level 5: wastelands

Brad stand nur belanglos im Raum, als die Tür erneut an diesem Tage geöffnet wurde. Lucy nun geradewegs in seine Arme fiel und nur krampfhaft ihre Finger in ihren Haare vergraben hatte. Diese nahm sie nun ab und löste sich aus der leichten Umarmung, die als beschützende Geste von Brad kam, um sie dann an die Wand, in die Ecke lehnen zu können.
Die Augen fest geschlossen, die Beine angezogen, die Arme darum geschlungen.

"Alles in Ordnung ?", kniete Brad sich nun vor sie und legte sanft eine Hand auf ihren Unterarm, worauf sie ihre weit aufgerissenen Augen auf ihn richtete. Er hatte nur daran gedacht, was ihr passieren würde, während er alleine gewesen war. Warum er nicht früher wach geworden war, ihr Mitnehmen vielleicht noch verhindern hätte können.

"Versprich' mir, egal was er sagt, was er mit mir macht", hauchte sie und hatte seine vollste Aufmerksamkeit, "ruf' nicht an."

Ihre Haarsträhnen zitterten nur vor sich hin und sie atmete tief durch. Versuchte sich wohl dadurch zu beruhigen und Brad fiel nur mit dem Rücken an die Wand zu seiner linken. Starrte an die Decke.

Er konnte ihren Worten kaum Folge leisten. Sie leiden lassen, obwohl ihm all der Schmerz gebühren sollte. Er es eigentlich war, warum sie hier saßen.

Wegen seiner Naivität. Seiner Mauer in seinem Kopf, die wohl immer noch die Wahrheit aussperren wollte.

"Das kann ich nicht, Lucy", murmelte er und trotz seiner Lautstärke, prallten seine Worte ihm von der vor ihm liegenden Wand entgegen.

"Doch du kannst", bebte ihre Stimme leicht und sie beugte sich nun nach vorne, um den Kopf zwischen ihre Knie zu drücken und Brad sah wieder zu ihr. Erstarrte bei dem Anblick des Shirts, welches an ihren Rücken klebte. Fuhr nun wie gebannt mit einer Hand darauf zu, obwohl sein Kopf ihm sagte, dies nicht zu tun. Spürte nun die Schnitte, die sich in den Stoff zogen, der getränkt mit Blut war. Fühlte schon fast ihren Schmerz, den sie durchlebte.

"Lass mich das ansehen", forderte er und sie hob nur ihren Kopf. In ihren Augen schimmerte ihre Unsicherheit, ob sich dies wohl etwas bringen würde. Denn Verband besaßen sie keinen und wenn sie verbluten würde, war es eigentlich auch schon langsam zu spät. Doch sie machte ihm diesen Gefallen und erhob sich. Zog sich das Shirt aus, unter welchem sich noch ein Top befand.

Brad war nur erstarrt und sah darauf. Auf die langen und tiefen Schnittwunden an ihrer Haut. Was war das nur für ein Monster, was ihr dies zugefügt hat. Welche sie beide hier festhielt, ohne einen Grund.

"Schöne Tätowierung", bemerkte er, als sie sich nun wieder das Shirt überwarf und die Wunden nun zu kribbeln begannen. Der Heilungsprozess begann. Etwas, welchen Blick sie ihn darauf verwehrte. Es war etwas, was er nicht verstehen würde.

Sie verharrte kurz und hatte das Shirt nur über den Kopf gezogen, bis sie schließlich ganz hineinschlüpfte und sich wieder an die Wand lehnte. Ihr Blut dort in Schlieren verzeichnet. Und Brad lehnte sich wieder an die Wand neben ihr, ließ sich dort nieder um eigentlich die Geschichte hinter den tätowierten sieben Strichen mit einmal Querstrich über vier von diesen, wie man sie fürs Zählen verwendete, steckte. Aber es waren sechs. Keiner mehr und keiner weniger. Während auch der nächste zu verblassen droht.
Mit der Hoffnung.

"Danke", hauchte sie und strich zart über ihren Unterarm, an dem sie in schwarz nun schon eine Weile ihre Haut zierten, "eher unwichtig. Aber danke."

"Ich bekomme langsam Hunger", rieb er sich über den Bauch und lächelte leicht, während sein Magen nun ein heftiges Knurren in den Raum ließ und Lucy nach ihrer Jacke griff. Dort aus der Tasche einen kleinen Müsliriegel zauberte, der ihm darauf entgegen gestreckt wurde.

"Anscheinend hat er nicht alles aus den Taschen genommen", legte sie den Kopf schief, während er nur darauf starrte und es nicht annahm, da es doch ihr gehörte, "nimm' doch."

"Das gehört dir", hob er unschuldig seine Hände und blockierte damit die Annahme des kleinen zusammengepressten Rechtecks aus Haferflocken und Schokolade, in eine Hülle gesteckt.

"Dann teilen wir", öffnete sie nun die blaue Verpackung und reichte ihm die Hälfte, worauf er sich mit diesem Angebot abfinden konnte. Schon fast andächtig das einzige Lebensmittel verzehrte, welches er wohl noch bekommen wird. Er hoffte doch, nicht an Hunger zugrunde zu gehen.
"Ich werde morgen mal mit unserem Freund reden, ein wenig verhandeln."

Dieses Lächeln, welches auf ihren Lippen stand, als würde sie dies genießen, war für ihn unverständlich. Er konnte nicht daran glauben, dass es ihr Spaß machte, von ihm gefoltert zu werden.

"Warum lächelst du dabei und noch wichtiger", räusperte er sich kurz und schob die Brille zurecht, die auf seiner Nase saß, die ihr nun erst jetzt so richtig aufgefallen war, "warum glaubst du, dass wir morgen noch..."

Brad brach ab. Alleine der Gedanke daran tat zu weh, um ausgesprochen zu werden, dieses Wort nicht zu sein. Er dadurch alles verlor, was ihm wichtig war. Wirklich alles.

"Nennen wir ihn, Thanatos, ein griechischer Gott", bekam sie ein etwas überraschtes Nicken von Brad und fuhr fort, "Ich weiß es einfach, was passiert. Ich habe da so etwas wie ein Gefühl entwickelt", knabberte sie immer noch an dem Müsliriegel, den sie mit zwei Händen gehalten hatte, "ich bin ein wenig mehr gewohnt, als diese Schläge. Glaub mir."

Ihr Schnauben erhellte die Atmosphäre des Raums kurz und brachte Abwechslung neben der Verzweiflung und den Tränen in die Luft. Er lächelte ein wenig und setzte zur nächsten Frage an, die aber nur mit einer gehobenen Hand von ihr an der bloßen Aussprache gehindert wurde.

"Ich will nicht darüber reden, okay?"

Brad musste sich wohl mit einem kurzen Nicken geschlagen geben und senkte den Kopf. Es ging wahrscheinlich um ihre Vergangenheit, die nicht wirklich rosig gewesen sein müsste.

Sie konnte diesen niedergeschlagenen Blick nicht sehen. Sie wollte darüber nicht reden, doch war es für sie damit gleichzusetzen, Brad im Stich zu lassen und dies hatte sie sich geschworen, bis zum letzten Atemzug nicht zu tun.

"Ich war mal bei der Army", schmunzelte sie und verschränkte ihre Finger nun ineinander, "Betonung auf war. Darüber rede ich nicht gerne."

"Gut", seufzte er und deutete auf die Matratze, auf der die Decke noch vom Morgen leicht zerknüllt da lag. Die Sonne ging wieder unter. Erschrocken stellte sie nun fest, wie lange Thanatos sie eigentlich noch in dem Zimmer gelassen hat. Er hat sie am Morgen, wenn er es doch gewesen war, denn durch dieses Fenster konnte man kaum die Tageszeiten mitbekommen, mitgeschleppt.

"Da haben wir doch beide Platz", grübelte sie und Delson schüttelte energisch den Kopf, worauf Lucy nur lachen konnte, während er sich mit fuchtelnden Händen rechtfertigte.

"Ich habe eine Ehefrau und drei Kinder."

"Du betrügst sie doch nicht mit mir", schüttelte sie den Kopf, "ich bin dein Aufpasser, nicht mehr und nicht weniger."

"Heute darfst du dort schlafen", zog er sich die Jacken über und scheuchte sie aus der Ecke auf das Bett, um sich an seinem Platz wie gestern niederlassen zu können, "und morgen ich. Wenn es ein Morgen gibt."

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