Kapitel 2

Also erstens, ist das kein „normaler" Jet, wie ihr ihn kennt. Ich beschreibe meinen, mal kurz. Er sieht aus, wie ein kleines Raumschiff, nur dass er startet, wie ein Jet bei euch. Er braucht allerdings nur um die fünf Meter Startbahn. Jedes Mal, wenn ich ihn sah, fing ich an, zu lächeln. Man kann ihn für lange und kurze Strecken nehmen, das ist egal. Funktioniert mit dem gleichen Prinzip, wie eure Autos, nur dass wir kein Benzin brauchen. Sie fliegen ausschließlich durch die Mechanik.

Und da haben wir es schon, fliegen. Ja, ich fliege nach Hause, jeden Tag. Ich kletterte also in Cockpit, verstaute meine Tasche im hinteren Teil und setzte mich in den Pilotensitz. Einen Schlüssel braucht hier niemand, jeder hat seinen eigenen Jet und er funktioniert auch nur für diese eine Person – durch Fingerabdruck- und Iris Scan. Das passiert automatisch und man merkt es nicht einmal.

Ich saß also dort und fuhr die Systeme hoch. Nacheinander schalteten sich die verschiedensten Monitore an. Nachdem ich alles geprüft hatte, also Windgeschwindigkeiten und ob sich andere Maschinen im Umkreis befanden, fuhr ich an.

Ihr müsst euch das so vorstellen, wie bei einem Auto, so ungefähr zumindest. Denn sofort drückte ich aufs Gas, so wie ihr es nennen würdet, und innerhalb von zwei Sekunden hatte ich Startgeschwindigkeit. Mithilfe der Steuerung zog ich meinen Jet nach oben und war gleich mehrere hundert Meter in der Luft.

Während ich fast senkrecht immer höher flog, sah ich kurz nach unten und meine Schule wurde immer kleiner, bis sie nur noch ein Punkt war und schließlich ganz verschwand. Ab da richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder vor mich. Ich glitt durch Wolken, hinauf in den blauen Himmel.

Ich behielt trotz der Schönheit, die mich umgab, immer ein Auge auf den Messanzeigen. Unsere Jets waren verdammt schnell – im Gegensatz zu dem, was ihr kennt – und deswegen konnte mal schnell einer aus dem Nichts auftauchen. Ich warf wieder einen kurzen Blick nach unten, die Wolkenzone hatte ich bereits hinter mir gelassen. Auf geht's.

Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass es hier unglaublich gemütlich war? Nein? Ist es aber. Man müsste meinen, dass man durch die Fliehkraft und die Beschleuningung extrem in den Sitz gedrückt würde, aber so war es nicht. Man konnte es eher mit einer entspannten Autofahrt bei 50km/h vergleichen, wenn überhaupt. Man spürte fast keinen Widerstand. Der Himmel um mich herum wurde dunkler, ein Anzeichen dafür, dass ich allmählich die Atmosphäre von Alchran verließ. Und dann war sie auf einen Schlag verschwunden – also die Atmosphäre.

Um mich herum war nichts mehr hellblau, sondern nur noch dunkel, wie der Nachthimmel bei euch. Allerdings hatten wir einen Vorteil. Wir hatten mehr Sterne zu sehen. Ich war nun also vom Planeten weg und um mich herum waren Millionen von Sternen. Sie funkelten und glitzerten, was das Zeug hielt, es war einfach atemberaubend. Obwohl ich diese Sicht jeden Tag hatte, wurde sie nie langweilig.

Ich flog immer weiter weg, hatte aber mein Ziel schon längst vor Augen – mein Zuhause. Ab dem sechzehnten Geburtstag bekommt jeder ein eigenes. Ich drosselte die Geschwindigkeit, ich wollte ja meinen Kometen nicht sprengen. Ja, richtig gehört, Komet.

Das sollte ich vielleicht auch nochmal erklären. Als allererstes müsst ihr wissen, dass unser Hauptplanet, Alchran, kleiner ist, als euer Planet. Er hat vielleicht ein Viertel der Fläche und Masse. Wir sind auch nur ein Zehntel eurer Bevölkerung, aber wir haben einen interessanten Weg gefunden, hier zu leben. Alles fing damit an, dass um Alchran viele Kometen und Asteroiden kreisten – bewohnbar.

Ich weiß, bei euch nicht vorstellbar, aber es ist so. Sie sind jetzt nicht die Mini-Version des Hauptplaneten, sie sehen genauso aus, wie ihr sie auch kennt, aber wir können darauf leben. Das hat man sich zu Nutze gemacht und alle Menschen dorthin ausgesiedelt. Es waren so viele Kometen und im Vergleich dazu so wenig Leute, die man unterbringen musste, dass jeder seinen eigenen bekommen hat.

Jetzt ist es so, dass hier jeder ab spätestens vierzehn Jahren einen Jet fliegen kann und ab sechzehn Jahren einen eigenen Kometen oder Asteroiden bekommt. Die Himmelskörper fliegen also um Alchran, wie der Mond und die Erde, nur sie sind nicht schneller oder langsamer, sondern haben die gleiche Geschwindigkeit.

Alchran an sich ist zum Arbeiten, Studieren, Ausgehen und alles möglich andere da. Gewohnt wird auf den Kometen. Ich landete vorsichtig – das hatte ich bei meiner Prüfung vor drei Jahren beinahe nicht hinbekommen – nahm meine Tasche und stieg aus. Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass wir keinen Sauerstoff zum Atmen brauchen. Nur mal so, dass ihr es wisst.

Mein Haus hatte ich so gestaltet, wie es mir gefallen hat. Damit waren meine Eltern zwar nicht so einverstanden, aber sie konnten ja nichts dagegen machen. Es sieht ungefähr so aus, wie eines eurer modernen Häuser. Es ist relativ hell gehalten, hat große Fenster, darunter auch ein riesiges Dachfenster zum Sterne beobachten, und ist einfach traumhaft schön.

Hier brauchte ich jetzt doch einen Schlüssel und wenige Sekunden später stand ich im Flur. Meine Tasche stellte ich auf den Boden und sah mich um. Meine Eltern würden bald hier sein und ich sollte wirklich aufräumen. Zum Glück hatte ich einen geheimen Raum einbauen lassen, in den ich für diesen „Notfall" meine Sachen räumen konnte. Ich fing gleich an und nahm die Lederjacke von der Garderobe im Flur.

Auf dem Weg zu meinem Schlafzimmer hob ich die verschiedensten Kleidungsstücke auf. Stellt euch das jetzt nicht so vor, dass der Fußboden mit den Sachen überhäuft ist, aber ich wohne nun mal wieder ein normaler Mensch. Und so kam es, dass ich meine Arme voll mit Jogginghosen, meiner Lederjacke, einem Paar Converses, Shirts und Büchern ins Zimmer stolperte, als ein klingelnder Ton erklang. Vor Schreck ließ ich alles fallen.

Ich seufzte genervt auf, als ich meine Sachen auf dem Fußboden verstreut sah, jetzt war er wirklich damit überhäuft.

„Ja Luna, was ist?", fragte ich leicht genervt und neben mir erschien ein Bild von ihr. Es ist so, als würde man skypen, nur eben ohne Laptop und Webcam, sondern einfach so. Der „Bildschirm", auf dem man zu sehen ist, ist ein bisschen durchsichtig, so wie wenn man sich in der Schule Filme mit einem Beamer ansieht, nur dass dieses Bild in der Luft schwebt und einen begleiten kann.

Ich hörte gleich wieder ihr Lachen, als sie sah, was ich getan hatte.

„Du hast mich total erschreckt! Ich dachte, meine Eltern wären schon da!", beantwortete ich ihre unausgesprochene Frage.

„Ach so, na dann sei froh, dass es nicht deine Eltern sind. Die würden ganz schön doof schauen, wenn sie so ein Wäschehaufen begrüßt"

„Du bist ja so lustig", gab ich zurück aber ich konnte nicht anders, als zu lachen. Wie gesagt, eigentlich hätte sie meinen Namen verdient, sie war der reinste Sonnenschein. Aber ich hatte wirklich nicht mehr ewig Zeit, also begann ich, die verstreuten Sachen aufzuheben und verfrachtete sie in der Zwischenzeit aufs Bett.

„Was hast du eigentlich geplant, mit deinen Eltern zu reden?", fragte Luna.

 „Ich weiß nicht so genau. Ich denke ich warte einfach mal ab, was sie sagen und dann lass ich mir was dazu einfallen"

„Gute Taktik, würde bei meinen nicht klappen. Sie wollen immer alles Mögliche von mir wissen"

„Ha! Da würden meine sofort wieder abhauen, vor allem wenn ich das mit dem Astrologie Kurs erzähle"

„Also ich kann echt nicht verstehen, was sie dagegen haben. Ich meine, das gehört hier doch dazu und ist echt spannend"

„Du kennst sie doch, sie verstehen so wenig, was mich betrifft. Ich glaube, du weißt inzwischen mehr über mich, als sie"

„Da könntest du Recht haben. Hast du eigentlich vor, ihnen noch was über dich zu erzählen, also in naher Zukunft?" Ich wusste genau, wovon sie sprach.

„Nein, ich denke nicht. Wie schon gesagt, sie würden es nicht verstehen und sie würden nichts mehr mit mir zu tun haben wollen"

„Nein, sag sowas nicht! Sie sind schließlich deine Eltern, sie lieben dich!"

„Aber du weißt genauso gut wie ich, was sie davon halten"

„Es tut mir leid, ich wollte nicht, dass du dich schlecht fühlst"

„Kein Problem, ich hab mich ja inzwischen daran gewöhnt, dass es ein Geheimnis zwischen dir und mir bleibt" Während unserer Unterhaltung hatte ich einen, wohlbemerkt geheimen, Mechanismus aktiviert und die Wand neben meinem Bett hat sich auf die Seite geschoben. Ich hatte schon angefangen, die ganzen „ungewollten" Dinge hinein zu räumen. Es war wie ein riesiger Kleiderschrank mit integriertem Bücherregal. Die Anziehsachen waren schon verräumt und ich war gerade bei den Büchern. Luna, auf ihrem Bildschirm, ist mir natürlich gefolgt.

„Und das macht dir nichts aus?", fragte sie nochmal.

„Naja, ich würde mir wünschen, dass sie es akzeptieren, aber da kann ich lange warten. Und mir geht es höchstwahrscheinlich besser, wenn ich es nicht sage"

„Klar, kann ich verstehen" Ich trat wieder aus dem Raum und verschloss die „Tür" sofort wieder. Ich konnte nicht riskieren, dass irgendjemand außer Luna davon erfuhr. Ich überlegte und da fiel mir siedend heiß ein, dass ich das Wohnzimmer und die Küche ja auch noch aufräumen musste und sprintete los.

Dort angekommen schob ich meinen Sessel zurück an den Couchtisch und hob verschiedenste Sachen auf. Das Geschirr räumte ich weg und deckte schon mal den Tisch für den Nachmittagskaffee. Okay, ich geb's ja zu, ein bisschen Chaos herrschte bei mir doch, aber mal ehrlich, bei wem nicht?

Aber auch das brachte ich ins Versteck und atmete erst einmal tief durch. Luna war die ganze Zeit bei mir geblieben und hatte mir gesagt, wenn ich etwas übersehen hatte. Sie war wirklich die beste Freundin.

„Also, meine Eltern müssten gleich kommen", sagte ich schließlich, als alles so weit fertig war.

„Aber ich finde, du solltest dich noch umziehen", schlug Luna vor und kicherte. Ich sah an mir hinunter.

„Oh man, danke" Durch den ganzen Stress hatte ich nicht bemerkt, dass ich immer noch meine Schuluniform trug und die ganz schön verstaubt war. War es bei mir echt so unaufgeräumt?

„Okay, dann wünsche ich dir viel Glück", verabschiedete sich Luna.

„Alles klar, bis nachher"

„Tschau"

Die Projektion schloss sich und ich ging in mein Schlafzimmer - das natürlich ohne eine Spur von einem geheimen Zimmer war. Ich öffnete meinen Schrank und holte die Kleidung für Zuhause heraus. Das war der größte Quatsch, die sah nämlich genauso aus, wie alles andere und war unglaublich unbequem. Im Badezimmer zog ich mich um und warf die Uniform in die Wäsche, die konnte ich so schnell nicht mehr gebrauchen. Zum Glück hatte ich zwei.

Für eine Dusche hatte ich keine Zeit mehr, also musste ich mich mit Unmengen von Deo und Parfüm begnügen. Hoffentlich fiel das nicht negativ auf. Wenn wirklich müsste ich eben sagen, dass jemand in der Schule mich damit eingenebelt hatte. Ist wirklich schon einmal passiert - nur eben nicht bei mir.

Gerade prüfte ich, ob meine Frisur noch in Ordnung war, als es klingelte. Und dieses Mal war es wirklich die Haustüre. Nach einem letzten Blick in den Spiegel ging ich hin, um zu öffnen.

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Okay, hier Kapitel 2... Was haltet ihr davon? Lasst es mich doch wissen :)

Eure

moontosun <3

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