level 10: battle symphony

Ihre Hand fuhr immer wieder über ihren rechten Unterarm, der eine lange Narbe auf der Haut trug, die einer gestreiften Kugel aus diesem Gefecht, welcher sie damals kaum Beachtung geschenkt hatte, zugeteilt wurde.

"Willst du reden Lucy?", fragte Brad, seine Worte so leise, dass man glauben könnte, sie würden mit den kleinen Wolken, die von der kalten Luft erzeugt wurden, verschwinden.

Er war viel zu lange nur da gesessen und hat das Smartphone zwischen seinen Fingern gedreht. Immer wieder mit dem Gedanken gespielt, doch anzurufen.

Er wusste nicht, welche Dinge Lucy in der nicht versuchten Kontaktaufnahme sah.

War es etwas, wofür er zu blind war oder Fakten, die nur ein geschultes Auge, wie sie es von der Army haben müsste, sehen konnte.
Aber eines war Delson sich sicher. Er wusste nicht, wie lange Thanatos noch Geduld mit ihnen hatte. Er scheint kein wirklich ruhiger Typ zu sein, um dieses Hinauszögern noch länger über sich ergehen zu lassen.

Brad ging es nicht um die Million. Es war mit nichts zu vergleichen, wenn auf der anderen Seite sein Leben dafür stand. Und stand dort sogar das Leben zweier auf dem Spiel, welches sie langsam aber sich verpokern werden, denn ein Schummeln gab es hier nicht.

Wie sehr vermisste er doch seine Familie. Hat das Lachen in seinem Kopf gehört und sie gesehen. Es hat ihm die Tränen in die Augen getrieben. Ihm tat der Entzug seiner Familie, seiner liebsten Menschen mehr weh, als jede Verletzung die man ihm zufügen möge.

Lucy wollte sich etwas von der Wand abdrücken, sackte aber kraftlos wieder in die leicht gebückte Haltung zurück.

Normalerweise müsste ihr Körper langsam wieder stärker sein. Er befand sich im Heilungsprozess, der immer einsetzte, wenn sie verwundet war. Sie war zwar danach nicht mehr komplett fit, aber 70 Prozent waren immer drin und dies hieß gefechtsbereit. Doch jetzt, es scheiterte fast schon an einer simplen Handbewegung, bekam sie es langsam mit der Angst zu tun. Sie war noch nie in eine solche Situation geraten und wenn dieser Zustand andauern würde, wären sie und Brad verloren. Nein, Brad lief in das Messer. Für sie war es bereits zu spät.

Dies wurde ihr schmerzhaft bewusst, als sie nun den Ärmel ihrer Jacke zurückschob und den Blick von der bereits vollgesaugten und blutverschmierten Jacke Brads hob. Direkt auf ihren linken Unterarm visierte. Wie paralysiert vom Schrecken, starrte sie darauf und fuhr mehrere Male über die Stelle, wo sie eigentlich etwas sehen sollte. Aber hier war nichts. Nichts mehr.

"Wo sind deine Tattoos hin", kratzte Brad sich verwirrt am Hinterkopf und legte die Stirn in Falten; bekam aber keine Antwort von ihr. Sie wusste es ja selbst kaum.

Wie schnell war es vergangen. Sie hätte es nicht gedacht und jetzt, fühlte sie sich kaum bereit dazu. Sie hat gelacht, als das erste weg gewesen war. Hat sich gedacht, wie lange es wohl dauern würde. Doch die letzten Tage haben ihren Tribut gefordert.

Stumm wandelte eine Träne über ihre Wange und löste ihren ganzen Schmerz, der sie in einer fesselnden Welle angestaut überkam, während Delson immer noch nach einer Antwort verlangte.

"Lucy, rede mit mir."

Sie hob ihren Blick von der Haut und in sein Gesicht. Als würde sie es wollen, doch niemals absichtlich, riss sie in ihrem auch alte Erinnerungen los, die selbst er nur weggeschoben, aber nicht verarbeitet hat.

"Erinnerst du dich noch an Dezember 2012, der 19."

"Warum sollte ich", hauchte er hervor, die Bilder in seinem Kopf kaum verkraften, während er mit enormer Stärke seine Tränen zurückzuhalten versuchte.

"Du weißt, dass deine Kinder damals fast Halbweisen geworden wären", murmelte Lucy und begann mit dem Saum ihrer Jacke zu spielen, um sich dadurch etwas Zeit herauszuholen.

Er musste ins Krankenhaus. Was hat er auch nur die Zeit im Studio übersehen, es konnte nicht wahr sein. Er würde sich dafür am liebsten selbst ohrfeigen, doch wegen dem Fahren war er ein wenig gehindert daran. Die Straßen waren verschneit und eisig. Genau diese Zeit, die er hasste in Kalifornien zu leben. Er war nicht der beste Autofahrer, was er immer gerne zugab, um damit Elisa glücklich zu machen, doch auch seine Ehefrau war nicht für Schneefahrbahnen zu haben.

Dennoch war er Vater, zum dritten Mal in seinem Leben. Und das gerade erst geworden. Nichts konnte ihn glücklicher machen, als seine Familie. Doch befand er sich jetzt auf diesem gottverlassenen Highway, den er als schnellen Schleichweg noch von seiner Kindheit und Jugendzeit kannte, und nicht im Krankenhaus.

Er war oft hier gefahren und in Vorlesungen gestürmt, um sie knapp nicht zu verpassen. Hat ihm seine Gitarre oft mehr bedeutet als der Abschluss an der UCLA. Den hat er nun in der Tasche und war trotzdem Musiker geworden, der auch ohne Abschluss das gleiche geschafft hätte. Doch alles im Leben hat seinen Nutzen. Alles war irgendwie vorbestimmt und man sah die Auswirkung erst viel  später im Leben. Auch wenn es in der Gegenwart keinen Sinn ergeben mag.

Er sah den Schatten vorbeihuschen. Im späteren Gedanken hätte er einfach den Fuß vom Gas nehmen sollen. Doch Brad stieg in seinem Schockmoment auf die Bremse und verriss das Lenkrad, sodass der PKW ins Schleudern kam. Delson nur mehr verschwommene Bilder vor sich sah, bis er mit der Stirn durch die Gewalten der Fliehkraft auf dem Lenkrad aufkam.

Leicht verschwommen nahm er eine Person wahr, die an ihm zerrte. Er stand kopfüber, weswegen auch immer; hing von der Decke, was seinen Kopf noch mehr verwirrte. Genau wie die Person, die er nicht entziffern konnte, ihn aus dem Wagen holte und in den Schnee fallen ließ, der mittels Flocken auf seinen Körper prasselte. Zart und fein.

Sein Kopf dröhnte vor Schmerz und der drehende Schwindel ließ auch kaum ab von ihm, worauf er sich aufrappelte. Sein Kopf in alle Richtungen drehte und versuchte, nach der Person Ausschau zu halten, die ihm aus dem Wagen geholfen hatte.

Das Auto war nun vor seinen Augen explodiert. Eine Stichflamme meterweit in den Himmel gestiegen und hinterließ erloschen einen beißenden Geruch von verbranntem Plastik und verkohltem Leder. Während der Motor immer noch eine kleine Brandstelle war, versuchte Brad immer noch nach der Person Ausschau zu halten. Doch sie war nicht da. Es war niemand da. Nur er, alleine und ein Krankenwagen in der Ferne, dessen Lichter den leicht dämmrigen Abend erleuchteten.

"Warum erinnerst du mich daran."
Man hörte, wie er an dem Gedanken zerbrach. Er hat es aus seinem Leben verbannt und wollte es nie wieder sehen.

"Ich war das", sah sie wieder auf und konnte nicht einmal mit einem Blick zeigen, wie schwer es ihr fiel, ihre Worte von sich zu geben. "Ich habe ein Leben für dich geopfert, damit ich das Smartphone vom Rücksitz holen kann und den Krankenwagen anrufen. Ich habe dich aus dem Auto gezerrt."

Brad verstand nichts mehr. Genauso viel, wie an dem Tag des Unfalls. Die Sanitäter waren an einen Unfall gekommen, an dem nur Brad beteiligt gewesen war, obwohl er immer von einer zweiten Person gesprochen hat. Diese wurde aber nie ausfindig gemacht. Als hätte sie nicht existiert. Denn es war lediglich ein scheues Reh gewesen, welches der Auslöser für das Überschlagen des Wagens auf der Eisfahrbahn damals war.

"Die Tattoos, das waren meine sieben Leben", hauchte sie und Tränen flossen über ihre Wangen, während der Blick von Delson immer leerer wurde.

"Ich bin dein lebendiger Schutzengel, Brad."

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