29. Mimirs Brunnen

San und ich hatten es erfolgreich geschafft uns zu verteidigen, dabei komplett auf Himchans Klinge vertraut und unsere Angreifer erfolgreich zurück getrieben, bis sie nach einigen langen Minuten das Interesse daran verloren uns zu attackieren.

Kaum hatte der letzte von ihnen sich verzogen, fiel San lachend ins Gras und sah ungläubig über den See hinaus.

"Ich dachte nicht, dass es so einfach wird. Irgendjemand hat seine Finger im Spiel. Was denkt Odin sich dabei, was glaubst du?" Er tappte mit der Hand auf den Platz an seiner Seite, ich setzte mich mit einem gebührenden Abstand zu ihm hin.

"Ich weiß nicht, wie Götter denken. Aber es wird wohl sein Plan sein uns von hier heraus kommen zu lassen."

"Vielleicht fürchtet er mich."

Schweigend sah ich über den See hinaus, glaubte Hongjoong zwar in seinen Worten, dass San im Herzen eine gute Person war, aber ich spürte auch das Gift in seinen Worten, wusste seine Machtgier zu erkennen. Er wusste, dass er eine wichtige Rolle spielte und er nutzte dies zu seinen Gunsten.

"Weißt du, was passieren wird, wenn wir hier fertig sind?"

Kurz dachte ich über die Pläne nach, versuchte auch Emily und Lysander, die daheim sicherlich krank vor Sorge waren, zu berücksichtigen.

"Wir wollen dann los das Gegengift suchen... Dann habe ich versprochen zu Hongjoong zurück zu kehren, aber ich muss auch wirklich nach Hause, meine Familie vermisst mich vermutlich sehr..."

"Das ist schön."

Konfus hob ich den Blick zu ihm, musterte seine hohen Wangenknochen und scharf geformtes Kinn.

"Vermisst zu werden meine ich. Jemanden zu haben, der einem so sehr vertraut und ihn liebt."

"San... Du hast Wooyoung, vergiss das nicht. Und Hongjoong. Und die gesamte Crew." Es zog unangenehm in meinem Herzen, wie er von dem siegreichen Gott zu dem klein wirkenden Jungen geworden war, dieselbe Sorge ihn zu sehr wegen seiner Rolle zu verachten von zuvor kam wieder in mir auf.

Ich war unzufrieden gewesen, dass besonders Heimdall ihn immer so unter Druck setzte, aber letzten Endes tat ich nichts anderes. Ich sah ihn als Verräter und Mörder, blieb ihm fern.

"Und trotzdem wissen sie alle, dass ich eines Tages aufbrechen werde, um unsere Art zu verraten, jungen Leuten ein Ende zu bereiten. Sie werden nicht zu lange um mich trauern."

Ich glaubte doch, vor allem Wooyoung und Hongjoong würden das tun. Hongjoong kämpfte jede Minute so sehr mit sich selbst das richtige für San zu tun und Wooyoung hatte ebenfalls seine Gründe ihn blind zu lieben, obwohl er über seine Rolle Bescheid wusste.

"Du solltest vielleicht zuerst heim gehen und alles richtig stellen, bevor du zum Cap zurück gehst. Ich kann ihm dann Bescheid geben und-"

"Tsukiko, wir brauchen dich hier!"

Ich war bei Youngjaes Stimme sofort auf den Beinen und wirbelte herum, zu dem majestätischen Baum hin, zwischen dessen gewaltigen Wurzeln die anderen aufgetaucht waren, soeben versuchten einander aus dem Wurzelwerk hinaus auf die Wiese zu helfen.

Ich bemerkte einige blutige Wunden an dem tastenden Arm am Rande des Loches, das wohl zu dem Brunnen hinab führte und rannte sofort los, San an meinen Fersen.

"Was ist passiert, warum seid ihr verletzt?!", rief ich besorgt aus, während ich Youngjae meine Hand reichte, den etwas ramponierten Mann zu uns nach draußen zog.

"Drache.", war alles, was Njörd hinter ihm nur sagte und schob ihn gänzlich hoch, bevor er sich Baldur griff, begann diesen auch zu heben.

San streckte die Hand nach dem Jungen aus, der ebenfalls verwuschelte und dreckige Haare hatte, diffus aus einer Wunde an seinem Arm blutete. Statt dass er sich helfen ließ, stemmte Baldur sich allerdings selbst hoch und knickte auch augenblicklich um, ich musste Youngjae los lassen, um schnell nach dem anderen zu greifen.

"Danke dir.", murmelte er bloß und sein Lächeln wirkte müde, als er ebenfalls heraus gekrochen kam.

Heimdall kam als nächster, San hatte sich wortlos wieder zurück gezogen und ich deutete Youngjae etwas gegen die Wunde am Bein des Blonden zu tun. Während wir noch diskutierten, wie ihm zu helfen war, kam Jongup allein aus dem Loch geklettert und lehnte sich schwer atmend an die wulstige Wurzel neben uns, ich fand vorerst keine Verletzungen an ihm.

Njörd ließ sich von San heraus helfen und stürzte ebenfalls sofort an unsere Seite, begann in seinem Bündel nach Bandagen zu kramen.

"Was ist da drinnen passiert, habt ihr eine Antwort erhalten?", fragte ich nebenbei, während ich begann Youngjaes Verletzungen mit Alkohol abzutupfen, seine leisen Proteste ignorierte.

"Nidhöggr ist der Drache, der hier haust, wir haben ihn ganz vergessen... Unsere Antwort war nur im See nach etwas glänzendem zu tauchen... Ich hoffe bloß, das wird etwas." Njörd sah düster aus und ließ sich auch dann nicht lockern, als Baldur ihm besorgt eine Hand an die Wange legte.

"Du schaffst das.", waren seine leisen Worte, dann wandte er sich Jongup zu, der inzwischen wieder von seinen beiden Wölfen flankiert wurde, beide unverletzt. Schien so, als würden sie beide eine etwas andere Rolle spielen.

"Wenn das Gift tatsächlich im See verborgen ist, spielt jemand sein Spiel mit uns... Hat jemand Kontakte zu Odin?" Wir schüttelten bedrückt unsere Köpfe.

"Gut, dann übernehme ich hier und Njörd, du springst in den See, um-"

"Macht euch keine Mühe."

Verwundert sahen wir uns zu San um, der nur schweigsam auf den See hin nickte, wo sich inzwischen etwas getan hatte.

Das zuvor glatte Wasser war in Bewegung gekommen, aufgewühlt und blubberte, ich sah sogar den Dampf kochend davon aufsteigen.

Mir fielen vor Schreck die Bandagen aus den Händen, als ich die wütenden, aufgebrachten Wellen beobachtete, keinen Weg von hier weg sah.

"Was ist los, was ist das?", fragte ich laut über das Rauschen und Blubbern, das meine Ohren nun erreichte hinweg, betrachtete entsetzt, wie sich mehrere Strudel in der Oberfläche bildeten, tödlich in das tiefe Gewässer hinab reichten.

"Das ist die verdammte Midgardschlange, dieser Mistkerl hat uns in die Falle gelockt!", rief Youngjae sofort erzürnt aus und sprang auf die Füße, um anklagend auf San zu deuten.

"Mach dich nicht lächerlich.", grollte der bloß mit einem finsteren Gesicht, brauchte Youngjae nicht zu verstehen, um zu wissen, was vor sich ging und hilflos sah ich zwischen ihnen umher, hin zu dem immernoch sehr gesunden Baldur.

"Das ist die verzauberte Klinge, nicht?! Du hast von Anfang an geplant uns hier zu stellen!" Er bezog schützend Stellung vor Baldur und auch in Heimdalls Augen traten Zweifel, als er Youngjaes Geste zu dem Schwert an meiner Hüfte folgte.

"Moment, ihr missversteht das, ich habe dieses Schwert von Himchan bekommen...", schlug ich mich an Sans Seite und versuchte wieder etwas Frieden einkehren zu lassen, über das Toden und Sausen des Wassers hinweg zu schreien.

"Ihr wart doch eben erst da unten, ihr müsstet doch wissen, dass-"

"DRACHE!"

Jemand riss mich zu Boden, als etwas pfeifend über uns hinweg zischte, Holz krachte und dann regnete es Splitter und Nadeln auf uns, größer als mein Körper. Schütztend schlug ich die Hände über meinen Kopf.

"Verteilt euch! Wir treffen uns am Runenkreis wieder!"

Nichts leichter als das.

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