Die Party


In der Schule passierte nichts Spannendes. Die Jungs sprachen nicht mehr mit mir, geschweige denn Philipp. Als ich dann zu Hause war, stand ich vor meinem überfüllten Kleiderschrank und wusste nicht, was ich anziehen sollte. Es sollte sexy sein. Aber zog ich ein Kleid oder einen Rock an? Kleid war glaub ich besser. Ich hatte auch ein sexy rotes Kleid, mit einem weiten Ausschnitt. Ich zog rote Pumps an, eine edle Kette und packte in meine Tasche eine Sonnenbrille, mein Handy und ein Kaugummi ein. Dann ging ich los. Andrew wohnte außerhalb von San Francisco, weshalb ich mit dem Bus fahren musste. Etwa die Hälfte meiner Klasse saß hier und ich setzte mich dazu. Ich musste feststellen, dass Philipp und Nicole leider auch da waren.

Nach einer dreißigminütigen Fahrt stiegen wir aus und liefen die Hundert Meter zu Andrew nach Hause. Er wohnte in einem schicken Apartment mit circa 100 Quadratmetern. Trotzdem war es ziemlich eng und besonders stickig, da wir wegen dem Lärm die Fenster nicht aufmachen durften, sonst würden die Nachbarn sich beschweren.

Ich lief zwischen den Menschen entlang zum Büffet und stapelte alles Mögliche auf meinen Teller. Dann öffnete ich mir noch ein Bier und trank es auf Ex. Da hat aber jemand Kohldampf!" Jemand legte seine Hände auf meine Hüfte und zog mich zu sich heran. Ich drehte mich zu ihm um und bemerkte, dass es Richard war. Ich kuschelte mich an ihn heran und begann mein Stück Baguette zu essen. Wollen wir nicht lieber tanzen statt mapfen?" raunte Richard in mein Ohr. Ich schüttelte lachend den Kopf und gab ihm einen kurzen Kuss. Er wirkte völlig überrascht. Wie viel hast du denn schon getrunken?"

Nur eins. Ich bin nicht betrunken, ich bin noch komplett beim Verstand." antwortete ich ihm und legte meinen Teller auf dem Tisch ab. Na wenn das so ist..." Er küsste mich stürmisch. Ich drehte mich nun komplett zu ihm um legte meine Arme um seinen Hals. Unser Kuss verwandelte sich in einen Zungenkuss. Mein erster Zungenkuss. Ich ließ mich komplett in seine Arme fallen.

Mensch, was macht ihr denn da?" Sofort beendete ich den Kuss. Dort stand Zach, der gerade Chips in sich hereinstopfte. Kannst du uns nicht in Ruhe lassen?!" fauchte Richard und zog mich noch näher an sich heran. Mein Kopf landete auf seiner Brust und meine Hände fuhren verträumt seinen Arm entlang. Ich hörte dem Gespräch nicht mehr zu, bis Andrew kam und fragte: Ist es nicht unter deinem Niveau, betrunkene Mädels anzuschleppen?" Richard schnaubte. Sagt gerade der Richtige. Darf ich dich nochmal daran erinnern, dass du letzte Woche mit Sarah gevögelt hast, obwohl sie sturzbetrunken gewesen war?" Andrew seufzte gereizt. Außerdem ist sie nicht betrunken, nicht wahr, Liebling?" fügte Richard hinzu. Ich nickte hastig. Zach und Andrew sahen mich an, als wäre ich ein Alien. Also, hört auf euch in unsere Beziehung einzumisch..." Ein ohrenbetäubender Schrei unterbrach Richard. Was war das?" fragte Zach. Klang, als käme es vom Bad..." munkelte Andrew. Wir vier liefen Richtung Bad. Dort hatte sich schon eine ziemlich große Menschenmenge gebildet, die aufgeregt schnatterten. Irgendjemand drehte die Musik ab. Lasst mich vorbei!" befahl Andrew und die Menge machte ihm Platz. Wir drei folgten ihm eilig. Als wir im Bad ankamen, hätte ich mich fast übergeben.

Nicole war mit einem Messer in ihrem Hals an der Wand getackert. Überall, an den Wänden, auf dem Boden, an der Decke, im Waschbecken, in der Badewanne, überall befand sich ihr Blut. Auf dem Boden kauerte ein blondes Mädchen, das laut schluchzte. Anscheinend war sie diejenige gewesen, die geschrien hatte. Ich starrte wieder auf Nicole. Ihre Augen waren komplett weiß, der Kiefer gebrochen. Ruft die Polizei!" befahl Andrew. Richard zückte sein Handy und rief eilig den Krankenwagen und die Polizei. Ich bezweifelte aber, dass man Nicole noch retten konnte. Mein Blick wanderte zum Waschbecken, das gefüllt mit Blut war. Dann wanderte mein Blick hinauf und landete auf dem Spiegel, an dem mit roter Farbe geschrieben stand: Nur für dich, Liebling. Sofort kroch mir eine Gänsehaut über den Rücken.

Die Party war nun offiziell beendet, jedoch durfte keiner gehen. Schließlich musste sich hier irgendwo unter uns der Mörder befinden. Nach etwa fünf Minuten traten die Sanitäter ein, gefolgt von der Polizei, die den Tatort begutachteten. Ich kuschelte mich näher an Richard heran. Er konnte es nicht gewesen sein, oder? Schließlich war er die ganze Zeit bei mir gewesen.

Keine Fingerabdrücke..." bemerkte der eine Polizist, der das Messer aus Nicoles Hals herausgezogen hatte und die Leiche jetzt auf den Boden lag. Glaubst du, hier war ein Profi am Werk?" fragte der andere. Der Polizist nickte, sein Blick wanderte zu mir und Richard. Die anderen Gäste hatten sich komplett in der Wohnung verteilt, wir waren die einzigen, die noch hier standen. Kanntet ihr die Person?" Wir beide nickten. Richard fügte hinzu: Sie ging in unsere Klasse."

Hatte sie sich mit einigen nicht sehr gut verstanden?" hackte der Polizist weiter nach. Ähm... Naja, wir – also, ähm Richard Maden, Zachary Coles, Andrew Black und... vom Rest weiß ich den Nachnamen nicht..." murmelte Richard. Wir waren aber nicht die einzigen, die sich nicht gut mit ihr verstanden haben, weil sie eine ziemliche Bitch war." Dass Richard sie vor den Polizisten eine Bitch nannte, fand ich ziemlich mutig von ihm. James, guck mal, eine Liebesnachricht." Der Polizist zeigte auf den Spiegel, wo immer noch stand Nur für dich, Liebling. Man konnte es aber schwer lesen, da die rote Flüssigkeit (bitte lass es kein Blut sein) immer noch nicht getrocknet war, am Spiegel hinunterlief und ins Waschbecken tropfte.

Summer, kann ich kurz mit dir reden?" Richard und ich drehten uns um. Dort stand Andrew, die Hände in den Hosentaschen. Was wollte er von mir? Plötzlich traf es mich wie ein Schlag ins Gesicht. Was war, wenn Andrew der Mörder war und ich nun sein nächstes Opfer sein sollte? Warum er Nicole umgebracht hatte, konnte ich mir schon denken, schließlich hatte sie mit ihm Schluss gemacht.

Warum?" lautete meine Gegenfrage. Ich muss mit dir über etwas Bestimmtes reden." entgegnete er nur. War das ein Insider? Ich verstand ihn nicht.

Meine Gedanken drifteten wieder zu meiner Behauptung ab, dass Andrew der Mörder war. Ich bezweifelte aber, dass er mich jetzt umbringen würde. Schließlich war hier die Polizei, es wäre viel zu riskant, außerdem waren alle auf Alarmbereitschaft.

O-okay." ließ ich mich darauf ein. Er ging mit mir die Treppen hoch in ein Zimmer. Ich blieb aber an der Tür stehen. Kommst du?" fragte er. Hier oben war keine Menschenseele. In dem Zimmer würde bestimmt keiner meine Schreie hören. Was willst du von mir? Ich kenne dich doch gar nicht!" bemerkte ich. Hör mal... Er trat auf mich zu. Das hier ist mein Apartment und meine Party. Weißt du, wie schwer es ist das Blut von den Wänden wegzubekommen?" Ich sah ihn verdattert an. Was willst du mir damit sagen?" Plötzlich zog er etwas aus seiner Hosentaschen. Ich schrie instinktiv auf. Es war aber nur ein Zettel, keine Mordwaffe. Mit zitternden Händen nahm ich das Papier. Es war mein provisorisches Tagebuch! Was ich gestern geschrieben hatte.

Was willst du mir damit sagen?" wiederholte ich mich. Er zeigt auf den letzten Satz. Ich wünschte, Nicole würde niemals existieren. Jetzt wusste ich, worauf er hinaus wollte. Du denkst, ich habe sie umgebracht? Welch Ironie, ich dachte du hättest sie umgebracht!" Jetzt sah er mich fragend an. Na, weil sie mit dir Schluss gemacht hat!" erklärte ich. Ich habe sie noch nie geliebt." murrte er nur. Ich muss nicht verstehen, warum du mit ihr zusammen gewesen warst, oder?" fragte ich. Andrew seufzte. Du hast das Thema gewechselt! Wir waren dabei stehen geblieben!" Er zeigte auf das Blatt. Willst du das den Polizisten als Beweisstück geben, oder was? Da steht nicht mal mein Name drauf!" Andrew überhörte den letzten Satz völlig. Also warst du's doch gewesen!" stellte er fest. Was? Nein!" verteidigte ich mich. Andrew lehnte sich an den Türrahmen, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte mich eindringlich. Weißt du, die Polizei behauptet, dass ein Profi am Werk gewesen war, da er keine Fingerabdrücke hinterlassen hatte."

Und deshalb fällst du garantiert raus, weil du ja so betrunken warst und dann tausende Fingerabdrücke hinterlassen hättest." ironisierte er. Ich verdrehte die Augen. Oder liegt es daran, dass die Polizisten ein Profi' gesagt haben und nicht eine Profin', das heißt, es war ein Mann gewesen."

Vergiss es." murmelte ich nur und wollte wieder nach unten gehen, doch er hielt mich am Handgelenk fest. Also, was soll ich machen?" fragte er mich. Zeig es ihnen ruhig. Wenn du es ihnen aber zeigst, berichte ich ihnen aber auch meine Vermutung." sagte ich. Gut, also, wir halten beide die Klappe?" Ich nickte. Dann ließ er mich los. Du solltest lieber das Blatt verbrennen. Sicherheitshalber." meinte er und nickte zu meinem provisorischen Tagebuch hinüber. Ich nickte wieder, zerknüllte das Papier und steckte es in meine Tasche.

Nachdem die Polizei fertig war, durften wir auch alle nach Hause gehen. Ich erzählte meinen Eltern nichts von dem Mord, sondern schlurfte sofort in mein Zimmer. Auf meinem Nachtisch fand ich wieder einen Zettel, der wieder zu einem Herz gefaltet wurde. Ich klappte ihn auf und fand vier Wörter dort stehen: Ich liebe dich, Süße. Da ich immer noch dachte, es wäre Philipp schrieb ich unter den Satz: Warum gehst du mir aus dem Weg? Ich legte den Zettel auf die Fensterbank und legte mich dann schlafen.

Als ich von dem Piepen meines Weckers geweckt wurde, starrte ich sofort auf die Fensterbank. Tatsächlich lag dort ein neuer Brief. Was meinst du? Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und schrieb unter die Nachricht: Egal. Also war es doch nicht Philipp, wer aber dann? Vielleicht Richard? Ich würde es ihm zutrauen. Also schrieb ich noch hin: Wer bist du? Was willst du? Diesen Zettel legte ich dann wieder auf die Fensterbank und machte mich für die Schule fertig. 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top