Kapitel 24


Finneagan



Sie macht mich wahnsinnig. Das ganze Gerade über Fawley und das Turnier machen mich wahnsinnig. Aber noch mehr, macht sie es mit ihrer bloßen Anwesenheit. Damit, ihrem Geruch, der Tatsache, dass sie mich kennt, durch und durch kennt, und versteht, wie ich ticke. Sie muss mich nur ansehen und weiß, was ich denke, und das macht mir Angst.

„Doch", murmelt sie und die Welt scheint still zu stehen, bevor sie mich küsst, gegen mich stolpert und dann rittlings auf mir zu sitzen kommt. Das sollte sie nicht tun. Auf gar keinen Fall. Mein Verstand klinkt sich nämlich mit einem Mal vollkommen aus.

Ich habe keine Ahnung, wovon sie eben noch gesprochen hat. Der jetzt folgende Kuss vernebelt mir den Verstand. Ihre Nähe gibt mir völlig den Rest. Ich glaube, es ging um Mojo. Irgendeine Belanglosigkeit, die ich vor Monaten von mir gelassen habe, um sie zu ärgern und auf die Palme zu bringen, weil sie einfach so umwerfend aussieht, wenn sie sich über mich aufregt. Ja, man: umwerfend. Ich bin total am Arsch und das ist mir auch klar. Evans hat mich an der Angel. Ich bin total verknallt. Ich muss ihre langen, roten Haare nur sehen und ich bekomme Herzaussetzer. Atti lacht bloß, wenn er das mitbekommt. Ich stolpere über meine eigenen Füße, wenn sie mich anstrahlt. Neulich wäre ich um ein Haar in eine Rüstung gefallen. Er meint, ich wäre über beide Ohren verliebt in sie und ich streite es mittlerweile nicht mal mehr ab.

Sicherlich ist es keine gute Idee, mit Evans hier zu knutschen, hier in der Bibliothek. Vor allem, weil das immer mehr Fahrt aufnimmt. Aber ich kann nicht damit aufhören. Ich will es auch gar nicht.

Ich hasse es, wie mein Körper auf sie reagiert, der miese Verräter, wenn ich sie küsse. Zum Beispiel, wie mein Puls sich beschleunigt oder meine Haut rot anläuft, wenn sie mich zum Lachen bringt.

Im letzten Jahr hatte ich viel zu oft das Gefühl, innerlich abgestumpft zu sein, aber sie, Evans, sie macht, dass sie alles in mir in Flammen setzt. Alles brennt. Jeder Kuss, jede Berührung von ihr setzt mich in Flammen.

Wenn ich wählen müsste zwischen diesem Schulturnier und Rory Evans, ich wüsste, wie ich wählen würde, denn – Fuck – das hier, diese Küsse mit ihr in der Bibliothek gehören zu dem Besten, dem Allerbesten, was ich je getan habe.

Sie rutscht noch ein Stück näher an mich heran, während ihre Finger federleicht durch meinen Nacken streichen, was nicht gut ist, gar nicht gut – und gleichzeitig das beste überhaupt. Diese Küsse gehen so tief, dass ich nie wieder damit aufhören will, mit ihr so zu knutschen. Nie, nie wieder.

„Rory..." Ich hole tief Luft und lehne meine Stirn gegen ihre. Ihr Atem geht schnell und ihre Hand liegt auf meiner Brust und zittert leicht.

„Hm?"

Jetzt erst merke ich, dass meine Hände auf ihren Oberschenkeln liegen und sich im Stoff ihrer Jeans festkrallen. „Wir müssen hiermit aufhören."

Sie öffnet die Augen und sieht mich an. „Was?"

Ich räuspere mich schwer. „Sorry, ich kann nicht-" Ich schaue an mir hinunter und schlucke. „Du musst-", setze ich an und ich glaube, sie versteht. Ich spüre, wie meine Wangen purpurrot anlaufen.

Rory atmet tief ein, macht aber keine Anstalten aufzustehen. Stattdessen küsst sie mich noch einmal, mit viel weniger Drive als eben. „Ach, Finni."

„Echt jetzt, Evans. Wenn wir erwischt werden."

Sie lacht trocken. „Du bist so süß, Ghuli." Dann rutscht sie von mir runter und grinst breit. „Du hast so krass Schiss vor Pince, McDou, du bist echt niedlicher als ein Knuddelmuff."

Lächerlich! „Ich habe keine Angst vor Pince!" Wenn wir weiter so rummachen würden, würde es für vermutlich reichlich unangenehm in meiner Hose werden, was es jetzt schon ist. Ihr Spruch zu Pince allerdings hat allerdings schon für einige Beruhigung gesorgt. „Das liegt nicht an Pince!", gebe ich zurück.

Rory wackelt mit den Augenbrauen. „Ich nenn dich vielleicht jetzt einfach Pinni."

„Untersteh dich."

Pinni."

Ich werfe ihr einen finsteren Blick zu und fange an, meine Sachen zusammen zu packen.

„Och, hab ich dir jetzt die Laune verdorben?" Sie tritt von hinten an mich heran und schlingt mir die Arme um den Oberkörper. Dann stellt sie sich auf die Zehenspitzen und küsst meinen Nacken. „Pinni", haucht sie in mein Ohr.

„Argh!", stoße ich aus und stopfe den Rest meiner Schulsachen in meine Tasche. Dann werfe ich einen Blick auf meine Uhr. „Wir haben noch 'ne Teambesprechung, Evans."

„Jetzt? Wir haben keine Besprechung."

„Doch, Hooch hat ein Memo rumgeschickt." Ich halte ihr den verknitterten Papierflieger hin, den ich vorhin beim Mittagessen abgefangen habe.

„Hab ich nicht bekommen. Es ist doch  schon sauspät." Evans zieht an meinem Handgelenk und sieht auf meine Armbanduhr. Tatsächlich ist es schon fast 20 Uhr.

Wenn ich wählen könnte, jetzt noch auf diese Mannschaftsbesprechung zu gehen oder weiter mit ihr rumzuknutschen (nur nicht vielleicht hier in der Bibliothek), die Wahl wäre nicht allzu schwer. „Ist vermutlich in deiner Suppe gelandet. War bei Manners auch so."

„Pah, Manners!", schnaubt sie und ich kann es ihr noch nicht mal verübeln. Dom führt sich übel auf. Ich sehe ihr zu, wie sie ihr Zeug zusammenklaubt und mir dann ein wenig widerwillig aus der Bibliothek folgt. Am Ausgang angelangt greife ich nach ihrer Hand und ihre schlanken Finger rutschen warm zwischen meine. Es fühlt sich so an, als ob es schon immer so zwischen uns war und nicht erst ein paar Tage.

Während wir zu dem Klassenzimmer laufen, in dem Hooch die Besprechung abhalten will, kommt uns ein ganzer Trupp Mitschüler entgegen. Ich bin selbst überrascht, dass es nur ein paar Tage gedauert hat, bis das Getuschel über Rory und mich abgeebbt ist. Ein kurzes Aufbranden gab es nochmal, als ich sie nach dem Frühstück tatsächlich in aller Öffentlichkeit geküsst habe, aber seitdem ist es ziemlich ruhig. Mich schert es nicht.

O'Connor sah nach dem Frühstückskuss aus, als ob er mich am liebsten umgebracht hätte. Aber bislang... lebe ich noch. Und der Rest ist still.

Als wir den Klassenraum erreichen, sind die anderen bereits da. Rose Weasley und Lily Potter lungern noch auf dem Gang vor dem Raum herum, der Rest ist bereits drinnen.

„Oh, hi Firy", sagt Lilly lässig und grinst.

Ich runzele die Stirn und bevor ich irgendetwas sagen kann, fügt Rose hinzu. „Wir haben euch vorher schon hart geshipped. Wollte ich mal sagen."

„Und mit einem Ron als Dad klingt Ronn als Shipname klingt ganz entsetzlich falsch", sagt Lilly.

Ich starre die Mädels verwirrt an und lasse mich von Rory weiterziehen. „Das muss ich nicht verstehen, oder?", frage ich. „Nein", sagt sie entschieden und grinst. „Pinni, das musst du nicht."

„Argh!"

Sie wirft ihre Tasche neben Cassie auf einen Stuhl und gähnt offensiv. „Hoffentlich dauert das nicht so lange. Ich bin müde."

„Zu viel gelernt?", fragt Cassie spitz und grinst.

Rory zieht die Stirn kraus.

„Ihr solltet euch dringend andere Orte suchen, um zu knutschen", sagt sie nur und schüttelt belustigt den Kopf. „Die Bibliothek ist einfach zu öffentlich. Passt bloß auf, dass Pince euch nicht erwischt."

Bevor wir beide reagieren können, kommt Hooch mit Weasley und Potter im Gefolge zur Tür herein und sagte laut „Guten Abend!".

Fawley sitzt uns gegenüber und macht sich jetzt schon fleißig Notizen, obwohl Hooch noch gar nichts Wichtiges gesagt hat. O'Connor sieht aus, als ob er gleich einschläft. Und Dom? Der ist gar nicht hier, obwohl er genau weiß, dass diese Besprechung stattfindet.

Hooch registriert das ebenso mit einem Naserümpfen, wie der Rest vom Team. „Meine Herrschaften, ich habe Sie heute Abend noch einmal zusammengerufen, um mit Ihnen das weitere Vorgehen zu besprechen. Wie Sie wissen, wird die gesamte Schule morgen die Teams auf dem Außengelände in Empfang nehmen. Mir ist es wichtig, dass Sie die Schule geschlossen und als Team vertreten." Sie atmet tief ein. „Sie repräsentieren nicht nur Hogwarts, sondern auch England. Es ist eine Ehre, für diese Hausmannschaft ausgewählt worden zu sein." Sie macht eine Pause. „In den letzten Wochen sind Sie zu einem guten Team zusammengewachsen. Ich bin optimistisch, dass Sie im Turnier die besten Leistungen abrufen werden können." Sie sieht mich eine Weile schweigend an. „Allerdings werde ich vorher noch eine Anpassung annehmen." Sie holt Luft. „Mr. Manners wird nicht", sie zögert kurz, „die Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei vertreten."

Ich sehe Hooch an, während der Rest des Teams ganz offensichtlich die Luft anhält.

„Er hat in den letzten Wochen zwar gezeigt, dass er ein außergewöhnlicher Treiber ist, aber nicht den Mannschaftsgeist vertritt, den ich von meinen Spielerinnen und Spielern erwarte." Sie sieht mich noch immer an. „Daher wird Mr. O'Connor Manners in der ersten Mannschaft ersetzen."

O'Connor schreit irgendwo im Raum überrascht auf, fassungslos vermutlich, dass er zum Zug kommt.

„Ich werde Henry Morrison aus Ravenclaw als Reserve nachnominieren. Er hat während der Saison gute Leistungen gezeigt und-" Der Rest geht unter.

„Geil", ruft Cassie laut und Rory neben mir haut erfreut mit der Faust auf den Tisch.

Hooch spricht nicht weiter, aber sieht mich noch immer an. Ich spüre einen gewaltigen Kloß im Hals und einen unfassbaren Druck auf den Schultern. „Ich bin mir sicher, dass trotz dieser Veränderung unser erstes Team wunderbar zusammenspielen wird." Mehr sagt sie nicht. Ich schlucke. Fawley hat seinen ganzen Block vollgeschrieben. Warum, verstehe ich nicht.

Rory starrt Hooch an. Dann zu mir, wieder zu Hooch. Unser Gespräch von vorhin fällt mir wieder ein. Dass sie glaubt, dass ich der bessere Hüter bin. Dass ich eine bessere Saison gespielt habe als Fawley. Dass ich ins Team gehöre und nicht er. Dass sie an mich glaubt.

Der Druck auf meine Schultern nimmt zu.

Hooch sagt nichts mehr. Sie ist fertig mit ihrer Ankündigung. Das spüre ich.

„Madam Hooch", sagt sie und ich schließe die Augen. Ich lege ihr unter dem Tisch die Hand auf dem Oberschenkel und wünsche mir, dass sie das nicht tut. Dass sie bitte den Mund hält.

„Ja, Evans?"

„Ist das die einzige Veränderung, die sie vornehmen wollen?" Sie schaut offensiv zu Fawley, sagt aber nichts.

Hooch sieht sie aus gelben Augen herausfordernd an. „Für den Moment, ja." Sie klingt sehr nachdrücklich.

Ich schließe die Augen und atme aus. Das war deutlich. Ich weiß nicht, ob ich erleichtert bin oder enttäuscht.

„Sie bitte wählen noch einen Mannschaftskapitän. Dafür muss ich nicht anwesend, bitte Sie aber, mir diesen morgen früh vor Ankunft der Teams noch mitzuteilen. Gute Nacht."

Damit steht sie auf und verlässt den Raum. Mehr sagt sie nicht.



..................


Und? Ist er nun erleichtert? Oder enttäuscht?

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