. Der lange Kuss raubte Malia nahezu den Atem. Als er ihre Schenkel spreizte, ließ sie ihn dazwischen, kratzte mit ihren Fingernägeln seinen Rücken hinab bis zum Saum seiner Jogginghose, die sie ihm mit einer flüssigen Bewegung von den Hüften streifte. Er hob sein Becken ein Stück an, um es ihr zu erleichtern, ehe er sich auf den Rücken drehte und sie mit sich zog.

Für einen Moment löste sie sich von ihm, sah auf ihn herab und ließ ihre Hände über seine erhitzte Brust streichen. Er seufzte wohlig, als sie den Saum seiner Shorts erreichte, vergrub seine Hand wieder in ihrem Haar und zog sie zu sich herunter, um ihre Lippen mit einem weiteren Kuss zu verschließen.

Sein Schwanz drückte sich bereits hart gegen ihre Mitte, doch noch erlöste sie ihn nicht. Stattdessen ließ sie ihre Lippen seinen Hals hinab über seine Brust bis hin zu seinem Bauchnabel wandern. Er zog scharf die Luft ein, als sie dabei über die harte Beule rieb, die sich bereits ungeduldig durch den Stoff der Shorts drückte.

„Fuck", entfuhr es ihm, während seine Hand sich in ihrem Haar verkrampfte. Sie ließ es geschehen, schob dabei den Stoff der Boxershorts ein Stück nach unten und holte seinen Schwanz heraus. Er stöhnte leise auf, als sie ihn mit ihren Fingern fest umschloss und ihre Zunge über die Spitze gleiten ließ. Er schloss die Augen, ließ den Kopf entspannt in die weichen Kissen fallen und stöhnte erneut, als sie ihn mit dem Mund zu befriedigen begann. Zunächst ließ er sie gewähren, also liebkoste sie ihn mal mit mehr, mal mit weniger Druck, nahm ihn tiefer hinein, saugte und leckte daran, bis er kurz davor schien, den Verstand zu verlieren. Der lusterfüllte Blick, mit dem er sie hin und wieder beobachtete, zeigte, wie sehr es ihm gefiel. Erst, als sie bereits einen Lusttropfen auf ihrer Zunge schmeckte, hörte sie auf.

Er seufzte schwer, dann richtete er sich auf, kniete sich aufs Bett und zog sie ungeduldig an ihrem Becken zu sich heran. Sie lachte, doch als er ihr unruhig den String auszog und sein Kopf zwischen ihren Beinen verschwand, fiel sie schwer atmend in die weichen Kissen. Er leckte sie so intensiv, dass sie glaubte, gleich schon zu kommen. Ihre Beine zitterten, als er neben seiner Zunge, die er mit festem Druck kreisen ließ, auch noch seine Finger zur Hilfe nahm. Sie versuchte, sich ihm zu entziehen, als der Orgasmus in greifbare Nähe rückte, doch er ließ nicht zu, dass sie sich zurückzog. Ihre Finger verkrampften sich im Bettlagen, als die bunten Punkte vor ihren Augen zu tanzen begannen und sie von ihrem Orgasmus überrollt wurde. Er ließ von ihr ab, während sie versuchte, zu Atem zu kommen, und sah lächelnd auf sie herab.

„Alles okay?", fragte er amüsiert.

„Ja, alles in Ordnung", seufzte sie atemlos.

Er zog sie wieder zu sich heran und schaute prüfend in ihre Augen.

„Ich glaube, ich brauche einen Moment", flüsterte sie, als er sie sanft berührte. Sie war noch so empfindlich, dass sie augenblicklich aufstöhnte. Es war unglaublich, wie sehr sie sich danach sehnte, ihn in sich zu spüren. Als er nun vorsichtig in sie hineinglitt, hatte sie das Gefühl, gleich zu explodieren.

Als sie etwas später schwer atmend in die Kissen neben ihm fiel, fühlte sie sich unendlich entspannt. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie wieder zu Atem kamen. Erst, als sich ihr Herzschlag wieder normalisierte, rollte sie sich in Raphaels Arm. Er lächelte, küsste ihre Stirn und hielt sie nah bei sich.

„Das war unglaublich", murmelte er erschöpft.

„Finde ich auch", sagte sie leise, schloss die Augen und ließ ihre Gedanken schweifen. Sie war froh, dass er ihr nachgelaufen war und sie daran gehindert hatte, kopflos nach Hamburg zurückzufahren, ohne, dass sie sich ausgesprochen und das Missverständnis, das Edita gestreut hatte, aus der Welt geschafft hatten. Sie hatten ein neues Level ihrer noch so jungen Beziehung erreicht. Sie waren auf einem guten Weg. Wenn sie weiter beide an sich arbeiteten, würden sie gemeinsam wachsen und sich weiterentwickeln können.

„Ich werde sterben morgen während dem Dreh", offenbarte sie leise.

„Du könntest ihn auch absagen und bei mir bleiben", überlegte er.

„Das kann ich wirklich nicht machen, so gern ich würde", sagte sie.

„War auch nur so dahingesagt", gab er zurück.

„Aber ich habe nachgedacht. Vielleicht kann ich dich tatsächlich unter der Woche besuchen kommen, dann müssten wir nicht bis nach Wien warten", schlug sie vor.

„Für die Zeit nach Wien habe ich ganz andere Pläne", offenbarte er ihr.

Sie runzelte überrascht die Stirn.

„Was für Pläne denn?"

„John und ich haben überlegt, ein paar Tage nach Barcelona zu fliegen; zusammen mit Cassie und dir. Also nur, wenn du irgendwie Urlaub kriegen könntest."

Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen. Irgendwie gefiel ihr die Vorstellung, gemeinsam mit Cassie und John ein paar Tage wegzufliegen, inzwischen doch ganz gut.

„Weißt du, worauf du dich da einlässt?", schmunzelte sie.

„Keine Sorge, Malena. Getrennte Zimmer am anderen Ende des Hotels. Dafür sorge ich schon."

„Du bist wirklich ein Teufel", lachte sie.

„Meinst du, ich habe Bock, mir die halbe Nacht reinzuziehen, wie die beiden übereinander herfallen?", grinste er.

„Ich möchte sie nicht verteidigen, aber mit uns haben sie es auch nicht leichter."

Sie gab ihm einen letzten Kuss, bevor sie sich auf die Seite drehte. Im ersten Moment wollte er es ihr gleichtun und sich von hinten an sie schmiegen, doch aufgrund ihrer vorangegangenen Aussage zögerte er. Er wusste nicht, wie er sich nun verhalten sollte.

„Stört es dich, wenn wir Löffelchen liegen?", wollte er wissen.

„Nein", lächelte sie. Auch, wenn sie nicht sonderlich Wert auf Nähe vor dem Einschlafen legte, wollte sie es wenigstens für ihn versuchen. Er kuschelte sich an sie, legte seine Hand auf ihren Bauch und küsste ihren Haaransatz. Eine ganze Weile lagen sie schweigend miteinander da, genossen die Anwesenheit des anderen und hörten ihm beim Atmen zu.

„Wenn's dir zu viel wird, rutsch einfach ein Stück vonmir weg", nuschelte er irgendwann erschöpft. Sie schmunzelte. „Okay", murmeltesie müde, bevor sie entkräftet einschlief.

Naaaw. Süß, oder? Endlich reden sie miteinander, statt sich anzuschweigen und schaffen Probleme direkt aus der Welt. Sieht so aus, als hätten sie etwas gelernt, oder? Ich bin happy. Ich hoffe, ihr seid es auch. Nur noch ein Kapitel, dann ist die Kurzgeschichte um Raf und Malia schon wieder vorbei. Ich bin ein wenig traurig darüber. Aber ja, so ist das eben.

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