04 | Dinner for 2
Ich wünsche euch viel Spaß mit dem nächsten Kapitel :) Ich hoffe, es gefällt euch...
„Kaum zu glauben, dass ich das wirklich mache", fluchte Malia, als sie mit mürrischem Gesichtsausdruck hinter das Steuer ihres Kleinwagens fiel. Raphael hatte es sich bereits auf dem Beifahrersitz gemütlich gemacht, soweit es eben für einen großen Mann in einem kleinen Auto möglich war. Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu, als er sich anschnallte. Angesichts der Tatsache, dass seine Knie beinah seine Brust berührten, unterdruckte sie ein Schmunzeln, sah stattdessen stur geradeaus und startete den Motor.
„Danke dafür", sagte er ruhig, ließ seinen Blick zum Fenster hinaus gleiten und nahm die Snapback vom Kopf. Anschließend fuhr er sich durch sein dunkles Haar.
„Damit das klar ist: ich mache das nur, weil ich genau weiß, dass du nicht lockerlassen würdest, würde ich mich länger weigern", entgegnete Malia kühl, bevor sie Gas gab; so ruckartig, dass sein Oberkörper nach vorn wippte.
„Bist du sicher, dass ich nicht lieber fahren soll?", neckte er sie schmunzelnd. Sie warf ihm einen grimmigen Seitenblick zu.
„Wenn du so weitermachst, kannst du gleich zu Fuß zum Hotel zurückgehen", gab sie düster zurück, bevor sie das Gaspedal erneut durchdrückte und vom Parkplatz fuhr.
„Ey, ich habe es für uns beide nur gutgemeint", kommentierte er grinsend, in der Hoffnung, mit seiner frechen Art die Stimmung zumindest so weit auflockern zu können, dass sie sich endlich für ein ernsthaftes Gespräch öffnete.
„Manchmal bist du ein Idiot", konterte sie trocken.
„Ich weiß", räumte er ernst ein. „Und das tut mir leid."
Sie drehte ihm kurz den Kopf zu. Er sah in ihren aufgeregten Augen, dass sie seine Antwort auf die gesamte Situation bezog und mit einer passenden Reaktion haderte.
„Sollte es auch", erwiderte sie schließlich und wandte ihren Blick wieder auf die Straße. Ein unangenehmer Moment der Stille entstand. „Wo willst du eigentlich hin?", hakte sie dann nach.
„Keine Ahnung; du bist doch hier die Ortskundige", entgegnete er. Sie schüttelte seufzend den Kopf.
„Du wolltest doch mit mir essen gehen; nicht umgekehrt", kommentierte sie bissig. Langsam fing sie an, ihm mit ihrer abweisenden Art auf die Nerven zu gehen, doch noch hielt er sich zurück. Immerhin war es schwer genug gewesen, sie von einem Gespräch zu überzeugen.
„Trotzdem kannst du doch das Restaurant aussuchen", gab er zurück. „Oder ist es immer die Aufgabe des Mannes, sowas zu entscheiden?"
„Oh, Mr. Kontrollzwang höchstpersönlich legt sein Schicksal in die Hände einer Frau; dass ich das noch erleben darf", stichelte sie. Er lachte auf.
„Wieso reitest du ständig auf dieser Kontrollzwang-Geschichte herum?", fragte er kopfschüttelnd.
„Weil es so ist", entgegnete sie.
„So ein Schwachsinn."
„Hat dir das noch nie jemand gesagt?", hakte Malia an und musterte ihn aufmerksam, als sie ihren Wagen an der nächsten Ampel zum Stehen gebracht hatte.
„Tatsächlich nicht", antwortete er.
„Dann wollen die vermutlich alle nur nett zu dir sein", kommentierte sie. Er schmunzelte.
„Meinst du?"
Sie nickte.
„Wer will schon Stress mit einem selbstverliebten Typen, der Haarreifen trägt?"
„Warum wirst du jetzt so persönlich?", lachte er.
„Weil das unmöglich aussieht; ich meine, wenigstens das muss dir doch schonmal jemand gesagt haben", sagte sie ernst.
„Hätte ich eine Freundin, könnte ich mich von ihr beraten lassen. Aber die, die ich möchte, redet ja nicht mehr mit mir", erwiderte er überlegen.
„Du treibst das echt auf die Spitze, oder?", seufzte sie frustriert. Er grinste.
„Okay, ich höre schon auf. Also, entscheidest du, wohin wir fahren, oder soll ich was aussuchen?"
Kurz darauf stellte Malia ihr Auto auf einem kleinen Parkplatz ab. Sie hatte sich für ein jugoslawisches Restaurant entschieden. Er folgte ihr über eine kleine Holzveranda nach innen. Der große Raum war in ein warmes, gelbes Licht getaucht. Braune Lederstühle, große, eckige Holztische, schicke Kronleuchter, Kerzen, Teelichter und elegante Tischdekoration schafften ein gehobenes Ambiente, das ihm sofort gefiel. Ein junger Mann in schickem Anzug führte sie zu einem der Tische. Darüber prangte eine große Wandmalerei, die die zwölf Apostel zeigte. Raphael warf einen näheren Blick darauf, als er sich ihr gegenübergesetzt hatte. Es war unfassbar gut gemalt.
„Unglaublich", sagte er anerkennend.
„Ja, oder? Ich finde es auch sehr schön", erwiderte Malia.
„Ich wusste gar nicht, dass du dich für Kunst interessierst", stellte er überrascht fest.
„Du hast mich nie gefragt", lächelte sie. Gerade, als er etwas sagen wollte, trat ein großgewachsener Kellner mit dunklen Haaren an den Tisch. Er begrüßte sie höflich, reichte ihnen die Speisekarte, zündete die Kerze an und nahm ihre Getränkebestellung auf. Raphael entging der vertraute Umgang zwischen Malia und ihm nicht. Das andächtige Funkeln, das in den Augen des Kellners lag, wenn er Malia anschaute, brachte sein Blut zum Kochen.
„Bist du öfter hier?", hakte er interessiert nach, als der Kellner gegangen war.
„Ab und zu", sagte sie leichthin und klappte die Speisekarte auf.
„Sah anders aus", stellte er fest, ohne sie anzusehen, und ließ seinen Blick über die Karte wandern.
„Er ist mein Ex", antwortete sie beiläufig. Sofort sah er von der Karte in ihr Gesicht.
„Der Typ?", fragte er ungläubig und deutete auf die Richtung, in die der Dunkelhaarige verschwunden war.
„Hast du ein Problem damit?", entgegnete sie angriffslustig, hielt seinem Blick stand und hob eine Augenbraue.
„Den findest du also attraktiv", sagte er kopfschüttelnd. Sie lachte.
„Okay, okay. Er ist nicht mein Ex. Aber süß ist er trotzdem."
Er schüttelte seufzend den Kopf.
„Vielleicht hätte ich dich besser doch nicht nach einem Abendessen gefragt", sagte er und vertiefte sich wieder in das Speiseangebot.
„Du kannst jederzeit gehen", gab sie schmunzelnd zurück. Es reizte ihn, dass sie ihn ständig herausforderte.
„Das hast du doch absichtlich gemacht", kommentierte er, als er die Preise der Gerichte sah.
„Was?", fragte sie ahnungslos.
„Dieses Restaurant hier", antwortete er und schaute sich einmal mehr in dem stilvoll eingerichteten Raum um.
„Natürlich; es soll sich schließlich auch für mich lohnen", grinste sie frech. Er legte den Kopf schief und fixierte sie mit seinem Blick. Einen Moment sahen sie einander nur schweigend in die Augen. Ihre schimmerten im flackernden Kerzenlicht. Sie war wunderschön. Gerade, als sie etwas sagen wollte, brachte der Kellner die Getränke.
„Haben sie sich schon entschieden?", fragte er, als er ihnen eingeschenkt hatte. Zu seiner Überraschung bestellte Malia, ohne weiter in die Karte zu schauen, eine Hähnchenpfanne mit Champignons. Er bestellte kurzerhand einen Grillteller. Der Kellner sammelte die Speisekarten wieder ein und verschwand in Richtung Küche.
„Hör schon auf, ihn so anzusehen", forderte Malia.
„Was mach ich denn?", lachte Raphael und hoffte so, seine Eifersucht zu überspielen.
„Du versuchst, ihn unterschwellig einzuschüchtern", stellte sie amüsiert fest.
„Gar nicht war", platzte es belustigt aus ihm heraus.
„Wohl war; deine komplette Körperhaltung drückt aus, dass er mich nicht anbaggern soll, dabei macht er nur seinen Job", kommentierte sie. Erst jetzt bemerkte er, dass er sich zurückgelehnt hatte. Seine Schultern waren gestrafft, seine Brust rausgestreckt, seine Wirbelsäule gerade.
„Was hast du jetzt für ein Problem mit meiner Körperhaltung?", fragte er lachend.
„Gar keins; ich stelle es nur fest", sagte sie.
„Er kann ruhig sehen, dass du nicht hier bist, um ihn näher kennenzulernen", entgegnete er.
„Das weiß er auch so; schließlich sind wir hier nicht beim Speed-Dating oder sowas, sondern in einem Restaurant", kommentierte sie grinsend.
„Speed-Dating wäre auch gar nichts für dich", stellte er fest.
„Woher willst du das wissen?", fragte sie. „Besser als diese Apps ist das allemal; immerhin sieht man dann direkt, mit wem man es zu tun hat und ist nicht darauf angewiesen, jemanden nur aufgrund seines Fotos zu beurteilen."
„Klingt, als hättest du es inzwischen doch ausprobiert", sagte er.
„Was jetzt? Speed-Dating oder Dating-Apps?", hakte sie nach.
„Beides."
„Ich habe tatsächlich mal getindert, aber Speed-Dating ist nichts für mich", gestand sie. Die Gewissheit, dass sie Kontakt zu anderen Männern gesucht hatte, störte ihn.
„Und? Was Brauchbares dabei?", wollte er wissen und hob neugierig seine Augenbrauen.
„Nicht wirklich; die meisten dort wollen nur das eine. Außerdem bin ich kein Fan von dieser Wegwerf-Gesellschaft", erzählte sie.
„Warum hast du es dann trotzdem versucht?", wollte er wissen.
„Weiß nicht; einfach aus Langeweile", antwortete sie.
„Hast du viele von denen getroffen?", fragte er neugierig weiter.
„Eine Handvoll", sagte sie. Er ärgerte sich darüber, versuchte jedoch, es nicht zu zeigen.
„Und von denen hat dir keiner gefallen?"
Wieso wollte er das überhaupt hören?
„Sonst würde ich wohl kaum mit dir hier sitzen", gab sie zurück. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Also sollte ich den Typen wahrscheinlich dankbar sein, dass sie sich als Idioten entpuppt haben", grinste er.
„Was das angeht konnte dir keiner von ihnen das Wasser reichen", erwiderte sie ernst. Er seufzte.
„Ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe, Malia. Das musst du mir nicht bei jeder Gelegenheit unter die Nase reiben", sagte er entschieden. Sie atmete tief durch.
„Tut mir leid; es passiert einfach, ohne, dass ich darüber nachdenke", gestand sie. Es klang tatsächlich reumütig. Er spürte einen Stich in seinem Herzen als er erkannte, dass ihre Enttäuschung noch immer tief saß.
„Muss es nicht. Ich bin selbst schuld", sagte er.
Sie schwieg, nippte an ihrem Glas Cola und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Als sie ihn wieder ansah, lag eine tiefe Traurigkeit in ihren Augen.
„Ich wünschte, wir könnten die Zeit zurückdrehen."
Er nickte.
„Ich würde vieles anders machen", versicherte er.
„Zum Beispiel?", hakte sie nach. Er lächelte mild.
„Lass uns darüber nach dem Essen reden, okay? Das hier ist nicht der richtige Ort dafür."
Sieht doch schon etwas besser aus für die beiden, oder? Also ich finde ja, das hat er sich auch echt verdient, so, wie er ihr nachgelaufen ist :D Wie hat euch das Kapitel gefallen?
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