6. Prinzen
Ich schaffte es in einem Stück heim, ohne dabei Lord Yoo empört in das puppenhafte Gesicht schlagen zu müssen und war auch seit dem nicht mehr in Ohnmacht gefallen, das war ein Fortschritt.
Allgemein fühlte ich mich nicht besonders vergiftet, hatte allerdings dennoch etwas aufgeregt auf mein Abenteuer meine Koffer gepackt und mich von Emily und Tristan verabschiedet. Auch schrieb ich darüber, wie meine eigenartige Geschichte mit den Mitgliedern des A.D.G.F begonnen hatte und plante das ganze für die Nachwelt irgendwo zu hinterlassen.
Nur zu schnell war dann der letzte Brunch mit Emily vorbei und ich wartete in der Eingangshalle auf die Kutsche mit den Lords darin. Akuma saß geduldig an meiner Seite und putzte sein Fell, würde mich auf der Reise treu begleiten. Lysander hatte ebenfalls mitkommen wollen, aber ich hatte ihm befohlen zu bleiben und meine Rückkehr zu erwarten, ich war mir sicher, dass ich den Lords bereits genug zur Last fallen würde.
Ich hatte mich auch von den gerührten Bediensteten schon verabschiedet und sie frühzeitig heim geschickt, jetzt hieß es bloß noch zu warten.
Als sie dann abends endlich erschienen, machte das Klappern von Hufen schnell auf ihre Anwesenheit aufmerksam, weswegen ich höflich in die laue Nacht hinaus trat, um sie zu grüßen.
Sie waren in zwei Kutschen gekommen, hatten sich vermutlich nicht in eine Quetschen wollen und ich sah als erstes Lord Jung, der mir enthusiastisch von einem Fenster aus zuwinkte, halb aus der Tür hing.
Die Kutschen hielten hintereinander und in der hinteren ging eine laute Diskussion los, war durch die offenen Fenster nicht zu überhören, während bei der anderen bloß in aller Seelenruhe die Türen auf gingen und ein bekannter Mann ausstieg, den ich allerdings nie persönlich getroffen hatte.
Als ich seine dunklen Augen traf, senkte ich sofort den Blick zu Boden, zwang mich nicht vor Nervosität zu zittern.
Dann geschah etwas seltsames.
Akuma sprang plötzlich mit einem lauten Knurren von meiner Seite und direkt auf die Kutschen zu. Sofort stieß ich einen warnenden Schrei aus, aber er war viel zu schnell, erreichte das ganze bereits, bevor ich auch nur die drei Stufen vom Haus hinab geeilt war.
"Akuma, nicht! Komm her!", rief ich panisch nach dem Hund, der derzeit energisch versuchte dem Prinzen das Gesicht vom Schädel zu reißen. Er fiel normalerweise niemanden an, weswegen ich absolut aus dem Konzept gebracht war und unter den Männern, die nun nach und nach aus ihren Kutschen kamen ging eine rege Diskussion los.
Letzten Endes tauchte ein weiterer Mann auf, der Akuma im Genick packte und von dem glücklicherweise unverletzten Prinzen zerrte, bevor er ihn von sich warf. Akuma kam zappelnd und grollend wieder auf die Beine, sah absolut mörderisch aus und ich wollte hin eilen, um ihn zur Ruhe zu rufen, da fasste mich jemand am Unterarm und hielt mich zurück.
"Nicht, Wölfe sind Jongups Spezialität.", warnte Lord Jung ernst an meiner Seite und hilflos musste ich beobachten, wie der Mann im schwarzen Mantel und mein treuer Gefährte sich mit ähnlich tödlicher Grazie umkreisten.
"I-Ich verstehe das nicht, er würde nie-" Hilflos brach ich ab.
Neben mir richtete der Prinz seine Klamotten etwas, fuhr sich durch das dunkle Haar.
"Das geht in Ordnung, wir sind seine natürlichen Feinde.", bemerkte er leise und so tief, dass ich ihn kaum hörte, mich für einen Moment wunderte, ob er seine Stimme im Leben schon einmal benutzt hatte.
Hektisch entzog ich mich dem Griff des Lords und fuhr zu ihm herum.
"Eure Hoheit, es tut mir so leid, ich-" Ich brach ab, als er eine Hand hob.
"Nicht doch. Ich heiße Yongguk und so werdet Ihr mich hoffentlich auch ansprechen können. Zwischen uns besteht kein Unterschied."
Perplex starrte ich ihn an, studierte seine gebräunte Haut und vollen Lippen.
"Ihr seid ein Prinz.", erinnerte ich ihn etwas lahm und er grinste schief, wedelte dann mit der gehobenen Hand abwehrend umher.
"Nicht doch. Ich bin hier, um Euch zu helfen und nicht, um Euch zu unterjochen. Versucht meine Herkunft zu ignorieren, ich bitte darum."
Noch etwas verwundert nickte ich nur und sah dann in die Runde, nur um zu bemerken, wie der letzte Fremdling inzwischen seelenruhig am Boden saß und Akuma zufrieden seinen Kopf auf seinen Schoß gebettet hatte, wo der Mann ihn mit der Linken lächelnd streichelte.
Das ging schnell.
Ich eilte hinüber.
"Seid Ihr in Ordnung? Bitte verzeiht sein Verhalten, ich weiß gar nicht warum er so reagiert hat...", entschuldigte ich mich sofort und sah strafend auf Akuma hinab, der den Moment nutzte, um eine Pfote besitzergreifend auf den Oberschenkel des Mannes zu liegen.
Mir viel auf wie schockierend weiß seine Haare trotz seines jungen Alters waren und seine Augen etwas unfokussiert wirkten, als er zu mir auf sah.
"Sorgt Euch nicht, Mylady. Ich bin in bester Ordnung."
Lord Jung sprang an meine Seite, trug heute ein dunkles Grün, das wieder tadellos an ihm aussah.
"Das hier ist Lord Moon. Wenn Yongguk auf seinen Vornamen besteht, dann könnt Ihr ihn ebenso gut Jongup nennen und mich Daehyun.", kümmerte er sich um die Vorstellungsrunde und ich senkte respektvoll den Kopf.
"Bitte, dann nennt mich auch Tsukiko."
Jongup nickte mir zufrieden zu und wandte sich dann wieder an Akuma, während ich mich den anderen Besuchern widmete, nur um prompt von Lord Yoo überrascht zu werden, der mich an der Hand etwas zu nahe zu sich zog.
"Verzeiht, Ihr standet nur fast auf seinem Fuß. Zurück zu Youngjae, hm?" Er zwinkerte mir spielerisch zu und sofort löste ich mich wieder von ihm, brachte mehr Abstand zwischen uns.
"Natürlich... Youngjae." Ich mochte es nicht seinen Namen auszusprechen, schien es ihm doch eine eigenartige Art von Zufriedenheit zu bescheren, aber ich war vorsichtig, vor allem wenn da ein absolut unbeeindruckter und abschweifender Prinz stand.
"Himchan und Junhong." Fürst Kim deutete zuerst auf sich und dann auf Lord Choi, ich schenkte ihnen ein vorsichtiges Lächeln. Junhong erwiderte es nicht minder schüchtern und ich fühlte mich gleich besser.
"Nun, wenn wir uns nun um den Okami gekümmert haben... Bist du bereit zum Aufbruch, Tsukiko?"
Ich würde mich vermutlich nie daran gewöhnen einen Prinzen so mit mir sprechen zu hören.
"Okami?", echote ich also konfus und Himchan nickte bloß mit dem Kinn zu Akuma hin.
"Er ist eine Götterbrut. Deswegen konnte er euch auch bisher von ähnlichen Gefahren beschützen."
"Und deswegen hat er uns angefallen.", fügte Daehyun leiser hinzu, schmollte etwas vor sich hin und ich hob nur zweifelnd eine Augenbraue zu Akuma hin, konnte das immerhin schon nachvollziehen, aber so recht glauben wollte ich es nicht, dass sie so nah bei mir gewesen waren. Die ganze Zeit.
"Nun, ich bin aufbruchsbereit, wenn ihr es seid.", sagte ich an niemanden bestimmten gerichtet und Daehyun klatschte freudig in die Hände.
"Fein, dann lasst uns gehen, ich freue mich schon so auf's Abendmahl."
Und damit begann die Reise.
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