Kapitel 10
Dort saß ein Mädchen auf einem der Betten. War sie da schon die ganze Zeit? Wieso hatte ich sie nicht gesehen? Sie hatte lange, kastanienbraune Haare und funkelnd grüne Augen. Grün. So eine Augenfarbe hatte ich noch nie gesehen. Sie hatte, im Gegensatz zu den anderen, die alle weiß angezogen waren, ein blaues Oberteil und sah im Allgemeinen wirklich nicht schlecht aus.
Dann erinnerte ich mich, dass sie mich etwas gefragt hatte. Aber sie konnte doch nicht mit mir geredet haben, mich konnte doch niemand sehen. Ich drehte mich einmal im Kreis, aber dort war niemand anderes.
„Meinst du mich?", fragte ich schüchtern.
„Natürlich", lachte sie. „Es ist ja sonst niemand hier"
„Ach so... was das angeht. Mich hat hier noch keiner gesehen. Du bist die erste"
„Meinst du das ernst?" Vorsichtig sah ich sie an. Sie musste mich für verrückt halten. Toller erster Eindruck.
„Ja?" Es war eher eine Frage als eine Antwort.
„Das gibt's doch nicht, du bist endlich da!"
„Ja, ich weiß, du glaubst mir nicht, aber...warte, was?"
„Du bist da! Ich hab schon so lange auf dich gewartet"
„W-wie das denn? Woher kennst du mich?"
„Wenn ich ehrlich bin, habe ich dich gerade zum ersten Mal gesehen"
„Aber woher weißt du..., wieso hast du auf mich gewartet?"
„Komm her, bitte", sagte sie und streckte ihre Hände nach mir aus. Langsam ging ich also auf sie zu und je näher ich kam, desto fraglicher wurde es, wieso ich sie nicht vorher schon gesehen hatte.
„Ich möchte etwas ausprobieren", erklärte sie leise, als ich bei ihr war. „Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, aber vertraust du mir?"
Ich kannte sie erst seit vielleicht zwei Minuten, aber es fühlte sich an, wie eine Ewigkeit. Ich fühlte mich auf eine seltsame, aber auch gleichzeitig beruhigende Art mit ihr verbunden, also nickte ich. Daraufhin nahm sie meine Hände in ihre.
Das Gefühl war unglaublich. Es war, als würde ein Feuerwerk in mir explodieren und das nicht nur, weil sie so süß war. Es fühlte sich an, als würden Blitze durch meinen Körper strömen. Ich fühlte mich gleichzeitig wie in der Erde verwurzelt und über den Wolken schwebend. Und das Beste war, ich fühlte mich mit ihr verbunden. Es war, als wären wir eins, als hätten wir schon immer zusammen gehört.
Plötzlich wusste ich so viel über sie und ich fragte mich, wo sie mein ganzes Leben lang war. Die ganzen verrückten Gefühle durcheinander waren wie eine Welle, die mich fast von den Füßen riss. Alles um mich herum fühlte sich magisch und wunderbar an und ich wollte diese Welt, die sich um uns aufgebaut hatte, nie verlassen.
Ich senkte meinen Blick und sah ihr zum ersten Mal direkt in die Augen. Es war, als wären wir noch mehr miteinander verbunden. Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen und ich erwiderte es. Die Energie strömte durch unsere Körper und wurde von Sekunde zu Sekunde mehr. Es war unbeschreiblich, es war, als wären wir eins.
Langsam, ganz langsam, wurde ihr Griff schwächer und sie entfernte ihre Hände von meinen. Aber ich wollte sie nicht loslassen, ich hielt sie weiter fest. Das brachte ein noch größeres Lächeln zum Vorschein. So standen wir da, was sich anfühlte, wie einige Sekunden und die Ewigkeit in einem.
Am Ende mussten wir uns doch loslassen, da wir das Gefühl hatten, vor Glück, Freude und Erfüllung zu platzen. Ja, ich konnte fühlen, was sie fühlte und es war wunderbar. Sie blinzelte kurz, als wir unsere Hände voneinander getrennt hatten, aber ihr Lächeln wich nie von ihrem Gesicht.
„Soli?", fragte sie schließlich und ich nickte.
„Lilli", sagte ich.
Unser Lachen hätte nicht schöner sein können. Ich fühlte mich wie in einem Traum, aber dieses Mal war es der schönste Traum, den ich je hatte und ich wollte nie aufwachen.
„Was war das eigentlich? Und woher wusstest du von mir?", fragte ich schließlich, nachdem ich eine Zeit lang neben ihr auf dem Bett gesessen hatte.
„Du bist meine Seelenverwandte"
„Warte, was?"
„Hast du davon noch nie etwas gehört?"
„Doch schon, aber nicht viel und ich hatte immer gedacht, dass das nur ein schönes Märchen wäre. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass es sowas in Wirklichkeit gibt"
„Tut es aber. Komm, ich zeig es dir. Kannst du mir mal das Buch von da drüben geben?" Als ich das Buch aufhob, wären mir beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen. Das war mein Buch, also ich hatte das Gleiche. Es war das Buch, in dem die vielen Erzählungen und Legenden gestanden hatten. Es sah genauso aus.
„Soli, was ist los?", fragte Lilli besorgt. „Moment, du kennst das Buch", stellte sie fest. Ich nickte. Wir konnten wirklich den anderen fühlen.
„Erzählst du mir woher?"
„Klar", grinste ich, als ich mich wieder gefasst hatte und setzte mich wieder neben sie. Meine Füße ließ ich vom Bett baumeln.
„Ich habe das allergleiche Buch. Zuhause hatte ich viele „verbotene" Bücher und das hier war mein Lieblingsbuch. Es standen so viele Legenden darin, es hat mich einfach fasziniert. Vor allem der Planet Erde und was da alles anders ist, als bei uns"
„Auf der Erde..."
„Ja, das ist mein Lieblingsplanet"
„Du bist auf der Erde", kicherte sie und ich konnte nicht umhin, innerlich zu schreien, weil das so niedlich klang. Aber dann dachte mein Gehirn auch wieder mit und verarbeitete, was sie gerade gesagt hatte. Ich war auf der Erde? Fragend sah ich sie an.
„Ja, du bist auf der Erde", bestätigte sie noch einmal.
„Das ist ja... Oh Gott, das ist wunderbar", rief ich vor Freude und umarmte sie. Wieder strömten diese kleinen Blitze durch unsere Körper, zwar nicht so stark, wie beim ersten Mal, aber immer noch wunderschön.
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Also, was sagt ihr dazu? Überraschend? Nicht? Und was haltet ihr von den beiden? Lasst mir doch Feedback da :)
Eure
moontosun <3
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