Kapitel 22
Finneagan
Jason Meyers Stimme schallt laut durch die Stadionlautsprecher, als wir mit Hooch das Spielfeld betreten. Ich war schon lange vor einem Spiel nicht mehr so angespannt, wie vor diesem. „Ladies und Gentlmen, herzlich willkommen zum letzten regulären Quidditch-Spiel der Saison. Heute wird der Quidditch-Pokal entschieden." Der Jubel auf den Tribünen ist ohrenbetäubend.
Es ist nicht mein erstes Spiel, aber ich spüre die Anspannung ich weiß genau, wie die Tabelle aussieht.
„Auf Platz 1 liiiiegt-"
Der Jubel schwillt an, weil es keiner so recht glauben will. „Hufflepuff!!" Ich hoffe inständig, dass das eine Momentaufnahme bleibt.
Danach leiert Meyers die restliche Tabelle mit den Punktständen hinunter. Die Puffs führen mit 820 Punkten vor Gryffindor (520 Punkte), Ravenclaw (380 Punkte) und uns (370 Punkte). Das heißt, wir müssen mit mindestens 460 Punkten gewinnen, wenn wir Hufflepuff schlagen wollen.
Für Ravenclaw gilt das Gleiche. Was bedeutet, sie müssen mindestens 45 Tore machen. Anders formuliert: Ich muss 45mal nicht halten, damit Evans Team gewinnt.
Ich schaue hoch zur Tribüne, wo McGonagall mit ihrem kleinen schwarzen Notizbuch sitzt.
Ich kann nicht 45mal versagen und dann noch für die Hausmannschaft nominiert werden. Das ist nahezu unmöglich. Vermutlich geht das nur, wenn es ein richtig enges Spiel wird. Noch mehr Chaos in meinemKopf. Noch mehr Druck.
Das Gespräch mit Vi hat nicht geholfen. Zumindest nicht in den wesentlichen Punkten. Ich habe immer noch diesen Druck auf der Brust und Knoten im Kopf und keine Ahnung, wie es besser werden kann. Aber ein Teil der Last auf meinen Schultern ist weg. Sie weiß von Gryff. Gut: Sie wusste es vorher schon. Sie hat diese gruselige Angewohnheit, Dinge einfach zu wissen, die mich anbelangen. Sie sagt immer, das läge daran, dass wir uns 9 Monate lang Mutters Gebärmutter geteilt haben, aber das finde ich irgendwie...
Aber ich spüre es auch.
Ich weiß auch Dinge. Dinge über sie und Gryff, die sie mir nie erzählt hat. Ich weiß es einfach.
„Herrschaften, ich will ein faires, sauberes Spiel!", sagt Hooch und wirft die Münze, mit der die Seiten der Tore ausgelost werden. Jackson wählt Kopf, mir bleibt nur Zahl. Hooch sieht der Münze nach und ich sehe zu, wie die Münze sicher in Hoochs Handschuh landet und Zahl zeigt.
Ich grinse und atme auf. Zum ersten Mal in dieser Saison habe ich die Wahl. Ich sehe zum Himmel und überlasse es Jackson Jones mit einem gefälligen Grinsen, in Richtung Sonne zu spielen. Die versteckt sich zwar hinter den Wolken, aber sollte es aufklaren, wird sie ihn vermutlich blenden. Ich werde die Sonne das ganze Spiel über im Rücken haben, ein klarer Vorteil.
Jackson verzieht wie erwartet unzufrieden das Gesicht und startet Richtung Torpfosten genau wie ich, während Hooch die Klatscher freilässt.
„Auf mein Kommando – uuund Spiel frei!"
Damit pfeift sie und der Schnatz schwirrt davon.
Evans und Maxwell Morris stoßen sich vom Boden ab, ohne sich noch einmal umzuschauen, aber Maxwell hat mit seinem Nimbus Karat keine Chance gegen den Feuerblitz Supreme.
Hector kreist mit finsterer Miene vor dem rechten Torring herum, während Ravenclaw sich zum ersten Angriff formiert. „Hec!", rufe ich, doch der macht noch immer keine Anstalten, seinen Besen in Bewegung zu setzen. Er könnte sich die Nägel auf dem Besen feilen und dabei nicht gelangweilter aussehen.
Atti und Dom haben mit den Klatschern alle Hände voll zu tun und – Fuck – ich habe die verdammte Cassie Farinato unterschätzt. Schon beim ersten Angriff versenkt sie an meinem linken Ohr vorbei in den mittleren Torring. „Verdammt, Hector!!", schnauze ich ihn an und bin kurz davor, ihn selbst mit einem Klatscher vom Besen zu hauen, wenn er weiterhin romantisch verträumte Achter fliegt.
Letztlich bleibt mir – uns – nichts anderes übrig, als das Spiel zu sechst zu wuppen. Ich habe alle Hände damit zu tun, meine Ringe sauber zu halten, aber, verdammt, die Ravenclaws sind stark. Schnell haben sie acht, neun, zehn Tore gemacht. Mary und Alice halten dagegen so gut sie können, aber die Arbeitsverweigerung von Hector fällt ins Gewicht. Er ist und bleibt unser bester Jäger.
O'Connor fliegt direkt auf Hec zu, holt mit dem Schläger aus und schleudert den Klatscher direkt in Hectors Richtung. Wenn O'Connor nicht so ein Arsch wäre, würde ich ihm dafür ein Highfive anbieten. Ernsthaft. Immerhin reißt das Hector aus seiner Lethargie, er duckt sich mit einer Fassrolle unter dem Klatscher hinweg und zeigt Olly wütend den Mittelfinger. Dann fängt er mit einem absoluten Resting-Bitch-Face einen Pass von Cassie Farinato auf Sally McLaughlin ab und versenkt den Quaffel so hart im rechten Torring, dass es Jackson Jones bei der misslungenen Parade fast vom Besen haut.
Danach spielt er immerhin mit.
Das Spiel ist hart. Ich kann nicht sagen, wie viele Bälle ich pariiere, es sind unzählige. Ich habe mein Haus im Rücken, dass mich und das Team unerlässlich anfeuert, die „Sly McDougal"-Rufe übertönen alles.
Nach einer Stunde bin ich schweißgebadet, es steht 130 zu 120 für uns. Es wird ein langes Spiel werden. Atti kurvt mit dem Schläger um mich herum und gibt mir zu verstehen, was ich denke: Wir haben die Ravenclaws unterschätzt.
Henry Morrison, das kleine Aas hat mir tatsächlich einen Klatscher gegen die Schulter geworfen. Arschloch. Hooch hat ihn danach für fünf Minuten vom Platz gestellt, was mir jedoch auch nichts bringt. Seitdem spiele ich mit Prellung und einem dumpfen Schmerz in der Schulter.
Jede meiner Paraden ist eine schmerzhafte Qual, aber ich beiße die Zähne zusammen. Ich will dieses Spiel gewinnen.
Von Evans ist wenig zu sehen, aber ich bin auch zu sehr auf die Ringe konzentriert, um nach ihr Ausschau zu halten. Dafür halten mich ihre Jäger zu sehr auf Trab – und nicht nur einmal muss ich waghalsig einem Klatscher ausweichen, ehe der nächste Quaffel pariert werden muss.
Doch dann... Maxwell schießt wie ein grüner Blitz von Osten heran. Ich weiß nicht, ob er blufft oder den Schatz wirklich gesehen hat. Er ist schnell, sehr schnell, doch es kommt, wie ich vermutet habe. Evans holt ihn binnen eines Wimpernschlages ein. Das Gegentor, das ich in dem Moment kassiere, ist es mir wert, um das Manöver zu beobachten. Tatsächlich müssen sie beide den Schnatz gesehen haben. Maxwell erkennt, dass er keine Chance hat gegen sie, dass sie ihn – noch Kopf an Kopf – überholen wird... und rammt sie rabiat mit vollem Körpereinsatz zur Seite, während Evans die Hand bereits ausgestreckt hat.
Ein Raunen geht durch die Menge, jemand kreischt „Foul", und ich versteife mich, als ich sehe, wie Rory ins Schlingern gerät. Fuck. Hoffentlich ist ihr nichts passiert!
„Ey, McDougal! Wirfst du mal ein?!", ruft O'Connor und sieht mich auffordernd an. Dann wirft er mir rabiat den Quaffel zu, bevor ich tue, was ich zu tun habe.
Je länger das Spiel dauert, desto härter wird es. Seit Hec aus seiner Lethargie erwacht ist, übernehmen wir nach und nach die Führung. Erst sind es zwei Tore, dann drei. Die Ravenclaws bleiben dran, sie ballern mir nach und nach die Torringe voll, aber irgendwann geht ihnen die Puste aus. Wir spielen seit fast zwei Stunden, wir sind ihnen physisch maßlos überlegen.
Immer mal wieder hat es sich angedeutet, dass Morris auf Schnatzfang gehen wollte. Aber das ist noch zu früh. Wenn er den Schnatz jetzt fängt, reicht das noch nicht für den Quidditch-Pokal. Wir führen mit 220 Punkten, sollte Max den Schnatz jetzt fangen wären das nur 370 Punkte. Das reicht nicht. Und das brülle ich ihm auch zu, als er aus den Wolken hervorbricht, um wieder in den Sturzflug zu gehen. Max bricht den Sturzflug ab und stellt den Besen senkrecht, als aus dem Nichts Evans an ihm vorbeibrettert.
Was macht sie da? Ravenclaw reicht das schon mal gar nicht. Sie liegen deutlich zurück. Will sie einfach die Schmach abkürzen und unsere persönliche Wette gewinnen?
Aber sie drosselt ihren Sturzflug, wird langsammer, fliegt mit drei, vier schnellen Schrauben aufs Spielfeld und taucht hinter den Ravenclaw-Jägern ab, die sich V-förmig zu einem neuen Angriff formieren. Farinato passt zu McLaughlin, die zurück zu Farinato und die quer rüber, zu Sander Jacobs, der den Quaffel fest im Arm behält. Das Ganze geschieht verdammt langsam. Zu langsam für einen Angriff.
Wo ist Evans?
Und dann taucht sie ganz plötzlich unter den drei Jägern auf. Sie geht so schnell in den Steilflug, dass ich ihr nur nachsehen kann – genau sie alle anderen. Und dann... bremst sie. Schräg über mir, in einem ganz irren Winkel und-
Der Quaffel wird unter mir nach oben geschleudert. Scheiße, wo kam der her?!
Der Quaffel prallt unterhalb des Schweifs des Feuerblitzes ab und knallt mit voller Wucht in den Torring.
Scheiße.
Was zur Hölle war das?
.........
🤯
Kommt gut ins Wochenende, meine Lieben
Habt ihr auch Gewitter?
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top