Wavers-Shinigami VI

Kapitel 6: Komplikationen

Der nächste Schultag war angebrochen wie jeder andere auch, außer, dass Sezuna nicht zum Unterricht erschienen war und auch Lilith fehlte.

Das war eigentlich fast allen egal, außer Scar. Dieser spürte, dass da etwas nicht stimmte. Auch wenn er nicht sagen konnte warum, aber er war sich sicher, dass weder Lilith noch Sezuna die Grippe hatten. Das war es nämlich, was die Lehrer sagten.

Der Lycaner lag auf seinen Bett, hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und sah die Decke an.

Das holzfarbene Muster schien sehr interessant zu sein, denn er starrte es schon seit über einer halben Stunde an.

//Was war das gestern für eine Aura?//, dachte er und erinnerte sich an die eisige Kälte zurück, die ihn gestern Abend aus dem schlaf geholt hatte.

Erst dachte er, er habe das Fenster offen gelassen, doch als er sah, dass es zu gewesen war, hatte er es geöffnet und die dunkle Aura hatte ihn eingehüllt wie ein Nebel.

Und dann war da noch etwas.

Auch wenn die Energie nur sehr schwach war und von der dunklen Energie fast überdeckt wurden war, war Scars Gespür doch stark genug, dass er herausgefunden hatte, wer es gewesen war.

Es war Sezuna, die sich am Abend scheinbar mitten in der Ansammlung der dunklen Mächte befunden hatte.

Als Scar sich in der Nacht heimlich aus dem Haus geschlichen hatte und mit einer extremen Geschwindigkeit zu der Stelle gerannt war, war nur noch Asche und ein brennendes Lagerhaus übrig gewesen.

Und seit dem konnte er Sezuna nicht mehr spüren. Das machte ihn Sorgen. Was hatte das Mädchen mit den schwarzen Seelen zu tun gehabt?

„Du machst dir schon wieder zu viele Sorgen, Bruder", erklärte Yuki und betrat das gemeinsame Zimmer.

Scar setzte sich mit einem leichten Schwung auf. „Da ist eindeutig was faul", erklärte er und sah Yuki an. „Was hast du rausgefunden?", hackte er auch sofort nach.

Yuki ließ sich auf einen Stuhl nieder, so, dass er die Arme auf die Stuhllehne legen konnte.

„Es ist schwer etwas über sie zu erfahren, oder an sieh heran zu kommen. Das wird dauern", erklärte er ruhig und sprach dabei von Yuna. Er hatte die Aufgabe über sie zu recherchieren und sich notfalls an sie ran zu machen um an Informationen zu kommen.

„So wie es aussieht muss ich mich wieder mal selber drum kümmern", überlegte Scar laut und sah dann zum Fenster hinaus.

Yuki schielte Scar von der Seite her an. „Was hast du vor Bruder?", fragte er verwundert, denn Scar war nicht der Typ, dem man alles erzählte.

Scar blickte vom Fenster wieder auf Yuki und grinste. „Lass das ruhig meine Sorge sein. Kümmere dich um diese Weißhaarige."

Wenn sich seine Ahnung bestätigte, könnten sie großen Ärger für die Lycaner bedeuten. Aber das würde sich noch herausstellen.

In den Aufzeichnungen seines Vaters hatte er Andeutungen auf einen geplanten Angriff der Itaris gefunden. Das war eigentlich auch der Grund warum gerade er hier war.

Sein Vater war kurz nach seiner Geburt verschwunden und sein Onkel sprach nur selten über ihn. Und wenn, dann hielt er sich bedeckt. Scar wollte etwas über seinen Vater wissen und als er sein altes Zimmer betreten hatte, hatte er Kriegspläne gefunden.

Nach diesen zu urteilen waren es die Itaris, die versuchten die Lycaner auszurotten.

Wenn es wirklich so war, dann konnte es sein, dass es auf dieser Schule Leute gab, die nur hier waren um sich auf genau diesen Augenblick vorzubereiten. Und das wollte er verhindern. Auch wenn er seinem Onkel noch nichts davon erzählt hatte, so war er doch froh gewesen, als er ihn hatte überreden können mit auf die Schule zu gehen.

Die Ausrede er wollte unter andere Leute kommen war recht gut gewesen.

Yuki erhob sich und verließ auf Scars Geheißen das Zimmer.

Dieser stand auf und lief auf das Fenster zu. Er zog den Vorhang etwas zur Seite und sah hinaus auf die im Hof spielenden Kinder.

Eigentlich sahen sie nicht so aus, als könnten sie irgendeiner Seele etwas tun, aber die Tatsache, dass Sezuna in der Nacht mit vielen dunklen Mächten zu tun gehabt hatte, machte ihn misstrauisch.

Vielleicht sollte er sich um dieses Thema selber kümmern.

Mister Clear ließ seinen Blick durch die Klasse schweifen. Er war ein stattlicher Elf mit spitzen Ohren und einer grünen Haut.

Er war meistens sehr freundlich, solange man ihn nicht ärgerte.

„So. Wir würden dann heute mit dem Thema der letzten Stunde weiter machen", erklärte er, weil er jetzt die Vertretung von Sezuna war.

Als er sich die Klasse ansah, fiel ihm auf, dass Lilith fehlte und er erinnerte sich daran, was Leo ihm gesagt hatte.

„Da Lilith die Grippe hat und Sezuna auf sie aufpasst werden beide die nächste Zeit nicht in die Schule kommen."

Der Lehrer ließ noch einmal seinen Blick durch die Klasse schweifen, ehe er bei Rika stehen blieb.

„Also gut Rika. Erklär mit mal, was ihr letzte Stunde durchgenommen habt", fragte er, weil Rika müde auf ihrer Bank lag.

Diese schreckte auf, rieb sich die Augen und musterte den Lehrer. „Also gut", gähnte sie. „Letzte Stunde ging es um magische Metalle. Wir hatten Silberstaub, Sternenstaub als gebündelte Masse, rotes Schwefel und Adamantinum", begann Rika aufzuzählen.

„Adamantinum alleine ist nicht sehr stark, nur wenn es legiert ist. Es gibt aber auch einige Rassen, die gegen das Adamantinum allergisch sind."

Mister Clear nickte. „Okay machen wir weiter", damit ging er an die Tafel und begann etwas anzuschreiben.

Rukia beugte sich etwas zu Rika rüber, die gleich neben ihr saß. „Glaubst du Lilith bekommt Sezu wieder hin?", fragte sie leise und Rika antwortete eben so leise: „Ich hoffe es."

Beide Mädchen konnten sich kaum auf den Unterricht konzentrieren, weil sie die ganze Zeit an Sezuna dachten, die keuchend und mit Fieber im Bett lag.

Scar saß etwas hinter den Mädchen, konnte sie aber dennoch gut verstehen. Vielleicht konnte er Lilith als Vorwand nehmen um etwas über Sezuna zu erfahren. Außerdem hörte es sich an, als würde nicht Sezuna sich um Lilith kümmern, sondern anders herum. Das war verdächtig.

Nach der Schule machte sich Scar auf den Weg zum Haus der Mädchen.

Als er vor der Tür stand musterte er das Haus erst einmal ausgiebig. Wenn er ehrlich war gefiel es ihm. Es war durch die ganzen Glasfronten sicher sehr hell darin.

Der Lycaner klopfte an die Tür und atmete dann durch.

Als die Tür aufging und Lilith mit müdem Blick, zerzausten Haaren und einem blassen Gesicht in der Tür stand, war Scar etwas verwundert, ließ es sich aber nicht anmerken.

„Morgäääähhhhnn", gähnte Lilith und rieb sich die Augen, ehe sie nieste.

Scar musterte das Mädchen von oben bis unten. „Dir scheint es wirklich schlecht zu gehen", stellte er dann ruhig fest.

Lilith antwortete ihm mit belegter Stimme: „Hast du mich nur geweckt...", ein Husten unterbrach sie. „Weil du testen wolltest ob ich schwänze?", nach dieser Frage schnaupte sie sich erst einmal die Nase.

Hinter ihr tauchte Sezuna auf und legte ihre eine Hand auf die Schulter. „Leg dich wieder hin Lili", erklärte sie, ehe sie sich zu Scar beugte. „Steck dich nicht an und deine Nase nicht in fremde Leute Angelegenheiten", mit einem kurzen bösen Blick schlug sie die Tür vor seiner Nase zu und lehnte sich dann von drinnen dagegen. Dann wurde ihre Haut wieder dunkler und am ende stand Namine an der Stelle von Sezuna und seufzte. „Das war knapp", murmelte sie müde.

Scar stand vor der verschlossenen Tür und blickte sie eine Weile stumm an.

War das wirklich Sezuna gewesen? Auch wenn er den Geruch nur kurz eingeatmet hatte, fand er daran etwas seltsam, er konnte aber nicht sagen was.

Jetzt wo die Tür zu war, konnte er den Geruch auch nicht mehr wahrnehmen. Er hätte sich vielleicht den Geruch von Sezuna besser einprägen sollen.

Aber was er bis jetzt sagen konnte, war, dass sie fast gleich rochen. Nur war dieser hier etwas tierischer.

Scar überlegte. Noch ein Grund mehr weiter zu forschen.

Dann verschwand er in einer schwarzen Wolke.

Lilith nahm aus ihrer Tasche eine Tablette und steckte sie sich in den Mund.

Die Blässe aus ihren Gesicht verschwand langsam und auch die rot unterlaufenen Augen wurde besser. „Ein hoch auf die Medizin", murmelte sie und hustete noch einmal kurz.

Eigentlich hatte sie diese Tabletten erfunden um die Schule schwänzen zu können, wenn ein ‚Dark' in der Nähe war, aber für so etwas waren sie auch nicht schlecht.

„So wir sollten glaube Mal nach Sezu schauen", erklärte Namine und sah nach oben, ehe sie erzitterte. „Ich glaube es wird schlimmer."

Namine konnte Sezunas Zustand deutlich spüren und dieser wurde nicht besser, sondern von Minute zu Minute schlimmer und das war gar nicht gut.

„Das Dämonenschwert hat eine ziemliche Wunde hinterlassen, aber das ist nicht das Problem", erklärte Lilith und sprang mit einem Satz auf den oberen Flur.

Sezuna hatte absichtlich nach oben offen gelassen bei ihren architektonischen Planungen, weil sie wusste, dass eine Decke nur hinderlich war. Jetzt konnte Lilith sie verstehen.

Leise betrat sie das Zimmer, das abgedunkelt war.

Nur Sezunas schwerer Atem war zu hören und der Geruch von Blut lag in der Luft.

Lilith fuhr damit fort sie zu untersuchen. Weil Scar geklingelt hatte und Namine in Sezuna geschlafen hatte, hatte sie die Arbeit abbrechen müssen.

„Hm. Gar nicht gut", murmelte Lilith besorgt. Scheinbar hatte Sezuna das Blut einer schwarzen Seele in ihren Blutkreislauf bekommen und das war nicht gut. Normalerweise wäre sie zu einer schwarzen Seele geworden, aber scheinbar waren Itaris durch das trinken von Blut immuner als Menschen.

„Hol mir mal bitte Shin und Lex", sagte Lilith, während sie den Verband um die Wunde wechselte. Diese war teilweise vereitert und teilweise sah sie aus wie gefault.

Man konnte denken Sezuna war bereits tot und verweste nun.

Das ihr Herz normalerweise nicht schlug und sie dadurch eigentlich tot war, war nichts gegen diese Tatsache. Wenn sie nicht schnell etwas tun würde, würde Sezuna wirklich bei lebendigen Leibe verfaulen. Und das nur, weil das Dämonenschwert und das Blut der schwarzen Seele zu viel waren.

„So schlimm?", fragte Namine besorgt. „Die Wunde hat sich infiziert", murmelte Lilith, ohne dabei auf das fremde Blut ein zu gehen. Namine konnte es immerhin selber spüren. „Ich brauche eine besondere Pflanze für das Gegengift", erklärte sie und begann dann etwas auf einen Zettel zu schreiben. „Gib denen den Jungs. Sie sollen nach Yama zu Inia gehen und ihr den Zettel zeigen", damit reichte sie das Stück Papier Namine und begann die Wunde zu waschen.

„Ich würde ja Yuna bitte, weil es gerade Winter in Yama ist, aber das wäre sicher nicht so gut. Inia würde sie erkennen."

„Das stimmt", murmelte Namine und nahm den Zettel entgegen. Als Lilith mit dem Lappen Sezunas Wunde berührte, zuckte sie zusammen. „Ich werde sie bekleiden... Ich kenne mich besser in der Eiswüste aus, als die Jungs. Inia ist die ‚Hexe' aus dem Eis, oder?"

„Ja genau. Sie ist eine Freundin von mir", erklärte Lilith, ohne von Sezuna auf zu sehen. „Nur sie weiß wo es die Pflanze gibt, denn sie wächst unter dem Eis."

Namine nickte und steckte den Zettel in ihre Tasche. „Wir werden sofort gehen", erklärte sie und verschwand aus dem Zimmer.

Lilith seufzte und besah sich Sezuna. Hoffentlich beeilten sie sich, sonst war es zu spät.

„Man war der Unterricht lahm", murmelte Lex, der gerade auf den Rückweg von der Schule war. „Irgendwie schon", meinte Shin nickend, ehe er seufzte. „Ich hoffe Sezu geht es bald besser", denn ohne sie war die Schule nicht so lustig. Immerhin legte sie sich fast täglich mit irgendwelchen Lehrern an, weil diese keine Ahnung von Itaris hatten und sie mit normalen Vampiren verglichen. Das fand sogar Shin beleidigend.

Die beiden Jungen blieben ruckartig stehen, als sie einen bekannten Windhauch spürten. Es war der selbe Wind, der wehte, wenn Sezuna sich aus dem Wind materialisiert. Allerdings war es nicht Sezuna, die auftauchte, sondern Namine. Dabei stieß sie fast mit ihnen zusammen.

Sie hatte kaum beide Beine auf den Boden, als sie die Jungen am Arm packte und „Wir müssen zum Direktor, es ist wichtig", mit ihnen zusammen im Wind verschwand.

Namine zog die Jungen mit zum Direktor und erklärte diesen in wenigen Sätzen worum es ging. Der Direktor gab ihnen das Einverständnis das Portal im Wald zu nutzen, wenn es niemand sah und ehe er noch etwas sagen konnte, waren Namine und die beiden Jungen wieder verschwunden.

Namine brachte sie Jungen auf den direkten Weg in den Wald, wo Yuna schon auf sie wartete. Sie hielt ihren speerartigen Stab in der Hand und sah auf die Jungs. „Ich werde euch nach Yama schicken. Allerdings kann ich euch nicht versprechen, dass ihr dort landet, wo ihr wollt", erklärte sie auch gleich.

„Nicht schlimm", murmelte Shin, der eigentlich überhaupt nicht gerne so reiste, aber was musste, musste. „Hauptsache wir kommen an", setzte er hinten dran. Immerhin hatte er es auch schon einmal geschafft irgendwo fest zu stecken und dann irgendwo in der Wüste raus zu kommen. Diese Erfahrung hatte ihn als kleines Kind geprägt. Seit dem reiste er nie alleine.

„Also los geht's", rief Lex voller Tatendrang und stellte sich in die Mitte zu Shin. Namine knöpfte ihren Mantel ordentlich zu. „Wir haben maximal eine Woche", erklärte sie und bedachte die Jungen mit einem durchdringenden Blick. Wenn sie später kamen, waren sie zu spät.

Yuna nickte. „Okay ich öffne das Tor", erklärte sie und stieß mit ihrem Speerstab auf den Boden. Dann begann es hell zu leuchten und dann hörte das Leuchten auf und die Jungen waren verschwunden.

„Viel Glück", murmelte Yuna sichtlich besorgt. Sie wäre lieber selber gegangen, aber das hätte Sezuna nicht zugelassen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top