24. Dezember - Abenteuer in der Wildnis ohne Feuerotter-Felljacken
Die dritte Sonne geht gerade unter und das wäre eigentlich ein gutes Zeichen, wenn ich meine Feuerotter-Felljacken bei mir hätte, um mich in der Nacht zu wärmen. Doch jetzt werde ich vermutlich noch eine freie Seele bis zum Morgengrauen der ersten Sonne. Ich muss mich verteidigen, denn ohne die Feuerotter-Jacken werden sie kommen und mich jagen.
Kaum habe ich dies zu Ende gedacht ertönt ein grausames und langes Heulen in der Ferne. Meine Beine handeln von alleine und bald renne ich schon durch den dichten Wald.
Doch wofür? Ich bin zu weit weg von zuhause und meiner Familie... Mein Liebster und meine kleine Tochter... Wenn ich so weiterrennen würde, würde der Hundsförmige meine Wirbelsäule erreichen bevor ich überhaupt auf ein Achtel des Weges bin.
Es geht nicht anders. Ich muss kämpfen!
Sofort packe ich mein Knochenmesser und binde es an einen etwa 2 Meter langen, robust aussehenden Ast, den ich auf dem Boden finde. Dann beginne ich sofort auf den höchsten Baum, den ich erkenne, zu klettern. Das Bellen und Knurren kommt immer näher und näher.
Ich bin schon drei Meter geklettert... vier... fünf Meter und... Ein gekrümmt laufender Mann rennt auf den Stamm meines Baumes zu. Ich spüre mein Herz schneller schlagen.
Als der Mann in die Wipfel blickt kann ich nun endlich seine leeren Augen über der dicken langen Nase erkennen, die an eine verformte Hundeschnauze erinnerte. Die Reißzähne in seinem Mund waren blutüberströmt.
Na toll...
"Bleib wo du bist!", rufe ich dem Mann entgegen.
Sein Gesichtsausdruck zeugt von nicht großer Intelligenz. Auf jeden Fall höre ich nur etwas wie eine Mischung aus einem Bellen und Schreien.
Ich richte meinen Blick kurz auf meinen Speer und vergewissere mich, dass das Messer sicher sitzt. Als ich wieder Richtung ineinander verschlungener Wurzeln schaue durchfährt mich ein Schock und alle meine Muskeln spannen sich so stark an, dass sie leicht zu schmerzen beginnen.
Die Kreatur hatte begonnen auf den Baum zu klettern und bewegte sich mit erschreckender Geschwindigkeit in die Höhe.
"Warum konntest du kein gutes Hündchen sein. Es tut mir leid, aber jetzt muss ich dich töten..."
Sofort ziele ich mit der größtmöglichen Konzentration auf den Mund des Monsters und ramme den Speer tief in den Schlund des Dämons. Mit einem letzten Schrei erschlafften die Hände der Kreatur und es fiel mit einem starken Aufschlag auf den Boden.
Ich klettere wieder hinunter und beginne der Beute die Haut als wärmende Jacke abzuziehen, was sich als sehr ekelhaft herausstellt, aber wenn man in so einer Wildnis überleben will, muss man abgehärtet sein.
Während ich die Haut abziehe merke ich, dass es sich bei dem Monster um einen Lupino handelt. Da hatte ich ungeheuer Glück, in den Mund gezielt zu haben, da die Haut schnitt- und reißfest ist. Das wird als Schutzmantel auf jeden Fall eine große Hilfe sein.
Ich schaue mir den Körper an und beschließe, meinen Vorrat an Pfeilen aufzustocken. Dafür sind die Klauen und Zähne eines Lupinos ideal. Also beginne ich, Stöcke zu sammeln und mithilfe meines erlegten Gegners und einem Vorrat an Federn aus meiner Tasche, zusätzliche Pfeile herzustellen. Auch diese werde ich dringend brauchen, wenn ich die nächsten 16 Stunden der Nacht überleben möchte. Außerdem fertige ich noch Krallenhandschuhe, als zusätzliche Waffe.
Doch plötzlich beginnt mein Kopf unerträglich zu schmerzen. Ich drehe mich um und blicke in die Augen eines Albtraums. Oder besser gesagt dort, wo die Augen sein sollten.
Als ich ein kleines Mädchen war, hat mir meine Mutter immer gesagt: "Feyine, pass auf, dass dich die Albträume nicht fangen."
Sie hatte mir dann immer von diesen grausamen Kreaturen mit transparenter gummiartiger Haut und den darunter sichtbaren Organen erzählt. Es waren laut der Geschichte die schlimmsten Monster, denen man nachts in der Wildnis begegnen konnte, mit Ausahme von einer Gestalt, aber an die sollte ich lieber nicht denken, um kein Pech anzulocken.
Der Albtraum vor mir jedoch scheint etwas anders zu sein, als der aus den Geschichten. Seine blutverschmierten Hände waren mit Narben übersät und sein Gesicht existiert einfach nicht. Große dornenbestückte Fledermausflügel wachsen ihm aus dem Rücken und das Schlimmste: eine scharfe Kralle vergiftet gerade mein Gehirn...
Ich schieße sofort einen Pfeil in seinen Bauch, um ihn dazu zu zwingen, seine Kralle aus meinem Kopf zu nehmen.
Super, das hat mir noch gefehlt... Vergiftet durch einem Albtraum.
Die sofortige Antwort des dunklen Wesens ist ein Beschuss mit seinen Dornen aus den Flügeln. Glücklicherweise habe ich die Lupino-Haut an, sonst wäre das schlimm ausgegangen. Der Aöbtraum taumelte verwirrt zurück. Ich nutze die Chance und grabe meine Krallenhandschuhe in die weiche, schuppige Brust des Ungeheuers. Das Wesen scheint keinen Schmerz zu fühlen.
Ich erinnere mich auch sofort an die einzige Schwäche dieser Monster: Man muss den Schwanz abreißen und den Kopf mit Säure verätzen. Als hätte das Schicksal es so gewollt, habe ich auch Schwefelsäure bei mir, direkt aus der Quelle am anderen Ende des Berges. Das ist auch der Grund, aus dem ich so weit weg von zuhause war und eigentlich möchte ich das Mittel nicht verschwenden, aber jetzt sehe ich keine andere Wahl, diesen Kampf zu überleben. Und tot bringe ich meiner Familie nichts.
Ich ramme mein Knochenmesser in den gummiartigen Schwanz des Dämons und übe so viel Kraft aus, wie ich kann.
Eigentlich ein super Schnitt.
Doch der Albtraum scheint nicht damit einverstanden zu sein. Auf jeden Fall versucht er gerade mein Herz herauszureißen...
Gute Nachricht: Er schafft es nicht, wegen dem Lupino-Mantel. Schlechte Nachricht: So lange er mit den Krallen an meinem Körper ist, komme ich nicht an die Säure...
Also probiere ich eine andere Taktik. Ich schlage wie wild mit dem schmutzigen Messer um mich und sobald der Albtraum zurückweicht greife ich nach dem Behälter in meiner inneren Jackentasche. Das Monster rast wieder bedrohlich schnell auf mich zu und ich glaube fast schon ich bin zu langsam als: Splitter!
Das Glas, das ich geworfen hatte war mit aller Wucht auf dem Kopf des Albtraums aufgeprallt und in tausend Scherben zerborsten. Verzweifelt dreht das Monster sich in Kreisen, bis es irgendwann leblos umfällt.
Fazit des Kampfes: der Albtraum ist tot. Ich überlebe, aber bin schwer vergiftet und hab mir wahrscheinlich einige Knochen gebrochen.
Man sagt, das einzige Gegengift in so einem Fall ist das Blut des Albtraums ist, der einen vergiftet hat... Ich bücke mich vorsichtig, um meine schmerzenden Stellen nicht zu überanstrengen und blicke auf die scheußliche Gestalt.
Hoffentlich stimmt das!
Dann strecke ich meine Finger aus und fasse angewidert in die tropfende Wunde an der Brust des Dämons. Das Blut ist kalt und widerlich und es braucht eine große Überwindung, die Finger schließlich zum Mund zu führen. Doch ich spüre wie das Gift langsam an meinem Körper nagt, also lecke ich die dunkle Flüssigkeit schnell ab, damit es einfach nur vorbei ist.
Der Geschmack ist einfach nur abscheulich, aber die Wirkung wunderbar. Meine Knochen scheinen sich wieder an die richtige Stelle zu renken. Eine wohlige Hitze durchfährt mich. Trotzdem scheine ich noch nicht ganz geheilt zu sein, denn die Schmerzen sind immer noch da, wenn ich mich bewege.
Diese Welt ist einfach nur der letzte Dreck! Hoffentlich stimmt es und meine Kleine kann dem ganzen hier entfliehen...
Ich schaue in den sternengefüllten Himmel und laufe dann hinkend etwa 50 Meter bis ich zusammenbreche.
Ach man... Mit meinem Glück treffe ich heute noch die Formlose...
Sofort begann die Realität sich zu verzerren und fließen.
"Wenn man vom Teufel spricht...", rufe ich und schieße einen Pfeil in den flüssigen Raum.
"Wie ich sehe hast du deine Feuerotter-Felljacke vergessen.", ertönte eine Stimme hinter den Bäumen, "Aber ich möchte dir gratulieren, den Albtraum getötet zu haben. Auch wenn es ein sehr schwacher und alter war."
Während die Stimme sprach formte sich aus dem, was zuvor leerer Raum war, eine weibliche Gestalt, etwa 4 Meter groß und mit voller Rüstung. Nach und nach erschienen die Beine, Arme, Rumpf und leutenden Augen im Gesicht. In der Hand hielt sie eine bedrohliche Waffe, dessen ein Ende ein Hammer und das andere eine lange Klinge war.
Ich schlucke nervös, als ich erkenne, dass die Formlose irgendetwas aus der Waffe zu holen scheint.
"Ich werde sehr großzügig mit dir sein.", äußert ihre laute Stimme, "Wenn du das hier fangen kannst, lasse ich dich am Leben."
Die riesige Frau hält etwas in der Hand. Etwas Kleines, Leuchtendes, Brennendes und... Lebendiges. Es ist ein Feuerotter!
Schnell greife ich nach einem Pfeil und schieße auf das kleine Tier. Doch die große Frau hatte es bereits fallen gelassen. Das macht mir aber nichts aus, denn in so einer kalten Nacht ist ein Feuerotter langsamer und damit leichter zu fangen. Ich schieße noch einen Pfeil los, der das brennende Fell knapp verfehlt und die kleine Kreatur beginnt mich brutal anzugreifen.
Ich hatte schon vergessen wie scharf die Zähne dieser dämonischen Feuerwesen sind...
Ich greife so schnell ich in meinem Zustand kann mit den Krallenhandschuhen an, doch das Tier kämpft noch sehr lange weiter an. Erst nach mehreren Minuten kann ich es schließlich überwältigen und endlich das Feuer im Fell erlischen.
Sofort löse ich das Fell vom harten Fleisch der dämonischen Kreatur und schaue umher.
"Noch einmal herzlichen Glückwunsch! Und nenne mich nicht mehr Formlose, sondern nutze meinen richtigen Namen: Herrscherin der Realität!", donnerte die Riesin ehe sie wieder flüssig wurde und verschwand.
An ihrer Stelle bleibt eine kleinere Figur zurück: ein weiterer Albtraum. Diesmal jedoch ein jüngerer und scheinbar viel muskulöserer als zuvor. Er hatte ebenfalls kein Gesicht, was mich verwundert, da ich scheinbar die Legenden falsch in Erinnerung habe...
Ohne zu zögern beginnt das Ungeheuer auf mich loszustürmen und komplett außer mir vor Furcht ziehe ich schnell das Feuerotter-Fell an.
Kurz bevor die Krallen des Monsters mich erreichen können verschwindet es und eine tiefe Ruhe durchdringt den Wald.
Ich habe es noch rechtzeitig geschafft das Fell anzuziehen und sackte zusammen. Jetzt bin ich sicher...
Doch ein einziger Gedanke dringt mir wieder in den Kopf und ich werde ihn nicht los: Ich muss meine Kleine befreien und so weit wie möglich von hier bringen... Meine Kleine Nesanet...
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*dramatische Musik*
Wie fandet ihr dieses Kapitel und Nesanets grausame Heimatwelt?
Die ursprüngliche Idee dieser Geschichte kam aus einer Portugiesisch Hausaufgabe. Wir sollten, aufbauend auf dem ersten Satz eine Geschichte schreiben. Jetzt habe ich sie übersetzt und angepasst. :D
Frohe Weihnachten! Der Adventskalender ist somit offiziell zu Ende. Schreibt mir gerne, wie ihr es fandet. :D Ab und zu werde ich hier auch noch andere Kurzgeschichten posten, wenn ich welche habe! Und Kinsormagie erhält jetzt 2 neue Kapitel jeden Tag! Also schaut auch dort vorbei, falls ihr das noch nicht getan habt haha.
Heov veîmon siniuv!
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