level 3: hit the floor

Mit einem Knall fiel die Tür ins Schloss und Brad sah auf. Er war gefühlte Stunden in der Ecke gekauert, den Kopf auf die verschränkten Arme auf seinen Knien gelegt und hat nachgedacht. Dazwischen auch geweint.

Denn sie war nicht dagewesen. Nachdem er mit einem präzisen Schlag auf dem Hinterkopf durch den Waffenlauf reglos zu Boden gefallen war, ist er hier aufgewacht. Eine Decke und ein Kissen lag auf einer dünnen Matratze neben ihm, durch ein kleines Fenster kam spärlich Licht und der ganze Raum war kalt.

Es war Grau in Grau. Die bloßen Betonwände hatte er vor Augen, wo auch der Boden aus nichts anderem bestand. Seine Jacke hatte er sich übergeworfen und auf der Hand hatte er noch sein eigenes Blut kleben, welches aus seiner Platzwunde am Hinterkopf stammte.

Er war ratlos.

Was musste er jetzt tun, wo er doch eingesperrt handlungsunfähig war. Er war auf solche Dinge nicht vorbereitet worden, weder noch, hatte schon einmal damit zutun gehabt. Doch die schlimmste aller Fragen nun, die ihm mehr Angst als dies alles hier bescherte, war wie mit Feuer in sein Hirn gebrannt.

Wo war sie.

Sein Kopf schweifte nun durch die knappen 5 Quadratmeter und erblickten eine weitere Gestalt, am Boden liegen. So reglos, wie er es wohl vorhin gewesen sein müsste.

Auf allen Vieren kroch der dunkle Lockenkopf der Person entgegen, die nur sanft vor sich hin atmete. Sich nicht bewegte.

Brad starrte zu ihr hinab und drehte sie vorsichtig auf den Rücken, bevor sie halb weggetreten ein kurzes Stöhnen von sich gab.

Ihre Fingerknöchel, wund und aufgeschürft, während auf ihrem Handrücken Kratzer vertreten waren, die zu tief für seinen Geschmack waren. Ihr Gesicht war auch gezeichnet, von einer Tracht Prügel wahrscheinlich.

Er wusste nicht, wo sie gewesen war.

Auf dem ganzen Weg, den sie durch Gassen und sogar mit der Straßenbahn und dem Bus etwas außerhalb der Stadt gebracht hat, wollte sie sich immer und immer von dem Mann losreißen. Doch hatte er ihr immer und immer wieder das Messer tiefer in die Haut geschoben, worauf sie schlussendlich einsehen hat müssen, dass sie nicht mächtig war, Überhand über diese Lage zu bekommen.

Wo hat sie nur diesen Mut her, diese Willenskraft. Wenn es für Brad jetzt schon verloren galt.

Vorsichtig schlug sie ihre Augen auf und sah Brad an. Sie wirkte kraftlos und ein wenig erschöpft, worauf Delson mit sich selbst bestimmte, ihr diese Matratze zu überlassen.

Hatte sie doch ein wenig mehr hinter sich, auch wenn er nicht wusste, was sie nun so lange getan hat.

"Brad?", murmelte sie hauchend hervor und strich sich mit der zitternden Hand ihre Strähnen aus dem Gesicht, bevor diese auf der Stirn liegen blieb. Ihre fehlte sichtlich die Kraft, sie wieder zurück zu ziehen.

Erneut wurde die Tür geöffnet und blieb nun auch offen, worauf das gleisende Licht Delson blendete und er mit einer Hand seine Sicht, auch wenn es schmerzte, abschattete. Nur eine Stimme wahrnahm.

"Die Kleine bleibt so lange am Leben, bis ich das Geld habe. Da kannst du dir sicher sein. Was danach passiert, weiß ich nicht", schlitterte nun ein Smartphone auf dem Boden und genau Brad vor die Füße, "also ruf' deine Freunde an! Ich will eine Million, nicht weniger."

Die Stahltür fiel nun wieder ins Schloss, mit das vermehrte Klacken verriet die vielen Verschlüsse, die daran befestigt sein müssten, um ihnen eine Flucht unmöglich zu machen.

Etwas fassungslos, starrte Brad nur auf die Tür. Ließ alles einmal in seinem Kopf zergehen.

Die Kleine, wie er sie genannt hat.
Wo hat Brad sie da nur mit reingezogen. Was war nur so verdammt falsch mit der Welt.

Nur ihr zittriger Atem erfüllte den Raum, welcher Brad in seinem Gedankentrance versunken eine Gänsehaut bescherte.

Er hatte Angst, keine Frage. Er bebte innerlich und hatte das krampfhafte Verlangen, zu weinen. Doch er wollte und konnte nicht.

Musste doch schließlich ein wenig stark für sie sein.

So schob er vorsichtig seine schmerzenden Hände unter ihren Körper und hob das zierliche Gewicht leicht an. Unter weinenden Schreien und bitterem Schluchzen, bevor sie nun auf der Matratze lag. Krampfhaft zusammengekauert und mit beiden Händen an die Decke klammernd, die er ihr nun über geworfen hat, worauf er seine Hände leicht schüttelte.
Er hätte die Schmerztabletten einpacken sollen.

Ihr ganzer Körper schmerzte. Es war mit nichts anderem zu beschreiben, als würde sich jeder noch so kleine Muskel in ihr gegen sie verschwören.

Mit einem kurzen Seufzen ließ er sich wieder in seine Ecke sinken und sah zu ihr, wie sie nun tief und fest zu schlafen scheint oder bewusstlos war. Er wusste es nicht, krabbelte nur alle fünf Minuten zu ihr zurück, um zu prüfen, ob sie noch atmete. Er ihren Herzschlag hörte.

Das Smartphone zwischen seinen Händen war schon fast wie ein Fluch, der auf ihm lastete. Er wollte sie nicht da hineinziehen. Seine Freunde.

Doch für ihn gab es kaum eine andere Hoffnung hier raus zu kommen, als das Lösegeld zu verlangen. Obwohl es aussichtslos war.

Wo war sein Selbstvertrauen hin verschwunden.

Er erkannte sich kaum selbst wieder. Dieses zurückziehende, stumme. Sich nicht zu melden, wenn es ihm danach verlangte. Nicht alles zu hinterfragen.

Es war für ihn keine Überraschung, dass dieses iPhone keinen Code benötigt, um es zu entsperren. Im Hintergrund war nur das simple Startbild mit dem orange-blauen Muster.

In seinem Kopf suchte er alles nach einer Nummer ab, welches Merken sich die Kontakteinträge seines Smartphones für ihn übernommen haben. Er brauchte ein paar Sekunden, um sich an die Ziffern zu erinnern. 

Bis eine Hand, sich über das Display legte und es Brad aus der Hand zog.

"Bitte mach das nicht", hauchte sie hervor und versuchte mit ihrem Blick ihm zu zeigen, wie ernst sie es meinte. Sie sah ihm in die Augen und schleuderte das Smartphone an die nächste Wand, an der es in einzelne Teile zersprang.

"Was machst du da?!", sprang Brad auf und fiel sofort wieder auf die Knie, um alle Teile zusammensammeln zu können. Er verstand diese Geste nicht im geringsten. Was gerade über sie gekommen war.

"Warum bist du nicht weggerannt, als ich es dir gesagt habe?!", fuhr sie ihn nun leicht an und er fühlte sich, als würde er all den Frust und die Wut zurückbekommen, mit der er ihr am vergangenen Tag entgegengekommen war.

"Warum wirfst du das iPhone an die Wand?", hielt er nun symbolisch ihr seine Hand entgegen, in der ein gesplittertes Display und Einzelteile des Smartphones lagen. Dadurch nun unbrauchbar.

"Weil wir so oder so sterben", schnaubte sie und es wirkte, als wären ihre Verletzungen, weswegen sie vorhin kaum mehr vom Boden gekommen war, wie weggefegt, "auch keine Million kann uns retten."

"Warum sagst du sowas", wurde die Stimme von Delson immer leiser und kaum mehr verständlich, bevor er die Reste des iPhones nun auf den Boden warf, "gibst du etwa schon auf? Ich hätte uns retten können mit dem Anruf."

"Es gibt keine Rettung", fiel ihr Blick aus allen Wolken und legte nun ihren Kopf in die Hand. Hauchte Worte vor sich hin, die Brad nicht verstand. Doch nun etwas lauter ihren Mund verließen. Unerwartet für Brad verständlich hervorkamen.

"Ich habe alle enttäuscht", schluchzte sie und als er nun in ihre Augen sah, sie schimmerten ganz anders als vor wenigen Stunden, hatte er ein schlechtes Gewissen.

"Wenigstens sitze ich nicht alleine hier", lächelte er leicht und erneut kam ein Kopfschütteln von ihr.

"Du hättest gar nicht hier sitzen sollen", setzte sie sich auf und die Decke von ihrem Körper mit den Füßen gestoßen, "warum bist du nicht weggelaufen, verdammt nochmal."

Brad's Blick trug langsam immer mehr an Verwirrtheit in sich und nun war er es, der den Kopf schüttelte.
"Hätte ich dich alleine lassen sollen?"

"Ja", kam es kräftig und ihre Worte hallte an den Wänden wider, worauf es ihr anscheinend ernst zu sein scheint. Für Brad mehr als nur ein wenig unverständlich, wie sie ihm nur so etwas zutrauen konnte.

"Dich alleine lassen?", schloss er kurz seine Augen, um diese Bilder auszusperren, die er noch vom Stadtplatz schmerzend in sich trug, "meinst du, ich bin so kalt, dass ich das kann?"

Nun war sie stumm und starrte ihn nur an. Hatte sie doch diese kalte, fast schon herzlose Seite nur von ihm gesehen.
In seiner Akte war viel mehr gestanden, als dies. Alles Dinge, die sie nicht glauben konnte. Nicht gesehen hatte, damit sie für ihren Kopf bestätigt werden können.

"Es betrifft dich und nicht mich", nahm er ihre Hände, seine Stimme viel angenehmer als vorhin ihm Hotelzimmer, in welchem von Flüchen nur so die Luft geknistert hat, "also bitte, Lucy, gib' dir nicht die Schuld dafür."

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