level 2: easier to run
"Brad!", rief sie etwas erschrocken, als jemand lachend ihr auf die Schulter geklopft hatte.
"Was schreist du denn so", kicherte er. Das erste abgewandelte Lächeln an diesem Tage auf seinen Lippen. Auch wenn seine Aktion etwas geschmerzt hatte, war es alleine wegen ihres Blickes wert.
Erleichtert atmete sie aus und schloss kurz ihre Augen, um den Schreck zu verdauen. Eigentlich hat man ihr gesagt, dass sie nicht wirklich etwas erschrecken konnte, doch es gab anscheinend Ausnahmen.
"Komm' mit", hatte sie eine Hand an seinen Oberarm geklammert und machte schon den ersten Schritt Richtung Hotel. Doch wie sie es sich eigentlich schon hätte denken können, stellte er auf stur.
"Warum soll ich", legte er seine Stirn fragend in Falten und ließ seinen Blick kurz über die Menschen schweifen, bevor er ihr wieder in diese Augen sah, die unmenschlich waren. Zu intensiv für diese Welt.
"Du weißt warum", knurrte sie hervor, als dürfte niemand den Grund erfahren, warum sie eigentlich neben ihm stand und ihn nun noch auffordernder ansah. Er benahm sich wie ein kleines Kind, welches den Ernst des Lebens nicht sah.
"Es passiert doch sowieso nichts", schüttelte er den Kopf und nahm nun ihre Hand von seinem Arm, die Jacke immer noch in der anderen Hand, "uns sieht niemand."
Nun brachte sie nur ein kurzes Kopfschütteln hervor und stellte sich vor ihn. Sie war zwar um einen guten Kopf kleiner als er, aber einschüchtern ließ sie sich deswegen nicht. Sie hatte die Fäden der Zukunft in der Hand, auch wenn ihm dies nicht bewusst war und sie sich deswegen immer und immer wieder harte Worte an den Kopf werfen lassen musste.
Egal was er sagte, sie ließ es nicht soweit kommen, was ihr Verstand ihr zeigte.
"Sieh mir in die Augen", hauchte sie hervor und hob sich nur leicht von den vielen Gesprächen, die um sie herrschten, ab, "ich weiß es."
"Hör' doch auf", schnaubte er und machte einen Schritt der Innenstadt entgegen, worauf er nur am Handgelenk zurück gehalten wurde, "verdammt!"
Brad riss sich von ihr los und umgriff vorsichtig mit der anderen Hand sein Handgelenk, welches ein dumpfes Pochen von sich gab. Durch die frische und angenehm kalte Luft war der Schmerz ein wenig zurück gegangen. Und jetzt wieder angefacht.
"Bist du verrückt?!"
Seine Worte waren energisch und schrill, während seine Augen wie Feuer brannten und seinen Schmerz wiedergaben. Sie wusste, dass er unter der Unfähigkeit seiner Hände litt, doch dies hat sie aus Instinkt und nicht aus Absicht gemacht.
"Das wollte ich nicht", murmelte sie hervor, während ihre Wangen sich langsam vor Scham rot färbten. Sie immer noch in diese Augen sehen wollte, aber er jeden Blick zu ihr scheute.
"Lass mich einfach in Ruhe", machte er auf dem Satz kehrt und entfernte sich langsam von ihr. Sie, nur etwas angewurzelt und gerade mit sich selbst nicht wirklich klarkommend, blieb stehen.
"Ich brauche deine Hilfe nicht."
"Brad, ich...", verstummte sie abrupt, während der Lockenkopf sich langsam von ihr entfernte.
Warmer Atem war auf ihrem Hinterkopf zu spüren, sowie der kalte Lauf einer Waffe, die sich in ihren Rücken auf Herzhöhe bohrte.
"Keinen Laut", knurrte die Person hinter ihr, "sonst setzt's was."
Sie versuchte sich ruhig zu verhalten. Vorerst nichts zu sagen und zu warten, dass Brad vielleicht in der Menge verschwand, unauffindbar wurde.
Das Herz hämmerte ungemein gegen ihre Brust.
Ihr war es egal, was mit ihr geschah, doch was sie nicht zu hoffen glaubte, hier auf dem öffentlichen Platz dran glauben zu müssen. Es waren einfach zu viele Menschen hier, als Zeugen. Außer, dieser Mann, wer auch immer er war, wollte es wie eine öffentliche Kreuzigung abwickeln.
Doch was brachte es ihn, eine Passantin zu erschießen.
Nichts.
Und dies wusste sie auch.
Aber wenn sie Brad damit retten konnte, war ihr auch dies gleichgültig genug, um es über sich ergehen zu lassen.
Doch hatte sie die Rechnung nicht mit Brads, doch vorhandenen, sorgenden Kern gemacht.
Er war verwundert, dass sie am Anfang ihres Satzes einfach abgebrochen hat. Normalerweise wäre sie ihm jetzt nachgelaufen, hätte mit ihm Minuten diskutiert und ihn schlussendlich, gegen seinen Willen zurückgeschleppt.
Wo war also nun die Hand der Frau, die sich nicht viel sagen ließ und mehr einsteckte, als Delson je konnte.
So drehte er sich um und erkannte ihre leicht erschrockene Miene. Stand vor einer Person, die Brad noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hat. Und nach ihrem Blick, sie wohl auch nicht.
Eine Hand des fast zwei Meter großen Koloss, hatte sich fest an ihren Oberarm geklammert und hielt sie anscheinend dort, wo sie stand.
Eine Hand des Unbekannten war hinter ihrem Rücken versteckt und Brad sperrte nun seine Gedanken aus. Er wollte sich nicht erträumen, wenn es so war, was er ihr gerade in den Rücken bohrte.
Und obwohl es so eigenartig wirkte, scheinen die übrigen Menschen nichts mitzubekommen.
Brad hingegen, ging wieder auf sie zu und versuchte ruhig zu bleiben. Doch am liebsten würde er schreien. Nach Hilfe, da er nun realisierte, ihr vielleicht doch mehr Glaube zu schenken, was den Ernst der Lage betraf.
Obwohl er immer und immer wieder ein Lauf von ihren Lippen lesen konnte, scheute er nicht davon zurück, auf sie zuzugehen.
Stattdessen sich umzudrehen und wegzulaufen. Dies konnte er nicht.
Er konnte sie jetzt nicht alleine lassen. Das riskieren, von dem sie gesprochen haben.
Er konnte nicht.
"Was machst du da", hauchte sie hervor und sah nun Brad an, der einen Meter vor ihr stand. Sichtlich immer noch verwirrt und seine Angst verschleiernd.
"Mitkommen", knurrte die Person erneut hervor und drückte ihr etwas fester die Pistole in den Rücken, um sie in Bewegung zu setzen. In ihrem Kopf schon Muster ausmalend, wie sie den Mann zu Fall bringen und mit Brad abhauen konnte.
Zurück in das Hotel, welches nur wenige Meter von ihnen entfernt und am sichersten war.
Doch erstickt nun ihr schmerzender Aufschrei, da sie sich selbst auf die Lippen biss, um jede noch so unnötige Aufmerksamkeit, die dadurch auf sie gelenkt wurde, zu verhindern. Brad nur neben ihr leicht blass wurde.
In ihren Gedanken versunken hatte sie nicht bemerkt, wie eine Messerspitze sich in ihren Körper gebohrt hatte. Brad inzwischen neben sie gezogen und die Waffe zwischen die Wirbel gedrückt.
Nun spürte sie den Hauch der Worte des Mannes an ihren Wangen und hielt kurz den Atem an, um sich wieder zu sammeln.
Den Schmerz der Klinge auszublenden, die sich durch die Jacke, den Hoodie und das Shirt in ihre Haut schnitt.
"Denk' nicht einmal daran, mich umzulegen", raunte er und darauf bedacht, dass niemand anders ihn hören konnte, "sonst geht ihr beide mit mir ins Grab."
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