16 | Anders als geplant
Ich habe ehrlich gesagt nur einmal drüber gelesen, nichts mehr optimiert und nur noch kleine Fehlerchen ausgebessert, aber ich habe bestimmt auch was übersehen. Wollte euch einfach nicht länger auf das Kapitel warten lassen. Ich hoffe, es gefällt euch :)
„Kann ich dich mal was fragen?"
Malia sah neugierig zu Raphael auf. Sie lag in seinem Arm, hatte ihren Kopf auf seiner Brust gebettet und malte mit den Fingerspitzen dort kleine Kreise. Sie hatten gerade miteinander geschlafen und eine Weile gebraucht, um wieder zu Atem zu kommen. Malias Herzschlag hatte sich mittlerweile wieder normalisiert.
Noch immer wollte sie nicht wahrhaben, dass das Wochenende bereits zur Hälfte vorbei war. Den gestrigen Abend am Tag seiner Anreise hatten sie nach dem Abendessen auf der Couch miteinander gekuschelt, ehe sie es nicht mehr ausgehalten hatten und übereinander hergefallen waren. Heute hatten sie zunächst etwas unternommen, waren gemeinsam mit einem Boot über die Alster geschippert und hatten im Anschluss Cassie und John besucht, bevor sie schließlich zu Malia zurückgefahren waren. Dass er morgen bereits wieder nach Berlin zurückkehren würde, versuchte sie, so gut es ging zu verdrängen.
„Klar", sagte sie.
„Kuschelst du nicht gern?"
Sie runzelte überrascht die Stirn.
„Wie kommst du denn darauf?"
Sie wusste es wirklich nicht.
„Du drehst dich zum Schlafen immer von mir weg", erwiderte er. Sie biss sich auf die Zunge. Es war ihm also aufgefallen.
„Ich schlafe nicht gern so nah bei jemandem. Ich mag das nicht", antwortete sie.
„Wieso?", hakte er neugierig nach. Sie zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht. Ich brauche einfach meinen Freiraum, wenn ich schlafe", sagte sie.
„Ich dachte, es liegt vielleicht an mir", erzählte er.
Sie schüttelte gerührt den Kopf.
„Nein, wirklich nicht. Ich kuschele gerne mit dir. Ich mag das nur nicht vorm Einschlafen. Das ändert aber nichts daran, dass ich gern neben dir einschlafe", versicherte sie. Er lächelte.
„Geht mir auch so."
„Es gibt mir ein gutes Gefühl, wenn du neben mir liegst. Ich weiß dann, dass mir nichts passieren wird", sagte sie. Es war schön, diese Worte von ihr zu hören. Er schwieg, drückte ihr einen sanften Kuss auf die Schläfe.
„Ich möchte nicht, dass du schon wieder fahren musst", gestand sie leise. Er lächelte.
„Sobald etwas weniger zu tun ist, nehme ich mir mehr Zeit für dich. Versprochen."
Der Abschied am nächsten Tag fiel Raphael sehr schwer. Er wusste, dass er in den kommenden Tagen viel zu tun haben würde. Er war dankbar, dass Malia – anders als Edita – Verständnis für seine Karriereverpflichtungen hatte. Sie gab ihm das Gefühl, es ihm nicht übelzunehmen. Möglicherweise lag es jedoch auch daran, dass er mit ihr über seine Pläne gesprochen hatte, sich in naher Zukunft mehr zurückzunehmen und sich intensiver um sein Privatleben zu kümmern.
Dennoch entging ihm das traurige Schimmern nicht, als er sich an diesem Sonntagnachmittag von ihr verabschiedete. Er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, als er seine Hände an ihre Taille legte und sie näher zu sich heranzog. Sie legte ihre Hände in seinen Nacken und sah zu ihm auf.
„Zwei Wochen gehen schnell vorbei", sagte er zu ihr, während er ihr eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht strich. Sie schenkte ihm ein Lächeln, aber er spürte, dass es ihr schwerfiel.
„Ich weiß", erwiderte sie.
„Halt mich auf dem Laufenden wegen deinem Vater", forderte er. Sie nickte.
„Mache ich."
„Ich melde mich kurz, wenn ich wieder in Berlin bin", versprach er, dann drückte er ihr einen sanften Kuss auf. Seine Lippen kribbelten. Er würde ihre Nähe unglaublich vermissen. Sie vergrub ihre Finger im Stoff seines Hoodies und zog ihn dichter zu sich heran, während ihr ein wohliger Laut entfuhr. Er ließ sich mitreißen, öffnete seinen Mund ein Stück, intensivierte den Kuss und schob eine Hand in ihr Haar, während sie sich an ihm festklammerte. Schmetterlinge flatterten durch seinen Bauch und lösten das Gefühl tiefer Entspannung aus. Es war einer jener Momente, von denen er nicht wollte, das sie jemals endeten. Er genoss jede Sekunde ihrer gemeinsamen Zeit. Auch diesen Abschiedskuss kostete er voll und ganz aus, ehe er sich nach einer gefühlten Ewigkeit widerwillig von ihr löste.
„Tut mir leid. Ich muss los", seufzte er wehmütig, gab ihr einen weiteren Kuss und schnappte sich seine kleine Reisetasche.
„Fahr vorsichtig, okay?", bat sie ihn leise. Er lächelte.
„Keine Sorge, ich übertreibe nicht", versprach er, drückte ihr einen allerletzten Kuss auf und zog die Wohnungstür auf. Sie blieb im Türrahmen stehen, bis er den unteren Treppenabsatz erreicht hatte.
Als er kurz darauf in seinem Wagen saß und auf die Autobahn fuhr, kreisten seine Gedanken noch immer um die schöne Frau, mit der er das Wochenende verbracht hatte. Dafür, dass sie ihn so lang hatte zappeln lassen, hatte sie ihn jetzt ziemlich schnell wieder in ihren Bann gezogen.
Er lächelte bedächtig. Es schien, als würde sich zwischen ihnen alles in eine gute Richtung entwickeln; in eine ernsthafte Richtung. Es war ungewöhnlich, da ihre Beziehung noch so frisch war, doch er verspürte den Wunsch, sie zeitnah seiner Mutter vorzustellen. Möglicherweise ließ sich in den kommenden Wochen ja ein Termin dafür finden.
Eigentlich hatte er nach seiner gescheiterten Beziehung mit Edita damit warten wollen, doch das, was sich zwischen Malia und ihm entwickelte, fühlte sich richtig an; er fühlte sich angekommen, so, als wäre er da, wo er hingehörte.
Er schob die Gedanken rund um Malia zur Seite und wähnte Ronnies Nummer. Sie musste ein paar Dinge besprechen und er glaubte, dass seine Rückfahrt eine gute Gelegenheit dafür war. Er erledigte seine geschäftlichen Telefonate häufig während längerer Fahrt- oder Wartezeiten. Im Anschluss telefonierte er noch ein paar andere Leute ab. Als er abends in Berlin ankam, rauchte ihm der Kopf. Er hatte sich tatsächlich viel vorgenommen, doch alles schien in die richtigen Bahnen gelenkt, sodass er zufrieden auf den kleinen Balkon hinaustrat und die kühle Abendluft tief in seine Lungen sog.
Erst, als er sich nun eine Zigarette anzündete, realisierte er, dass er zum Rauchen die Wohnung verlassen hatte – so, als wäre Malia zu Besuch. Er schmunzelte, zog sein Smartphone hervor und wählte ihre Nummer. Es dauerte nicht lang, bis sie den Videoanruf annahm.
„Hey..."
Sie saß auf der Couch in ihrem Wohnzimmer und lächelte müde in die Kamera. Er erwiderte es.
„Lange Nacht gehabt?"
„Spinner", grinste sie.
„Ich bin zuhause", sagte er und nahm einen Zug von der Kippe.
„Bist du auf dem Balkon?", hakte sie nach.
„Dumme Angewohnheit, seit ich dich hab", schmunzelte er.
„Fast so dumm wie dass du überhaupt rauchst", kommentierte sie frech.
„Irgendwann hör ich auf; wenn ich weniger Stress hab", sagte er. Sie lächelte.
„Du weißt, dass du das wegen mir nicht musst", erwiderte sie und machte es sich noch ein wenig bequemer auf ihrer Couch. Wie gern hätte er jetzt mit ihr dort gesessen und sie im Arm gehalten?
„Du hast übrigens dein T-Shirt vergessen", stellte sie fest und hielt es zur Bestätigung in die Kamera.
„Nee, hab ich absichtlich dagelassen. Sollte nach mir riechen, also kannst du's neben dich legen, wenn du schlafen gehst", sagte er und zog nochmal an der Zigarette. Malia schmunzelte, ehe sie an seinem T-Shirt roch.
„Du hast Recht. Danke."
„Ich hab auch eins von dir mitgenommen, um ehrlich zu sein", offenbarte er ihr.
„Du hast in meiner Schmutzwäsche gewühlt?", grinste sie.
„Ich wollte erst eins von deinen Höschen nehmen, aber dann dachte ich, du könntest das in den falschen Hals kriegen", feixte er.
„So einer bist du also; riechst gern an getragenen Schlüpfern", lachte sie. Er stimmte mit ein.
„Solltest du schon gemerkt haben, so sehr, wie ich darauf stehe, dich zu lecken", kommentierte er unbeeindruckt. Ein bedächtiges Grinsen umspielte ihre Lippen, dann seufzte sie.
„Du wirst mir wirklich fehlen."
„Du mir auch, glaub mir. Gehst du bald schlafen?"
„Ich versuche gerade, noch eine Folge von deiner Serie zu schauen, aber ich kann mich nicht auf die Handlung konzentrieren", erzählte sie.
„Gomorrha? Ohne mich? Schämst du dich nicht?", wollte er wissen.
Sie lächelte.
„Ich hole nur auf, damit wir die neuen Folgen zusammen sehen können", verteidigte sie sich.
Er grinste.
„Gutes Argument; obwohl ich sie mit dir auch nochmal schauen würde", sagte er. Sie gähnte herzhaft.
„Du solltest schlafen gehen, bebo moja."
Sie lächelte.
„Du hast Recht. Meldest du dich morgen, wenn es bei dir passt?"
„Ja, mache ich", versprach er.
Als sie sich voneinander verabschiedeten, ließ er es sich nicht anmerken, aber die Entfernung zu ihr nervte ihn sehr. Er wollte sie im Arm halten, sie küssen, an ihrer Seite einschlafen und aufwachen. Er konnte es schon jetzt kaum erwarten, sie wiederzusehen. Er lächelte zufrieden, als er sich eingestand, wie viel sie ihm eigentlich bedeutete.
Er zog ein letztes Mal an der Kippe, bevor er sie ausdrückte und seinen Blick über die Dächer der Stadt schweifen ließ. Plötzlich klingelte es. Er runzelte die Stirn, warf einen Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk und ging in die Wohnung zurück. Er wollte gerade prüfen, wer ihm um diese Zeit noch einen Besuch abstattete, als es an der Wohnungstür klopfte.
Als er sie öffnete, stand Iara vor ihm. Die Freundin seines Nachbarn hielt ein Päckchen in den Händen und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Er war froh, dass sich ihr Verhältnis seit ihrer unschönen Auseinandersetzung kurz vor Weihnachten aufgrund seiner Affäre mit Malia mittlerweile wieder gebessert hatte. Er mochte Iara wirklich gern, obwohl sie ihm regelrecht die Hölle heißgemacht hatte. Heute wusste er, dass es falsch gewesen war, sie zum Schweigen zu überreden und sie in eine solche Situation zu bringen. Glücklicherweise hatten sie ihre Differenzen längst wieder aus der Welt geschafft.
„Hey", begrüßte er sie also lächelnd.
„Hey... Das hier wurde für dich bei uns abgegeben", antwortete sie und reichte ihm das Paket.
„Danke", erwiderte er, als er es entgegennahm. „Alles gut bei euch?"
„Tua hängt wieder im Studio und ich habe Stress auf der Arbeit. Aber sonst geht es uns gut. Und dir? Bist ja momentan auch kaum zuhause", kommentierte sie und strich durch ihr lockiges Haar.
„Ja, ist gerade viel zu tun. Ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht", erzählte er.
„Wenn es bei uns im Büro nicht selbst brennen würde, würde ich dir ja meine Unterstützung anbieten", seufzte sie. Er lächelte.
„Dabei kann mir niemand helfen, das muss ich selbst in die Hand nehmen. Aber vielleicht können wir ja trotzdem demnächst mal wieder abends zusammensitzen, wenn's zeitlich passt", schlug er vor.
„Klar, warum nicht? Ich gebe die Idee an Tua weiter", versicherte die Brasilianerin lächelnd. Da Edita ausgezogen und sein Verhältnis zu Iara übergangsweise schlecht gewesen war, waren die regelmäßigen Abende irgendwann eingeschlafen, doch er hatte sie immer sehr genossen; vor allem jene, an denen auch Cassie und John dabei gewesen waren.
Er hoffte, dass Iara und Malia eines Tages so unbefangen miteinander umgehen konnten, dass solche gemeinsamen Treffen wieder möglich wurden.
„Ich soll dich übrigens von Cassie grüßen", wechselte er das Thema.
„Du warst also in Hamburg", kombinierte Iara.
„Ja."
Sie schwieg einen Moment, schien über ihre nächste Äußerung nachzudenken.
„Ja, ich war bei Malia", sagte er, da er ihre Frage bereits kannte, ehe sie sie stellen konnte.
„Ich wollte es dich letztens schon fragen, als wir uns zufällig im Flur begegnet sind... Ich habe euch gesehen, als ihr aus deinem Auto gestiegen seid, aber dann dachte ich, es wäre dir vielleicht nicht Recht, wenn ich dich darauf anspreche und im Grunde geht es mich auch gar nichts an."
Er lächelte.
„Schon okay. Vielleicht können wir alle irgendwann entspannt mit der Situation umgehen", antwortete er hoffnungsvoll.
„Ich habe ehrlich gesagt schon darüber nachgedacht, sie mal anzurufen, um die Sache aus der Welt zu schaffen", gestand Iara. Raphael musterte sie überrascht, denn damit hatte er nicht gerechnet. Er lächelte. Es freute ihn zu sehen, dass vielleicht doch die Möglichkeit auf eine Aussöhnung bestand.
„Ich kann dir ihre Nummer geben, wenn du möchtest."
Auch Iara lächelte selig.
„Sehr gerne."
Die nächsten Wochen verliefen stressig. Er war einen Großteil der Tage mit der Planung seines Releases, der Klärung von Fragen und der Organisation von Abläufen beschäftigt, traf sich nebenher mit Produzenten für Merchandise, um neue Samples auszusuchen, besichtigte ein paar Räumlichkeiten für einen eigenen Laden, den er plante, zu eröffnen, und kümmerte sich gemeinsam mit Shaho um die Konzeption der folgenden Videos. Häufig fiel er erst nachts ins Bett und stand am nächsten Morgen wieder früh auf, um zunächst ins Training zu gehen, bevor er sich den Herausforderungen seines Tages stellte.
Doch das Wochenende, an dem er Malia wiedersehen würde, rückte immer näher und die Vorstellung, sie bald endlich wieder in seinem Arm zu halten, hielt ihn über Wasser. Sie gab ihm die Energie, all das durchzuziehen, anders als Edita, die oftmals alles schlechtgeredet und ihn mit ihrer negativen Art ausgebremst hatte.
Als er Malia an diesem Tag zwischen zwei Terminen aus dem Auto anrief, war er gut gelaunt. Immerhin war ihr Besuch in greifbare Nähe gerückt. Schon heute Abend würde er sie endlich wieder in die Arme schließen.
Er hatte seinen Wagen bereits auf dem Parkplatz des Gebäudes abgestellt, also entschied er kurzerhand für ein Facetime-Gespräch. Es dauerte eine Weile, doch dann tauchte ihr schönes, perfekt geschminktes Gesicht im kleinen Display seines Smartphones auf. Ihre Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden.
„Hey..."
„Hey... Hast du schon gepackt?", begrüßte er sie vorfreudig. Sie verzog traurig ihr Gesicht. Augenblicklich beschlich ihn ein ungutes Gefühl.
„Ich wollte dich gerade anrufen", antwortete sie niedergeschlagen.
„Was ist los?", fragte er besorgt. Sie seufzte traurig.
„Es wird dir nicht gefallen."
Er rückte seine Snapback zurecht und musterte sie erwartungsvoll über die Kamera.
„Wieso?", fragte er unbehaglich.
„Ich kann nicht kommen."
Im ersten Moment waren ihre Worte wie ein Schlag in seine Magengrube.
„Wieso nicht?", fragte er perplex. Seine gute Laune war schlagartig dahin.
„Sie haben mich gerade angerufen. Ich muss morgen bei einem Dreh kurzfristig arbeiten. Ich konnte es nicht ablehnen."
Er ließ ihre Worte auf sich wirken. Natürlich enttäuschte es ihn, doch dafür konnte sie nichts.
„Tut mir leid, aber es geht wirklich nicht anders", fuhr Malia fort und machte ein betroffenes Gesicht. Raphael seufzte.
„Ist ja nicht deine Schuld, dass du unerwartet arbeiten musst", erwiderte er.
„Ich weiß, aber du hast dich so auf die Zeit mit mir gefreut, dass es mir wirklich Bauchschmerzen bereitet, dir abzusagen", sagte sie.
„Macht nichts. Dann setze ich mich wieder an die Planung für die Veröffentlichung für mein letztes Album", probierte er, ihr das schlechte Gewissen zu nehmen, das ihr regelrecht anzusehen war.
„Wir könnten uns dafür das Wochenende danach sehen. Da habe ich sicher frei", schlug sie vor.
„Geht nicht, da fliege ich nach Wien. Ich habe einen Clubgig", antwortete er.
Sie machte ein enttäuschtes Gesicht.
„Schade."
„Vielleicht kriegen wir es ja unter der Woche irgendwie hin", machte er einen Gegenvorschlag.
„Ich hätte aber nur die paar Stunden nach der Arbeit", erinnerte sie ihn.
Er runzelte die Stirn.
„Könntest du einen Tag freinehmen?"
Sie schüttelte bedauernd den Kopf.
„Die nächsten Wochen sind komplett durchgetaktet", seufzte sie frustriert.
„Pass auf, wir finden eine Lösung. Sonst sehen wir uns halt nach Wien", erwiderte er.
Malia strich sich durch die dunklen, langen Haare. Die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Am liebsten hätte er sie jetzt in den Arm genommen, um ihr ein besseres Gefühl zu geben.
„Sei mir bitte nicht böse", sagte sie leise.
„Bin ich nicht. Mach dir keine Gedanken", versicherte er.
„Du fehlst mir."
Er schenkte Malia ein Lächeln.
„Du fehlst mir auch", erwiderte er frustriert.
„Ich muss jetzt auch weiterarbeiten", seufzte sie traurig.
„Alles klar; wir reden später nochmal."
Raphael versuchte, sich von dieser schlechten Nachricht den Tag nicht verderben zu lassen, doch es gelang ihm nicht. Das Meeting mit dem Vertrieb brachte er noch hinter sich, bevor er ins Studio fuhr, um sich dort einzuschließen und an einem Song zu arbeiten. Erst am Abend machte er sich auf den Weg nach Hause.
In seiner Wohnung angekommen gönnte er sich zunächst eine Dusche, bevor er sich etwas zu essen machte und schließlich erschöpft auf die Couch fiel. Er überlegte, sich spontan noch mit Joshi oder Abudi zu treffen, um die Zeit, die er eigentlich mit Malia verbringen wollte, totzuschlagen. Er hatte gerade das Smartphone in die Hand genommen, um die Jungs anzurufen, als eine Nachricht von Malia aufpoppte.
„Na, wie läufts im Studio? Oder bist du schon nach Hause gefahren?", wollte sie wissen.
Er lächelte. Es gab ihm ein gutes Gefühl, dass sie sich bei ihm meldete.
„Bin schon zuhause. Was machst du?", tippte er zurück, bevor er sich in die letzte Nachricht mit Abudi tippte.
„Was machst du, Bruder?"
Einen Moment lang wartete er auf eine Antwort seines Freundes, doch stattdessen erhielt er eine weitere von Malia.
„Ich bin gerade noch unterwegs. Wollen wir später nochmal telefonieren?", fragte sie ihn. Er lächelte, dann nahm er eine Sprachnachricht zurück.
„Du kannst mich auch jetzt anrufen, wenn du mich vermisst", sagte er und sendete sie ab.
„So in zwanzig Minuten? Bist du dann erreichbar?", tippte sie zurück. Er nahm eine weitere Nachricht auf.
„Wo soll ich schon hingehen? Ruf einfach an. Bis gleich", schmunzelte er zufrieden, ehe er versuchte, Abudi anzurufen, der seine Nachricht noch nicht gelesen hatte. Doch er erreichte ihn nicht. Er hatte gerade das Smartphone zur Seite gelegt, als es klingelte.
Er runzelte überrascht die Stirn und stand auf. Er erwartete niemanden, rechnete also damit, dass Tua kurz bei ihm vorbeischaute oder Iara ihm wieder mal ein Paket überreichte.
Doch als er die Wohnungstür öffnete, stand dort niemand. Ob er zu langsam gewesen war? Er wollte gerade rübergehen, als es erneut klingelte und er überrascht zusammenzuckte. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, bevor er auf den Knopf der Sprechanlage drückte.
„Hallo?"
Stille.
Er seufzte lautlos.
„Hallo?", wiederholte er, diesmal ungeduldiger.
„Hey... Ich bin's."
Als er die ihm bekannte Stimme hörte, setzte sein Herzschlagartig aus und das Blut gefror in seinen Adern.
Ich weiß. Der Cut... Aber immerhin war es jetzt eine ganze Zeit harmonisch. Was glaubt ihr, wer da vor seiner Tür steht?
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