32. My treasure

Youngjae begleitete uns auf unserem Weg zum Meer und ich bekam ein eigenartiges Gefühl des Déjà-Vus das ganze hier schon einmal erlebt zu haben, aber es fühlte sich an wie in einem anderen Leben.

"Gott, ich hoffe wirklich, er mag diese Schokolade noch, erinnerst du dich, wie er sie als Kind geliebt hat, Bambi?" Youngjae fuhr sich nervös durchs Haar, schien nie so unruhig dabei gewesen zu sein jemanden zu treffen und ich fand es niedlich.

"Du hast gerufen?", wandte sich Yongguk dem Gespräch zu und Youngjae seufzte bloß wie eine achtzig Jahre alte Witwe am Grab ihres dritten Gatten.

"Das war ein Selbstgespräch. Man sollte mit dem eigenen Titel oder Namen fluchen.", erklärte er schnell, er trug heute ein strahlendes weiß von Kopf bis Fuß, während Yongguk neben ihm wieder wie ein Prinz der Dunkelheit aussah.

"Welcher Gott ist dein Kapitän überhaupt? Und sag jetzt bitte nichts wie 'er ist ein Engel', sonst wird mir schlecht."

Yongguk sah aus, als wollte er Youngjae daran erinnern, wie er vor Daehyun mit mir gesprochen hatte, aber er schwieg, um ebenfalls neugierig auf meine Antwort zu horchen. Sobald ich mich wieder von den Worten 'dein Kapitän' erholt hatte, sprach ich mich aus.

"Ryujin, der japanische Drachengott.", tat ich es nonchalant ab, wie er mir das Rätsel aufgegeben hatte, um seine Herkunft zu erraten, aber Youngjae sah schwer beeindruckt aus.

"Das sollte man unserem residenten Maisgott weitergeben. Den freut das bestimmt."

Wir alberten weiter miteinander rum, sprachen über Mais und das Meer, als es dann endlich in unser Sichtfeld gekrochen kam.

Sie hatten in einer verborgenen Bucht angelegt und einige Soldaten bewachten das Umland, schienen neugierige Besucher davon abzuhalten die Crew zu verraten. Ihr Jolly Roger hing friedlich gegen den Mast, die Segel eingeholt.

Dennoch waren es unverwechselbar sie und ich sprang auch übereilt aus der Kutsche hinaus, um sofort den schmalen Pfad zum Strand hinab zu rennen, Youngjae folgte mir Warnungen rufend, während Yongguk uns gleich einem wohlwollenden Großvater nachkam.

Ich suchte mit den Augen das Schiff ab, während ich rannte, bemerkte einen von ihnen im Krähennest sitzen, die Arme am Holz abgestützt. Unter der Krempe seines Hutes war ein breites Grinsen mit tiefen Grübchen zu erkennen und schon erscholl seine kraftvolle Stimme in der Bucht.

"Eine Prinzessin auf zwei Uhr! Bereit machen zum kidnappen!"

Ich betete nur, dass sie nicht im normalen Leben auf die gleiche Art ihre Gefangenen machten, es wäre etwas peinlich.

So lugte allerdings nur ein behüteter Kopf über die Reling - ich bekam das Gefühl, dass sie alle wie tote Fische tatenlos an Deck herum lagen und fühlte mich nur bestätigt, als sich einer nach dem anderen plötzlich hinter der Reling erhob, ich war halb unten.

"Sie hat Wooyoung und einen Prinzen bei sich! Der Prinz ist zusätzliche Beute, aber was zur Hölle tut Wooyoung da, wie ist er- ohh autsch, er ist hingeflogen. Idiot.", kommentierte San weiter vom Krähennest aus und ich stolperte auch beinahe im Versuch nicht zu lachen, hoffte, dass Yongguk den armen Youngjae wieder aufsammeln würde.

"Ziel ist in Schussweite!", rief eine schrillere Stimme vom Deck aus auf, es war ein spanischer Satz, den ich inzwischen oft genug gehört hatte, dass ich ihn zu erkennen wusste und das Haar flog mir aus dem Gesicht, als ich weiter runter rannte, das Rauschen des Meeres prominent in meinen Ohren.

"Nicht schießen! Jungs, alle unter Deck und sich festhalten, sie ist zu schnell unterwegs, sie wird uns rammen!", rief es weiter, dieses Mal auf Englisch und ich musste doch noch erstickt lachen, als Yeosang den Befehl etwas leiser an die anderen übersetzte.

"Aber Captain, wir können dich unmöglich hier allein lassen!"

"Ich werde versuchen das schlimmste zu verhindern!" Damit schwang sich eine einzige Person von Deck, die Ringe an seinen Fingern und die Ketten auf seiner schwarz gekleideten Brust silbern in der Sonne glänzend. Sein langes Haar wehte unter seinem Hut, als er sicher auf dem Sand auf kam, mir tollkühn entgegen sah, wie ich weiter ungebremst den Weg hinab stolperte. Gleich unten.

"Captain!"

"Haltet meinen Hut!" Damit packte er sich den schwarzen Stoff und wirbelte ihn zum Schiff hinauf, irgendwer ergriff ihn, bevor sie eilig davon strömten.

Strahlend blaue Augen trafen meine, als meine Füße am Strand auf kamen und ich weiter rannte, gleich da war.

Er breitete mit einem großen Lächeln die Arme aus, bereit mich abzufangen und ich legte den Endspurt ein, sah das Sonnenlicht nun auch über seine vielen Ohrringe gleiten.

Ich prallte mit der Gewalt einer Welle gegen ihn, aber er fing mich ab, schlang eng die Arme um meine Gestalt, während er rückwärts stolperte, hart gegen die Schiffswand krachte, aber mich dennoch nicht losließ.

Seine Arme erschienen mir vertraut, so angenehm und lindernd wie als habe seine Abwesenheit mit physische Pein bereitet und ich atmete schwer an seiner Schulter, stimmte erleichtert in sein Lachen ein.

"Du rennst wie eine Piratin.", murmelte er unterdrückt lachend an meinem Ohr, hielt mich wesentlich näher als angemessen gegen seinen Körper, aber es war in Ordnung, ich kümmerte mich nicht mehr um solche Regeln. Hier war ich frei.

"Dafür siehst du aus wie ein Aristokrat." Ich hob strahlend den Kopf von seiner Schulter, um ihn anzusehen, wollte ihn noch nicht loslassen, aber meine Augen glitten dennoch über reine, gebräunte Haut, sein helles Haar und die Narbe, die seiner Schönheit keinen Abbruch tat.

"Tsukiko!", unterbrach uns allerdings ein panischer Ausruf, bevor wir uns weiter unterhalten konnten und ich wandte den Blick von Hongjoongs weichen Lächeln zu Youngjae, der schwer atmend hinter uns angestolpert kam, die Knie staubig.

"Der hier hingegen rennt wie ein Rehkitz."

Ich schnaubte unattraktiv, betrachtete Youngjae, der sich nicht ganz zu entscheiden können schien, ob er uns nun auseinander nehmen sollte, oder nicht.

"Wehe, du verletzt sie, Pirat! Sie hat genug durchgemacht."

Bevor Hongjoong ihn zurecht weisen musste, erblickte Youngjae über uns an der Reling irgendwas und hielt geschockt die Luft an, als ich mich umsah, sah ich nur einen Schopf violetten Haares verschwinden.

Wir wurden verlassen, damit Youngjae die Planke hinauf rennen konnte, Wooyoung einholen.

Yongguk traf auch langsam ein und Hongjoong löste sich von mir, ließ allerdings meine Hand nicht los, um den Prinzen zu grüßen, sich sogar formell vor ihm zu verbeugen.

"Es freut mich, dich wieder zu sehen.", sagte er grinsend und Yongguk erwiderte die Geste warm.

"Die Freude ist ganz meinerseits. Ich hoffe die Soldaten haben euch keine Probleme gemacht."

"Keineswegs. Danke, für eure Gastfreundschaft. Und für dieses reizende Geschenk hier." Er warf mir ein Zwinkern zu, ich errötete in eine unbestimmte Himmelsrichtung hin.

Yongguks Mundwinkel zuckten wieder. "Wer sagt dir, dass du sie behalten darfst?"

Hongjoong sah ungebrochen zu dem größeren Mann hinauf, gab nicht klein bei. "Ein Pirat ist darauf vorbereitet seinen Schatz zu verteidigen. Drachen nebenbei auch. Ich kann sehr überzeugend sein."

"Youngjae wird untröstlich sein nicht nur seinen Bruder an dich verloren zu haben, sondern auch seine große Liebe. Scheint, als hättest du einen gewissen Charme, Kapitän.", wusste Yongguk wieder sich zu artikulieren und Hongjoong grinste ihm bloß breit zu, nickte einladend zum Schiff hin.

"Wer weiß, vielleicht findest du ja auch einen Grund zu bleiben?"

Yongguk schüttelte mit einem feinen Lächeln den Kopf. "Ich habe meinen Grund nach Hause zurück zu kehren, aber ich danke für das großzügige Angebot."

Hongjoong lächelte nur und zog mich dann an der Hand zum Schiff hinauf, Yongguk folgte gemütlich, nahm sich seine Zeit sich umzusehen.

Die Crew war nirgends zu sehen, Youngjae mit ihnen verschwunden und auch Yongguk wanderte in eine unbestimmte Richtung davon, während Hongjoong mich in seine Quartiere zog, damit der Prinz sich in Ruhe umsehen konnte.

Mit der zufallenden Tür kam mit einem Mal auch meine Schüchternheit zu mir zurück und ich musste das Gesicht abwenden, um eigenartig in mich hinein zu lächeln. Ich hatte den Piraten in der Tat vermisst.

"Ich muss mich noch bedanken, dass du San heil zu mir zurück gebracht hast.", kündigte Hongjoong weich an und seine Hand schlüpfte aus meiner, als er zu seinem Schreibtisch hinüber wanderte, nach etwas kramte.

"Es ist bloß eine Kleinigkeit, aber..." Er verlor sich in seinem leisen Gemurmel, während ich neugierig näher trat, beobachtete, wie er mit etwas silbernen handtierte.

"Er wird dir vermutlich nicht passen, weil ich deine Größe nicht wusste, aber so..." Er griff nach einer silbernen Kette auf der Tischplatte und fädelte etwas herum, bis er mir das neue Schmuckstück stolz präsentierte.

"So verlierst du ihn auch nicht!"

Sein Lächeln war blendend, während meine Augen noch fasziniert über die silberne Kette hinab zu einem ebenso silbernen Ring glitten, der einen funklenden Saphir hielt, vom gleichen strahlenden blau wie Hongjoongs Augen.

Der Kapitän zögerte nicht um mich herum zu treten und mir die Kette anzulegen, der Ring sicher auf meinem Sternum. Seine Finger glitten behutsam durch meine Haare, als er sie zurück strich, um einen Blick auf sein Werk zu werfen und ich war schüchtern, nervös unter seinen Augen, aber er lächelte wieder, groß und strahlend.

"Perfekt."

Ich sammelte all meinen Mut zusammen, um mich vor zu beugen und einen schnellen Kuss auf seine Wange zu pressen, sofort wieder zurück und noch einen weiteren Schritt von ihm weg zu treten.

"...Danke.", flüsterte ich verlegen und wir sahen in unterschiedliche Richtungen davon, beide röter als die schönsten Äpfel.

San platzte natürlich herein und ruinierte den Moment.

"Hallo Leute, ich dachte mir ich schneie mal vorbei und sag hallo und... Verdammt, Mann, du hast sie immernoch nicht geküsst?"

Ich hustete und beschäftigte mich angestrengt mit den Büchern auf Hongjoongs Schreibtisch, während der Kapitän bloß nach seinem Säbel griff und seine residente Nervensäge gnadenlos über das Schiff jagte.

Dennoch erwischte ich mich dabei meine Finger über den Ring gleiten zu lassen und glücklich in mich hinein zu lächeln.

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