01 | Über Beziehungen
Okay, wow. Es geht. Nutze direkt die Chance und lade das Kapitel hoch. Viel Spaß damit 😁
„Oh man, Cassie, das kommt wirklich kurzfristig."
Malia strich sich eine dunkle Haarsträhne hinters Ohr. Ihre Freundin mit den Korkenzieherlocken musterte sie aus vor Aufregung türkisfarbenen, leuchtenden Augen.
„John sagte, du würdest den Jungs damit wirklich einen riesigen Gefallen tun", flehte sie und schob das Cocktailglas zur Seite. Malia stocherte unentschlossen mit dem Strohhalm in ihrem Mai Thai herum und ließ ihren Blick durch die kleine Cocktailbar schweifen. Sie hatte in der letzten Zeit so viel gearbeitet, sogar an den Wochenenden. Umso mehr hatte sie sich auf ihren einzigen freien Tag gefreut. Sie hatte sich sogar schon einen Termin im Nagelstudio gemacht und eine Massage gebucht, um endlich mal wieder die Seele baumeln zu lassen. Andererseits zählte Cassie bereits seit Kindertagen zu ihren besten Freundinnen hatte sie noch nie hängen lassen, wenn sie Hilfe gebraucht hatte. Sie konnte ihr diese Bitte unmöglich abschlagen, auch, wenn es bedeutete, ihre lang ersehnte Freizeit für John(s Foto-Shooting) aufzugeben.
„Ich hoffe, er hat wenigstens hübsche, männliche Models gebucht", kommentierte Malia, sah wieder in Cassies Gesicht und nippte an ihrem Cocktail. Cassie grinste.
„Also machst du's?", hakte sie nach.
„Ja", gab Malia sich endgültig geschlagen. Cassies volle Lippen verzogen sich zu einem dankbaren Strahlen.
„Vielen, vielen Dank, Malia. Dafür hast du was gut bei mir. Ich weiß wirklich zu schätzen, dass du John deinen freien Tag opferst", versicherte sie.
„Schon okay. Kommst du wenigstens mal vorbei?", fragte Malia.
„Ich habe Tanzstunden an dem Tag, aber ich versuche es danach", antwortete Cassie.
„Eigentlich schickt sie dich nur hin, damit John sich ein wenig unter Beobachtung fühlt", warf Alessa trocken ein, die sich bisher dezent im Hintergrund gehalten hatte. Die Brasilianerin strich ihre braunen Haare nach hinten und setzte ein zuckersüßes Lächeln auf.
„Gar nicht wahr", lachte Cassie.
„Stimmt – eigentlich sind dir diese ganzen hübschen, gemachten Frauen egal, die sich in seinen Klamotten vor der Kamera räkeln", gab Alessa grinsend zurück.
„Mir egal, solang sie nicht versuchen, sich auf seinem Schoß zu räkeln", entgegnete Cassie und schaute sich suchend nach der Kellnerin um, um sich einen weiteren Cocktail zu bestellen.
„Nicht, dass er abgeneigt wäre", murmelte Alessa. Cassie warf ihr einen düsteren Blick zu.
„Das nächste Mal, wenn er Stories von Groupies im Club postet, die sich ihm an den Hals werfen, kommt er nicht so glimpflich davon", versicherte sie und gab der Kellnerin ein Handzeichen.
„Würde Jalil das machen, würde er einen Monat in der Badewanne schlafen", stellte Alessa klar. Cassie wandte sich kurz der Kellnerin zu, die an ihren Tisch herangetreten war, und bestellte sich einen Pina Colada. Als sie sich wieder entfernt hatte, wandte Cassie sich wieder an Alessa.
„Oh, glaub nicht, ich hätte ihm dafür nicht die Hölle heißgemacht. Der Sexentzug hat ihm gar nicht geschmeckt, als er gemerkt hat, dass ich das ernst meine", betonte sie.
„So wird das nie was mit dem Baby", erwiderte Alessa.
„Das hat er seltsamerweise auch gesagt", schmunzelte Cassie.
„Er hat ernsthaft versucht, dich mit diesem Argument von deiner Entscheidung abzubringen?", lachte Malia kopfschüttelnd.
„Unglaublich, oder? Er denkt auch, er wäre ein Fuchs", grinste Cassie.
„Und einmal mehr bin ich froh, Single zu sein", entgegnete Malia zufrieden.
„Als ob", platzte es wissend aus Alessa heraus.
„Doch, ehrlich. Immer, wenn ihr mir von euren Beziehungsproblemen erzählt, weiß ich, was mir nicht fehlt", gab Malia überzeugt zurück.
„Hat Raf sich eigentlich nochmal bei dir gemeldet?", fragte Cassie und hob eine Augenbraue. Bei der überraschenden Erwähnung seines Namens zog sich Malias Herz schmerzhaft zusammen. In den letzten Wochen hatte ihr die viele Arbeit geholfen, sich bestmöglich von ihm abzulenken, doch hin und wieder, wenn sie zur Ruhe kam, drängten die Gedanken rund um ihre ungeklärte Situation wieder an die Oberfläche.
Auch, wenn er sich vor ein paar Monaten endlich von Edita getrennt hatte, fiel es ihr schwer, ihm wieder zu vertrauen. Dass er vorgetäuscht hatte, nicht mehr mit ihr zusammen zu sein, nur, damit sie sich auf ihn einließ, lastete schwer auf ihr. Diese Lüge hatte sie so tief verletzt, dass es heute noch schmerzte. Sie wusste nicht, wie sie ihm wieder vertrauen sollte. Dabei hatten sie früher eine so gute Basis miteinander gehabt. Sie hatten über so vieles gesprochen, sich so vieles anvertraut, dass sie nie gedacht hätte, dass er sie eines Tages so täuschen könnte, um sein Ziel zu erreichen.
„Ja, aber ich habe nicht reagiert", beantwortete sie Cassies Frage und schob die quälenden Gedanken zur Seite.
„Er lässt nicht locker, oder?", hakte Alessa neugierig ein.
Malia seufzte schwer.
„Nein, tut er nicht", bestätigte sie.
„Und wenn du doch nochmal mit ihm redest?", tastete Cassie sich vorsichtig vor. Malia schüttelte entschieden den Kopf.
„Ich weiß nicht, wie ich ihm überhaupt noch etwas glauben soll. Dass er mich belogen hat, hat etwas in mir kaputt gemacht", gab sie zurück. Sie schwiegen kurz, als die Kellnerin Cassies Cocktail auf dem Tisch abstellte.
„Kann ich verstehen", kommentierte Cassie mitfühlend, als sie wieder verschwunden war. „Er hat sich ganz schön was geleistet."
„Ich wüsste nicht mal, worüber ich mit ihm sprechen sollte, wenn ich ihn sehe", räumte Malia traurig ein.
„Du magst ihn immer noch sehr", stellte Alessa fest.
„Natürlich", gestand Malia. „Aber das war einfach zu viel."
„Es scheint ihm wirklich ernst zu sein; schau mal, wie lang er an dir dranbleibt, und das, obwohl du ihn immer wieder abblitzen lässt", sagte Cassie nachdenklich.
„Mittlerweile schreibe ich ihm ja auch wieder zurück, aber ich möchte ihn einfach nicht treffen", erwiderte Malia.
„Weil du Angst hast, dass du einknickst", stellte Cassie unverblümt fest.
Malia atmete tief durch, als ihre Freundin es auf den Punkt brachte.
„Es ist einfach anders, wenn er mir gegenübersteht. Ich meine, als er unerwartet auf der Silvesterparty aufgetaucht ist, habe ich angefangen zu weinen, wie ein kleines Mädchen und wäre ihm beinah angesichts seiner schönen Worte um den Hals gefallen", gestand sie verärgert.
„Das ist normal; du bist schließlich kein Eisklotz und hast Gefühle für ihn", warf Alessa ein.
„Er muss aber nicht wissen, was für eine Wirkung er auf mich hat; nicht, nach allem, was passiert ist", sagte Malia entschieden.
„Als ob er das noch nicht wüsste", kommentierte Cassie augenrollend.
„Umso weniger sollte ich ihn noch darin bestätigen", gab Malia entschieden zurück.
„Vielleicht ist ja beim Foto-Shooting jemand dabei, der dich ein wenig von ihm ablenken kann", lächelte Cassie. Malia warf ihr einen düsteren Blick zu.
„Nichts gegen John und seine Freunde, aber von denen finde ich nun wirklich niemanden interessant", konterte Malia. Cassie seufzte.
„Weil du dich seit der Sache mit Raf vor jedem anderen Mann verschließt", sagte sie.
„Kannst du es ihr verübeln? Sie hat nicht mal die eine Baustelle abgeschlossen. Wozu dann also direkt auf die Nächste einlassen?", hinterfragte Alessa.
„Ich sage ja auch nicht, dass sie sich in ein wildes Abenteuer stürzen soll; aber es kann nicht schaden, ein bisschen zu flirten", lächelte Cassie ermutigend.
„Ich will nicht flirten", entgegnete Malia grimmig.
„Gott, manchmal erinnerst du mich ein bisschen an Willow – bevor sie sich in Carlos verknallt hat", kommentierte Cassie amüsiert.
„Dafür, dass die beiden so unterschiedlich sind, hält die Beziehung aber ganz gut", sagte Alessa anerkennend. Cassie schmunzelte.
„Ich sage mal so: sie wachsen aneinander", erwiderte sie.
„Er ist sicher mindestens eine genauso große Herausforderung wie Marten", lachte Alessa und strich sich die Haare nach hinten.
„Wie kommst du jetzt auf den?", wollte Cassie wissen.
„Er hat Jalil vor ein paar Tagen wegen irgendeines Computer-Problems angerufen. Klang so, als hätte er sich wieder mal dazu erbarmt, sich um Nikas Laptop zu kümmern", erzählte Alessa.
„Wahrscheinlich, um wieder als der große Macker dazustehen, der sich alles rausnehmen kann, was er will, weil er sich dafür ständig für die Probleme seiner Freundin aufopfert", lachte Malia.
„Das ist seine Art, sie ruhigzustellen, damit sie ihn nicht stresst, wenn er sich die Nächte auf dem Kiez umringt von irgendwelchen Frauen um die Ohren schlägt. Nika könnte das auch allein, aber er lässt sie nicht", grinste Cassie.
„Sage ich ja – Herausforderung", kommentierte Alessa.
„Für mich ist das eher Bevormundung; er nimmt ihr die ganze Eigenständigkeit", erwiderte Malia.
„Du würdest dir natürlich nicht von deinem Freund helfen lassen", schmunzelte Cassie.
„Du weißt, ich mag es nicht, andere um Hilfe zu bitten", räumte Malia ernst ein.
„Sie bittet ihn auch nicht darum; er entscheidet einfach, es für sie zu erledigen", verteidigte Cassie Martens Freundin.
„Genau darum geht es doch; sie ist eine starke, unabhängige Frau. Wieso lässt sie sich von ihm in die Rolle einer Frau drängen, die auf ihn angewiesen ist?", fragte Malia.
„Vielleicht, weil es ihr gefällt", warf Alessa schulterzuckend ein.
„Es liegt einfach daran, wie sie aufgewachsen ist. Sie hatte nie das beste Verhältnis zu ihren Eltern. Sie haben sie nie unterstützt. Sie hat sich alles in ihrem Leben selbst erarbeitet. Für Marten ist es selbstverständlich, ihr zu helfen, und ich glaube, dass sie genau das genießt. An seiner Seite kann sie auch mal schwach und weniger perfekt sein. Er kann sich dadurch hervortun, sie kann sich zurücklehnen und sich beschützt fühlen. Es ist sozusagen eine Win-Win-Situation", erzählte Cassie.
„Das klingt nachvollziehbar", räumte Malia ein. „Ich würde das trotzdem nicht wollen."
„Das kannst du erst wissen, wenn du in dieser Situation bist – also fang endlich wieder an zu flirten", grinste Cassie.
„Oder sprich dich mit Raf aus", ergänzte Alessa. Malia seufzte frustriert.
„Können wir vielleicht aufhören, von ihm zu sprechen?"
Ich hoffe, das erste Kapitel hat euch gefallen. Bin gespannt auf eure Kommentare 😆
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